Defense of Life. Arizona Moore

Defense of Life - Arizona Moore


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Bis Clarksville sind es knapp fünfzig Meilen.“ Ich leere die Colaflasche und schiebe den Stuhl zurück.

      „Klar, kein Ding. Schöne Grüße an Alec und Samantha“, entgegnet William. „Richte deiner Mom aus, dass ich ihr bei nächster Gelegenheit einen Besuch abstatten werde. Ihre Erdnussbutter-Schokoladen-Brownies sind göttlich.“

      „Wird gemacht. Vermutlich wird ihr dein Kompliment runtergehen wie Öl. Schönen Abend, Jungs, wir sehen uns morgen.“ Ich stehe auf und schnappe mir meine Collegejacke, die über der Stuhllehne hängt.

      Am Tresen verabschiede ich mich noch schnell vom Chef des Cateringunternehmens, bedanke mich für die Coke und verlasse im Anschluss das Gebäude. Auf direktem Weg begebe ich mich zum Parkplatz, um in mein Auto zu steigen und loszufahren.

      Kapitel 4

       Logan

      In Clarksville angekommen, parke ich das Auto auf der schmalen Auffahrt meines Elternhauses. Meine Familie lebt in einer ruhigen Siedlung am äußersten Stadtrand. Ich liebe das kleine Häuschen mit der hölzernen Veranda, den runden Dachschindeln und der graublau gestrichenen Holzfassade. An warmen Sommertagen sitzt mein Dad für gewöhnlich unter dem vertäfelten Vorbau des Hauses, raucht genüsslich eine Pfeife und beobachtet das Treiben der Nachbarn und Vorbeifahrenden. Immer, wenn ich hierher zu Besuch komme, fühle ich mich direkt heimisch.

      Nachdem ich ausgestiegen bin und den Wagen zugeschlossen habe, gehe ich über den Kiesweg zum Eingang. Dabei krame ich in meiner Hosentasche nach dem Hausschlüssel. Als ich ihn gefunden habe, stecke ich ihn ins Schloss und trete ein. Schon im Flur rieche ich, dass Mom gekocht hat. Mir schlagen köstliche Gerüche entgegen.

      William hat recht gehabt mit seiner Behauptung, dass meine Mutter die mit Abstand begnadetste Köchin auf diesem Erdboden ist. Und das sage ich nicht, weil sie meine Mom ist, sondern weil das der Wahrheit entspricht. Meine Jungs schlagen hier regelmäßig auf, um in den Genuss ihrer Künste zu kommen. Ihr allergrößter Fan ist und bleibt William.

      Ich streife mir die Straßenschuhe von den Füßen, lege meine Jacke ab und gehe ins Esszimmer. Der große Esstisch ist bereits eingedeckt. Heute Abend hat Mom sogar eine Vase mit frischen Schnittblumen hingestellt. Immer, wenn ich zu Besuch komme, veranstaltet sie ein riesen Tamtam. Sie fährt alles auf, was geht, und tut immer so, als würde der Präsident zum Dinner kommen. Fehlt nur noch, dass sie einen roten Teppich auslegt.

      „Da bist du ja schon, mein Schatz“, begrüßt mich meine Mutter freudestrahlend, als sie aus der angrenzenden Küche herüberkommt. Sie trägt eine Schürze vor dem Bauch, die mit Flecken übersät ist. Sofort eilt sie auf mich zu und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Dabei muss sie auf die Zehenspitzen steigen, da ich sie um knapp zwei Köpfe überrage. „Wie war das Training?“

      „Ganz okay.“ Ich bleibe bewusst schwammig beim Antworten. Wenn ich ihr erzählen würde, dass ich mich nicht eine Sekunde lang auf die Anweisungen des Coaches konzentrieren konnte und deswegen einen mächtigen Anranzer kassiert habe, wird sie sich nur unnötig Sorgen machen. „Das Wochenende kann kommen. Wir sind bereit. Ich habe ein gutes Gefühl, dass wir die Des Moines Crocodiles besiegen werden.“

      Sie lächelt mich an und streichelt mir über den Oberarm. „Das freut mich, Logan. Dein Dad wird jeden Moment zu uns stoßen. Er ist schon ganz versessen darauf zu erfahren, was es Neues bei den Defenders gibt. Seit Tagen liegt er mir damit in den Ohren. Es gibt kein anderes Thema mehr, als Baseball.“ Sie seufzt. „Ich glaube, er fiebert dem Spiel mehr entgegen, als du. Wenn er könnte, würde er sich am liebsten selbst ein Trikot anziehen und über den Rasen laufen.“

      Ich ringe mich zu einem Lächeln durch. „Und? Was hast du heute Leckeres gezaubert?“ Bewusst lenke ich das Gespräch in andere Bahnen, da ich keine Lust habe, mit Mom über den Sport zu sprechen. Das werde ich beim Dinner noch zu Genüge tun müssen. Wie ich meinen Vater kenne, wird er mir wieder einen seiner altbekannten Vorträge zum Thema Wurfstrategien halten und was die wichtigsten Aufgaben des Catchers sind. Ich kann es wirklich nicht mehr hören, ertrage es aber dennoch tapfer, da ich weiß, dass ich seinen Traum lebe. Leider haben seine spielerischen Qualitäten nie für eine Profikarriere gereicht. Nach der High-School Auswahl war für ihn traurigerweise Schluss.

