Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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und größte Transportgesellschaft etabliert. Sie baute ein großes Lagerhaus und errichtete auch eine eigene Poststation, der gleich nach dem Kriege auch ein Telegraphennetz angeschlossen wurde.

      Es war Abend, als die beiden Männer die Stadt am Fluß unter sich liegen sahen. Sie hielten an dem hier ziemlich steil abfallenden Hang der Rovery Hills und blickten auf die Häuser hinunter, die wie Spielzeuge zu ihren Füßen lagen.

      »Wenn wir den Weg zu Mr. Cordoba vergeblich gemacht haben, dann hat Gipsy Jallinco einen Vorsprung von achtundvierzig Stunden«, preßte der Georgier heiser durch die Zähne.

      Schweigend setzten sie ihren Ritt in die Stadt fort.

      Es war kalt geworden. Die Sonne hatte sich am Tage nur kurze Zeit blicken lassen. Und die Nebelschwaden stiegen schon seit fünf Uhr wieder hoch. Hier unten am Fluß war es noch schlimmer. Die Lampen in der Mainstreet waren von weißen, wattigen Kränzen umgeben. Die Geräusche in der Straße hörten sich gedämpfter an als sonst.

      Die beiden Reiter brachten ihre Pferde in einen Mietstall und schlenderten dann über die Straße auf das Sheriffs Office zu.

      Es war ein kleiner, schmaler Bau, aus dessen Schornstein es heftig qualmte.

      Als der Marshal nach kurzem Anklopfen die Tür geöffnet hatte, sah er nur das Hinterteil eines Mannes, der damit beschäftigt war, Papier in den Kanonenofen zu stopfen.

      »Kann ich den Sheriff sprechen?« fragte der Marshal.

      »Wenn es warm ist, hat der Sheriff Sprechstunde«, entgegnete der Mann und stopfte weiter Papier in den Ofen.

      »Wie wär’s denn mal mit Holz?« meinte der Marshal.

      »Holz? Ja, bringen Sie Ihren Kopf her, ich stecke ihn gleich rein. Hahaha!«

      Der Mann richtete sich auf und blickte sich um. Sein rundliches rotwangiges Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen. Dann stieß er den dicken Zeigefinger nach vorn und meinte: »He, wenn Sie nicht Wyatt Earp sind, dann bin ich Abraham Lincoln.«

      »Schade«, meinte der Marshal, »ich wäre Lincoln gern begegnet.«

      Der wohlbeleibte Sheriff von Port Latur stampfte auf den Marshal zu und preßte seine Pranken um die Rechte des Missouriers.

      »Das ist eine Überraschung, Wyatt Earp!«

      Der Marshal dämpfte die Begeisterung des wohlbeleibten Gesetzesmannes und sagte ihm, weshalb er hierhergekommen war.

      Der Dicke zog sein Gesicht auseinander und feixte wie ein Honigkuchenpferd.

      »Cordoba?« Er deutete mit dem Daumen nach rechts. »He, das ist ein Witz. No, no, Marshal, den Weg haben Sie vergeblich gemacht. Cordoba ist in Ordnung. Er ist schon elf Jahre hier in der Stadt. Und nächstes Jahr wird er hier der Mayor sein. Nein, da sitzen Sie auf der falschen Fährte, Marshal. Dem guten Cordoba wird Port Latur eines Tages noch einmal ein Denkmal setzen. Er hat eine ganze Menge für die Stadt getan, mehr als jeder andere. Sollten mal sehen, wie sein Laden drüben läuft. Und was wäre die Poststation ohne ihn? Besuchen Sie ihn mal. Kommen Sie, ich werde gleich mit Ihnen gehen.«

      »Nein«, wehrte der Marshal ab. »Es kann ja sein, daß Sie recht haben. Aber es kann auch sein, daß ich recht habe.«

      Der Sheriff lachte. »Sie irren sich ganz bestimmt. Es ist schade, daß Sie den weiten Weg umsonst gemacht haben, aber andererseits ist es natürlich auch großartig. So komme ich doch wenigstens einmal dazu, den berühmten Wyatt Earp zu sehen.«

      Der Sheriff nahm eine Kaffeekanne vom Ofen und schob einen sauberen Becher vor den Marshal hin.

      »Sie trinken doch bestimmt einen Schluck?«

      »Ja.«

      Mitten im Einschenken hielt der Sheriff inne.

