Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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glaube es nicht. Das bildest du dir nur ein, Haw.«

      Der Kreole schwieg.

      Da stampfte Hawler mit dem Fuß auf.

      »Ihr müßt verrückt sein, wenn ihr das nicht merkt! Glaubt ihr denn, er steht da drüben, um die Wolken zu zählen?«

      Da wurde im Hintergrund der Schenke lautlos die Hoftür geöffnet. Nur der Mann hinterm Tresen, der alte Billinger, sah den Missourier eintreten.

      Wyatt legte warnend den Finger auf den Mund.

      Der Keeper nickte.

      Da stieß Hawler seinen Kumpan Halbon an.

      »Los, wir gehen hinaus und machen ihn fertig, ehe der Marshal dazukommt.«

      »Der Marshal ist schon da!« drang es da schneidend an die Ohren der drei Banditen.

      Hawler fuhr sofort herum. Aber er erstarrte in der Bewegung, als er in den beiden vorgestreckten Händen des Missouriers die Revolver sah.

      »Hände hoch!«

      Wyatt gab dem Keeper einen Wink, den drei Banditen die Revolver abzunehmen.

      »So, und jetzt raus hier!«

      Auf dem Vorbau blieb Hawler stehen.

      »Wo wollen Sie uns hinschleppen, Earp?«

      »Das fragst du noch, Bandit?« rief ihm Doc Holliday spöttisch entgegen. »Natürlich ins Hotel Du Nord zum Galadinner.«

      Die beiden Dodger verließen das Office wieder. Aber diesmal durch die Hoftür, um nicht wieder von einem Heckenschützen überrascht zu werden.

      So viel also stand fest: die Galgenmänner waren mit einem bedeutend größeren Aufgebot nach Marana gekommen, als der Marshal angenommen hatte. Und sie waren auch nicht neu hier in der Gegend. Wie sich jetzt herausstellte, waren schon seit einiger Zeit ihre Unterführer hier tätig. Dieser Terkins beispielsweise mußte schon seit langem hier »wirken«.

      Wer war der Tote drüben in dem kleinen Leichenhaus? War er wirklich der Anführer der Graugesichter?

      Die beiden Dodger gingen durch den Hof eines Mietstalles auf die Mainstreet zurück und hielten auf das winzige Totenhaus zu.

      Es war, wie in den meisten Städten, eine alte ausgediente Scheune, in die auf einen umgekippten Wagenboden die Toten gelegt wurden. Es war dunkel in dem kleinen Raum.

      Der Marshal riß ein Zündholz an.

      Entgeistert starrten die beiden auf den leeren Wagenkasten, auf den sie selbst vor einer halben Stunde den Toten hingelegt hatten. Er war verschwunden!

      Wyatt riß noch ein Zündholz an und sah sich in dem kleinen Raum um.

      Nichts! Die Scheune war völlig leer.

      Holliday kippte den Wagenkasten vorsichtshalber um. Aber auch darunter war der Körper des Toten nicht verborgen.

      Die beiden verließen den Schuppen und gingen auf einem Umweg in das Haus des Reverenden zurück.

      Der kam ihnen zusammen mit dem Neger an der Tür entgegen. Der Gottesmann rang die Hände.

      »Um Himmels willen, Marshal! Das ist die fürchterlichste Nacht, die ich je erlebt habe! Wie viele sind denn schon tot?«

      »Ein einziger ist tot.«

      »Wie konnten Sie ihn denn töten, Mr. Earp! Ich beschwöre Sie…«

      »Seien Sie still!« fuhr Holliday ihn an. »Der Marshal hat ihn nicht getötet. Einer seiner eigenen Banditen hat auf ihn geschossen.«

      »Kennen Sie den Mann?«

      »Nein. Ich kenne ihn nicht. Höchstwahrscheinlich ist es der Führer der Graugesichter«, entgegnete der Missourier schroff.

      Wyatt war weiter in den Flur hineingegangen und stand schon an der Treppe.

      »Was soll denn nun werden?« rief ihm der Reverend nach.

      »Das wird sich finden. Jedenfalls ist der Angriff auf das Railway-Depot abgeschlagen, und die Bande sitzt drüben im Jail.«

      »Die Bande? Die Graugesichter sitzen im Jail… Da haben Sie dem Sheriff ja eine schwere Aufgabe aufgebürdet«, meinte der Reverend.

