Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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      Wyatt hatte inzwischen verzweifelt versucht, seine Fesseln zu sprengen. Und endlich war es ihm auch gelungen, einen weiteren Strick durchzutrennen. Nun konnte er die Hände schon bewegen, brachte sie so weit auseinander, daß er sie nicht mehr an dem Messer in Gefahr brachte, und mit zwei, drei gewaltigen Rucken hatte er die letzten Strickstücke durchschnitten.

      Sofort bückte er sich und knotete mit zitternden und blutüberströmten Händen die Fuß- und Beinfesseln auseinander. Auch das machte ihm sehr viel Mühe, da der Blutumlauf in seinen Händen solange unterbrochen war und ihm noch keine sichere Benutzung der Hände gestattete.

      Endlich aber hatte er auch seine Füße frei und stand zitternd und aufrecht vor dem großen Messerrad der Strohschneidemaschine.

      Er lauschte zum Scheunentor hinüber, das nicht ganz geschlossen war. Vom Hof her hörte er erregte Stimmen.

      Rechts von ihm lagen die Strohballen. Sicher war er dort auch nicht, denn wenn die Männer die Scheune absuchten, und das taten sie bestimmt, würden sie ihn auch hier bald finden.

      Aber Wyatt konnte es andererseits auch nicht riskieren, die Scheune zu verlassen, da er deren Umgebung und Lage nicht kannte. Möglicherweise stand sie völlig frei und war von allen Seiten einzusehen. Wenn er dann draußen auftauchte, schossen sie ihn ab wie einen Hasen.

      Hinzu kam die Überlegung, daß er in den Besitz irgendeiner Waffe kommen mußte. Er hatte schon eine Hacke entdeckt, aber das war keine Waffe gegen Männer, die Revolver bei sich führten.

      Vielleicht möchte man den Gedanken, der jetzt in ihm auftauchte, gefährlich nennen; aber bei tieferer Überlegung gab es auch diesmal nur eine Wahl: er mußte bleiben und versuchen, einen der Männer zu überwältigen, um in den Besitz eines Revolvers zu kommen.

      Da wurde das Scheunentor aufgestoßen.

      Wyatt hatte sich sofort niedergelassen und war hinter die Ballen gekrochen. Von hier aus robbte er an einem umgekippten Faß entlang tief am Boden dem Mittelraum der Scheune wieder entgegen.

      Die Männer waren jetzt am Wagen.

      Der Alte brüllte:

      »Hier! Sieh es dir an! Wo ist er? Der Tote!«

      Es war einen Augenblick still. Dann stotterte der Driver:

      »Irgend jemand muß ihn weggeholt haben.«

      »Du bist verrückt, Mensch! Weggeholt!«

      »Ja, Sie werden doch nicht glauben, daß der Tote selbst…«

      »Was soll ich nicht glauben? Ich bin sogar überzeugt davon!«

      Der Driver preßte einen Fluch durch die Zähne und gab dann zu bedenken: »Und Jim Darridge? Kann er es nicht gewesen sein?«

      »Jim?« fragte der Alte. »Was ist mit ihm?«

      »Könnte er die Leiche nicht weggeschafft haben?«

      »Weshalb?«

      »Ich weiß es nicht, aber es hieß doch, daß er früher eine Zeitlang für Virgil Earp gearbeitet hätte?«

      »Unsinn! Damit wollte er sich nur aufspielen.«

      »Und wie steht es denn mit dem Neger?«

      »Ach was, du suchst nur Ausflüchte. Der Kerl ist wahrscheinlich gar nicht tot gewesen und hat sich davongemacht!«

      »Ausgeschlossen, Boß. Der Mann kann sich nicht ohne Hilfe von dem Wagen herunterbewegt haben.«

      »Das werden wir gleich haben.« Der Alte rannte zum Tor und brüllte in den Hof: »Horace!«

      Es dauerte eine ganze Weile, bis man die Stimme eines Negers hörte.

