Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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erwartet und nicht um Verzeihung bitten muss. Liebe war Zuneigung, keine Forderung. Es war keine aufrichtige Liebe zwischen Mutter und Kind, wenn man sich gegenseitig Verpflichtungen auferlegte.

      Bert atmete auf, er fühlte sich plötzlich frei. Er sah auf die Armbanduhr. Gleich sieben, du liebe Güte! Er hatte mit einem Makler einen Termin vereinbart, um ein Haus anzusehen. Ein Haus für Birgit und Toby, mit einem Garten, in dem sie viele Blumen pflanzen konnten. Vielleicht fand er heute das Haus, das alle seine Erwartungen erfüllte.

      *

      Für Dr. Daniel Norden hatte eine aufregende Zeit begonnen. Alles was sonst in seiner Praxis bisher geschehen war und noch geschah, war nichts gegen das, was er nun mitmachte, obgleich man gewiss nicht sagen konnte, dass Fee ihn in Atem hielt. Eher war es umgekehrt, denn fast jede Stunde rief er aus der Praxis in der Wohnung an, um sich zu erkundigen, wie es ihr ginge. Sie wagte sich schon fast nicht mehr vom Telefon fort, weil er gleich aus dem Häuschen geriet, wenn sie nicht mindestens nach dem zweiten Läuten den Hörer abnahm.

      Fee meinte, dass es eigentlich besser wäre, sie würde in der Praxis sein, aber das wollte er nun auch wieder nicht, weil er Angst hatte, sie könne sich irgendeine Infektion zuziehen.

      Fee hatte es nicht leicht mit ihrem Mann, aber sie nahm es mit Humor. Auf die Straße durfte sie sich auch nicht mehr wagen, aber sie genoss das schöne Sommerwetter auf der Dachterrasse.

      Die letzte Woche bis zum Geburtstermin war angebrochen. Jede Stunde brachte sie nun diesem großen, für sie so wunderbaren Ereignis näher.

      Vor zwei Tagen hatte Daniel sie zur letzten Kontrolluntersuchung zu Dr. Leitner gebracht, der alles in Ordnung befunden hatte. Es war nicht zu übersehen, dass auch Schorsch voller Spannung war, denn das Kind seiner Freunde war schon etwas ganz Besonderes.

      Für Fee war es ein beruhigender Gedanke, dass sie in der Klinik das Kind tagsüber bei sich im Zimmer behalten konnte. Allerdings nur, wenn sich die Besuche nicht häuften, das hatte Schorsch Leitner zur Bedingung gemacht. Und ihre Nachtruhe sollte wenigstens während der ersten acht Tage nicht gestört werden, hatte er energisch erklärt. Das würde später noch oft genug der Fall sein.

      Wie würde es Daniel wohl hinnehmen, wenn das Kind nachts schrie? Er brauchte seine Nachtruhe schließlich. O ja, es würde schon eine gewaltige Umstellung für ihn werden.

      Fee träumte in den blauen Himmel hinein, dann schlief sie ganz plötzlich ein und träumte weiter, bis das Telefon wieder läutete, aber das hörte sie erst bei fünften Mal, und dann richtete sie sich ein bisschen zu schnell auf.

      Ein ganz seltsamer, unbekannter Schmerz durchzuckte sie. Der Arm, der sich mechanisch nach dem Telefon ausgestreckt hatte, sank hinab.

      »Also, jetzt fahre ich mal schnell rauf in die Wohnung«, sagte Daniel unten in der Praxis zu Molly und war schon aus der Tür.

      Sie lächelte nachsichtig und beruhigte einen Patienten, der sich besorgt erkundigte, ob der Herr Doktor länger fortbleiben würde.

      Daniel stürmte indessen in die Wohnung und an Lenchen vorbei und rief nach Fee. Sie lehnte blass an der Terrassentür.

      »Es geht jetzt doch nicht mehr so schnell«, sagte sie entschuldigend. »Reg dich doch nicht gleich immer so auf, Daniel.«

      »Dir fehlt doch etwas, du bist so blass«, sagte er besorgt.

      »Ich bin auf der Terrasse eingeschlafen, und dann war mir einfach ein bisschen schwummerig.«

      »Hast du etwa in der Sonne gelegen?«, fragte er.

      »I wo.« Es klang ziemlich gepresst und wieder durchzuckte sie das seltsame Gefühl.

      »Es werden die Senkwehen sein«, sagte sie mit einem flüchtigen, gequälten Lächeln.

      »Ich bringe dich in die Klinik«, erklärte Daniel.

