Wyatt Earp Paket 3 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 3 – Western - William Mark D.


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erreichte, sah er den Gambler nicht mehr. Er war schon links um die nächste Gassenmündung verschwunden.

      Er selbst spurtete zur anderen Seite hinüber, der nächsten Querstraße zu, bog in einer Parallelgasse ein und sah Holliday schon unten etwa in der Höhe des Sheriffshofes stehen.

      Der winkte ab.

      »Nichts!«

      Kopfschüttelnd wandte sich der Missourier um und suchte unten in der Parallelgasse weiter.

      Da wurde das Hoftor geöffnet. Sheriff Humpy hatte den Schlüssel geholt und erschien jetzt auf der Gasse.

      »Sagen Sie, Mister, was hat der Halunke da vorhin gebrüllt?«

      »Den Namen des Marshals«, entgegnete Holliday, während er aufmerksam in den gegenüberliegenden Hof spähte.

      »Den… Namen des Marshals! Dann ist er Wyatt Earp?«

      Holliday war schon verschwunden. Er suchte den Hof ab, stieß Stall- und Scheunentüren auf; kein Winkel entging ihm. Als er nach einer halben Stunde in den Hof des Sheriffs zurückkam, fand er den Marshal noch nicht vor.

      Wyatt kam erst eine dreiviertel Stunde später.

      »Seine Schuhabdrücke habe ich gefunden.«

      »Ich auch!« Holliday lehnte zwischen Tür und Fenster an der Wand und stützte den rechten Ellbogen mit der linken Faust. »Es war Kirk McLowery!«

      »Ohne jeden Zweifel. Ich habe seinen Schuhabdruck im Nachbarhof gefunden. Aber er steckte weder im Hof, im Stall oder Scheune noch im Haus selbst!«

      »Ich finde, der Junge hat tatsächlich eine ganze Menge mit seinem Bruder Frank gemein.«

      Wyatt ließ sich auf den Stuhl neben dem Schreibtisch nieder.

      Sheriff Humpy starrte ihn an wie ein Wundertier.

      »Und Sie sind also wirklich Wyatt Earp?«

      Wyatt winkte ärgerlich ab. »Ja, leider.«

      »Um ein Haar hätte der Bandit Sie erwischt!«

      »Das wäre eine hübsche Sache für Ihr verdammtes Kaff gewesen«, fauchte der Spieler, während er zum Tisch ging und seine halbgerauchte Zigarette im Aschenbecher ausdrückte.

      Ronald Humpy war zwar über die Banditen informiert; aber zu erwarten war nichts von ihm. Er hatte so gut wie nichts von der Entschlossenheit der Ahslan Brothers an sich. Es hatte wenig Sinn, sich länger mit ihm abzugeben.

      Wyatt Earp und Doc Holliday stiegen auf ihre Pferde und ritten aus der Stadt hinaus.

      Als sie zwei Meilen zurückgelegt hatten, schlugen sie einen weiten Bogen nach Südwesten und kehrten zurück.

      »Leider ist es noch zu früh«, sagte der Marshal, »denn wenn es dunkel wäre, wollte ich diesen Halunken schon in irgendeiner der Bars finden. Jedenfalls können nicht alle sieben Leute unauffindbar in einer so verhältnismäßig kleinen Stadt verschwinden.«

      »Wir kennen bis auf McLowery doch keinen von ihnen. Und daß die Schufte stählerne Nerven haben und vor unserer Nase herumlaufen, das haben wir in dem Boardinghouse ja erlebt!«

      Sie hatten ihr Camp so aufgeschlagen, daß sie sowohl den westlichen wie auch den östlichen Ausgang der Stadt im Blickfeld hatten. Man konnte zwar mit dem bloßen Auge einen Reiter auf die Distanz von dreieinhalb Meilen – so weit hatten sie sich jetzt südlich vor der Stadt gelagert – sehen, aber natürlich nicht erkennen.

      Wyatt Earp blickte nachdenklich nach Südosten hinüber.

