Moderne Hypnosetechnik. Tony Gaschler

Moderne Hypnosetechnik - Tony Gaschler


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streichen Sie mit einem Farbstift an. Und erst wenn Sie so alle sechs Lektionen durchstudiert haben, beginnen Sie mit den einzelnen Versuchen. So machen Sie es separat auch mit den Lektionen 7 bis 12, 13 bis 18, 19 bis 24, 25 bis 30, 31 bis 36, 37 bis 42, 43 bis 48.

      Bevor Sie einen Versuch machen, überlegen Sie sich jede Einzelheit. Erst wenn Sie sich ganz klar sind, beginnen Sie den eigentlichen Versuch. Dies gilt für alle Versuche.

      Auf die Suggestionsversuche bereiten Sie sich mit Hilfe so genannter Imaginationsübungen vor. Diese bestehen darin, dass Sie den ganzen Versuch zuerst mit einer eingebildeten Versuchsperson durchführen. Sie stellen sich also lebhaft vor, Sie hätten eine Versuchsperson vor sich und machen, reden und tun mit dieser alles, was zu dem Versuch gehört. Dadurch werden Sie mit den Einzelheiten vertraut, und wenn Sie dann eine wirkliche Versuchsperson vor sich haben, kommt Ihnen das Ganze schon vertraut und nicht mehr ganz neu vor. Bei Versuchen, die Ihnen als schwierig erscheinen, wiederholen Sie die Imaginationsversuche so lange, bis Sie sich sicher fühlen.

      2. Lektion

      Der Carpenter-Effekt

      Schon im Jahre 1874 formulierte der englische Arzt W.B. Carpenter das so genannte „ideomotorische Gesetz“. Es besagt, dass die Vorstellung einer Bewegung diese bereits in verkleinertem Maße auslöst. Diese Erscheinung, die wir bei den Pendelversuchen studieren können, wird auch „Carpenter-Effekt“ genannt. Im Wachzustand, wenn das volle ICHBewusstsein eingeschaltet ist, bewirkt die Vorstellung einer Bewegung nur das verkleinerte, meist nur schwach wahrnehmbare Abbild dieser Bewegung. In Zustand der Hypnose, wenn das ICH ganz oder teilweise abgeschaltet ist, kann eine durch Suggestion (seelische Beeinflussung) erzeugte Vorstellung die entsprechende Bewegung in ihrer vollen Ganzheit auslösen.

      Für uns ist wichtig zu wissen: Die Vorstellung einer Bewegung kann diese bereits auslösen. Vorstellungen haben also eine Verwirklichungstendenz.

      Was sind „Ideomotorische Aktionen“?

      Ideomotorische Aktionen sind solche Aktionen (Tätigkeiten, Handlungen, Bewegungen, Wirkungen usw.), die durch Ideen ausgelöst werden. Dabei möchte ich hervorheben, dass diese Ideen lebhaft, lebendig (vital) sein müssen. Sie dürfen keinesfalls als Gedanken oder gedachte Worte betrachtet werden. Je lebhafter und lebendiger (vitaler) eine Idee ist, um so deutlicher und wahrnehmbarer ist auch die Aktion. Das müssen Sie bei allen späteren Suggestions- und Hypnoseversuchen beachten. Den klaren Unterschied zwischen Gedanken und vitalen Ideen zeigt Ihnen der vierte Grundversuch, der anschließend folgt. Wiederholen Sie den Versuch, bis Ihnen der Unterschied klar ist.

      Der vierte Grundversuch

      Setzen Sie sich mit dem Pendel und der Pendeltafel an den Tisch (Abb. 2) und bringen Sie das Pendel zum Stillstand. Dann stellen Sie sich, wie beim ersten Grundversuch, ganz lebhaft vor, dass das Pendel rechts herum im Uhrzeigersinn zu kreisen beginnt. Aber bitte ganz, ganz lebhaft. Sie dürfen dazu auch die Augen benutzen, indem Sie mit dem Blick bereits die vorgestellte Rechtsbewegung des Pendels verfolgen. Den Blick können Sie dabei im Kreise herumgehen lassen. Dadurch wird die Vorstellung unterstützt und lebendiger. Zur gleichen Zeit beginnen Sie, wörtlich das Folgende zu denken: „Das Pendel kreist links herum, entgegen dem Uhrzeigersinn! --- Das Pendel......“, usw.

      Dadurch entsteht ein Widerspruch zwischen Vorstellen und Denken. Also ein innerer Kampf zwischen vitalen Ideen und Gedanken. Sie werden sehen, dass die Vorstellung über das Denken siegt und das Pendel tatsächlich rechts herum kreist, genauso, wie Sie es sich vorstellen.

