Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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      »Wir haben etwas gegen Leute, die Stacheldraht lieben«, entgegnete der Marshal.

      »Well, das kann schon sein. Ich mag die Leute auch nicht, die Stacheldraht um ihre Ranch ziehen. Aber bei mir war es notwendig. Zweimal haben mich die Indianer überfallen, und siebenmal ist die Ranch von weißen Banden gebrandschatzt worden. Und da Sie gerade von den Galgenmännern gesprochen haben: Ihretwegen habe ich den Zaun gezogen. Sie waren vor drei Monaten hier, hielten sich hier drei Tage auf, haben mir sieben Pferde gestohlen, meine ganzen Vorräte verbraucht und meine Leute verprügelt. Als sie endlich wieder abzogen, schwor ich mir, die Ranch mit einem gewaltigen Zaun zu umgeben. Es ist mir ein Rätsel, wie Sie ihn durchschnitten haben.«

      Holliday beschloß, es ein Rätsel für den Mann bleiben zu lassen.

      Log der Rancher, oder sagte er die Wahrheit?

      »Mein Name ist Anderson, John Anderson. Ich lebe hier mit meiner Frau, meiner Schwester und sieben Cowboys.«

      »Nanu? Wir haben es hier nur mit sechs Leuten zu tun gehabt«, meinte der Marshal.

      »Ja, das kann sein. Der andere ist ein alter Bursche. Wenn Feierabend ist, schläft er wie ein Murmeltier.«

      Konnte Wyatt dem Mann vertrauen? Zu viel hatte er in der letzten Zeit mit den Galgenmännern erlebt. Er beschloß, äußerste Vorsicht walten zu lassen. Aber die Erwähnung von Port Latur hatte ihn doch aufhorchen lassen. Sollte dieser einfache Viehzüchter sich eine solche Story aus den Fingern gesogen haben? Kaum anzunehmen.

      »Und wenn Sie wirklich Wyatt Earp sind, dann kann ich Ihnen noch etwas sagen. Ich bin vor sieben Jahren in Santa Fé mit Ihrem Bruder Morgan zusammengetroffen. Er war damals Sheriff von Santa Fé. Es war kurz vor Weihnachten, da kamen die Cornwalls in die Stadt. Ich weiß nicht, ob Sie von der Geschichte gehört haben. Morg hatte eine fürchterliche Schießerei. Seine Leute waren unterwegs, und er stand ziemlich allein da.

      Ich war mit dem Alten, der jetzt schnarcht, und einem der Männer, die Sie überwältigt haben, gerade auf der Straße, und wir konnten Ihrem Bruder auch beistehen.«

      Wyatt erinnerte sich daran, daß Morgan ihm die Geschichte einmal erzählt hatte.

      »Ja, ich habe davon gehört.«

      Es war einen Augenblick still, dann sagte der Rancher: »Tut mir leid für Sie, daß Morgan nicht mehr lebt. Ich weiß, daß die Clantons ihn umgebracht haben…«

      Die Erinnerung an den toten Bruder überwältigte den Missourier.

      Düster sagte er: »Sie können Ihre Leute losbinden, Mr. Anderson. Es tut uns leid, daß wir hier so eindringen mußten.«

      Der Rancher schüttelte den Kopf.

      »Das macht nichts. Sie hatten ja Grund zum Argwohn. Schließlich konnten Sie nicht wissen, daß es kein Galgenmann war, dem Sie folgten, sondern Mr. Cordoba.«

      »Ja, ja«, sagte der Marshal.

      Der Rancher hob den Kopf und blickte ihn fragend an.

      »Oder glauben Sie mir nicht?«

      »Doch, Mr. Anderson, ich glaube Ihnen.«

      Wenige Minuten später waren die Cowboys wieder auf den Beinen. Man ging zusammen zum Ranchhaus. Während zwei von den Leuten den Zaun wieder flickten, saßen Wyatt Earp, Doc Holliday und der Rancher mit den anderen Weidereitern in der Wohnstube um den großen Tisch.

      Der Rancher hatte die beiden Dodger herzlich zum Abendbrot eingeladen.

      Während des Essens fragte Anderson: »Wie kommen Sie darauf, daß der Mann, dem Sie folgen, hierhergeritten sein müßte?«

      Wyatt legte den Löffel neben den Suppenteller zurück.

      »Er ist hierhergeritten, Mr. Anderson.«

      Die Männer hielten inne mit dem Essen und sahen den Missourier verblüfft an.

      »Ich verstehe nicht…«, stotterte der Rancher.

