Palle. Oskar Meding

Palle - Oskar Meding


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hat und vor allem verpflichtet ist, für die Bedürfnisse des heiligen Vaters zu sorgen.«

      »Wir kennen und würdigen vollkommen« erwiderte Tornabuoni, »die Pflichten, welche uns das Schatzmeisteramt gegen Seine Heiligkeit auferlegt und haben auch die Vermittelung, von der Eure Exzellenz sprechen, mit allem Eifer versucht, ich habe bei den Altoviti, den Nicolini, den Strozzi und den Chigi alles versucht, das Geschäft zu stande zu bringen, auch von Florenz aus sind alle Banken in Frankreich und Spanien zu gleicher Vermittelung angewiesen worden, aber, wie ich Eurer Exzellenz zu sagen die Ehre hatte, unsere Bemühungen sind bis jetzt vollkommen vergeblich gewesen, und wir würden höchstens es übernehmen können, die Kaufsumme in kleineren Raten herbeizuschaffen.«

      »Das kann zu nichts führen,« rief Girolamo heftig, »in Mailand verlangt man die sofortige Zahlung, wenn das Geschäft zu stande kommen soll und –«

      »Das wird vollkommen unmöglich sein,« erwiderte Tornabuoni ruhig, »Seine Heiligkeit weiß wohl, daß wir alle seine Wünsche zu erfüllen streben, obwohl wir von ihm stark in Anspruch genommen werden, auch werden wir nicht versäumen, unsere Verhandlungen mit allem, einer so wichtigen Sache gebührenden Eifer, fortzusetzen.«

      »Und in welcher Zeit glauben Sie damit zu stande zu kommen?« unterbrach ihn Girolamo.

      Tornabuoni zuckte die Achseln.

      »Darüber bin ich nicht im stande, Euch eine Antwort zu geben, erlauchter Graf, jedenfalls ist es ganz gewiß, daß eine geraume Zeit darüber hingehen wird, wie ich schon bemerkt; alle hiesigen Bankhäuser haben unserer Aufforderung nicht zu entsprechen vermocht.«

      Girolamo biß sich auf die Lippen und vermochte nur mit Mühe seinen auflodernden Zorn zu unterdrücken. »Und die Pazzi?« sagte er. »Habt Ihr Euch an die Pazzi gewandt, die doch über große Mittel verfügen?«

      »Das haben wir nicht gethan,« erwiderte Tornabuoni, »ich bin überzeugt, daß auch die Pazzi ohne noch anderen Beistand nicht im stande sind, ein so großes Geschäft zu machen, außerdem wissen Eure Exzellenz, daß die Pazzi trotz ihrer Verschwägerung mit dem Hause Medici, eine gewisse, fast möchte ich sagen, eifersüchtige Zurückhaltung gegen uns beobachten und nicht geneigt sein würden, ein von uns durchzuführendes Geschäft zu unterstützen.«

      In Girolamos Augen blitzte es bei den letzten Worten tückisch auf.

      »So könnt Ihr mir keine andere Antwort geben?« fragte er kurz.

      »Ich bedaure,« erwiderte Tornabuoni, »daß ich dazu nicht im stande bin, wenn ich Eurer Exzellenz nicht falsche Hoffnungen erwecken will – ich wiederhole noch einmal, daß wir alles aufbieten werden, um die Sache, soweit es die Verhältnisse gestatten, zum Abschluß zu bringen, doch ist mein Rat, mit den Sforza eine Ratenzahlung zu vereinbaren und ich kann versichern, daß Lorenzo zu einer Abmachung in diesem Sinne mit allem Eifer seinen Einfluß in Mailand geltend machen wird.«

      »Ich danke Euch für Euern guten Willen,« erwiderte Girolamo, »und werde Seiner Heiligkeit über diese unangenehme Lage der Sache Bericht erstatten. Der heilige Vater wird, das fürchte ich, davon sehr unangenehm berührt sein, noch mehr vielleicht als ich, obgleich ich zunächst am meisten davon betroffen bin.«

      »Und wenn ich die Ehre hätte,« sagte Tornabuoni, »vor Seiner Heiligkeit selbst zu stehen, so würde es mir unmöglich sein, eine andere Antwort zu geben, ich glaube indes ganz gewiß, daß eine Verhandlung mit den Sforza den erwünschten Erfolg haben wird, da sie ja auch wünschen müssen, des heiligen Vaters Gnade und unsere Freundschaft sich zu erhalten.«

      »So müssen wir denn weiter sehen, was zu thun ist,« erwiderte Girolamo schnell aufstehend.

      Er hatte eine vollkommen gleichgültige Miene angenommen, nur aus seinen Augen blitzte es wie feindliche Drohung.

