Praxisbuch Reisefotografie. Daan Schoonhoven
anstrengend. Öffentlicher Nahverkehr ist dann eine gute Option. Zumindest in Städten mit einem guten U-Bahn-Netz kann man sich schnell und günstig bewegen. Allerdings ist die U-Bahn in manchen Städten nicht die sicherste Option – schon gar nicht, wenn man deutlich sichtbar mit einer Menge Fotoausrüstung unterwegs ist.
In eher ländlichen Gegenden können Sie mit Zug oder Bus reisen, aber auch die halten nicht immer an den Stellen, die Sie gerne fotografieren wollen. So führt kein Weg am Individualverkehr vorbei. Das kann ein (teures) Taxi sein oder ein Leihwagen, doch in ärmeren Ländern kann man oft auch für einen oder mehrere Tage einen lokalen Bewohner mit seinem Moped, Tuk-Tuk oder einem anderen lärmenden provisorischen Fahrzeug anheuern. Der Vorteil davon ist, dass der Chauffeur sich in der Gegend auskennt und gleichzeitig Führer und Dolmetscher sein kann.
Weniger naheliegende Formen lokaler Transportmittel sind kleine Boote und Flugzeuge, Hubschrauber, Ultraleichtflugzeuge und Luftballone. Sie helfen, an schwer erreichbare Orte zu kommen (denken Sie an das Amazonasgebiet oder das Pantanal in Brasilien), sind aber auch gut geeignet, um einfach erreichbare Orte auf eine außergewöhnliche Weise zu fotografieren. Denn wen beeindrucken sie nicht – die von oben aufgenommenen Bilder der berühmten Sanddünen in Namibia, von Elefantenherden in Ostafrika oder eines isländischen Flussdeltas.
Transportmittel sind in erster Linie dazu gedacht, Sie an Ort und Stelle zu bringen. Achten Sie jedoch auch darauf, dass an Bord genügend Platz für alle Sachen ist, die Sie mitnehmen wollen. Jeder kennt sicher die Gepäckregelungen bei Fluggesellschaften. Das setzt sich auch auf anderer Ebene fort: Ist Ihr Leihwagen groß genug? Wie viele Menschen gehen mit an Bord eines kleinen Bootes oder des offenen Safariautos? Oder wie viele Ellenbogen machen Ihnen das Arbeiten in einem Ballon unmöglich?
Für Urlaubsfotografen ist es eine gute Idee, vor der Abreise oder sofort vor Ort herauszufinden, ob es Möglichkeiten gibt, mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln, gemieteten Mopeds oder Fahrrädern oder einer organisierten Tour die Umgebung zu erkunden. Man verliert dann vor Ort keine wertvolle Zeit und weiß genau, was man erwarten kann und was nicht. Das vermeidet Enttäuschungen.
Diese Oryxantilopen wurden aus einem Ultraleichtflugzeug fotografiert. | Sossusvlei, Namibia | Marsel van Oosten | Nikon D3 mit AF-S Nikkor 70 – 200 mm 1:2,8, 1/3200 s, Blende 5,6, ISO 800
Ägypten | Marsel van Oosten | Nikon D3s mit AF-S Nikkor VR 70 – 200 mm 1:2,8, 1/50 s, Blende 2,8, ISO 3200, freihändig
Masai Mara, Kenia | Marijn Heuts | 05.11.2013, 8:39 Uhr | Canon EOS 5D Mark III mit Canon EF 17 – 40 mm 1:4L USM auf 17 mm, 1/100 s, Blende 16, ISO 400
Ein lokaler Führer, in jedem Fall in Ländern mit sich äußerlich unterscheidender kultureller Identität, kann selbst zum Motiv werden. Denken Sie nur an die Massai mit ihren grellroten Tüchern oder an die Beduinen in den Wüsten Nordafrikas. Ein solcher Führer in Ihrem Bild wirkt sicher authentischer als ein Mitreisender in einer grellroten Jacke.
2.4Reiseführer
Manche Orte auf der Welt sind schon bis zum Überdruss beschrieben und fotografiert, andere hingegen bislang nur spärlich besucht. Gebäude verändern selten ihren Standort, Tiere und Völker häufig schon. Abhängig davon, was Sie fotografieren wollen, brauchen Sie jemanden, der Sie zum richtigen Moment an den rechten Ort bringen kann – einen Führer.
