Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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etwa auf den kleinen krummbeinigen Kerl abgesehen…?«

      »Nein, ich meine den Mann, der hier vorne steht und Brandy trinkt. Er ist ziemlich groß und trägt einen schwarzen Hut und einen schwarzen Mantel. Den Colt trägt er links.«

      Der Mexikaner achtete immer besonders auf Männer, die ihren Revolver links trugen.

      »Ich weiß nicht, was du dabei findest«, entgegnete der Bursche.

      Über das bronzefarbene Gesicht des Mexikaners huschte ein böses Lächeln.

      »Wir werden uns die Figur einmal näher­ betrachten.«

      *

      Der Marshal hatte den Hof des Reverenden zur anderen Seite hin verlassen, um durch eine kleine Quergasse auf den freien Platz zu kommen, der hinter dem Depot lag.

      Es war ein ziemlich großer und weitflächiger Platz. Nach etwa hundert bis hundertfünfzig Yards kamen kleine Häuser, die ziemlich weit auseinander standen. Marana war eine sehr kleine Stadt. Und hier hinter der Mainstreet war schon nach zwei, drei Häusern Schluß.

      Im diffusen Sternenlicht vermochte der Marshal den Platz nicht gut zu übersehen. Er stand im Dunkel eines Scheunentores und blickte zur Rückfront des Depots hinüber.

      Das Haus war steingefügt und ziemlich groß. Die Mauer, die hinten den Hof umgab, war ziemlich niedrig, und man konnte gut über sie wegsehen.

      Alles war still.

      Der Missourier rührte sich dennoch nicht von der Stelle.

      Äußerste Vorsicht war geboten. Schließlich kannte er die Galgenmänner. Und wenn sich hier ihre Elite aufhielt, dann war doppelte Vorsicht am Platze.

      Als er seinen Platz verlassen wollte, um an dem halbzerfallenen Zaun eines Gartens entlang auf die kleinen Häuser drüben zu gehen, sah er urplötzlich vorn an der Mauer eine Gestalt auftauchen!

      Nicht etwa oben an der Straße, wo der Mann gerade hergekommen sein könnte, oder auf der anderen Seite des Depots, nein, hier vorne, vielleicht zwanzig oder fünfundzwanzig Schritt vor dem Marshal in der Mitte der Mauer, die er seit langem im Auge gehabt hatte.

      Der Mann mußte also während der ganzen Zeit dort gelegen haben.

      Es war ein Zufall, daß der Missourier seine Silhouette so gut sehen konnte, denn der Kopf und die Schultern des Fremden zeichneten sich von der weißen Adobewand eines der dahinterstehenden Häuser deutlich ab.

      Es war ein mittelgroßer Mann, der sich jetzt nach allen Seiten umsah, ehe er wieder verschwand.

      Er lag jetzt also wieder hinter der Mauer.

      Wyatt blieb reglos stehen und starrte auf den Hofplatz des Depots.

      Da war der Ruf des Nachtkauzes zu hören. Irgend jemand hatte den Ruf dieses Tieres täuschend nachgeahmt, aber das scharfe Ohr des Missouriers entdeckte den Betrug sofort. Zu oft hatte Wyatt den Nachtkauz in der Savanne schreien gehört, als daß er jetzt auf diesen Trick hätte hereinfallen können.

      Wenige Minuten später wurde der Ruf oben von der Straße her erwidert.

      Und dann entdeckte der Marshal auf der anderen Seite des Depots eine graue Gestalt, die sich dicht vor der weißen Adobewand vorwärts bewegte, bis sie ebenfalls bei der Mauer wegtauchte.

      Jetzt waren also wenigstens zwei Männer hinter der Ringmauer und einer oben auf der Straße.

      Wo blieb Doc Holliday?

      Wyatt hatte sich mit ihm hier, vor der Scheune, verabredet. Eigentlich hatte der Missourier vorgehabt, den weiten Platz hier abzusuchen, aber sein Argwohn hatte ihn gewarnt, und so war er denn hier am Hoftor stehengeblieben.

      Und seine Geduld hatte sich gelohnt. Es konnte keine Zweifel mehr daran geben, daß sich irgend etwas um das Railway-Depot zusammenbraute.

      Waren es die Galgenmänner?