      »Würden Sie mir sagen, wie dieser Cordoba aussieht?« fragte der Marshal und heftete seinen Blick auf das Gesicht des Viehzüchters.

      »Well, er ist ziemlich groß, hat ein dunkles Gesicht, dunkle Augen…«

      »… trägt einen mexikanischen Sombrero«, unterbrach ihn der Marshal, »und reitet ein mexikanisch aufgeschirrtes Pferd.«

      »Nein, absolut nicht. Cordoba trägt sich wie Sie. Er hat einen dunklen Stetson auf und trug einen schwarzen Anzug, als er heute hier war.«

      »Wo kam er her?«

      »Er kam aus Harricourt. Da ist er öfter. Er hat Verwandte da. Und außerdem gehört das kleine Postamt dort mit zu seinem Distrikt. Da ist eine Wells Fargo Station, die er mitzubetreuen hat. Vielleicht wissen Sie ja, daß in Port Latur das Headquarter der Wells Fargo Company ist.«

      »Ja, das weiß ich.«

      Die beiden Dodger wechselten einen Blick miteinander.

      »Und Cordobas Pferd war nicht mexikanisch aufgeschirrt?« erkundigte sich der Marshal.

      Der Rancher schüttelte den Kopf. »Nein, es war aufgeschirrt wie unsere Pferde, ohne jeden Putz.«

      Sollten sie sich getäuscht haben? Sollte der Mann, dessen Pferd sie den ganzen Tag über gefolgt waren, etwa doch nicht Jallinco sein?

      »Sie können sich darauf verlassen, Mr. Earp, daß ich Cordoba genau kenne. Wir haben öfter miteinander zu tun gehabt. Er ist ein prächtiger Bursche und freigiebig. Außerdem hat er überall Freunde hier in der Gegend. Ich sage das nur, damit Sie verstehen, weshalb er auch mich auf seinem Ritt aufgesucht hat. Er ist ein unterhaltsamer Bursche, der gern eine kleine Pause auf einer Ranch macht. Wir beide haben einen Whisky zusammen getrunken und eine Zigarette geraucht. Dann ist er weitergeritten.«

      Wyatt Earp hatte lange überlegt, ob er Anderson und seinen Leuten erzählen sollte, was er in Marana und Red Rock erlebt hatte. Er kam nun zu der Ansicht, daß es besser sei, wenn die Bewohner der Umgebung Bescheid wußten. Als er seine Geschichte beendet hatte, blickten die Männer einander verblüfft an.

      »Das ist ja eine höllische Story«, fand der Rancher. »Aber was Cordoba betrifft, da irren Sie sich bestimmt. Weiß der Teufel, wohin dieser Mexikaner geritten ist.«

      Die Männer unterhielten sich noch bis in die Nacht hinein. Und dann nahmen die beide Dodger das freundliche Angebot des Ranchers an, bei ihm im Haus zu übernachten.

      In der Morgenfrühe des darauffolgenden Tages verließen sie die Ranch.

      »Vielleicht ist es Irrsinn, daß wir jetzt den weiten Weg hinüber nach Port Latur machen, aber wenn wir es nicht tun, dann haben wir die Fährte des Mexikaners auch verloren.«

      Doc Holliday blickte gedankenversunken in die Savanne, die noch von dem Morgennebel eingehüllt war.

      »Ich glaube nicht, daß der Rancher uns belogen hat.«

      »Nein, belogen hat er uns ganz sicher nicht. Aber an der Geschichte gefällt mir irgend etwas nicht.«

      »Ja«, entgegnete der Georgier, »mir auch nicht. Und zwar ist es die Tatsache, daß der Mann ausgerechnet die größte Telegraphen- und Transportstation der ganzen Umgebung unter sich hat.«

      Wyatt lächelte. »Wir sind zwei mißtrauische Kerle, Doc. Aber da wir wieder einmal dasselbe denken, bleiben wir auch auf dem Trail. Wir werden uns dieses Port Latur und seinen Wells Fargo Boß einmal näher ansehen.«

      Wieder waren sie gezwungen, den Kurs zu wechseln.

      Port Latur lag im Südwesten. Und Tombstone, wo ihr Freund Luke Short auf sie wartete, im Südosten.

      Port Latur war eine verhältnismäßig kleine Stadt, und ihre Bedeutung lag nur in ihrer Lage.

      Schon sehr früh war die kleine Siedlung durch die Poststation bekannt geworden. Alle Overlandlinien, die von Norden, Süden, Westen und Osten kamen, schnitten die Paßstelle


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