Defense of Life. Arizona Moore
definitiv nicht liegen, dass er sie noch immer datet. Meiner Meinung nach ist selbst eine Kakerlake ein angenehmerer Zeitgenosse, als sie.“ William wirft einen Blick auf seine Fitnessuhr. „Sorry, ich muss zusehen, dass ich auf den Platz komme. Wenn ich schon wieder zu spät zum Training erscheine, teert und federt der Coach mich. Wir sehen uns.“
„Überhaupt kein Problem. Ich komme sofort nach“, rufe ich ihm hinterher, als er sich bereits von mir entfernt.
Es ist schön mitanzusehen, wie William sich zu einem regelrechten Vorzeigespieler gemausert hat. In der Vergangenheit hat er eine Menge Mist verzapft. Wenn ich an die Wochen zurückdenke, in denen sein Fehltritt auf der Herrentoilette durch die Medien ging, läuft es mir noch immer eiskalt den Rücken herunter. Die Nummer auf dem Klo hätte ihn um ein Haar seine Karriere bei den Defenders gekostet. Umso glücklicher macht es mich, dass er sich nun wieder gefangen zu haben scheint.
Ich schließe meine Sachen weg. Seufzend massiere ich mir meine Schläfen, da ich ein wenig Kopfschmerzen habe, bevor ich mich auf den Weg nach draußen zum Trainingsplatz mache.
Seitdem ich weiß, dass Logan so etwas Ähnliches wie eine Freundin hat, ziehen immer wieder die Bilder unserer aufeinander krachenden Lippen an meinem geistigen Auge vorbei, doch ich möchte sie nicht mehr sehen. Ich gebe alles, um sie zu verdrängen.
Wie schon von mir gemutmaßt, habe ich dem Kuss viel zu viel Bedeutung geschenkt. Wahrscheinlich war Logan genauso angeheitert wie ich und hat schlichtweg die Kontrolle über sein Handeln verloren. Bestimmt kann er sich nicht einmal mehr an unser Aufeinandertreffen erinnern. Irgendwie stimmt mich diese Vorstellung traurig, auch wenn ich weiß, dass es das Beste ist, einen dicken Haken dahinter zu machen und keinen Gedanken mehr an ihn zu verschwenden.
Kurz bevor ich die Ausgangstür erreiche, sehe ich Logan und Lindsey vor dem Büro des Coaches stehen. Da uns nur wenige Meter trennen, kann ich erkennen, dass sie sich streiten. Logans Gesichtsausdruck ist wütend. Er gestikuliert aufgebracht mit den Händen. Auf seiner Stirn hat sich eine tiefe Furche gebildet, da er seine Augenbrauen zusammenzieht. Die Schultern sind angespannt und die Lippen geschürzt. Ich kann sehen, dass er nun die Hände zu Fäusten ballt und die Zähne aufeinander presst, so wie seine Kiefermuskulatur mahlt. Ich zwinge mich, einen Fuß vor den anderen zu setzen, doch meine Beine machen mir einen Strich durch die Rechnung. Mit jedem Schritt, den ich mich den beiden nähere, verringere ich das Tempo.
Gott, was ist denn nur mit mir los? Wieso fällt es mir so schwer sie zu ignorieren, mich um meinen eigenen Kram zu kümmern und ihnen Privatsphäre geben? Was ist aus meiner Einstellung, meine Nase nicht in fremde Angelegenheiten zu stecken, geworden? Normalerweise bin ich überhaupt nicht neugierig und gönne jedem seinen Freiraum, doch bei Logan scheint sich meine Rationalität permanent in den Urlaub zu verabschieden. Sobald er in meiner Nähe ist, werfe ich all meine Prinzipien über Bord. Und das macht mir Sorgen.
Zur Hölle damit. Ich will wissen, weshalb die beiden sich streiten.
Ich gehe vorbei, nicke ihnen kurz zu und biege dann in die Damentoilette ein, die sich direkt neben dem Büro des Trainers befindet. Die Tür lasse ich einen spaltbreit offenstehen, damit ich das Wortgefecht mitverfolgen kann.
Ich schäme mich dafür, dass ich mich hier drin verstecke und sie belausche, weil sich das nicht gehört. Könnten mich meine Mädels so sehen, würden sie mir mit Sicherheit den Kopf waschen.
„Keine Ahnung, wie ich es überhaupt mit dir aushalte, Logan. Man sollte mir die Humanitarian Service Medal für meine Ausdauer und meine Geduld verleihen“, zickt Lindsey ihn an. „Ich könnte jeden haben. Verstehst du? Jeden.“
„Nein, mich könntest du garantiert nicht haben“, vernehme die Stimme von Noah Scott, einem von Logans Kumpels. „Ich stehe nämlich überhaupt nicht auf erpresserische Weiber.“
Komisch, wo kommt der denn her? Da ich nicht sehen kann, was sich auf dem Flur abspielt, denke ich, dass er an den beiden vorbeigehen wollte, sich dann aber in den Streit eingemischt hat. Würde Noah auf jeden Fall ähnlichsehen, denn er verfügt über einen extrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und hat es sich zur Aufgabe gemacht, im Team für Harmonie zu sorgen.
