Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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hob die Augenbrauen. »Kann er nicht vorher heiraten?«, fragte sie.

      »Ich rede nicht von Dahm, ich rede von uns. Mama mia, tu doch nicht so, als wärst du schwer von Begriff. Wir müssen doch etwas gegen meine fortschreitende Verkalkung tun.«

      »Du spinnst ganz schön«, sagte Jenny, »aber du bist lieb.«

      »Dann bist du einverstanden?«, fragte Dieter.

      »Wollen wir nicht erst den Juli abwarten?«, fragte sie lachend.

      »Wir müssen das Aufgebot bestellen.«

      »Vierzehn Tage vorher«, entgegnete sie nebenbei.

      Er hielt ihre Hand fest und zog sie zu sich heran. »Wir haben so wenig Zeit füreinander, Jenny«, sagte er jetzt leise.

      »Das wird sich auch nicht ändern, wenn wir verheiratet sind, Dieter.«

      »Wir wollen uns doch Kinder anschaffen, und dann wirst du auch nur noch Ehefrau und Mutter sein wie Fee.«

      »Wir wollen mal nicht zu weit in die Zukunft denken. Arztfrau bleibe ich dann doch, genau wie Fee, und wie deren Los aussieht, wissen wir ja.«

      »Aber jede Stunde, die wir für uns haben, werden wir genießen. Es wird immer etwas Besonderes sein.«

      Jenny küsste ihn auf die Stirn. »Das ist doch jetzt auch schon so«, sagte sie weich, und dann fanden sich ihre Lippen zu einem langen Kuss.

      *

      Lenchen stellte fünf Gedecke auf den Kaffeetisch.

      »Sechs«, sagte Fee und holte noch eines.

      »Wieso sechs?«, fragte Lenchen.

      »Wir bekommen Besuch, hab ich das nicht schon gesagt?«

      »Zwei Personen?«, fragte Lenchen.

      »Nein, nur Frau von Dehlen.«

      »Dann stimmt es doch«, meinte Lenchen.

      »Und dich zählst du nicht mit?«, fragte Fee, die nun schon wusste, worauf es mal wieder hinausging.

      »Wenn Besuch kommt, setze ich mich nicht an den Tisch«, sagte Lenchen. »Und wenn eine Frau ›von‹, dann schon gar nicht.«

      »Mach nicht immer solche Sperenzchen«, sagte Fee lächelnd.

      Sie hatte doch Frau von Dehlen so gern kennenlernen wollen, bevor diese mit zur Insel fuhr, und deshalb hatte sie Daniel gebeten, die alte Dame schon etwas früher abzuholen, damit sie noch mit ihnen Kaffee trinken könne. Sie meinte auch, dass es so besser wäre.

      Lenchen hatte ihre Marotten. Sie war Fremden gegenüber immer misstrauisch, aber Fee hatte ihre eigene Methode, Lenchen nachgiebig zu stimmen.

      »Wenn du nicht mit uns Kaffee trinkst, gehe ich heute abend mit Daniel aus und dann essen wir auch außerhalb«, erklärte sie.

      Und das, wo sie doch genau wusste, dass Lenchen Hühnerbrüstchen vorbereitet hatte, die Fee besonders gern mochte mit der köstlichen Soße, die nur Lenchen zubereiten konnte.

      Nun, Lenchen hatte Hemmungen, aber Frau von Dehlen nicht weniger, doch bei beiden legten sich diese bei dem herzlichen Ton, der in der Kaffeerunde herrschte.

      Auf dem Tisch stand der silberne Leuchter. Fee hatte zwar überlegt, ob sie ihn so in den Blickpunkt rücken solle, aber sie war dann einer inneren Stimme gefolgt. Und sie hatte recht daran getan, denn als der Aufbruch kam, sagte Frau von Dehlen mit einem Blick auf den Leuchter: »Wie schön ist es, wenn man weiß, dass die Dinge, die man liebte, geschätzt werden und den richtigen Platz finden.«

      »Er ist wunderschön, Frau von Dehlen«, erwiderte Fee.

      »Für mich ist es wunderschön, glückliche Menschen kennenzulernen und auch die Insel der Hoffnung. Ich danke Ihnen allen von Herzen.«

      Eine Überraschung erlebten sie noch, als Frau von Dehlens Gepäck aus Daniels in Dr. Cornelius’ Wagen umgeladen wurde. Ein bisschen hatte sich Daniel ja gewundert, dass die alte Dame gleich drei Koffer mitnahm, aber er hatte sich gedacht, dass sie sich wohl von einigen Stücken einfach nicht trennen wollte.

