Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.
Sheriff all dies wütend ausstieß, hatte er seine Winchester aus dem Gewehrschrank gerissen und durchgeladen.
»So, von mir aus kann’s losgehen!«
»Bleiben Sie nur«, meinte der Missourier.
»Und denken Sie an Ihre Tanten!« rief Holliday ihm zu, als er die Tür hinter sich zuzog.
Ahslan folgte ihnen sofort.
»Warten Sie doch, Marshal. Ich hatte ja im Augenblick völlig vergessen, daß ich diesmal nicht allein dastehe, sondern einen Partner an Ihnen habe! Und was für einen! Damned, ich muß blind gewesen sein! Äh, der Whisky heute morgen, er war bestimmt nicht von der besten Sorte. Aber was wollen Sie verlangen, wenn ein Sägewerksarbeiter heiratet…« Er preßte plötzlich die Hand gegen die Stirn.
»Der da… ist das etwa… Doc Holliday?«
»Ich würde es noch etwas lauter brüllen«, stoppte ihn der Marshal.
Ahslan, der wie sein Bruder im Grunde ein ganz ordentlicher Bursche zu sein schien, kam zu ihnen auf die Straße.
»Was wollen Sie?« knurrte Holliday ihn an.
»Ich komme mit!«
»Dann bringen Sie das Gewehr zurück!« forderte Wyatt ihn auf.
»He, ich brauche die Flinte, weil ich nicht gut genug mit dem Revolver bin.«
»Aber wir sind es«, entgegnete der Spieler ironisch, »und das reicht für Sie mit. Bringen Sie also den Schießprügel weg, der fällt nur auf.«
Als der Sheriff sein Gewehr ins Office zurückgebracht hatte, tauchte sein Bruder auf dem Vorbau auf.
»Du bist ja tatsächlich wieder nüchtern!« wunderte er sich.
»Komm mit!« forderte Bill ihn auf.
Der Pferdehändler verzog das Gesicht.
»Willst du jetzt für diese Fremden den Schecken suchen?«
»Den hat der Marshal schon gefunden.«
»Marshal? Er ist ein Marshal?«
»Ja.«
»Wenn du mir jetzt sagst, der andere ist ein Staatenreiter, glaube ich das auch!« krächzte Ted.
»Nein, der andere ist ein Doktor.«
»Ein Doc… und der kommt mit einem Marshal?«
»Du kennst ihn!«
»Nein!«
»Doch! Er heißt Holliday.«
Ted Ahslan machte nicht gerade ein geistreiches Gesicht, als er stotterte:
»Doc Holliday? Willst du damit sagen, daß der andere der Marshal Earp ist?«
»Genau das. Und jetzt komm!«
»Wohin?«
»Keine Ahnung. Der Marshal wird es schon wissen!«
Sie rannten den beiden Dodgern nach.
Wyatt steuerte auf Lennards Saloon zu.
Als der Sheriff den Whiskydunst roch, der aus der Kneipe an die frische Luft zog, schloß er die Augen und stieß die Luft angeekelt aus. »Damned, Wasser sollte man sau…, sollte man trinken. Schönes, klares, frisches Wasser.«
»Wie wär’s mal mit Milch?« meinte Wyatt, als er sich an ihm vorbei durch die Pendeltür der Schenke schob.
»Milch?« stöhnte der Sheriff und bekam ein würgendes Gefühl in der Kehle.
Wie konnte dieser Unmensch jetzt nur von Milch sprechen.
Wyatt zwängte sich durch die eng nebeneinander stehenden Tischreihen auf die Theke zu.
Der Keeper war ein spindeldürrer Mensch mit einer gewaltigen Pferdemähne, die ihm tief ins Gesicht hing.
Wyatt beugte sich zu ihm hinüber und fragte nach dem Mann mit dem roten Kinnbart.
Der Keeper schüttelte den Kopf.«
»Nicht gesehen.«
Da entdeckte er den Sheriff in der Tür.
»Vorsicht, Mann, ich glaube, da kommt Ihnen ein Stern nachgelaufen!« raunte er Wyatt, plötzlich wach werdend, zu. »Rasch weg! Kirk war hier!«
»Wann?«
»Vor zweieinhalb Stunden!«
»Hat er nichts hinterlassen?«
Der Keeper schüttelte den Kopf.
»Wirklich nicht?« fragte Wyatt hastig, mit der Miene eines vom Sheriff bedrohten Mannes, wobei er sich auch nach ihm umsah.
Der Bohnenstangenmann hechelte:
»Doch – alle müssen auf Knien sein! Ist ein schwerer Stern in der Luft.«
»Wer?«
»Du wirst es nicht glauben: Wyatt Earp!«
Der Marshal riß die Augen auf.
»Was du nicht sagst!«
Da tauchte der Sheriff neben ihm auf.
»Na, Pinkerton, alter Gauner! Was tuschelst du dem Marshal da für Lügen ins Ohr? Nehmen Sie sich vor diesem Klappergestell in acht, Mister Earp! Er ist ein Betrüger letzter Sorte. Früher soll er mit den Clantons zu tun gehabt haben. Er war drei Jahre in Fort Worth, weil er bei einem Postkutschenüberfall vor Bisbee geschnappt wurde.«
Der lange Keeper Arthur Pinkerton prallte förmlich gegen das Flaschenbord zurück.
»Wyatt Earp?« stammelte er und blickte den Marshal aus schreckgeweiteten Augen an. »Er… er ist Wyatt Earp?«
Der Missourier sah sich den Mann genauer an. Also mit solchen Figuren waren die Galgenmänner verbündet! Solche Gespenstergestalten zählten zu ihrer Gang!
Es war ja eine bekannte Tatsache – die auch heute noch gültig ist – daß Spelunkenwirte oft die gefährlichsten Hehler einer Bande sind. Und dieser Arthur Samuel Pinkerton, Keeper in Lennards Saloon, schien ein solcher Hehler der Galgenmänner zu sein.
Verblüfft blickte der Sheriff in sein erschrockenes Gesicht.
»Was hast du denn, Pinky, etwa ein schlechtes Gewissen? Würde mich nicht wundern, alter Schnapspanscher!«
Der Keeper starrte unverwandt in die Augen des Marshals. Mechanisch band er sich die Schürze ab und legte sie auf die Theke.
»Was hast du vor?« wollte der Sheriff wissen.
»Er kommt mit!« erklärte der Marshal.
Pinkerton verließ seinen Platz hinter der Theke und ging vor ihnen her zur Tür.
Einige Männer riefen ihm grölend nach, schrien nach Getränken, aber er riskierte es nicht, sich noch einmal umzudrehen.
Als er den Vorbau erreichte, zog er plötzlich einen Revolver und hielt ihn an seine Stirn.
Es war Doc Holliday, der ihm mit einem blitzschnellen Schlag die kleine vierschüssige Waffe aus der Hand schlug.
Der Sheriff schnappte nach Atem.
Auch sein Bruder war sprachlos.
Was war denn das? Pinky wollte sich selbst auspusten? Damned, mußte der Halunke ein schlechtes Gewissen haben!
»Ich sage ja, kaum kommt Wyatt Earp in die Stadt, und schon ist die Hölle los! Da entpuppt sich dieser schleimige Whiskyverdünner also wirklich als Verbrecher!«
Vier Männer saßen im Jail von Mescal. Aber nur der Salooner Pinkerton war mit der Bande wirklich verbunden. Der Marshal mußte, wenn er die Gang wirklich ausrotten wollte, jeden Mann festnehmen, der irgendwie mit ihr zu tun hatte.
Es war elf Uhr, als sie das Office verließen.
Die beiden Brüder