Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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mehr«, meinte er.

      »Mami kann doch kein Buch halten«, erinnerte Bert.

      »Da hast du auch wieder recht, Papi. Ist aber auch blöd, dass der Arm in Gips ist. Wie lange muss das denn noch sein?«

      »Sicher noch ein paar Wochen.«

      »Dann kann sie aber nicht baden. Fahren wir diesmal nicht ans Meer?«

      »Mami wird dir sagen, wohin ihr fahrt«, erwiderte Bert diplomatisch.

      »Du bist komisch. Du hast es doch sonst immer ausgesucht.«

      »Diesmal soll Mami aussuchen, wohin sie mit dir fahren will.«

      »Aber nicht so weit, dass du uns nicht besuchen kannst«, meinte Toby nachdenklich. »Das Meer ist sehr weit weg.«

      Birgit wird ihm auch manche Erklärung geben müssen, dachte Bert. Was immer auch geschehen war, konnte

      sie dem Kind zuliebe nicht Zugeständnisse machen? Musste Tim denn auch noch in Konflikte gebracht werden?

      Während er nun mit dem Jungen zur Klinik fuhr, drehte sich in seinen Gedanken die Zeit um eine Woche zurück.

      Wenn nun das Unglück nicht geschehen wäre, wo wäre Birgit dann? Was alles hätte man Toby dann erklären müssen?

      Es schmerzte ihn unsagbar, das Kind so bedenkenlos seiner Großmutter überlassen zu haben. Würde die böse Saat, die sie in ihn hineingelegt hatte, nicht erst später aufgehen? Wie war es überhaupt möglich, dass Toby niemals von ihr sprach? Sie hatte ihn doch fast drei Wochen ganz allein versorgt. Eine Frage zu stellen, wagte Bert nicht. Er wollte nichts in Toby aufrühren.

      Er musste nun allerdings die Straße fahren, die auch zu seinem Elternhaus führte, da durch Bauarbeiten die Ausweichstraße gesperrt war.

      Toby war sofort hellwach. »Wir fahren doch nicht zu Großmama?«, fragte er aufgeregt.

      »Nein, wir fahren zur Klinik. Aber willst du denn Großmama gar nicht guten Tag sagen? Vermisst du sie gar nicht?«, fragte Bert gepresst.

      »Muss ich sie vermissen?«, fragte Toby. »Tante Bertl ist viel netter. Sie schimpft nicht gleich, wenn ich mal vergesse, meine Hände zu waschen, und sie schreit auch nicht, wenn das Handtuch schmutzig wird. Und Spinat brauche ich bei ihr auch nicht zu essen. Sie sagt, so gut ist Spinat auch wieder nicht, aber Großmama behauptet, dass Kinder Spinat essen müssen, dann werden sie gescheiter. Hast du viel Spinat gegessen, Papi?«

      »Nicht gern«, erwiderte Bert. »Und so gescheit bin ich ja auch nicht.«

      »Wenn man nämlich was nicht mag, bekommt es einem auch nicht, meint Tante Bertl, und Mami hat das auch gesagt, aber da hat sie dann von Großmama immer was zu hören bekommen. Wenn du versetzt wirst, Papi, dann aber ganz weit weg von Großmama, gell?«

      Kindermund, und doch so viel zum Nachdenken dahinter. Kein Falsch, keinen Beschönigung.

      »Warum hast du mir eigentlich nie erzählt, wenn du dich über Großmama geärgert hast, Toby?«, fragte er.

      »Weil Mami gesagt hat, dass du dich nicht auch noch ärgern musst. Du hast schon genug Ärger im Geschäft. Aber wenn Mami geweint hat, war ich manchmal schon sehr wütend auf Großmama. Mir ist das nämlich egal, dass wir kein Baby bekommen haben, dir nicht auch, Papi?«

      »Mami war traurig«, antwortete Bert. »Sie dachte auch, dass du dich freuen würdest.«

      »Warum? Dann hätte Mami sich immer um das Baby gekümmert, und Großmama wollte das. Sie hat es mir gesagt. Sie hat gesagt, dass Mami das Baby dann viel lieber haben würde als mich und dass ich dann auch mit ihr verreisen sollte. Mit Großmama, verstehst du das, Papi?«

      »Das kann sie doch nicht gesagt haben«, murmelte Bert fassungslos.