      »Dahinten irgendwo liegt St. David, dieses Räubernest. Sollte mich wundern, wenn die Bande nicht versuchen würde, heute nacht hinzukommen. Hier in Benson sind sie ncht besonders gut untergebracht. Hier gibt es sicher noch eine Reihe von Leuten, die ihnen gefährlich werden könnten. Denn noch ist Ike Clantons Macht ja nicht wieder das, was sie einmal war. Noch ist er ja nur ein Herrscher im Geheimen, von dem wahrscheinlich kaum jemand weiß, wer er in Wirklichkeit ist, schon wieder ist: der Big Boß der Galgenmänner! In den beiden Jahren seit dem Zusammenstoß unten im O.K. Corral hat sich hier einiges geändert. Man spricht zwar noch von den Clantons und wird es vermutlich noch in fünf Jahren tun (hier irrte Wyatt Earp: man spricht heute noch von ihnen!), aber die Angst, die die Bevölkerung vor diesem großen Bandenführer einmal hatte, die gibt’s praktisch nicht mehr.«

      »So, aber noch könnte er die Angst nur allzu leicht wieder auffrischen«, gab der Spieler zu bedenken. »Wenn er seine Reiter wieder an die Countygrenzen schickt; und hinüber nach Mexiko, New Mexico, bis nach Yuma an die kalifornische Grenze: dann ist es bald wieder soweit, daß hier niemand mehr zu Ende husten kann, wenn er auch nur böse an Ike Clanton gedacht hat…«

      Der Tag verging sehr langsam.

      Endlich brach die Dämmerung herein.

      Die beiden Männer in der Bodenmulde sattelten ihre Pferde und ritten in weitem Bogen nach St. David hinüber, in der festen und sicheren Überzeugung, daß Kirk McLowery und seine Leute diese Stadt in der Dunkelheit aufsuchen würden.

      Sie zogen die Tiere in die erste Quergasse und postierten sich auf beiden Seiten der Mainstreet.

      Wie große Katzen vor Rattenlöchern warteten sie. Aber vergebens.

      Der Bandit Kirk McLowery war nicht dumm genug, ihnen in die Falle zu laufen. Schon jetzt bewies er dem Marshal seine ›Sonderklasse‹.

      Der Bruder der beiden toten Revolverschwinger aus dem San Pedro Tal hatte sich überlegt, welche Gedanken sich ein Mann wie Wyatt Earp machen würde. Und damit hatte er das getan, was auch sein Bruder Frank getan hätte – und genau das Richtige getroffen. Der Marshal wird mir vor St. David auflauern!

      Und dennoch muß ich hin. Nur dort sind wir wirklich vor seinen Nachforschungen sicher. Schon früher, zu den großen Zeiten der Clanton Gang, lebten nur noch in Tombstone selbst mehr Clanton-Anhänger als in St. David. Und das wollte etwas bedeuten.

      Alec Billabey war seit sechs Jahren Mayor in St. David.

      Niemand anders als der große Ike Clanton hatte ihm zu dem Posten verholfen. Kein Wunder, daß der einstige Bahnarbeiter dem?›König von Arizona‹ immer dankbar war. Diese Dankbarkeit währte auch über den Sturz Ikes hinweg in die trübe Zeit nach der Aufreibung der Bande.

      Daß diese Clantons im übrigen nicht wirklich zu vernichten waren, zeigte sich ja jetzt. Kaum zwei Jahre hatten sie gebraucht, um wiederzukommen. In Costa Rica war Frank Stilwells Bruder aufgetaucht, und nun waren auch noch die Brüder der McLowerys und des Schießers Billy Claiborne zum Vorschein gekommen!

      »Ich wundere mich nicht, wenn in Tombstone ein Verwandter Curly Bills aufkreuzt«, meinte der Spieler, »wenn Indian Charlie plötzlich noch einen Bruder hat, und wenn der Zyklop Pete Spence noch einen Verwandten ins Rennen zu werfen hat. Mich kann nichts mehr überraschen.«

      »Mich auch nicht«, entgegnete der Marshal. »Da gibt’s noch eine ganze Reihe Leute mehr, zum Beispiel die lieben Flanagans, die immerhin in Vater und Sohn zwei ausgewachsene Schurken für Ikes Garde stellten; dann die Bakerfields aus der dritten Straße und vielleicht Jim Colgates jüngster Bruder Kid.«

      »War der nicht in der Bank bei Myers beschäftigt?«

      »Das war er.«

      »Schien doch ein ordentlicher Bursche zu sein.«

      »Ja, es schien so. Aber inzwischen sind zwei Jahre vergangen, und Boß Ike hat sich auch wieder erholt.«

      Sie saßen jetzt nach stundenlangem Warten nebeneinander auf dem Vorbau und blickten in die nächtliche Savanne hinaus nach Westen, von wo die Banditen hätten kommen müssen.

      Indessen stand Kirk McLowery hochaufgerichtet in der Wohnstube Billabeys.

      »Ich brauche sechs Quartiere – und eine Zelle im Jail für Elliot!« forderte er herrisch.

      »Gewiß, Mister McLowery«, dienerte der Mayor. »Ich weiß zwar nicht, wo ich so viele Zimmer


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