      Wyatt nahm die Brille aus der Tasche und gab sie ihm zurück. Den Mantel des Negers hängte er über den Treppenpfosten.

      »Ich habe ihm überhaupt keine Aufgabe aufgebürdet, Mr. Walker. Niemand in dieser Stadt wird ihm mehr eine Aufgabe geben.«

      »Um Himmels willen, ist er etwa lebensgefährlich verletzt? Oder gar tot…«, stammelte der Geistliche.

      »Nein«, entgegnete Holliday brüsk, »er ist geflohen. Er hat dem Marshal den Stern vor die Füße geworfen. So sieht es in Ihrer sauberen Stadt aus, Mr. Walker.«

      Die beiden gingen hinauf in ihre Zimmer und holten ihre Sachen.

      Als sie zurückkamen, trat der Reverend ihnen noch einmal entgegen. »Ich habe mich dumm ausgedrückt, Gentlemen. Ich meinte es natürlich nicht so. Wir sind alle jetzt kopflos durch die furchtbaren Ereignisse.«

      »Schon gut«, antwortete der Marshal.

      »Wo wollen Sie hin?«

      »Wir werden weiterreiten.«

      Da umspannte der Reverend mit beiden Händen den rechten Unterarm des Marshals.

      »Mr. Earp, bitte, verzeihen Sie«, preßte er heiser hervor. »Ich war so erregt. Sie müssen es verstehen. Ich bin kein Mann, der mit dem Revolver umgehen kann. Und… ich weiß, daß ich unkluge Worte gesprochen habe. Sie müssen großherzig genug sein, mir zu verzeihen. Das alles hat mich furchtbar schockiert. Es ist abscheulich von dem Sheriff, daß er Sie und die Stadt im Stich gelassen hat. Ich habe es mir gerade überlegt, das heißt, der schwarze Samuele hier hat es mir noch einmal deutlich vor Augen geführt: Ohne Sie hätte es in der Stadt fürchterlich werden können. Sie haben nicht nur das Depot der Railway gerettet, sondern ganz Marana! Ich möchte nicht wissen, wie die Galgenmänner hier gehaust hätten, wenn Sie ihnen freien Lauf gelassen hätten.«

      Wyatt blickte forschend in die hellen Augen des Geistlichen. Er konnte den Mann verstehen. Es war nicht jedem gegeben, in einer solchen Nacht eiserne Nerven zu behalten.

      »Bitte, bleiben Sie doch«, bat der Priester. »Wohin wollen Sie jetzt in der Dunkelheit reiten?«

      Der Marshal wechselte einen Blick mit dem Georgier und nickte dann.

      »Schon gut, Rev. Dann bleiben wir bis morgen. Immerhin ist einer der Banditen entkommen. Und wir finden in der Morgenfrühe seine Fährte höchstwahrscheinlich besser als jetzt in der Nacht.«

      Der Angriff auf das große Railway-Depot in Marana war abgeschlagen.

      Aber das Geheimnis um den Toten blieb.

      Keiner der Männer im Jail wollte ihn kennen.

      Der Rotschopf war zwar nicht lebensgefährlich getroffen, doch so schwer verwundet, daß er vernehmungsunfähig war. Und von ihm allein hätte man schlüssige Auskunft bekommen können.

      Hatte der Mexikaner die Leiche des Anführers verschwinden lassen?

      Wyatt Earp hatte die Stadt schon im Morgengrauen verlassen wollen. Aber die Suche nach dem Toten hielt ihn noch in Marana fest.

      Es war gegen halb neun, als Doc Holliday aus dem Hof des Schmiedes kam und dem Marshal zuflüsterte: »Da ist irgend etwas nicht in Ordnung.«

      »Haben Sie mit dem Schmied gesprochen?«

      »Ja, es ist ein mürrischer Bursche. Vielleicht fünfzig. Irgend etwas verheimlicht der Kerl.«

      Wyatt Earp betrat die Schmiede allein.

      Der Blacksmith, ein bärtiger, rußiger Mann mit kahlem Schädel und grüner Lederschürze, trat ihm entgegen. Muffig fragte er: »Was suchen Sie hier, Mr. Earp?«


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