Praxisbuch Reisefotografie. Daan Schoonhoven

Praxisbuch Reisefotografie - Daan Schoonhoven


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Merlijn ten Hoeve)

      Bei Stativen hat man die Wahl zwischen drei Materialien: Aluminium, Karbon und Holz. Für die Reisefotografie spielen das Gewicht und die zusammengeschobene Größe eine wichtige Rolle. So führen vier Segmente im Vergleich zu dreien zu kompakteren Abmessungen, ohne dass die nötige Stabilität verloren geht.

       1.3.1Einbeinstativ

      Ein Einbeinstativ ist ein Stativ mit nur einem Bein. Das bedeutet zwar weniger Stabilität, dafür kann es jedoch nahezu jederzeit bequem mitgenommen werden. Es gibt sogar Wanderstöcke mit Stativkopfanschluss, sodass man das Einbeinstativ über den Fotokomfort hinaus auch noch anderweitig nutzen kann. Durch das Einbeinstativ gewinnt man bis zu vier Blendenstufen längere Belichtungszeiten.

       1.3.2Tischstativ/Gorillapod

      Ein Tischstativ ist klein und kompakt und deshalb bequem mitzunehmen. Ein schweres Objektiv halten diese Stative nicht, mit einem Standard- oder Makroobjektiv hingegen funktionieren sie hervorragend. Natürlich ist man durch das beschränkte Format weniger flexibel als mit einem »normalen« Objektiv. Die Beine eines Gorillapods sind biegsam, sodass sich dieses Stativ wirklich überall verwenden lässt – auf unebenem Untergrund ebenso wie um den dicken Ast eines Baums geklemmt.

       1.3.3Reissack

      Mit einem Reissack kann man seine Kamera auf jeder Oberfläche stabil aufstellen. Er muss übrigens nicht zwingend mit Reis gefüllt sein. Erbsen oder Sand funktionieren genauso gut. Das macht den Reissack zum idealen »Reisesack«. Man nimmt ihn leer mit zu seinem Reiseziel und füllt ihn vor Ort mit dem, was dort vorhanden ist.

       1.4Stativköpfe

      Stativköpfe unterscheidet man in folgende drei Typen:

       1.4.1Kugelkopf

      Ein Kugelkopf besteht aus einem Kugelgelenk und einem Knopf, an dem man alles feststellen bzw. lösen kann. Ein Kugelkopf bietet dadurch viel Flexibilität. Doch denken Sie daran, dass jede Positionsangleichung gleichzeitig über drei Achsen vorgenommen werden muss. Mit (großen) Teleobjektiven heißt es dann: Gut aufpassen. Löst man den Kugelkopf, kann plötzlich das Objektiv nach vorne kippen, mit einem großen Teleobjektiv sogar das Stativ umfallen – mit allen damit verbundenen Folgen.

       1.4.2Affenschaukel/Gimbal-Kopf

      Mit einem Gimbal-Kopf befindet sich der Schwerpunkt von Kamera und Objektiv über dem Drehpunkt. Das System ist sehr stabil und man kann dem Motiv sehr flüssig folgen, weshalb das System unter Tier- und Vogelfotografen sehr populär ist. Ein Gimbal-Kopf ist groß und schwer – ein Aspekt, den man berücksichtigen sollte.

      Alles ist perfekt – nur gibt es zu wenig Licht, um das beabsichtigte Foto zu machen. Eine längere Belichtungszeit ist nicht möglich, deshalb liefert ein höherer ISO-Wert den Ausweg. Zum Teil stimmt das, doch mit höheren ISO-Werten nimmt das Rauschen in einem Foto zu. Je besser (heller) ein Foto aufgenommen wird, umso eingeschränkter sollte der Einfluss von Rauschen sein. Natürlich erreicht man irgendwo eine Grenze. Geht man darüber hinaus, zeigen sich Körnung und Farbabweichungen im Foto. Wo genau diese Grenze liegt, ist von Kamera zu Kamera verschieden. Ein Smartphone hat bei ISO 400 ganz sicher seine Grenze erreicht, doch mit den neuesten Spiegelreflexkameras sind ISO-Werte bis 6400 möglich. Nach dem Pixel-Wettlauf scheinen sich die Hersteller gegenwärtig ein ISO-Wettrennen zu liefern – etwas, was uns Fotografen viel mehr nützt.