      Wyatt beschloß, seinen Platz zu verlassen, um nach Doc Holliday zu sehen.

      Er ging auf dem gleichen Weg zurück, auf dem er gekommen war. So erreichte er die Mainstreet an der Ecke neben dem Haus des Reverends.

      Es war auf der Mainstreet von Marana so still wie immer um diese Abendstunde.

      Drüben vor der Schenke hatten sich ein paar Reiter eingefunden, deren Pferde da abgestellt waren. Der Planwagen stand immer noch da.

      Wyatt schlurfte gebückt über den Fahrdamm und stieg drüben vor dem Hardwareshop auf den Vorbau.

      Umständlich zündete er sich einen Zigarrenstummel an und schlurfte dann weiter auf die Eckschenke zu.

      Da blieb er wieder stehen und tat, als wenn er sich den Zigarettenstummel noch einmal anzünden müsse.

      Er war jetzt neben einem der Fenster und konnte in den Schankraum sehen.

      Und was er da sah, bannte seinen Blick. Unweit vom Fenster, nur etwa einen Yard entfernt, sah er auf dem Tisch eine braune, behaarte Hand liegen, die eine Zigarette hielt. Auf dem Mittelfinger dieser Hand blinkte ein großer goldener Ring mit einer hellen Platte, in die ein Dreieck eingraviert war.

      Der Ring der Galgenmänner!

      Wyatt hob den Blick und sah zur Theke hinüber.

      Und was er da sah, faszinierte ihn nicht weniger. Doc Holliday lehnte an der Theke und hatte die Linke um sein Glas gespannt. Den Kopf hatte er etwas angehoben und blickte den blonden Burschen an, der neben ihm stand.

      Mehrere Schritte hinter ihm stand der Mexikaner, der seinen Revolver gezogen hatte.

      Die wenigen Leute, die in der Schenke waren, starrten zur Theke hinüber.

      Das war ja eine höllische Situation! Wenn Wyatt jetzt eingriff, hatte er wohl keine Gelegenheit mehr, sich den Besitzer des großen goldenen Ringes anzusehen.

      Und noch einmal zurückzugehen, und sich neben dem Fenster zu bücken, um von dort aus das Gesicht des Mannes zu erkennen, konnte er auch nicht riskieren, da er vielleicht vom Wagen aus beobachtet wurde.

      Also ging er weiter auf die Schankhaustür zu und schob sie langsam auf.

      Damned! Den Mann am Fenster konnte er nicht sehen, da der ihm den Rücken zukehrte.

      Es war ein ziemlich großer Mann, schlank, hager und sicher noch nicht alt.

      Wyatt hielt auf die Theke zu und blieb an ihrem Stammende, nicht weit von dem Mexikaner stehen.

      Er winkte dem Keeper.

      Der kam mit schlotternden Knien heran.

      »Ja, ja, Sie bekommen gleich. Sie sehen doch…«

      Da flog der Kopf des Mexikaners herum. Er schnauzte den Wirt an: »Was?«

      »Nichts, Mister, natürlich nichts.«

      »Das wollte ich dir auch geraten haben!«

      Doc Holliday hatte den Marshal sofort gesehen.

      Hatte nun der Mexikaner, der ein ungewöhnlich argwöhnischer Mensch zu sein schien, den Blick des Gamblers beobachtet oder war es Zufall? Jedenfalls warf er einen kurzen forschenden Blick in den Thekenspiegel, wo er den neuen Gast sehen konnte.

      Aber ihm schien nichts Verdächtiges an dem Neuen zu sein.

      Eben meinte der blonde Bursche, der sich offenbar mit Doc Holliday angelegt hatte: »Du willst also den Drink nicht für mich ausgeben, Brother?«

      »Nein«, entgegnete der Spieler, »ich habe keinen Grund dazu, ich kenne dich wirklich nicht.«

      »Wenn ich dir sage, daß wir uns kennen, dann bleibt’s dabei. Aber wenn du mich beleidigen willst – ich habe es dir schon gesagt – dann geht’s dir schlecht. Jetzt wirst du erst einmal mit mir hinauskommen.«

      Doc Holliday schüttelte den Kopf. »Nein, warum? Draußen ist es kalt. Wenn du in meine Jahre kommst, Boy, dann bleibst du auch lieber in der warmen Schenke.«

      Da


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