      »Schorsch lacht uns ja aus«, widersprach Fee.

      »Das tut er nicht. Besser ist besser.« Er fasste nach ihrer Stirn. »Das ist ganz kalter Schweiß, Feelein. Komm, mein Liebes, sei brav.«

      »Ich habe wohl bloß eine ungeschickte Bewegung gemacht«, versuchte sie Daniel zu beruhigen.

      Sie konnte sagen, was sie wollte, es war zwecklos. In der Praxis mussten sie noch ziemlich lange auf den Doktor warten. Daniel ließ es sich nicht ausreden, seine Frau in die Klinik zu bringen, und das war gut so.

      Schorsch kannte seinen Freund Daniel und sagte nur, dass er Fee auf jeden Fall erst mal in der Klinik lassen sollte, damit sie nochmals eine Ultraschalluntersuchung machen könnten.

      »Du hast ja sicher noch Patienten in der Sprechstunde, Dan«, meinte er. »Ich rufe dich an, wenn du Fee wieder abholen kannst.«

      Daniel sah seine Frau unglücklich an. »Du bist immer noch so blass, Liebling«, stellte er besorgt fest.

      »Das Autofahren bekommt mir halt nicht mehr«, redete sich Fee heraus. »Lass die Patienten nicht warten, Liebster. Ich habe hier meinen Arzt.«

      Er ging ungern, aber was blieb ihm übrig. Fee war ja in bester Obhut.

      Dr. Leitner atmete auf, als Daniel draußen war. »Sag mal, Fee, wann sind die ersten Wehen gekommen?«, fragte er.

      »Wehen? Das sind doch keine Wehen. Mach mir so was nicht weis, Schorsch.«

      Er untersuchte sie sorgfältig. »Meine liebe Fee, nach meiner Schätzung wirst du spätestens in einer Stunde Mutter sein«, sagte er.

      »Waaas? Mach mich nicht schwach, Schorsch.«

      »Ich will dich stark machen dafür«, sagte er lächelnd, aber doch mit leicht erregter Stimme. »Du musst doch schon etwas gemerkt haben.«

      »Das habe ich wohl verschlafen«, erklärte Fee. »Komisch.« Sie kicherte ein bisschen, aber es ging in leises Ächzen über. Aber nach ein paar Sekunden sprach sie lebhaft weiter. »Da hat man nun selbst Medizin studiert und weiß nicht mal, wie Wehen sind. Hoffentlich beeilt sich der Burschen, damit er da ist, wenn sein geplagter Papi kommt. Daniel regt sich so schrecklich auf.«

      »Er weiß halt zu gut, dass man bei dir vor Überraschungen nicht sicher ist. Nun leg dich mal hin und renn nicht dauernd herum.«

      »Aber Bewegung ist gut«, widersprach sie.

      »Jetzt nicht mehr. Muss ich energisch werden?«

      »Mit euch Männern hat man seine liebe Not«, sagte Fee. »Hast du nichts weiter zu tun, als bei mir Händchen zu halten?«

      »Was meinst du, was ich von Daniel zu hören bekomme, wenn ich dich jetzt allein ließe.«

      »Oje, oje!«, rief Fee plötzlich aus, und dann legte sie sich doch wieder nieder.

      *

      Daniel hatte gerade zum Telefon greifen wollen, um in der Frauenklinik anzurufen, als eine junge Mutter ihm ihren kleinen Buben brachte, der fürchterliches Nasenbluten hatte. Man konnte ihn nicht warten lassen.

      »Rufen Sie doch mal an, Molly«, bat er.

      »Wen?«, fragte sie, da sie es im Augenblick wirklich nicht wusste.

      »Die Klinik«, erwiderte Daniel kurz.

      »Lieber Gott, mein Bub muss doch nicht etwa in die Klinik?«, jammerte die junge Mutter.

      »Nein, das kriegen wir schon wieder hin«, erwiderte Daniel tröstend.

      Nach fünf Minuten war die Prozedur überstanden. Mutter und Sohn konnten wieder heimfahren. Molly saß mit verstörter Miene an ihrem Schreibtisch und hatte den Telefonhörer noch immer in der Hand.

      »Was ist?«, fragte Daniel hastig.

      »Die Geburt ist im Gange«, stammelte Molly.

      »Waaas?«, rief er, genauso überrascht und gedehnt, wie Fee vorher, als Schorsch ihr die Eröffnung gemacht hatte. Ganz blass war er geworden! Und da sollte er seine Sprechstunde noch zu Ende führen?

      Zum


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