Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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sie ihn die Hotelhalle betreten sah. Sie unterhielt sich mit ein paar Gästen, die gerade erst eingetroffen waren, und schenkte ihm keine Beachtung.

      Vielleicht habe ich viel zuviel in ihn hineingedacht, ging es ihr durch den Sinn, als sie sich dann an den Schreibtisch setzte, um die Tagesabrechnung des vergangenen Tages nachzukontrollieren. Darauf legte ihr Vater den größten Wert. Alles mußte korrekt sein.

      Aber an allem, was unter Wolfgangs Aufsicht stand, gab es nichts auszusetzen.

      Sie traf dann erst mit ihm zusammen, als sie heimfahren wollte. Es war fast Mitternacht. Im Clubzimmer tagte noch immer eine fröhliche Gesellschaft. Wolfgang sah müde aus. Astrid dachte daran, daß er, die zwei Stunden Pause abgerechnet, schon gut sechzehn Stunden auf den Beinen war, denn heute hatte sein Arbeitstag schon um sechs Uhr begonnen, weil Lieferungen gekommen waren, die er stets selbst kontrollierte. Welcher Angestellte machte das heute schon?

      »Ich gehe jetzt«, sagte sie zu ihm. »Wird es da noch lange dauern?« Sie deutete auf das Clubzimmer.

      »Der Oberkellner kassiert bereits«, sagte er.

      »Dann gute Nacht«, sagte sie.

      »Gute Nacht«, erwiderte er.

      Sie ging hinaus. Sie war auch müde und außerdem deprimiert. Und ausgerechnet heute wollte ihr Wagen nicht anspringen. Sie versuchte es mehrmals, aber er rührte sich nicht.

      Die Mitglieder des Kegelklubs strömten jetzt aus dem Hotel. Singend zogen sie an ihr vorbei, als sie wieder hineinging, um nach einem Taxi zu telefonieren.

      Da wird es morgen wieder Beschwerden hageln, dachte sie, und da stand Wolfgang an der Treppe. Sein Blick, der voller Kummer war, verwirrte sie.

      »Ich muß ein Taxi rufen. Mein Wagen springt nicht an«, sagte sie stockend.

      »Darf ich Sie heimbringen, Astrid?« fragte er.

      Ihr Herz begann zu hämmern. Sie wollte widersprechen, aber plötzlich war sie wieder das scheue kleine Mädchen.

      »Sie haben ja den gleichen Weg«, sagte sie tonlos.

      Er hatte schon Jahr und Tag den gleichen Wagen, aber er ließ ihn nie im Stich. Wert auf Äußerlichkeiten legte er nicht.

      Für ihn war ein Auto nur ein Fortbewegungsmittel. Renommieren lag ihm auch nicht. Das alles ging Astrid durch den Sinn, als sie durch die stillen Straßen fuhren, schweigend, mit jener Mauer zwischen sich, die sie aufgerichtet hatte.

      »Es hat einmal eine Zeit gegeben, in der wir uns duzten, wenn wir allein waren, Astrid«, sagte er plötzlich. »Ist sie für immer vorbei?«

      »Ist es nicht besser so?« fragte sie.

      »Es tut mir weh«, erwiderte er gepreßt. »Ich habe Lilly heute getroffen und ihr gesagt, was ich von ihrem Benehmen halte. Sie ist nicht mehr interessiert, dieses widerwärtige Spiel fortzuführen.«

      »Dieses widerwärtige Spiel?« wiederholte Astrid tonlos.

      »Mehr war es nicht. Bitte, glaube es mir, Astrid. Selbst wenn du dich jetzt Dr. Norden zugewendet hast, möchte ich, daß du die Wahrheit weißt. Du bist mir zu wertvoll, als daß ich deine Freundschaft verlieren möchte.«

      »Waren wir jemals Freunde?« fragte Astrid leise. »Ich war ein sehr dummes, sehr törichtes Mädchen. Ich habe zehn Jahre mit Lilly die gleiche Schulbank gedrückt. Ich dachte, daß die Jahre zählen müßten. Du und ich, wir haben uns sehr lange gekannt. Für meinen Vater warst du wie ein Sohn, Wolfgang. Ich möchte nicht schuld sein, wenn das anders würde, aber jetzt bin ich kein törichtes Mädchen mehr. Ich habe gelernt, die Spreu vom Weizen zu scheiden.«

      Ein paar Sekunden war Schweigen zwischen ihnen.

      »Könnte dir dabei nicht auch ein Fehler unterlaufen sein, Astrid?« fragte er.

      »Wie meinst du das?« fragte Astrid.

