Frau mit Vogel sucht Mann mit Käfig. Maja Siffredi

Frau mit Vogel sucht Mann mit Käfig - Maja Siffredi


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drehe mich einmal im Kreis und strecke ihr die Zunge raus.»Juhu… Er hat sich gemeldet.«

      »Wer?«

      »Na das Oberschnucki aus Klagenfurt. Weißt eh, der von letzter Woche.«

      »Also bei deinen Männerverschleiß kann man schon mal den Überblick verlieren. Meinste den Womanizer?«

      »Ja, genau den.«

      Wir spazieren eine belebte Straße unweit des Bahnhofs entlang und bleiben vor dem Schaufenster eines italienischen Schuhladens stehen.

      »Sag mal, hast dich ein bisschen verknallt, oder wieso strahlst du so?«

      »Ach was. Das ist nur rein körperlich.«

      »Nein, ich kenne dich. Wenn´s dir nur um Sex gehen würde, hättest du anders reagiert. Ganz ohne dabei zu tanzen. Jetzt zeig endlich was er geschrieben hat.«

      Ich öffne die Mail und gebe Elena das Telefon, wir gehen in den Laden rein, sie liest die Nachricht laut vor:»Ich bin froh, dich kennengelernt zu haben und habe seit unserem Treffen jeden Tag an dich gedacht. Das Date war wunderbar. Hast du am Samstag Zeit? Liebe Grüße.«

      Eine Verkäuferin kommt hinter der Kasse hervor und fragt ob sie uns helfen kann.

      »Nein danke. Uns ist nicht zu helfen.«

      Verstört und ein wenig angepisst zieht sie wieder ab und belästigt eine andere Kundin mit ihrem Helfersyndrom. So wie die aussieht, braucht sie allem Anschein nach eher Besuch von der Styling-Polizei. Wie kann man sich nur so gehen lassen? Da braucht es die Weiber nicht wundern, wieso die Kerle alle fremdgehen.

      Elena hat sich einen weißen Stiletto gekrallt, um ihn zu begutachten.»Wenn ich die anziehe, bin ich fast so groß wie du. Geiles Teil.«

      Ein vor der Tür wartender schwarzer Riese, der mich an Usain Bolt erinnert, lässt mir den Atem stocken, und den Mund offen stehen.»Geile Sau.«

      »Wie bitte?«

      Meine Freundin braucht nicht lange um zu begreifen, was der Auslöser für meinen»komm und fick mich«-Blick ist.

      »Maja, nein. Das ist ja schlimmer als mit meinen Kindern im Spielzeugladen.«

      »Wieso? Sind da auch so viele schwarze Männer?«

      »Nein, aber die wollen auch alles haben, was sie sehen.«

      Noch bevor ich habe was ich sehe, steigt das heiße Gerät in ein Taxi und verschwindet aus meinem Blickfeld.

      »Sag mal, können wir nicht einfach nach Afrika in den Urlaub fliegen?«

      Die Stilettos wandern zurück ins Regal, und Elena grinst mich an.»Ja genau, Misses Pornoprinzessin. Und wenn du nach drei Wochen alle Schwänze, die du hattest, zusammenlegst, hast du die Strecke von Kapstadt bis Klagenfurt.«

      Ein älterer Herr der eben in das Geschäft gekommen ist, kriegt einen hochroten Kopf und hastet an uns vorbei.

      Ich versteh nicht, wieso alle immer die Gesichtsfarbe wechseln, wenn man Gespräche über Genitalien führt. Was machen denn die, wenn sie nachmittags RTL gucken? Ausschauen wie ein Signalkrebs?

      »Also jetzt übertreibst du aber schon ein bisschen. Sag mal willst die Schuhe jetzt kaufen oder hier einziehen? Ich bin durstig, lass uns was trinken gehen.«

      Wir machen uns auf den Weg Richtung Innenstadt, unweit vom Rathaus ist ein kleiner Gastgarten. Ein schattiges Plätzchen suchend, lästern wir über vorbeilaufende Passanten und mustern den Arsch des Kellners, bevor wir zwei Aperol-Spritzer bei ihm bestellen.

      »Also was machst du jetzt mit deinem Schnucki?«

      »Dem hab ich schon längst zugesagt.« Beim Gedanken an den kommenden Samstag richten sich meine Nippel unter dem Shirt auf.

