Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.
Doc Holliday auch irgend so etwas suchte…«
»Ach, das haben Sie sich gedacht. Wie kamen Sie darauf?«
Der Schmied merkte, daß er sich verplappert hatte.
Plötzlich griff er nach einem glühenden Eisenhaken, der in der Esse lag und riß ihn hoch.
Gedankenschnell riß der Marshal den linken Fuß hoch und traf den Schmied am Unterarm.
Die Eisenstange flog durch die ganze Werkstatt und schlug auf den Treppenstufen zur Wohnung krachend auf.
Metallen drang die Stimme des Marshals an das Ohr des Schmiedes.
»Wo ist er?«
Der Schmied senkte den Kopf. »Ich habe nichts damit zu tun… Heute nacht ist ein Mann zu mir gekommen und hat ihn gebracht…«
»Wo ist er?« wiederholte der Marshal seine Frage mit erhöhter Lautstärke.
Der Schmied wagte nicht mehr aufzublicken.
»Der Mann kam in der Nacht und schleppte ihn hierher!«
»Wo ist er?«
Der Schmied deutete über die Schulter.
»Im Stall. Er liegt in der Futterkammer.«
»Kommen Sie mit.«
Der Schmied schüttelte den Kopf.
»Nein, ich komme nicht mit.«
»Sie kommen jetzt mit.« Wyatt packte ihn am Arm und zog ihn auf die Hoftür zu.
Da stockte der Fuß des Blacksmith. Er sah Doc Holliday im Hof stehen.
»Er ist ja auch da.«
»Ja, Sie werden doch nichts dagegen haben? Kommen Sie!«
Sie gingen mit dem Schmied durch den Stall in die Futterkammer.
Hinter einer Futterkiste lag der Leichnam in eine Decke geschlagen.
Wyatt blickte auf ihn nieder und fragte den Schmied: »Kennen Sie den Mann?«
Der schüttelte mürrisch den Kopf. »Nein, ich habe ihn nie gesehen.«
»Weshalb haben Sie mir nicht gesagt, daß er hier liegt?«
»Weil… weil… ich Angst hatte!«
»Ja, das ist eine gute Ausrede, Blacksmith.«
Unverwandt blickte der Missourier in das bleiche Gesicht des Toten.
Und plötzlich hatte er ein ganz eigenartiges Gefühl, das ihm sagte: Dieser Mann ist nicht der Chief der Galgenmänner.
Doc Holliday, der bis jetzt geschwiegen hatte, schüttelte den Kopf und sagte leise: »Nein, das ist er nicht.«
Wyatt blickte ihn verblüfft an. »Wie kommen Sie darauf?«
»Ich habe über den ganzen Überfall nachgedacht. Es waren sicher einige Männer vom Roten See dabei – aber nicht der Chief. Wenn er dabeigewesen wäre, hätte das Ganze ein anderes Gesicht gehabt.«
Der Marshal nickte. »Das glaube ich auch.«
Es blieb einen Augenblick still. Dann wandte sich der Missourier an den Schmied: »Da Sie sich so heiß bemüht haben, den Toten zu verbergen, haben Sie jetzt die Aufgabe, für seine Bestattung zu sorgen.«
»Ja, das werde ich! Denn ich habe keine Lust, mich von den Galgenmännern…«
Wyatt packte ihn am Arm. »Ihren Kommentar können Sie sich sparen, Blacksmith…«
Sie verließen das Anwesen des Schmiedes und suchten den Mayor auf.
Es war ein alter Mann mit runzligem Gesicht, der in einer Quergasse eine Sattlerwerkstatt führte.
Der alte Joe Henderson machte ein unglückliches Gesicht, als der Marshal bei ihm auftauchte.
Wyatt unterrichtete ihn davon, daß er im Post Office eine Drahtnachricht nach Tucson aufgegeben habe. »Noch heute werden zwei Männer kommen, die die Gefangenen abholen werden.«
Der greise Bürgermeister von Marana nickte.