      »Ich meine Dr. Norden. Bist du überzeugt, daß du die einzige Frau in seinem Leben bist?«

      Ein Lachen stieg ihr plötzlich in die Kehle, aber sie unterdrückte es.

      »Meinst du, daß ich so begehrenswert bin?« fragte sie ironisch.

      »Ja, das meine ich«, erwiderte er. »Mädchen wie dich findet man selten. Und es ist sehr schlimm, wenn man sie wieder verliert.«

      Astrid nahm ihren ganzen Mut zusammen. »Halt mal an, Wolf«, sagte sie, »wir sind nämlich gleich zu Hause, und jetzt wird das Thema interessant.«

      War sie es selbst, die das sagte? Hatte sie wirklich den Mut dazu?

      Ich bin eine Frau, sagte sie sich. Im Krieg und in der Liebe sind alle Mittel recht, hieß es. Die Waffen einer Frau hätten mit Krieg nichts zu schaffen, hatte ihr Vater heute so ganz nebenbei gesagt, als sie ihn besuchte. Wußte er, was da vor sich ging?

      Wolfgang hatte angehalten. Astrid rückte noch ein Stück weiter von ihm weg, was er schmerzhaft empfand.

      »Du meinst also, daß Dr. Norden ernsthaftes Interesse für mich hätte?« fragte sie.

      »Was sollte ich sonst denken?« fragte er. »Ihr habt euch jeden Mittag getroffen, und ihr habt gemeinsam gegessen.«

      »Zweimal haben wir uns getroffen und einmal gemeinsam gegessen. Er ist ein attraktiver Mann.«

      »Das begreife ich nicht, aber ich habe ihn schon mit einer sehr attraktiven Frau gesehen, und er hat sie geküßt!«

      »Was du nicht sagst, ich bin erschüttert«, spottete Astrid. »So könnte ein eifersüchtiger Mann sprechen.«

      »Ich bin eifersüchtig«, stieß er hervor. »Du hast dich von Lilly irremachen lassen.«

      Der Teufel mochte in Astrid gefahren sein. Sie kannte sich selbst nicht wieder.

      »Ich finde Dr. Norden sehr charmant«, sagte sie, »aber mit seiner zukünftigen Frau kann ich wohl kaum konkurrieren. Ich kenne meine Grenzen, Wolf, und ich kenne auch Fee Cornelius. Wahrscheinlich hat er sie geküßt, als du ihn beobachtet hast.«

      »Ich sah es zufällig«, rechtfertigte er sich. »Dir macht es nichts aus?«

      »Nein, es macht mir nichts aus. Ich kenne sie zwar beide noch nicht lange, aber ich glaube, daß ich ihnen mehr vertrauen kann als manchem andern.«

      »Es trifft mich sehr, daß ich dein Vertrauen verloren habe, Astrid«, sagte Wolfgang leise.

      Und dann trafen sich ihre Augen doch, versanken ineinander, und alles andere wurde nebensächlich.

      »Ich liebe dich doch«, flüsterte er.

      Und sie glaubte ihm, so voller Angst, wie er es sagte.

      Sie überließ ihm ihre Hände, ließ sich an seine Brust ziehen und barg ihren Kopf an seiner Schulter.

      »Ich wagte es nicht zu sagen, Astrid«, raunte er ihr ins Ohr. »Du erschienst mir noch so jung, und dann warst du so schnell, so plötzlich erwachsen.«

      »Ich bin erst dabei, es zu werden, aber vielleicht war es gut, daß ich einen Schock bekam, sonst wäre ich womöglich noch lange in den Kinderschuhen steckengeblieben. Ich habe Lilly alles geglaubt, Wolf. Jetzt ist es mir unbegreiflich. Ich hätte nicht einfach klein beigeben dürfen. Man muß auch zu kämpfen verstehen.«

      Ihr war es nicht bewußt, wie sie es verstanden hatte. Mit ihren Waffen, die frei von Gift waren, zu denen sie ganz instinktiv gegriffen hatte, als alles ins Wanken geriet, was sie wünschte.

      Und nun war alles gut. Wolfgang nahm sie in seine Arme, und zum ersten Mal küßte er sie heiß und innig.

      »Nichts mehr steht zwischen uns«, flüsterte er zwischen zwei Küssen. »Ich bin glücklich, Astrid, mein Liebes. Wirst du jetzt mit mir gehen, wohin uns der Weg auch führt?«

      »Du, wach auf«, sagte sie plötzlich ganz gegenwärtig. »Willst du Paps etwa im Stich lassen und alles, was uns doch so viel bedeutet?«

      »Nur


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