Unter idealen Umständen selbst sein Motiv zu suchen, hat auf jeden Fall seinen Reiz und die Befriedigung ist wahrscheinlich noch größer, wenn es gelingt. Doch nicht immer hat man so viel Zeit und zudem kann es sein, dass man mit guten Ergebnissen zurückkommen muss (denken Sie zum Beispiel an den Auftrag einer Zeitung). Ein Führer kann Ihnen – natürlich gegen Bezahlung – viel Arbeit und Frustration ersparen, sodass mehr Zeit und Energie fürs aktive Fotografieren bleiben. Nehmen Sie sich einen lokalen Führer, dann kommt als Vorteil hinzu, dass er oder sie die Landessprache spricht und Ihnen unter Umständen helfen kann, schwierig zu erlangende Permits oder Zugang außerhalb der regulären Touristenzeiten zu erhalten. Schließen Sie sich einer organisierten Reise an, dann ist der Führer gewöhnlich ein Reiseleiter, der Ihre Muttersprache spricht und schon häufiger in diesem Gebiet gewesen ist. Das heißt aber nicht automatisch, dass er oder sie alle Orte und Bräuche kennt und so für Sie ebenso nützlich sein kann wie ein lokaler Führer.
2.5Gepäck
Was Sie mitnehmen, hängt in hohem Maße von Ihrem Budget und Ihrer Art zu reisen ab. Sind Sie auf einer individuellen Fly & Drive-Reise, dann gibt es eigentlich wenige Beschränkungen. Das Handgepäck im Flugzeug ist zwar auf bestimmte Abmessungen beschränkt, doch ein Teil der Ausrüstung kann immer noch als Gepäck aufgegeben werden. Nehmen Sie als Handgepäck deshalb vor allem Sachen mit, die Sie am wenigsten missen möchten. Auf jeden Fall eine Kamera mit Ihrem meistgenutzten Objektiv, Speicherkarten und ein Akkuladegerät, sodass Sie nicht völlig aufgeschmissen sind, wenn das aufgegebene Gepäck zu spät an Ihrem Zielort eintrifft. Die übrige Fotoausrüstung können Sie aufgeben, gegebenenfalls gegen Zuzahlung, falls das Gewicht zu hoch wird. Die panische Angst vieler Fotografen, einen Teil ihrer Fotoausrüstung als Gepäck aufzugeben, ist ungerechtfertigt. Bei großen Fluggesellschaften passiert eigentlich wenig, vorausgesetzt, dass Sie Ihre Ausrüstung gut verpacken (Hartschalenkoffer). Überprüfen Sie auch die Bedingungen Ihrer Reise- und Ausrüstungsversicherung.
Völlig anders sieht es aus, wenn Sie lokale (öffentliche) Verkehrsmittel benutzen. Kleine Flugzeuge haben fast immer eine Gewichtsbeschränkung für Gepäck, an der nicht zu rütteln ist. In Bus und Bahn ist es meistens rundweg unhandlich und teilweise sogar unmöglich, mit großen Mengen Gepäck zu reisen. Was Sie mitnehmen, wird deshalb vor allem von einer Vorabeinschätzung abhängen, mit welchen Möglichkeiten und Problemen zu rechnen ist. Nehmen Sie auf derartige Reisen auf keinen Fall zu viel mit, sondern beschränken Sie sich auf die wesentlichste Ausrüstung!
Tipp
Ihr größtes Teleobjektiv können Sie in einer Objektivtasche über der Schulter tragen. Das wollen Sie sicher nicht mit dem Gepäck aufgeben, und auf diese Weise zählt es beim Gewicht nicht mit. Sie haben einfach Ihre Kamera über der Schulter …
Kevlavik, Island | Peter Wijn | 09.07.2007 | Nikon D200 mit Nikkor 500 mm 1:4,0 + 1,4-fach-Telekonverter, 1/400 s, Blende 8, ISO 200
Wuhan, China | Chris Stenger | 01.09.2014 | Canon EOS 5D Mark II mit EF 24 – 70 mm 1:2,8L USM auf 70 mm, 1/250 s, Blende 8, ISO 200
»Community based tourism« bedeutet oft etwas einfachere Unterkünfte, aber auch eine Chance, Ihren Führer und Fahrer in seiner eigenen Umgebung zu fotografieren. | Ak Sai, Kirgisien | Jaap Schelvis | 12.06.2009, 6:38 Uhr | Canon EOS 40D mit Canon EF-S 10 – 22 mm 1:3,5 – 4,5 USM auf 10 mm, 1/30 s, Blende 7,1, ISO 200
2.6Unterkunft
Sie erledigen Ihre Arbeit als Fotograf dann am besten, wenn Sie sich sonst um nichts anderes Sorgen zu machen brauchen. Alle Energie, die Sie für das Suchen einer Bleibe, die