      Nur wegen meinem Vater habe ich eine Affinität für den Baseballsport entwickelt. Durch das abendliche Bälle werfen in unserem Garten oder im Stadtpark, wurde unsere Vater-Sohn-Beziehung gefestigt, und ich lernte durch seine Begeisterung das Spiel lieben. Als Dad mir eines Tages mit Tränen in den Augen von seinem Scheitern an der Highschool erzählte, stachelte das meine Motivation an. Ich wollte unbedingt Profi werden, damit er stolz auf mich ist. Von dem Tag an trainierte ich sehr hart und diszipliniert für mein Ziel. Ich steckte in allen Belangen zurück, vernachlässigte meine Freunde und bündelte meine ganze Energie auf die Verfolgungen seines Traums.

      Wenn ich an all die Stunden zurückdenke, die ich auf Baseballplätzen, in Fitnessstudios und Sporthallen verbracht habe, um bis zur Erschöpfung zu trainieren, wird mir heute noch anders. Doch jede Schweißperle, jeder Muskelkater und jede Träne hat sich gelohnt. Als ich schlussendlich erfuhr, dass ich es in die Collegeauswahl samt einem Stipendium geschafft hatte, ist mein alter Herr fast vor Stolz geplatzt. Seinen Gesichtsausdruck, als ich ihm das offizielle Schreiben der Universität zeigte, werde ich wohl nie vergessen. Ich glaube, dass er nie stolzer auf mich gewesen ist.

      Wäre mein Vater nicht gewesen, hätte ich garantiert zwischenzeitlich das Handtuch geworfen und aufgegeben. Nur aufgrund seiner Hartnäckigkeit, seinem Engagement und seinen unermüdlichen Anfeuerungen, ist aus mir der Spieler geworden, der ich heute bin. Mein Dad ist das Fundament meines Erfolgs, wofür ich ihm auf ewig dankbar bin.

      „Es gibt Barbecue Spare Ribs mit Guacamole und Quesadillas. Und natürlich selbstgebackenes Maisbrot“, sagt meine Mutter und reißt mich damit aus meinen Erinnerungen. „Geh doch schon mal deine Hände waschen, während ich deinem Vater ein wenig Feuer mache. Wenn ich ihn nicht regelmäßig an die Mahlzeiten erinnern würde, würde er vermutlich bis tief in die Nacht an seinen Modellschiffchen basteln, ohne auch nur einen Bissen zu sich zu nehmen.“

      „In Ordnung.“ Ich verlasse das Esszimmer und suche das Gäste-WC auf.

      Mit Seife reinige ich mir die Finger und werfe einen Blick in den Spiegel, der über dem Waschbecken hängt.

      „Oh Mann, du siehst echt beschissen aus“, sage ich zu mir selbst und massiere mir die pochenden Schläfen. Seitdem ich so schlecht schlafe, habe ich andauernd stechende Kopfschmerzen.

      Dunkle, schwarze Ringe zeichnen sich unter meinen Augen ab und meine Haut ist wesentlich blasser, als sonst. Vielleicht sollte ich mir vom Mannschaftsarzt ein Schlafmittel verschreiben lassen. Ich muss mich unbedingt bis zum Wochenende erholen und Kraft tanken, um meine gewohnten Leistungen auf dem Platz abrufen zu können.

      Seufzend senke ich den Blick, drehe den Wasserhahn zu, verlasse das Bad und kehre ins Esszimmer zurück. Mein Vater thront mittlerweile auf seinem Stuhl am Kopfende des Tisches und wartet ungeduldig darauf, dass Mom ihm das Essen serviert. Manchmal erinnert mich mein alter Herr an einen Pascha. Das liegt vermutlich mitunter daran, dass meine Mutter ihn viel zu sehr verwöhnt. Unabhängig davon nimmt er die, in meinen Augen veraltete, klassische Rollenverteilung von Mann und Frau viel zu ernst. Er ist noch immer der Ansicht, dass der Mann für das Geldverdienen verantwortlich ist, während die Frau das Haus hütet und sich um den Haushalt kümmert.

      „Logan, mein Junge, wie schön, dass du es einrichten konntest“, begrüßt mich Dad und steht auf. Sofort gehe ich auf ihn zu und lasse mich in eine väterliche Umarmung ziehen. „Gut schaust du aus. Kommt es mir nur so vor oder hast du an Muskelmasse zugelegt? Sehr gut, als Catcher muss man schließlich etwas in den Armen haben.“

      „Selbstverständlich. Wenn Mom mich zum Essen einlädt, kann ich einfach nicht wiederstehen. Außerdem habe ich euch vermisst.“

      Bewusst gehe ich über die Anspielung den Sport betreffend hinweg, da ich das Thema Baseball solange wie nur möglich umschiffen möchte. Ich hasse es, dass es keinen anderen Gesprächsstoff zwischen


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