»Es ist gut, Earp.«
Es war dem Alten anzumerken, daß er froh war, nicht weiter mit der Sache beschäftigt zu werden.
Der Kampf um das Depot von Marana war zu Ende.
Die Graugesichter hatten eine schwere Schlappe erlitten.
Wyatt Earp suchte noch einmal den schwerverletzten rothaarigen Mann auf, der oben am See in den Silver Mountains den Sprecher der Maskenmänner abgegeben hatte.
Der Mann machte jetzt einen frischen Eindruck und schien sich schon erholt zu haben.
»Sie wissen, wer der Tote ist, den der Mexikaner versucht hatte wegzuschaffen?« fragte Wyatt ihn.
Der Rote schwieg beharrlich.
Da schickte ihm der Marshal einen eisigen Blick zu.
»Damit wir uns verstehen, Mister, wenn Sie aus diesem Bett aufstehen können, dann nur, um den Weg zum Galgen anzutreten.«
Da riß der Bandit die Augen auf.
»Zum Galgen? Nein, dazu haben Sie kein Recht!«
»Dieses Recht benötige ich nicht. Der Richter hat es. Er wird Sie hängen.«
Wie viele Banditen, so schreckte auch dieser Mann vor der furchtbaren Strafe, die ihm da drohte, zurück. Durch die schwere Verwundung war auch sein Widerstandswille sehr geschwächt. Und so knurrte er jetzt: »Ich werde nicht an den Galgen kommen. Ich habe niemanden ermordet.«
»Trotzdem werden Sie an den Galgen kommen. Sie können sich ja bei Ihrem Boß dafür bedanken, der Sie hierhergeschickt hat und im letzten Augenblick ausgestiegen ist.«
»Ja, ich weiß«, entfuhr es dem Rotbärtigen. »Er ist immer im allerletzten Augenblick ausge…« Jäh brach er ab.
Zu spät aber hatte er seinen Fehler bemerkt. Jetzt wußte Wyatt, daß seine Vermutung ihn nicht getrogen hatte: Der Mann, der beim Kampf um das Depot sein Leben gelassen hatte, war nicht der Anführer der Graugesichter!
So sollte denn die Jagd nach diesem unheimlichen Mann erneut weitergehen?!
Der Marshal sog die Luft tief durch die Nase ein und wandte sich um. Mit schweren Schritten verließ er das Haus, in dem der Verwundete untergebracht worden war.
Als Wyatt Earp und Doc Holliday in ihren Sätteln saßen, um die Stadt zu verlassen, stand der Reverend neben dem Neger in der Hoftür und blickte finster vor sich hin.
Wyatt bedankte sich mit kurzen Worten noch einmal für das Quartier.
Der Neger sagte leise: »Fare well, Marshal!«
Auch dem Spieler schickte er einen Gruß zu.
Da hob der Reverend den Kopf.
»Auch ich wünsche Ihnen einen guten Weg, Mr. Earp. Ebenso Ihnen, Doktor. Sie dürfen es mir nicht übelnehmen, daß ich kein frohes Gesicht machen kann bei diesen furchtbaren Dingen, die sich hier zugetragen haben.«
Wyatt blickte ihn verwundert an.
»Wer hat das denn erwartet, Mr. Walker? Glauben Sie, wir fänden diese Dinge angenehm? Aber wenn wir den Banden nicht den Kampf ansagen, dann werden sie schlimmer und wachsen von Tag zu Tag. Sie haben ja gesehen, wie schwer es ist, eine solche Bande niederzuringen.«
Der Reverend schüttelte den Kopf. »Sie werden sie nicht niederringen, Mr. Earp. Diese Organisation ist zu stark, zu groß, zu weit verbreitet…«
Mit diesen wenig ermutigenden Worten bedacht, hatten sich die beiden Dodger auf den Weg gemacht.
Da aus den Gefangenen nichts weiter herauszubringen gewesen war, blieb ihnen nichts anderes übrig, als dem Mexikaner zu folgen. Er allein stellte jetzt noch die Verbindung zur Spitze der Bande dar.