      »Wann denn bitte?«

      »Als du noch im Schuhkaufkoma warst.«

      »Und was machst wegen deinem anderem Mister Schmetterlinge im Bauch?«

      »Dem bin ich lange genug hinterhergelaufen. Das Ding ist durch, bringt doch eh nichts außer Ärger.«

      Ich nehme einen großen Schluck vom Drink, als könnte das gegen die aufkommende schlechte Laune helfen.

      »Nein, das ist sicher noch nicht vorbei.«

      Ich verschlucke mich beinahe an der Orangenscheibe, immer dieses verfluchte Obst im Getränk, gemeingefährlich und hinterfotzig.

      »Doch ist es. Ich kenn den doch im Grunde gar nicht.«

      »Wann hast das letzte Mal an ihn gedacht?«

      Scheiße, Fangfrage.

      »Keine Ahnung.«

      »Du lügst, und das weißt du auch.«

      Vermutlich hat sie Recht und da ist noch etwas übrig. Doch alles woran ich im Moment denken will ist Mister Womanizer.

      »Können wir nicht über etwas Schöneres reden? Syphilis zum Beispiel?«

      »Du bist so blöd, aber das ist gut so.«

      2.6.2015

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      Erwartungsgemäß zäh verstreichen die übrigen Tage bis zum ersehnten Treffen mit Jan, dem Mann der meine Welt rosa schimmern lässt und meine Aura zum Leuchten bringt.

      Ich versuche alles um mich abzulenken und nicht permanent auf die Uhr zu sehen. Doch ganz egal was ich auch anstelle, meine Aufmerksamkeitsspanne ist verschwindend gering und reicht gerade mal für die ersten fünf bis maximal zehn Minuten jeder noch so angenehmen Tätigkeit. Spätestens nach Ablauf dieser Deadline kreisen meine Gedanken wieder um Jan, seine stechenden Augen und den Duft seiner Haut.

      Auf dem Weg zur Videothek fahre ich an ihr vorbei, weil ich an nichts anderes als Jans Schwanz in meinem Mund denken kann. Bemerke den Irrtum nach guten anderthalb Kilometern und wende.

      Gott, ich muss mich zusammenreißen!

      Lange hält der Vorsatz nicht, schon wieder hab ich das Bild von Jan im verwirrten Schädel drinnen und verpasse zum zweiten Mal an diesem Tag die Einfahrt zum DVD-Laden.

      Ich drehe nochmal um, und tatsächlich klappt es beim dritten Versuch, ich kann die geliehenen Filme zurückbringen.

      »Das macht dann achtundzwanzig Euro.«

      Ich glaub mein Schwein pfeift.

      »Was? Ich will die Dinger ja nicht kaufen!«

      »Tut mir leid, aber du hast sie zwei Wochen lang ausgeliehen.«

      »So ein Mist, verdammt.«

      Ich knalle dreißig Euro auf den Tresen und marschiere hinaus. Soll er sich doch den Rest in den Arsch schieben, blöder Filmwichser.

      Kaum vor der Tür, schlägt die Wut in Verlangen um, die Erinnerung an Jans flacher Hand die auf meinen Hintern klatscht, heizt mich genauso auf, wie die hochstehende Sonne.

      Erregung kämpft gegen Hunger. Unschlüssig ob ich erst einkaufen oder masturbieren sollte, fahre ich Richtung Wohnung zurück.

      Doch noch bevor ich eine Entscheidung treffen kann, winken mich zwei Uniformierte an einer Bushaltestelle aus dem Verkehr.

      Na großartig, das hat mir grade noch gefehlt. Kaum ist das Wetter wieder schön schießen diese lustigen Gestalten an jeder Ecke aus dem Boden, schlimmer als die Schwammerl im Wald.

      »Sie sind sehr rasant unterwegs. Führerschein und Zulassung bitte.«

      Wie soll ich denn meine Geschwindigkeit kontrollieren, wenn ich ständig aufm Handy herumdrücke? WhatsApp und Tacho beaufsichtigen ist einfach zu viel, da könnt ich ja so abgelenkt sein, dass ich noch einen Unfall verursache. Verfluchte Polizei, in welcher Welt


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