      Nun sagte sie zu ihm, dass er den großen Metallkoffer doch bitte an sich nehmen und für seine Frau aufheben sollte. Es sei nur etwas für das Kindchen darin.

      Daniel war sprachlos, aber ein Widerspruch hatte ihm gar nichts genützt. Frau von Dehlen stieg schon in den anderen Wagen ein. Und da stand er nun neben diesem gewichtigen Koffer und blickte dem davonfahrenden Wagen nach.

      Währenddessen hatte Lenchen Fee gegenüber schon erklärt, welch eine vornehme Dame Frau von Dehlen sei.

      »Aber erst meckern«, wurde sie von Fee geneckt.

      »Das ist kein Meckern. Ich habe meine Grundsätze«, erklärte Lenchen.

      »Die bei gegebenem Anlass ruhig mal umgestoßen werden können«, meinte Fee, aber als Daniel dann den Koffer hereinschleppte und ihr erklärte, wofür Frau von Dehlen ihn bestimmt hätte, schüttelte sie den Kopf.

      »Was mag sie sich dabei nur denken«, sagte sie verwirrt.

      »Weiß der Himmel«, seufzte Daniel. »Sie ist so sanft und hilflos, und in solchen Dingen kommt man nicht gegen sie an. Was sollte ich denn machen, Fee? Sie stieg ein, winkte mir zu, und weg waren sie schon. Und ich habe schon wunder gedacht, was sie da auf die Insel mitschleppen will und wie wir den Riesenkoffer in dem Wagen verstauen könnten, wo Anne doch die halbe Stadt ausgeplündert hat. Ich möchte nur wissen, was sie alles eingekauft hat.«

      »Vielleicht die Aussteuer für Katja«, meinte Fee.

      »Liebe Güte, sie werden doch wohl nicht mal mit dem Wohnwagen herumziehen.«

      »Weiß man es? Hoffentlich sitzt Frau von Dehlen bequem.«

      »Sei besorgt, die Unbequemlichkeit auf dem Rücksitz hat Anne selbst in Kauf genommen. Da hat sie auch keinen Widerspruch geduldet … Was soll ich nun mit dem Koffer machen, Fee?«

      »Ins Kinderzimmer stellen. Es wird sich ja hoffentlich eine Gelegenheit ergeben, noch mal ein ernstes Wörtchen mit Frau von Dehlen zu sprechen. Sie ist rührend, und man kann sich doch sehr gut vorstellen, wie sie einmal Honneurs gemacht hat, eine große Dame in hochherrschaftlicher Umgebung. Schau mich nicht so an, ich meine das keineswegs ironisch. Ich kann sie mir sehr gut vorstellen.«

      Diese Zeit lag aber schon so lange zurück, dass sich Charlotte von Dehlen selbst nicht mehr richtig daran erinnern konnte, auch nicht erinnen wollte. Sie fuhr jetzt, wie ein beschenktes Kind neben Dr. Cornelius sitzend, der Insel entgegen, die sich ihnen in traumhaft abendlicher Stimmung darbot.

      Ein bisschen Freude hatte Daniel Norden ihr noch bereiten wollen, um das auszugleichen, was andere ihr Übles zugefügt hatten. Er ahnte nicht, wie viel Glück er dieser alten Dame gab, und wie viel Glück sie selbst dadurch empfangen sollten, nach der uralten Weisheit: »Denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eigene Herz zurück.«

      *

      In der Behnisch-Klinik begann der erste Tag der Woche damit, dass Birgits Kopfverband abgenommen und Pennys gewechselt wurde.

      Birgits Platzwunden waren gut verheilt. Was geblieben war, wurde von dem herabfallenden Haar verdeckt.

      Wenn es bei Penny nur auch so sein würde, doch an sie ging Jenny mit Zittern und Zagen heran. Und dennoch war es nicht so schlimm, wie sie gefürchtet hatte. Ihr Seufzer klang so erleichtert, dass Penny sie mit großen Augen anschaute.

      »Geht es eingermaßen?«, fragte sie, und ihre Stimme bebte nur ein ganz klein bisschen. »Ist alles noch an seinem Platz?«

      Jenny nahm Zuflucht zum Humor. »Sie sehen aus wie ein kleiner Junge, der eben eine Rauferei hinter sich hat«, sagte sie.

      »Darf ich mal in den Spiegel schauen?«, fragte Penny.

      Jenny zögerte einen Augenblick.

      »Bitte, Frau Dr. Lenz«, bat Penny.


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