      »Hat sie aber gesagt. Ich bin doch nicht dumm, oder denkst du, dass ich dumm bin?«

      »Nein, du bist sogar sehr gescheit, Toby.«

      »Mami hat mir auch viel erzählt. Sie hat mir auch gesagt, wie Babys wachsen, aber das hat Großmama erst recht geärgert, weil sie gesagt hat, dass Babys vom Storch gebracht werden. Ich finde es aber viel schöner, wenn Babys bei der Mami wachsen. Aber wir brauchen kein Baby mehr. Wir könnten uns ja ein Hündchen anschaffen, meinst du nicht? Ich will nicht, dass meine Mami wieder krank wird.«

      »Das will ich auch nicht, Toby«, sagte Bert leise.

      Als sie vom Parkplatz zur Klinik gingen, blickte Toby zu seinem Vater empor.

      »Mami glaubt es gar nicht richtig, dass du auch nicht mehr bei Großmama wohnst«, sagte er leise. »Sagst du ihr, dass es stimmt?«

      Bert nickte.

      *

      In der Halle trafen sie mit Dirk Holzmann zusammen, der Tim eben sein Schokoladenmündchen abwischte.

      Der Kleine riss sich von seinem Papi los und rannte auf Toby zu.

      »Toby, Toby«, rief er. »Ist Tim auch da.«

      »Das ist Timmi, Papi«, stellte Toby vor.

      Dirk kam näher. »Und wir sind Leidensgenossen, Herr Blohm. Ihren Sohn treffen wir ja jeden Tag.«

      »Wie geht es Ihrer Frau?«, fragte Bert verlegen.

      »So langsam besser, aber wir wollen dankbar sein«, entgegnete er.

      Dr. Jenny Lenz kam ihnen entgegen, als sie aus dem Lift stiegen. Die beiden Buben begrüßten sie jauchzend.

      »Wie wär’s denn, wenn ihr zwei mir ein bisschen Gesellschaft leisten würdet?«, fragte sie. »Ich habe auch etwas für euch.«

      Nichts in ihrem Mienenspiel verriet, dass sie von Bert Blohms Kommen verständigt worden war und ihn erwartet hatte, um Toby vorerst zu beschäftigen, doch Dirk war ihr ebenso dankbar, dass sie ihm seinen lebhaften kleinen Sohn abnahm, wie Bert.

      Was Tante Jenny für sie hatte, wollten beide gern wissen, da spielte der Altersunterschied von zwei Jahren keine Rolle.

      Dirk ging zu seiner Frau und Bert zu Birgits Zimmer. Sein Herz klopfte bis zum Halse. Er stand sekundenlang still vor der Tür, bis er wagte, die Klinke herabzudrücken.

      Birgit hatte geglaubt, dass er mit Toby kommen würde und sich vorgenommen, sich dann erst mit dem Jungen zu beschäftigen. Nun kam Bert allein, und beide waren so befangen, dass sie kein Wort über die Lippen brachten.

      Bert legte die Blumen auf den Tisch. »Gitti«, flüsterte er, »vielen Dank, dass ich dich besuchen darf.« Die Stimme wollte ihm kaum gehorchen.

      Da war es mit dem Trotz und der Auflehnung bei Birgit schon wieder vorbei. Forsch waren sie beide nie gewesen und fast war es jetzt so wie damals, als sie sich kennenlernten, obgleich sie schon mehr als fünf Jahre verheiratet waren.

      Als Bert behutsam ihre Hände ergriff, dachte sie daran, dass sie die Feindseligkeit seiner Mutter nur deshalb ertragen hatte, weil sie Bert liebte und ihn nicht verlieren wollte.

      »Wo ist Toby?«, fragte sie.

      »Er hat hier schon einen kleinen Freund gefunden, Tim. Frau Dr. Lenz beschäftigt sich mit beiden.«

      Es war sicher gut, dass Toby bei diesem Wiedersehen nicht zugegen war, denn er hätte sich wohl doch gewundert, dass seine Eltern sich so benahmen, als müssten sie sich erst kennenlernen. Ungefähr war das auch so, denn sie fühlten beide, dass sie sich verändert hatten und dass vieles anders geworden war.

      »Es klingt dumm, wenn ich sage, wie leid mir alles tut«, begann Bert stockend. »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, und du sollst es nicht als Vorwurf auffassen, aber warum hast du mir nie gesagt, was es zwischen dir und Mutter so gab?«

      »Weil ich nicht ahnte, dass sie so weit gehen würde«, erwiderte Birgit ruhig. »Eine Zeit lang war ich auch zu keiner Entscheidung fähig, doch nun möchte ich sagen, dass es sicher gut für mich gewesen ist, dass es so gekommen ist. Gut auch für Toby.«

      »Und


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