Praxisbuch Reisefotografie. Daan Schoonhoven
wollen Sie die Fotos weiterverwenden?
Was empfinden Sie bezüglich Format und Gewicht als komfortabel?
Über welche Funktionen verfügt die Kamera?
Was wollen Sie selbst einstellen können?
Welche Zubehörteile kann man kaufen?
Bekannte Verkaufsaspekte, wie zum Beispiel die Megapixelzahl, sind nicht von Bedeutung. Solange Sie Fotos nicht metergroß drucken, gibt es kaum einen Unterschied zwischen einer 12-Megapixel- und einer 22-Megapixel-Kamera.
1.1.1Smartphone
Während Sie früher ein Telefon kauften, um damit zu telefonieren, sind heute andere Spezifikationen wichtiger. Für den Fotografen kann die Fotoqualität ein Erwägungsgrund sein. Natürlich bleibt ein Smartphone ein Telefon, aber das ist auch seine Stärke. Ihr Telefon haben Sie immer bei sich, wodurch Sie keinen Moment versäumen müssen.
Der Unterschied in der Bildqualität ist zwischen den verschiedenen Marken groß und verändert sich rasend schnell. In puncto Auflösung können sich Smartphones inzwischen mit anderen Kameras messen. Der schwächste Punkt ist das Format des Sensors. Der ist konstruktionsbedingt sehr klein, sodass bei hohen ISO-Werten schnell Rauschen entsteht. Tagsüber können Sie unbestritten schöne Fotos machen, doch damit ist es bei schlechten Lichtverhältnissen dann schnell vorbei. Gehen Sie deshalb nicht höher als ISO 400.
Auf einem Smartphone lassen sich Apps installieren, um Ihre Fotos sofort zu bearbeiten. Dank Internet ist das Smartphone mit der Außenwelt verbunden und so können Sie Ihre Fotos sofort mit dem Rest der Welt teilen. Nebenbei checken Sie noch schnell die E-Mails und werfen einen Blick aufs Regenradar.
Der Name sagt es schon: Mit einer Kompaktkamera haben Sie alles im Hosentaschenformat dabei. Obwohl es heutzutage auch »Superzoomkameras« gibt, die wie eine Spiegelreflexkamera aussehen, allerdings ohne wechselbares Objektiv. | Schanghai, China | Jaap Schelvis | 24.10.2010 | Canon EOS 5D Mark II mit Canon EF 70 – 200 mm 1:4L USM auf 70 mm, 125 s, Blende 5,6, ISO 800
1.1.2Kompaktkamera
Der Vorteil einer traditionellen, wirklich kompakten Kamera ist natürlich ihr Format. Dadurch kann man sie leicht überall hin mitnehmen. Das Angebot ist enorm und reicht von Einsteigermodellen unter hundert Euro bis zu professionellen Kameras für mehrere tausend Euro. Natürlich sind die Qualitätsunterschiede dabei enorm groß. Bei teureren Kameras kommen oft hochwertige Optiken oder große Sensoren zum Einsatz. Die Einstellmöglichkeiten und die Bildqualität von Einsteigermodellen sind dagegen beschränkt.
Mit einer Kompaktkamera fällt man in der Masse nicht auf, sodass diese Art Kamera zum Beispiel für eine große Stadt ideal ist. Mit ihrer großen Schärfentiefe sind Kompaktkameras äußerst geeignet zum Fotografieren von Landschaften. Ein anderer großer Vorteil ist die kurze Naheinstellgrenze, wodurch beeindruckende Makrofotos möglich werden. In Kombination mit der Schärfentiefe ergeben sich besondere Möglichkeiten, die Sie mit einem teuren Makroobjektiv (in Kombination mit einer System- oder Spiegelreflexkamera) nicht haben. Das Makromotiv kommt (nahezu) völlig scharf ins Bild, ebenso wie die Umgebung, in der es sich befindet. Das ist zugleich auch ein Nachteil: Sie sind so kaum in der Lage, Motive aus ihrer Umgebung zu isolieren.
1.1.3Systemkamera
Bei einer Systemkamera können Sie, wie bei einer Spiegelreflexkamera, die Objektive wechseln. Der große Unterschied ist der fehlende Spiegel. Dadurch sind Systemkameras etwas kompakter. Auch die zugehörigen Objektive sind (mit Ausnahme Sony) etwas kleiner. Bei deutlicher Gewichtsersparnis haben Sie die gleichen Möglichkeiten wie mit einer Spiegelreflexkamera. Und das Fehlen eines Spiegels hat noch zwei weitere Vorteile:
geringerer Verschleiß durch weniger bewegliche Teile;
weniger Geräusch durch Fehlen des hochklappenden Spiegels, was beim Fotografieren von störungsempfindlichen Tieren oder an stillen Plätzen wie Kirchen oder Museen praktisch ist.
