Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.
erledigen.«
»Er – ist in unsere Hände gefallen. Wir haben ihn niedergeschlagen.«
»Ganz niedergeschlagen? Weiter, Mensch, laß dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen! Wer war es?«
»Batko. Er hat ihn mit dem Gewehrkolben erwischt.«
Da schien der Alte nach dem Driver zu greifen. Man hörte ein lautes Atemgeräusch. »Erwischt? Rede deutlicher, Kerl! Habt ihr ihn getötet?«
»Ich weiß nicht, Boß«, verteidigte der Driver sich da. »Es war Batko. Mit dem Gewehrkolben hat er ihn von hinten niedergeschlagen.«
»Mit dem Gewehrkolben? Und von hinten? So. Und willst du mir etwa sagen, daß er tot ist?«
Wieder blieb es eine Weile still.
»Gib Antwort!« brüllte der Alte.
Der Driver machte einige Schritte zurück. Das Geräusch, das seine Stiefel dabei verursachten, drang deutlich in den Wagen.
»Er ist tot, ja, es ließ sich nicht vermeiden, Boß.«
»Ach? Weißt du was das bedeutet?«
»Natürlich. Deshalb haben wir ihn ja hergebracht.«
»Was?« krächzte der Alte schnarrend. »Hast du ihn da etwa auf dem Wagen?«
»Ja.«
Rasche Schritte näherten sich dem Schooner.
Die Plane wurde zurückgerissen. Licht fiel in das Innere des Wagens und brachte endlich, endlich einen kühlen Luftzug mit.
Wieder blieb es eine Weile still.
Dann war da wieder die Stimme des Alten.
»Weshalb habt ihr ihn gefesselt und geknebelt, wenn er doch tot ist?«
»Hal Somers meinte, wir müßten es bei dem da sicherheitshalber tun«, entgegnete Sam.
»Und warum hast du ihn hierhergebracht? Ihr müßt wahnsinnig gewesen sein! Doc Holliday ist in der Stadt. Er wird dir folgen, zusammen mit Luke Short! Alle miteinander seid ihr wahnsinnig, ihr Idioten!«
Dann war das klickende Geräusch eines gespannten Revolverhahns zu hören.
»Nicht doch, Boß«, stieß der Driver hervor.
»Ich sollte dich umbringen, du hirnloser Bursche. Wie konntest du es wagen, seine Leiche hier heraus zu transportieren?«
»Es ist doch die einzige Möglichkeit, Boß. Wir haben ihn sofort auf den Wagen geworfen und aus der Stadt geschafft.«
Also waren sie die ganze Zeit unterwegs gewesen, seit er niedergeschlagen worden war, überlegte Wyatt. Das bedeutete, daß sie sechs oder gar sieben Stunden gefahren waren. Nun besagte das noch nichts Sicheres über die Entfernung, denn es war sehr schwer festzustellen, wie viele Meilen der Wagen in dieser Zeit zurückgelegt haben konnte. Immerhin, da er sich nach Süden bewegt hatte, konnte man sich nicht allzuweit von den Blauen Bergen befinden, deren Kulisse oft bei klarem Wetter zum Greifen nahe hinter den Häusern von Tombstone stand.
Die Männer standen hinter dem Wagen und starrten ihn an.
Stellte er sich tot, so lief er Gefahr, irgendwo verscharrt zu werden. Zeigte er aber den Banditen, daß er noch lebte, war er in größter Gefahr, wirklich getötet zu werden.
In die fieberhafte Überlegung des Missouriers hinein drang die schnarrende Stimme des Alten:
»Los, schaff den Wagen drüben in die Scheune, damit ihn niemand auf dem Hof sieht!«
Der Marshal hörte, wie die beiden Pferde ausgespannt wurden, wie die Stranghölzer in den Sand fielen und wie die Tiere weggeführt wurden. Die Kettenenden vorn an der Deichsel klirrten eine Weile leise gegeneinander.
Es war Sam selbst, der die Tiere wegführte, und der Alte stand noch hinten am Wagen.
Nur einen Yard von dem Kopf des vermeintlichen Toten entfernt. Ein wenig angenehmer Gedanken, wenn es sich dieser Mensch nun einfallen ließ, sich davon zu überzeugen, ob der ihm angeschleppte tote Marshal Earp auch tatsächlich tot war? Wyatt hörte den rasselnden Atem des anderen jetzt näher. Und schon spürte er zu seinem Entsetzen eine Hand an seinem Hals, die weiter über seinen Jackenaufschlag zu seiner Brust tastete, wo der Marshalstern saß.
