Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.
gibt’s denn, Mister?«
»Sie sind der Sheriff?«
»Nein, mein Bruder ist der Sheriff.«
»Dann sind Sie ein Deputy?«
»Auch nicht.«
»Und wie kommen Sie zu dem Stern?«
»Den trage ich, weil mein Bruder drüben im Jail steckt.«
»Aha.«
Wyatt konnte ein Lachen kaum verbeißen.
Weil sein Bruder betrunken war, hatte der Bursche ihn solange ins Gefängnis gesteckt und versah indessen das Amt des Sheriffs.
»Kann es lange dauern, bis Ihr Bruder wieder zu sprechen ist?«
»Ziemlich.«
»Hat er viel getrunken?«
»Zwei Flaschen.«
Dann allerdings! Wyatt beschloß, den Ersatz-Sheriff nach den drei Reitern zu fragen.
Der Mann zog die Schultern hoch. »Nein, ich habe sie nicht gesehen. Jedenfalls keine drei Burschen, die auf solchen Pferden saßen.«
»Haben Sie Fremde in der Stadt gesehen, ich meine drei Männer…«
»Es wimmelt vor Fremden in der Stadt. Und ich habe auch ein paarmal drei Reiter gesehen. Sie kommen ja meistens zu zweit oder zu dritt, die Boys, von den umliegenden Ranches, von den Minen und aus den Sägewerken.«
»Einer der Männer, die ich suche, trägt einen roten Kinnbart.«
»Sie sagten es schon, Mister. Er ist mir nicht aufgefallen, da ich mich nur für Pferde interessiere.«
»Eine schlechte Gewohnheit für einen Sheriff.«
»Ich bin ja kein Sheriff.«
»Weshalb stehen Sie dann hier herum?«
»Weil ein Stern in der Straße zu sehen sein muß bei diesem Gewimmel.«
Der Mann hatte zweifellos sehr eigenwillige Ansichten, schien aber gar kein so übler Bursche zu sein. Plötzlich wandte er den Kopf etwas zur Seite und musterte den Missourier flüchtig.
Wieder nach vorn auf die Straße sehend, meinte er:
»Sie zum Beispiel, Sie haben ein großartiges Pferd. Es gibt im ganzen County kein zweites Tier, das einen solchen Gang hat, einen solchen Brau…«
»Mich haben Sie also beobachtet?«
»Ich sehe mir Leute, die solche Pferde reiten, unwillkürlich an. Schließlich handele ich ja mit Pferden.«
Der Marshal wies über die Schulter zurück.
»Dann gehört Ihnen der Mietstall dort?«
»Ja. Und wenn Fepe Allman nicht auch einen Mietstall hätte, wäre ich sogar ein reicher Mann.«
»Wo ist Allmans Hof?«
»Gleich das fünfte Haus, wenn man von Panaton kommt.«
Eine Viertelstunde später betraten die beiden Dodger den nur von einer einzigen Kerosinlampe schwach erleuchteten, engen Hof des Pferdehändlers Allman.
Holliday blieb im Schatten des Tores stehen, während der Marshal weiterging.
Vorm Stall kam ihm ein untersetzter, krummbeiniger Mann mit schiefgelegtem Kopf und sonderbar verkrampft angehobenen Armen entgegen.
»Sie suchen mich, Mister?«
»Sind Sie Fepe Allman?«
»Ja.«
»Ich möchte ein Pferd kaufen.«
»Ein Pferd?«
»Ist das etwas so Ungewöhnliches?«
»Das nicht, aber…«
»Sie haben heute sicher schon welche verkauft?« forschte der Marshal vorsichtig.
»Wie kommen Sie darauf?«
»Weil Sie sich wundern, daß schon wieder ein Käufer da ist.«
»Stimmt, Mister. Also, dann kommen Sie mal mit.«
Wyatt folgte ihm in den Stall. Er hatte die Schwelle noch nicht ganz überschritten, als er ein Geräusch rechts neben der dunklen Tür im Innern des Stalles bemerkte, einen huschenden Schatten sah – und dann sauste ein schwerer Schlag auf ihn nieder.
Der Missourier besaß ein ungeheures Reaktionsvermögen, wich gedankenschnell zur Seite und bekam den Hieb nur noch auf die rechte Schulter anstatt auf den Kopf.
Ein rasender Schmerz zuckte durch seinen ganzen Körper.
Er warf sich sofort nach vorn und hechtete dem Gegner im Dunkel entgegen. Mit dem vorgehaltenen Kopf rammte er den Mann, der auf einen so blitzschnellen Angriff offenbar nicht gefaßt war, und riß ihn nieder.
Aber hinter ihm war noch der Händler. Er warf sich dem Missourier sofort in den Rücken.
Wyatt, der den ersten Angreifer schon zu Boden gestoßen hatte, konnte den Pferdehändler in einem harten Überwerfer abschleudern.
Da stürzte aus der Finsternis ein dritter Mann auf ihn zu, dessen Gestalt der Marshal nur schwach im Lichtschein der auf der anderen Hofseite hängenden Laterne erkennen konnte.
Der Mann schleuderte einen pfeifenden Schwinger nach vorn, den Wyatt blitzschnell abduckte, um sofort einen knallharten Haken in die Magengrube des Gegners zurückzuschicken.
»Hupp! Äh…« Der Mann stöhnte laut auf, torkelte vorwärts und fiel durch die Tür in den Hof hinaus. Direkt vor die Füße des Spielers, der die Geräusche des Kampfes bis ans Tor gehört hatte.
»Wyatt?«
»Hier!«
»Alles klar?«
»Ja. Ich brauche Licht!«
»Kommt sofort!«
Doc Holliday lief über den Hof und nahm die Lampe von der Hauswand, um sie in den Stall zu bringen.
Inzwischen hatte der Marshal die beiden anderen Männer auch vor die Stalltür bugsiert.
Der Spieler ging mit der Laterne in den Stallgang; langsam schritt er an den Pferdeboxen entlang bis hinunter in die Futterkammer.
»Hier ist nichts«, berichtete er, als er zurückkam.
»Vielleicht auf der anderen Seite?« meinte Wyatt und nahm die Lampe, während der Georgier den Revolver zog, um die drei Männer zu bewachen.
Wyatt hatte noch nicht die zweite Box der anderen Seite erreicht, als er ein Pferd sah, dessen Rücken da, wo der Sattel sonst auflag, noch heiß und schweißig war.
Daneben stand ein Fuchs, der ebenfalls eine heiße Sattelstelle hatte.
Die nächsten Boxen waren leer wie die erste.
Wer waren die drei Männer, die jetzt mit verstörten Gesichtern vor der Stalltür standen und auf den blinkenden Revolver in der Hand des Spielers starrten?
Der kleine, krummbeinige Händler krächzte:
»Es sind meine Peons Juan und Ted.«
»Weshalb wolltet ihr mir den Schädel einschlagen?« erkundigte sich der Marshal rauh.
»Diese Absicht hatten wir ja gar nicht Mister«, keuchte einer der Peons. »Wir hielten Sie nur für einen Pferdedieb.«
»Ah, und wie kamt ihr zu dieser Annahme?«
»Weil…«
»Weil die Männer, die die beiden Pferde gebracht haben, euch vor uns warnten? Stimmt’s?«
»Ja!« entfuhr es Allman.
»Wo sind die beiden?«
»Das wissen wir nicht.«
»Wann