„Boah, Noah, zieh Leine. Dich würde ich selbst dann nicht mit der Kneifzange anfassen, wenn du der letzte Mann auf diesem Planeten wärst“, faucht Lindsey ihn an. „Außerdem ist das hier eine Unterhaltung zwischen Erwachsenen. Die Kleinkinder treffen sich draußen im Bälleparadies. Also, hopp, hopp, verschwinde von hier oder du lernst mich von meiner ungemütlichen Seite kennen.“
„Echt jetzt? Du kannst noch eine Schippe drauflegen? Oh mein Gott, ich dachte, ich kenne bereits die komplette Bandbreite deiner Launen. Verdammt, da habe ich mich wohl geirrt. Aber in einem Punkt stimme ich dir zu. Ich verziehe mich lieber“, erwidert er. Noah scheint sich von den beiden zu entfernen, denn ich höre Schritte.
„Kannst du mir jetzt bitte endlich mal dein merkwürdiges Verhalten der letzten Tage erklären, Logan?“ Ungeduldig tippelt sie mir der Fußspitze auf die Fliesen. „Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit. Meine Nageldesignerin wartet auf mich. Du hast am Telefon gesagt, dass du dich bei mir meldest, aber bisher ist nichts dergleichen passiert. Vergebens wartete ich auf ein Lebenszeichen von dir. Stattdessen musste ich mal wieder die Initiative ergreifen, quer durch die Stadt fahren, den Pförtner mit meinen weiblichen Reizen bezirzen und dich zur Rede stellen. Meine Geduld ist am Ende. Also, ich höre.“
„Verdammt, Lindsey, du merkst echt gar nichts, oder?“, höre ich zum ersten Mal Logan sprechen. „Immer geht es nur um dich und deine Probleme. Tanze ich nicht nach deiner Pfeife, bist du eingeschnappt und machst ein riesen Fass auf. Mir reicht es. Wie oft muss ich dir noch sagen, dass es mir zurzeit nicht gut geht? Anstatt mir die Pistole auf die Brust zu setzen, solltest du Verständnis haben und meinen Wunsch nach etwas mehr Luft zum Atmen respektieren. Doch da verlange ich scheinbar Unmenschliches von dir.“ Logan schnaubt. „Am Wochenende hatte ich ausreichend Zeit, um mir meine Gedanken zu machen. Ich denke, dass es das Beste ist, wenn wir ab sofort getrennte Wege gehen und unsere Affäre beenden.“
„Das … das … das ist doch nicht dein Ernst?!“, stammelt sie und zieht lautstark die Luft ein. „Du machst nicht mit mir Schluss, Logan Carter. Wenn hier jemand verlassen wird, dann bist du das. Ich habe dich und deine Probleme satt. Ständig muss ich mir anhören, wie schlecht es dir geht. Weißt du eigentlich, wie abtörnend das ist? Ich wollte keine verweichlichte Pussy im Bett, sondern einen Mann.“
„Danke, für deine Offenheit, Lindsey. Wenn ich so ein Waschlappen bin, dann verzieh dich doch einfach.“
Die soeben Abservierte stößt ein verächtliches Schnauben aus. Kurz darauf klicken auch schon ihre dünnen Pfennigabsätze auf den Fliesen.
Was hat Logan damit gemeint, als er sagte, dass es ihm nicht gut geht? Ist er krank? Hat er Probleme?
Ersteres kann ich ausschließen, immerhin unterziehen sich die Jungs regelmäßigen Tests beim Mannschaftsarzt. Wäre dieser schlecht ausgefallen, wüsste ich davon. Zumindest besprechen wir alle Auffälligkeiten in unseren wöchentlichen Teamsitzungen. Es muss also etwas anderes sein, das ihm auf dem Herzen liegt. Nur was?
Selbstverständlich ist mir auch schon aufgefallen, dass Logan neuerdings immer öfter schlecht gelaunt ist und sich von uns distanziert. Doch es ist nicht das erste Mal, dass er phasenweise ein Tief hat. Außerdem hat jeder mal einen schlechten Tag.
Verdammt, ich bin im Moment echt ratlos, was ich tun soll. Soll ich ihn direkt darauf ansprechen, was bei ihm los ist oder es besser sein lassen? Ich meine, immerhin sind wir befreundet. Was ist verwerflich daran, wenn ich einen Freund wissen lasse, dass ich mich um sein Wohlbefinden sorge? Andererseits steht noch immer der Kuss zwischen uns. Doofe Zwickmühle.
Nur in einem Punkt bin ich mir sicher. Ich kann es kaum aushalten, dass es ihm nicht gut geht. Auch wenn ich es nie laut aussprechen würde, bedeutet Logan mir eine Menge. Er ist mir wichtig.
Da ich weiß, dass Addison den besten Draht von uns Frauen zu ihm hat, sollte ich vielleicht das Gespräch mit ihr suchen. Außerdem ist ihr Ehemann Logans bester Freund. Eventuell weiß sie, was ihm so zusetzt. Schaden kann es auf jeden Fall nicht. Tatenlos