Wyatt glaubte nicht richtig zu spüren – und doch war es so. Der Mann nestelte ihm das Zeichen des Gesetzes von der Brust und nahm es hastig an sich.
Was der Dieb damit bezweckte, war dem Missourier absolut unklar.
Drüben wurde eine Stalltür zugeschlagen, und gleich darauf waren die Schritte des Drivers wieder zu hören.
Die Plane fiel zu und wurde verzurrt.
»Los, wir schieben den Karren in die Scheune.«
Sam zog und der andere schob. Der nicht sehr schwere Wagen rollte über einen Hofplatz in die Scheune. Dann blieb er mit einem Ruck stehen, wieder klirrten vorne die Deichselketten. Die Schritte der Männer entfernten sich, und ein schweres Scheunentor fiel donnernd zu.
Um den Mann auf dem Wagen
herschte Stille. Jedenfalls für eine Weile, denn dann war oben auf der Tenne das widerliche Fiepen von Mäusen zu hören, die den Scheunenbau in großer Zahl bevölkerten.
Verzweifelt überlegte Wyatt, wie er sich aus dieser Lage befreien könnte.
Wo befand er sich hier? Diese Frage beschäftigte ihn stark. Aber natürlich war der Gedanke an die Flucht vorherrschend.
Schon unterwegs während der Fahrt hatte er mehrfach versucht, sich von den Fesseln zu befreien, hatte aber sehr bald feststellen müssen, daß es nicht leicht war, die Stricke zu lockern. Ja, es schien sogar unmöglich zu sein. Aber jetzt, da der Wagen stand, sah das anders aus. Er lag ruhig und konnte sich viel mehr auf diese Tätigkeit konzentrieren. Nach und nach gelang es ihm tatsächlich, einen der Stricke soweit zu lockern, daß wenigstens der scharfe Schmerz in der Haut und im Handgelenk etwas nachließ. Das war immerhin schon ein Vorteil, denn mit so stark schmerzenden Handgelenken waren die Befreiungsversuche eine fürchterliche Qual. Jetzt aber, da er etwas Luft in der Fesselung hatte, konnte er versuchen, weiterhin die Knoten zusammenzuziehen, was ja eine Ausweitung der Schlingen bedeutete.
Aber nach einer halben Stunde mußte er sich zu seinem Schrecken eingestehen, daß es so nicht ging. Zu tief hatten sich die Riemen in seine Haut gegraben!
Er überlegte, ob es nicht vielleicht möglich wäre, sich von dem Wagen herunterzulassen.
Er zog die Füße an und schob sich mit den Absätzen vorwärts. Das war sehr schwer, da er nicht nur an Händen und Füßen, sondern auch an den Beinen gebunden war, was ihm ein Anziehen der Füße sehr erschwerte. Dennoch gelang es ihm nach geraumer Zeit, sich bis an das vordere Ende des Wagens zu bringen. Er hatte nicht die Absicht, hinten unter der Plane hindurchzurutschen und aus einer Höhe von wenigstens anderthalb Yard mit dem schmerzenden Kopf voran auf einen möglicherweise sehr harten Boden aufzuschlagen.
Er wollte vorn aus dem Wagen kommen, um über die Deichsel leichter auf den Boden zu gelangen. Es fragte sich, ob der Kutschbock durchgehende Rückenteile hatte oder aber unten frei war und ihm ein Durchrutschen bis zum Stiefelbrett ermöglichte, das er mit den Füßen abheben konnte, wenn er es unter dem Sitz hindurch erreichte.
Es gab so sehr viele Wagentypen, daß er nicht sicher war, sein unbequemes Gefängnis so verlassen zu können.
Zunächst hatte er Glück. Der Sitz hatte keine durchgehende Rückenlehne, und er konnte sich unter ihm hinweg gegen das Stiefelbrett schieben. Dieses Brett ließ sich auch hochdrücken, so daß er mit den Füßen schon über der Deichsel hing. Aber dann tastete er vergebens nach dem Holm, der dort nach vorn weisen mußte.
War die Deichsel etwa weggenommen worden? Und plötzlich fand er sie. Sie stand hoch. Der Driver hatte sie hochgeschoben, weil in der Scheune nicht genug Platz für eine ausgefahrene Deichsel war.
Er