      »Warten Sie mal, was haben Sie da eben gesagt? Er trägt den Revolver links und hat Sternradsporen? He, Cordoba trägt auch Sternradsporen und… und den Revolver über dem linken Oberschenkel. Aber, haha«, lachte er dann, »das ist bestimmt ein Zufall.«

      »Wir werden sehen.«

      »Wissen Sie was?« Der Sheriff setzte die Kanne auf den Ofen zurück. »Ich werde ihn einfach mal herholen. Ich bin gut mit ihm befreundet. Er kommt bestimmt.«

      »Nein, ich gehe lieber zu ihm.«

      »Dann komme ich mit.«

      Sie gingen hinaus. Auf dem Vorbau blieb der Sheriff erschrocken stehen und blickte auf die hochgewachsene Gestalt des Mannes, die vorn an einen der Vorbaupfeiler lehnte und die Straße beobachtete.

      »He, wer ist denn das?«

      »Das ist… ein Begleiter von mir«, erklärte der Marshal, da er den Namen des Georgiers nicht laut auf dem Vorbau nennen wollte. Außerdem mußte er damit rechnen, daß der Sheriff ihn laut wiederholte.

      »Ach so«, meinte der dicke Gesetzesmann. »Sie haben Ihre Geister wohl schon überall hier postiert?«

      »So ungefähr.«

      Die beiden gingen weiter. Stampfend marschierte der schwergewichtige Sheriff neben dem Marshal her. Sie verließen den Vorbau, überquerten die Mündung einer Gasse und betraten den Stepwalk vor den nächsten Häusern.

      Schon von weitem konnte der Marshal das Gebäude der Wells Fargo sehen, und selbst wenn er es nicht gesehen hätte, würden ihm die vielen Wagen, die davorstanden, die Station verraten haben.

      »Da ist es«, meinte der Sheriff.

      Als sie vor dem Gebäude angekommen waren, sah der Marshal die großen Fenster, die ihre gelblichen Lichtrechtecke auf die Straße hinauswarfen.

      »Warten Sie!« Er hielt den Sheriff am Jackenärmel fest. »Ich sehe, daß man von hier aus den ganzen Raum drinnen gut übersehen kann. Gehen Sie hinein und bleiben Sie in der Mitte des Raumes stehen, wo jetzt die Frau mit dem Korb steht. Und dann sagen Sie, daß Sie Cordoba sprechen wollen. Bleiben Sie unbedingt da stehen.«

      »Wird gemacht.«

      Der Sheriff stampfte davon, öffnete die Tür und trat ein. Wyatt konnte ihn von seinem Platz aus gut beobachten.

      Es kam ein Mann in weißen Hemdsärmeln und mit einem grünen Marienglasschirm auf der Stirn und sprach mit ihm.

      Das war niemals Jallinco!

      War es Cordoba?

      In diesem Augenblick krachte auf der Straße ein Schuß.

      Die Kugel klatschte nur handbreit neben der Schulter des Marshals in das Holz der Wells Fargo Hauswand.

      Der Marshal warf sich sofort nieder und robbte hinter einen Wagen, der dicht am Vorbau stand.

      Da peitschte von links vom Vorbau her ein Schuß auf die Straße.

      Es war einer der Revolver Hollidays. Wyatt Earp erkannte ihn sofort an seinem hellen Klang.

      »Da stehst du schlecht, Jallinco«, fiel im nächsten Augenblick die klirrende Stimme des Spielers über die Straße. »Komm raus aus der Türnische, sonst schieße ich dir das Holz in Fetzen um die Ohren!«

      Der Nebel auf der Straße war so dicht, daß Wyatt von seinem Platz aus nur wenig sehen konnte. Wie Gespensteraugen griffen die Lichter der Häuser durch die wattigen Schleier.

      Aus der Tür der Wells Fargo Company stürmte der Sheriff.

      »Marshal! Marshal, wo sind Sie? Marshal!«

      »Hier bin ich«, rief ihm der Missourier leise zu.

      »Ach da, warten Sie! Wer hat geschossen?« Stampfend kam der Sheriff näher. »Wo stecken Sie? Ach, hier sind Sie. Augenblick mal… Verdammt, jetzt kriege ich die Knarre nicht aus dem Halfter! Ach so, da ist sie.« Er nahm den Revolver hoch und ließ die Trommel laut rotieren.

      »Pst!« mahnte ihn der Marshal.

      Auf der Straße war es still geworden. Da schnitt Hollidays Stimme wieder in den Nebel hinein:


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