Dass noch längst nicht jeder mit einer Systemkamera herumläuft, liegt an der Historie dieses Kameratyps. So haben sie einen elektronischen Sucher. Man sieht live, welche Auswirkungen die unterschiedlichen Einstellungen auf das Bild haben. In der Vergangenheit gab es jedoch bei diesem »Livebild« oft etliche Verzögerungen. Auch das Scharfstellen war etwas träger, so dass diese Kameras im Praxiseinsatz nicht wirklich mithalten konnten. Wie Sie sicher merken, sprechen wir hier hauptsächlich in der Vergangenheitsform. Die Systemkameras haben ihre Minuspunkte nahezu völlig wettgemacht und in verschiedenen Bereichen mittlerweile einen Vorsprung errungen.
Aufgrund des kleineren Formats verwenden die meisten Systemkameras auch einen kleineren Sensor. Kleinere Sensoren neigen bei höheren ISO-Werten zu verstärktem Rauschen. Jedoch haben die Kamerahersteller diese Schwäche durch ausgeklügelte Algorithmen, die diese lästigen Pixelstörungen weitgehend aus den Bilddateien herausfiltern, in den Griff bekommen. Die Unterschiede bei der Kamerakonstruktion sind in diesem Segment tatsächlich enorm. Schauen Sie deshalb genau hin.
Auch mit mancher einfachen Kompaktkamera können Sie beim Schnorcheln Unterwasseraufnahmen machen. | Caracas Bay, Curaçao | Jaap Schelvis | 25.02.2014 | Olympus TG-2, 4,5 mm, 1/640 s, Blende 2,8, ISO 100, eingebauter Blitz
Eine Systemkamera ist lautlos; ein großer Vorteil beim Fotografieren von scheuen Motiven wie diesem Smaragdarassari. | Monteverde, Costa Rica | Andius Teijgeler | 03.01.2016, 16:00 Uhr | Olympus E-M10 mit Lumix G Vario 100 – 300 mm 1:4 – 5,6 auf 300 mm, 1/1000 s, Blende 6,3, ISO 1600
Mit einer Crop-Kamera machen Sie mehr aus den Millimetern Ihres Objektivs, ideal zum Beispiel für Vogelfotografie. | Helgoland, Deutschland | Harmen Dijkstra | 19.07.2011, 21:05 Uhr | Canon EOS 7D mit Canon EF 300 mm 1:4L IS USM, 1/160 s, Blende 4, ISO 100
1.1.4Spiegelreflexkamera
Eine Spiegelreflexkamera hat einen Spiegel, der das Licht vom Objektiv zum optischen Sucher reflektiert. Mit ihrer großen Palette von Objektiven, Zubehörteilen und Einstellmöglichkeiten sind Spiegelreflexkameras schon lange die bevorzugten Kameras der meisten Fotografen. Diesen Kameratyp unterscheidet man in sogenannte Crop-Kameras und Vollformatkameras.
Crop-Kamera (APS-C)
Crop-Kameras haben einen kleineren Sensor als Vollformatkameras. Dadurch fällt lediglich ein Teil des Lichtbündels vom Objektiv auf den Sensor, was besonders dann auffällt, wenn man ein fürs Vollformat konstruiertes Objektiv an einer Crop-Kamera ansetzt. Weil so ein Ausschnitt (engl. »crop«, abschneiden) erzeugt wird, besitzt das benutzte Objektiv eine größere Reichweite und bildet das Motiv größer ab. Das Ausmaß dieser Vergrößerung wird durch einen Crop-Faktor ausgedrückt, der zwischen 1,4 und 2 variiert. Das ist der Grund, weshalb diese Kameras bei Vogel- und Wildlife-Fotografen so beliebt sind. Für weniger Geld haben Sie doch eine große Reichweite (ein 500-mm-Objektiv ist bei einem Crop-Faktor von 1,4 vergleichbar mit einem von 700 mm). Da der Sensor kleiner ist als beim Vollformat, können Sie nicht mit sehr großen ISO-Werten arbeiten