      Er reichte Tornabuoni flüchtig die Hand, und dieser begleitete ihn ehrerbietig bis zur Schwelle seines Kabinetts.

      Im Vorzimmer trat ihm ein junger Mensch von kaum zwanzig Jahren in der reichen eng anschließenden Modekleidung der damaligen Zeit, mit lang herabhängenden aufgeschlitzten Ärmeln an dem Oberwams, den Degen an der Seite und den kurzen Dolch im golddurchwirkten Gürtel, entgegen.

      Es war eine außerordentlich vornehme sympathische Erscheinung, sein Gesicht hatte die feinen Züge, welche man auf alten Porträts jener Zeit wiederfindet und zeigte entschlossene Willenskraft, noch verbunden mit dem weichen Schmelz der frühen Jugend; seine dunklen Augen blickten wie erstaunt und fragend unter den langen Wimpern hervor und ein träumerischer Schimmer gab ihnen einen besonderen Reiz; sein tief braunes, volles Haar fiel in natürlichen Locken über den Nacken zurück.

      Er verbeugte sich tief und Tornabuoni sagte: »Ich bitte Eure Exzellenz um die Erlaubnis, Ihnen meinen Neffen Cosimo Rucellai vorstellen zu dürfen, der seit einiger Zeit hier bei mir ist, um einen Überblick über die Geschäfte zu gewinnen und empfehle denselben Ihrem gütigen Wohlwollen.«

      »Ah,« sagte der Graf Girolamo, – »Rucellai, – ich, kenne den Namen wohl und er hat einen guten Klang – ist Eure Mutter nicht Nannina von Medici?«

      »So ist es,« erwiderte der junge Mann, »und es ist mir eine große Ehre, daß Eure Exzellenz so gütige Erinnerung für mein Haus haben.«

      »Wie sollte ich nicht,« sagte Graf Girolamo, »sind doch die Medici,« fügte er mit einem leichten Anflug von Bitterkeit hinzu, »seit lange meine Freunde und treu ergebenen Diener des heiligen Stuhls – ich werde mich freuen, Signor Rucellai, wenn ich Euch nützlich sein kann.«

      Er reichte dem jungen Manne flüchtig die Hand, welche dieser ehrerbietig berührte, und schritt dann schnell dem Ausgange zu.

      Tornabuoni geleitete ihn noch bis zur Thüre des Vorzimmers. Cosimo aber schritt ihm, halb rückwärts gewendet, durch den Korridor voran, auf welchem die Diener mit Wachsfackeln bereit standen.

      Vor dem Portal wurde das Pferd des Grafen vorgeführt.

      Cosimo hielt den Steigbügel und der Graf ritt, noch einmal mit der Hand grüßend, langsam nach der Engelsbrücke hin.

      »Verdammte Krämer,« sprach er vor sich hin, »und heuchlerische Schurken! Ihnen fließt das Gold aus allen Ländern Europas zu – sie sind Schatzmeister des heiligen Stuhls und sie suchen umher, um eine elende Summe von dreißigtausend Goldgulden aufzutreiben! Das ist nicht wahr, tausendmal nicht wahr – das ist tückischer Verrat, und vielleicht stecken die Sforza selbst dahinter, mit denen sie ja immer einig sind, um die Macht und den Einfluß des römischen Stuhls zurückzudrängen – vielleicht bereuen sie den Verkauf von Imola und haben sich hinter diesen heuchlerischen Lorenzo gesteckt, um den Abschluß unmöglich zu machen. Aber bei Gott, sie sollen mir für diese Frechheit büßen, wenn ich nur erst eine Handhabe finde, ihnen beizukommen!«

      Ein heller Fackelschein leuchtete ihm entgegen.

      Er blickte auf und sah fast neben dem Kopf seines Pferdes einen jungen Mann von vier- bis fünfundzwanzig Jahren, in reicher Tracht, mit einem über die Schultern geworfenen Pelzmantel stehen, der sich, das Barett von dem dunklen lockigen Haar abnehmend, tief verbeugte, während seine Fackelträger ehrerbietig zurücktraten.

      Als der Grüßende sich wieder aufrichtete, erkannte Girolamo dessen bräunliches Gesicht mit dem aufwärts gedrehten, dunklen Schnurrbart und den stolz und kühn blitzenden Augen.

      Ein triumphierendes Lächeln zuckte um des Grafen Lippen, als ob in ihm plötzlich ein willkommener Gedanke aufgestiegen sei.

      Er hielt sein Pferd an und beugte sich herab, um dem Grüßenden die Hand zu reichen.

      »Ah, Ihr seid es,« sagte er mit verbindlicher Liebenswürdigkeit, »Signor Francesco Pazzi und Ihr geht zu Fuß an diesem Wintertag? Fast möchte man meinen, daß


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