Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Hemmungen überwunden, und als Toby hereinspaziert kam, konnte ihm kein betrüblicher Gedanken mehr kommen, dass zwischen Mami und Papi etwas nicht stimmen könne.

      Er freute sich, dass sie die Mami schon am Sonntagvormittag besuchen wollten und dass sie dann schon ein bisschen aufstehen könne, und als Behnisch ihn zu Biels zurückgebracht hatte, war er ganz zufrieden. Bert aber fuhr zu seiner Mutter, da es doch noch einiges zu klären gab. Jetzt, nachdem er sich mit Birgit endlich ausgesprochen hatte, fühlte er sich bedeutend wohler.

      Adelheid Blohm spielte weiterhin die tief Gekränkte, aber sie versuchte es heute noch einmal mit ihrem herrischen Ton.

      »Ich denke, dass es an der Zeit ist, dass du dich deiner Verpflichtungen deiner Mutter gegenüber erinnerst, Bert«, begann sie. »Es ist unbegreiflich, dass du mich solchen Peinlichkeiten aussetzt.«

      »Welchen Peinlichkeiten?«, fragte er ruhig.

      »Meinst du, die Leute klatschen nicht über uns? Ich wage mich kaum noch auf die Straße.«

      »Mich interessiert der Klatsch nicht. Und darüber will ich mich mit dir auch gar nicht unterhalten. Ich werde meine Versetzung ins Zweigwerk beantragen und wollte dich davon informieren, damit du dich später nicht darüber beklagst, vor vollendete Tatsachen gestellt worden zu sein.«

      »Und welche Entscheidung hat Birgit getroffen?«, fragte sie lauernd. »Wird sie sich scheiden lassen?«

      »Nein, sie wird ein paar Wochen mit Toby verreisen, bis ich alles geregelt und einen Wohnsitz für uns gefunden habe.«

      »Wohin fahren sie denn?«, fragte seine Mutter neugierig.

      »Das dürfte für dich kaum von Interesse sein. Ich möchte dich sehr ernsthaft ersuchen, keinen Versuch zu unternehmen, Birgit umzustimmen. Erstens wäre das zwecklos und würde unsere Entscheidungen nicht beeinflussen, zum andern wird Birgit ohnehin noch Zeit brauchen, um alles zu überwinden, was ihr zugefügt worden ist.«

      »Man kann natürlich auch alles aufbauschen«, sagte Adelheid Blohm herausfordernd, »aber du hast mich ja schon zum alleinigen Sündenbock gestempelt.«

      »Wenn du doch nur ein bisschen einsichtig wärst«, erwiderte Bert. »Mir wäre es hundertmal lieber, wir hätten harmonisch unter einem Dach leben können, aber das war eine Illusion. Bei anderen Familien ist es doch auch möglich.«

      »Da werden die Jungen die Eltern auch respektieren«, meinte sie aggressiv.

      »Respekt und noch mal Respekt, Verpflichtung, Ehrfurcht vor dem Alter, das habe ich zu oft zu hören bekommen. Du bist noch nicht alt, Mutter. Andere Frauen in deinen Jahren sind noch berufstätig, stehen mitten im Leben, zeigen Liebe und Verständnis für ihre Kinder, aber du verlangst nur Respekt.«

      »Und du verlangst anscheinend von mir, dass ich mir noch eine Stellung suche«, brauste sie auf.

      Er stöhnte in sich hinein. Sie konnte einem tatsächlich immer das Wort im Munde verdrehen.

      »Das habe ich mein Leben lang nicht nötig gehabt«, sagte sie herablassend. »Ich bin gespannt, was du mir noch alles vorhalten wirst.«

      »Gar nichts«, antwortete Bert müde. »Es ist doch vergeblich, dir klarzumachen, dass deine Einstellung zu meiner Frau ein Zusammenleben unmöglich macht. Ich hatte nur die Hoffnung, dass du inzwischen zur Einsicht gekommen sein würdest, damit wir nicht im Groll auseinandergehen.«

      »Ich habe dich nicht aus dem Hause getrieben, du bist von selbst gegangen«, warf sie ihm vor.

      »Du weißt genau, warum ich das getan habe. Wir haben jetzt noch einige finanzielle Dinge zu regeln, Mutter, oder ziehst du es vor, sie über den Anwalt abzuwickeln?«

      Es folgte eine schlimme Stunde für Bert, die ihm erschreckend klarmachte, wie besessen seine Mutter von ihrem Egoismus und ihrer Überheblichkeit war.

      Als sie ihm dann aber auch noch vorwarf, wie viel Zeit und Kraft sie für Toby vergeudet hätte, langte es ihm.