      »Boß?«

      »Komm sofort her!«

      Man vernahm die Schritte eines Mannes, der sich dem Scheunentor näherte. Als er im offenen Tor erschien, keifte ihn der Alte an: »Bist du hier in der Scheune gewesen?«

      Der Schwarze schüttelte den Kopf.

      Scharf blickte ihn der Alte an.

      »Rede, sonst schlage ich dir die Nase ein!«

      Wyatt hatte sich inzwischen so weit vorwärtsbewegt, daß er das Ende des langen Jauchefasses erreicht hatte und in den Scheunenraum blicken konnte.

      Hinter dem Wagen stand ein untersetzter vierschrötiger Bursche, offenbar der Driver. Und vorn am Tor stand der Alte, dessen Rücken der Marshal nur sehen konnte. Ihm gegenüber verharrte ein riesiger Neger.

      Wyatt konnte das Gesicht des Schwarzen deutlich erkennen: in ihm stand namenlose Angst.

      Hier schienen sie alle Angst vor dem ›Boß‹ zu haben!

      Wer war dieser bärtige, stämmige Bursche, der hier den Ton angab?

      Sollte er der Big Boß der Galgenmänner sein?

      Da riß der Alte plötzlich eine Bullpeitsche von der Schulter und schlug damit auf den Schwarzen ein.

      Der wich zurück.

      »Ich bin nicht hiergewesen, Boß!« kam es trotzig über seine aufgeworfenen Lippen.

      Wieder fraß sich das fingerdicke Leder der Peitsche in seinen nackten Oberkörper.

      Über die Mißhandlungen knirschte Earp vor Zorn mit den Zähnen, ohne jedoch eingreifen zu können.

      Der Schwarze blieb stehen. In seinen Augen war jetzt ein dunkles Flimmern zu sehen.

      »Ich weiß nicht, was Sie wollen, Boß, aber ich bin nicht hier in der Scheune gewesen.«

      »Einerlei, verdient hast du Schläge immer. Verschwinde!«

      Als der Neger gegangen war, wandte sich der Alte um.

      Als Wyatt in sein Gesicht sah, wußte er plötzlich, woher er diesen Mann kannte.

      Es war Oswald Shibell, der Bruder des County Sheriffs vom Pima County!

      Die Überraschung, die der Marshal beim Anblick dieses Mannes empfand, war kaum größer als die Verblüffung Shibells beim Anblick des leeren Wagens.

      »Suchen!« brüllte Shibell plötzlich. »Mensch, Sam, was stehst du hier herum! Such! Er muß noch hier sein!«

      Der Driver blieb stehen. »Ich sage Ihnen, Boß, er ist weggeschleppt worden.«

      Wütend riß Shibell die Peitsche hoch.

      Da griff der Driver zum Revolver, aber Shibell war schneller.

      Die Lederschlange erreichte den Revolverkolben um den Bruchteil eines Augenblicks eher, riß die Waffe aus dem Halfter und schleuderte sie zurück.

      Drohend hob Shibell den Arm mit der Peitsche.

      »Was wagst du, Wicht!« kam es heiser über seine schmalen Lippen.

      Der Driver knurrte: »Darridge muß gesucht werden. Ich habe ihn in Verdacht, daß er den Mann weggeschafft hat.«

      »Weshalb sollte er das getan haben?« brüllte Shibell mit sich überschlagender Stimme.

      »Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, daß er früher mit Wyatt Earps Bruder zu tun gehabt haben soll. Vielleicht wollte er sich dadurch irgendwie bei den anderen in ein gutes Licht setzen. Jedenfalls habe ich ihn in Verdacht, daß er den Toten weggeschleppt hat.«

      »Aber er kann doch nicht mit ihm durch die Luft davongeflogen sein!«

      »Das nicht. Vielleicht befindet sich die Leiche ja noch hier.«

      »Eben. Also durchsuchen wir die Scheune.«

      Sie machten sich beide auf die Suche.

      Warum rief Shibell nicht nach diesem Jim Darridge?

      Jetzt waren sie beide in der Scheune, und Wyatt hatte sie beide gegen sich, wenn sie ihn entdeckten. Das war natürlich


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