      Der Unterschied zwischen Gedanken und Vorstellungen

      Dieser vierte Grundversuch zeigt uns:

      1. Dass Vorstellungen (vitale Ideen) und Gedanken zur gleichen Zeit im Mittelpunkt des Bewusstseins sein können.

      2. Dass beide zugleich entgegengesetzt sein können.

      3. Dass im Kampf oder Widerstreit zwischen Gedanken und Vorstellungen immer die Vorstellung siegt.

      4. Dass zwischen Gedanken und Vorstellung ein Unterschied besteht, der deutlich erkennbar ist.

      Unterbewusstsein oder „Ideomotorisches System“

      In der Hypnoseliteratur, und noch viel mehr in der psychologischen Literatur, liest man viel von einem so genannten Unterbewusstsein. In ihm sollen sich Suggestionen und Autosuggestionen verwirklichen. Nun --- wer kann sich dieses fragliche Unterbewusstsein vorstellen? Ich verwende in dieser Selbstunterrichtsmethode dafür die Bezeichnung „Ideomotorisches System“. Darunter kann man sich etwas vorstellen und das ist wichtig, wenn man Erfolge erzielen und nicht nur totes Wissen ansammeln will.

      Das Wort „ideomotorisch“ besteht aus „Idee“ und „motorisch“. In seinem Zusammenhang bedeutet es dann: „Durch Ideen Bewegung hervorrufen“. Unter „System“ ist dabei der Teil unseres Gesamtnervensystems gemeint, der die ideomotorischen Aktionen ermöglicht. So kann man sich das ideomotorische System des Menschen als den Teil des Nervensystems vorstellen, der an der Wahrnehmung vitaler Ideen und an der Auslösung ideomotorischer Aktionen beteiligt ist. Sie werden zugeben, dass diese Bezeichnung viel klarer ist als das Wort „Unterbewusstsein“, mit dem man in der Praxis nicht viel anfangen kann.

      Weitere Grundversuche

      Bei der Beherrschung der Suggestion und Hypnose kommt es auf Ihre eigenen Erfahrungen an. Daher rate ich Ihnen, selber weitere Versuche mit dem Pendel zu machen. Hier einige Anregungen:

      1. Verlängern Sie das Pendel und machen Sie die Versuche im Stehen.

      2. Pendeln Sie bei verschiedenen Stimmungen. Wenn Sie aufgeregt sind, wird Sie die lebhafte Konzentration auf eine Vorstellung beruhigen und ablenken.

      3. Erfinden Sie selber weitere Pendelversuche.

      Das Pendel, wie es hier benutzt wird, ist ein sachliches, wissenschaftliches Instrument.

      Benutzen Sie es bitte nicht zu abergläubischen Spielereien und Unfug wie Wahrsagen, Lottopendeln usw. Sie als werdender Hypnotiseur sollen klar und sachlich denken, denn nur daraus können Erfolge wachsen.

      Leute, die sich mit Aberglauben und Mystik beschäftigen, haben im Leben nie Erfolg, denn ihr Denken ist nicht auf das Wesentliche gerichtet, nicht auf die Wirklichkeit in ihnen und um sie herum. Wer die Wahrheit nicht dort sucht, wo sie wirklich ist, nämlich im Leben und im Tätigsein, der stellt sich außerhalb des Lebens und darf sich nicht wundern, wenn ihn die Erfolge auf allen Gebieten meiden wie einen Aussätzigen.

      Klare Grundbegriffe

      Bevor wir in der nächsten Lektion zu Versuchen mit Versuchspersonen übergehen, möchte ich versuchen, Ihnen verschiedene Grundbegriffe näher zubringen.

      1. Idee: Unter einer Idee versteht man ein geistiges Urbild, einen Grundbegriff. Wir müssen zwischen normalen Ideen, die keine ideomotorische Aktion auslösen, und vitalen Ideen unterscheiden. Daher verwenden wir ab jetzt ein neues Wort: Videe (zusammengesetzt aus vital und Idee). Wir verstehen darunter lebendige (vitale) Ideen, die im ideomotorischen System wirken und dort Aktionen auslösen.

      2. Einbilden - Vorstellen: Darunter versteht man Tätigkeiten, die darin bestehen, sich eine Idee oder Videe einzubilden oder vorzustellen. Einbilden = in sich etwas hineinbilden (eine Idee oder Videe). Vorstellen = sich etwas vor das Bewusstsein stellen.

      3. Suggestion - Autosuggestion: Unter Suggestion versteht man allgemein jede Art von seelischer Beeinflussung. Wir verstehen darunter alles, was Videen enthält. Dazu gehören: Worte, Gesten, Handlungen, Bilder, Symbole, Geschriebenes usw. Suggerieren ist die Tätigkeit, Videen durch Worte, Gesten, Handlungen, Bilder, Symbole, Geschriebenes usw. in das ideomotorische System einer Person zu bringen. Autosuggestion = Selbstsuggestion, Selbstbeeinflussung, sich selber Videen in das eigene


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