      »Ich gehe jetzt«, sagte er. »Aber ich möchte dir noch sagen, dass ich dir gewisse Peinlichkeiten, wie du es zu bezeichnen pflegst, nicht ersparen werde.« Und dann ging er auch sofort.

      *

      So ganz anders ging es bei den Holzmanns zu. Da überlegten die Eltern schon, welche Spezialisten man hinzuziehen könnte, um Penny zu viel Mühsal zu ersparen.

      Dirk zeigte sich jetzt jedoch schon zuversichtlich.

      »Dr. Behnisch sagt, dass Penny ein Stehaufmädchen ist, und ich habe volles Vertrauen zu ihm. Warten wir die nächsten drei Wochen ab. Am Montag wird der Kopfverband gewechselt.«

      Renate Holzmanns Gesicht überschattete sich. Dirk legte seinen Arm um sie.

      »Ich liebe Penny als Ganzes, Mutti, ihr Wesen, nicht ihr Gesicht, und in ihrem Wesen hat sie sich nicht verändert. Sie ist so tapfer, da werden wir doch nicht verzagen.«

      Frau Holzmann wollte bleiben, um Tim zu betreuen. Walter Holzmann musste allerdings mit Beginn der Woche wieder in sein Büro zurück. Für ihn war es das erste Mal in seiner langen Ehe, dass er sich allein zurechtfinden sollte. Ein bisschen mulmig wurde es ihm schon bei dem Gedanken, aber Penny sollte ihren Tim ja täglich sehen, sonst hätten sie ihn einfach mitgenommen.

      Aber auch in dieser Beziehung zeigte Penny, wie tapfer und vernünftig sie war, denn sie wollte gar nichts davon wissen, dass ihr Schwiegervater allein blieb. Als beim Sonntagsbesuch die Rede darauf kam, schüttelte sie leicht den Kopf.

      »Es wäre doch besser, wenn ihr Tim mitnehmen würdet«, sagte sie. »Die reine Freude ist es nicht für ihn, hier an meinem Bett zu sitzen. Bei euch ist er gut aufgehoben, das weiß ich.« Und zu Dirk sagte sie später leise: »Wer weiß, wie ich unter den Verbänden aussehe. Tim soll doch keine Angst vor mir bekommen.«

      »Aber Liebes«, murmelte Dirk bewegt und küsste sie zärtlich.

      »Ich mache mir keine Illusionen, Dirk. Ich habe auch Angst.«

      »Ich liebe dich. Ich habe keine Angst. Es wird halt ein bisschen dauern, bis das Haar wieder gewachsen ist.«

      Ja, wenn es nur um das schöne Haar gegangen wäre, das ihr keckes Gesichtchen so anmutig umschmiegt hatte, aber seine kleine Penny würde noch viele, viele Wochen brauchen, um wieder auf eigenen Füßen stehen und gehen zu können, darüber machte er sich wahrhaftig auch keine Illusionen.

      Sie trafen dann die Entscheidung, dass Tim mit seinen Großeltern fahren und eine Woche dort bleiben sollte. Dann wollte Renate mit ihrem Enkel wieder in der nächsten Woche nach München kommen und dort bleiben.

      »Mami dann kein Wehweh mehr hat?«, fragte Tim.

      Ihm war das unbegreiflich, dass sie so lange im Bett liegen musste. Er hatte ja noch nie erlebt, dass seine Mami auch nur einen Tag krank gewesen wäre. Und Penny hatte früher immer gesagt, dass es das Schlimmste für sie wäre, durch eine Krankheit ans Bett gefesselt zu sein. Nun lernte sie es und ertrug es mit bewundernswerter Geduld, um deretwillen sie von allen Schwestern geliebt wurde.

      In der Behnisch-Klinik herrschte Sonntagsstimmung. Alle Patienten hatten Besuch, keiner klagte über irgendwelche Beschwerden. Jenny und Dieter hatten Zeit für ein gemütliches Kaffeestündchen.

      »Am fünfzehnten Juli fängt Dr. Dahm an«, sagte Dieter plötzlich, in seinem Kaffee rührend.

      »Seit wann nimmst du drei Stück Zucker?«, fragte Jenny.

      »Wieso?«, fragte er irritiert zurück.

      »Weil du drei genommen hast«, erwiderte sie neckend.

      »Erste Anzeichen fortschreitender Verkalkung«, erwiderte er spottend.

      »Liebe Güte, da müssen wir aber gleich was unternehmen«, entgegnete Jenny.

      »Werden wir auch. Dahm fängt am fünfzehnten Juli an.«

      »Das hast du eben schon gesagt«, fiel sie ihm ins Wort.

      »Würdest


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