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       Dieses graugrüne Totenkopfäffchen lebt in dunklen Regenwäldern. Es brauchte ISO 5000 für eine Belichtungszeit von 1/250 s. Mit dem Rauschen ist es halb so schlimm. (Das Bild wurde nicht in einem Bildbearbeitungsprogramm entrauscht und wird hier in etwa in der 100 %-Ansicht dargestellt.) | Surinam | Arno ten Hoeve | 27.08.2015 | Canon EOS 1D X mit Canon EF 500 mm 1:4L IS II USM + 1,4-fach-Telekonverter, 1/250 s, Blende 6,3, ISO 5000

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       Vom Kai aus wäre ein Stativ hier ideal gewesen, doch dieses Foto von »The Bund« in Schanghai wurde von einem vibrierenden und schwankenden Schiffsdeck aufgenommen. Mit ISO 800 und einem lichtstarken Objektiv war es möglich, aus der Hand zu fotografieren. | Jaap Schelvis | 22.10.2010 | Canon EOS 5D Mark II mit Canon EF 50 mm 1:1,4 USM, 1/80 s, Blende 1,4, ISO 800

       1.4.3Dreiwegekopf/Videokopf

      Viele Einsteigerstative sind mit einem derartigen Kopf ausgerüstet. Über einen oder mehrere Hebel lässt sich der Kopf feststellen oder lösen. Dadurch kann man die Kamera schnell um eine Achse rotieren und seine Komposition im Detail anpassen. Dreiwegeköpfe kommen häufig beim Filmen zum Einsatz. Fürs Fotografieren ist die Bedienung des Kopfs oft zu aufwendig.

      Daneben gibt es Varianten der oben aufgeführten Stativköpfe, die zum Beispiel für die Makro- oder Panoramafotografie speziell angepasst sind.

      Genau wie bei Stativen wird auch bei jedem Stativkopf das maximal erlaubte Gewicht angegeben. Kalkulieren Sie auch hier beim Kauf etwas großzügiger.

      Die Kamera oder das Objektiv wird mit einer Kupplungsplatte auf dem Stativ befestigt. Jede Marke hat da ihre eigene Typ-Platte. Die weitaus meisten Marken sind zum Arca-Swiss-System kompatibel. Wenn Sie ein solches System wählen, sind Sie beim Wechseln der Köpfe flexibler, ohne jedes Mal neue Kupplungsplatten kaufen zu müssen.

       1.5Eine Auswahl treffen

      Zu Hause stopft man seinen Rucksack so voll, wie es geht. Auf einem kurzen Ausflug bietet der Kofferraum den ungeahnten Luxus, alles mitnehmen zu können. Da wird man garantiert nichts vermissen. Aber wie ist das auf einer Flugreise? Auf einer Reise mit einem ganz speziellen Thema? Oder einem schwierig zu erreichenden Ort, einem hohen Berggipfel zum Beispiel? Dann wird man eine Auswahl treffen müssen – bezüglich des Typs und der Anzahl Kameras, Objektive und Zubehör. Im folgenden Kapitel gehen wir genauer auf die Vorbereitung und das Treffen eben dieser Entscheidungen ein.

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       Nur für einen kurzen Moment scheint die Sonne genau auf diese Stelle in der Grotte. Wenn Sie das nicht vorher recherchiert haben, kann Ihr Besuch in einer Enttäuschung enden. | Antelope Canyon, USA | Jan Koeman | 13.07.2008,11:26 Uhr | Nikon D300 mit AF-S Nikkor 17 – 55 mm 1:2,8G IF-ED auf 30 mm, 1/30 s, Blende 9, ISO 800

       2Vorbereitung

       Marijn Heuts und Chris Stenger

      Eine sorgfältige Vorbereitung maximiert Ihre Chancen auf schöne Fotos und sorgt dafür, dass Sie – unabhängig von Ihrem Ziel – mit sehr großer Wahrscheinlichkeit zur rechten Zeit am rechten Fleck sind. Aber auch selbst wenn Sie »einfach nur« in Urlaub fahren, wollen Sie sicher mit mehr als Schnappschüssen nach Hause kommen. Auch dafür lohnt sich eine gründliche Vorbereitung.


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