Umbrae Noctis 1: Jäger und Gejagter. Elian Mayes
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Band 1
Jäger und Gejagter
von Elian Mayes
Inhaltsverzeichnis
* Kapitel 6 *
* Kapitel 7 *
* Kapitel 8 *
* Kapitel 9 *
* Kapitel 10 *
* Kapitel 11 *
* Kapitel 12 *
* Kapitel 13 *
* Kapitel 14 *
* Kapitel 15 *
* Kapitel 16 *
* Kapitel 17 *
* Kapitel 18 *
* Kapitel 19 *
* Kapitel 20 *
* Epilog *
© 2020 Amrûn Verlag
Jürgen Eglseer, Traunstein
Covergestaltung: Christian Günther
Lektorat: Ray Celar
Alle Rechte vorbehalten
ISBN TB – 978-3-95869-4095
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.
v1 20
* Prolog *
Der Lichtkegel, der durch einen Spalt auf den Boden fiel, wurde immer schmaler. Langsam schlossen sich die Tore und mit einem Knirschen rasteten sie ein. Nahezu gleichzeitig tilgte der Horizont die letzten Sonnenstrahlen, der Tag neigte sich dem Ende entgegen. Einen Augenblick verharrte Eric regungslos, starrte verbissen die verschlossenen Stahlkolosse an und verstärkte den Griff um den Riemen seiner Tasche. Bis vor wenigen Sekunden war er so entschlossen gewesen wie nie zuvor in seinem Leben, doch nun bröckelte seine Stärke dahin wie die Gemäuer der Ruinen rings um ihn herum. Er spürte, wie sein Herz schneller zu klopfen begann und mit jedem Schlag Adrenalin durch seine Adern pumpte.
Es gab kein Zurück mehr.
Nie wieder.
Zu seiner Rechten raschelte etwas und Eric wirbelte herum. Er erwartete das Schlimmste, doch stattdessen erblickte er nur einen Streuner, der sich zwischen den überwucherten Resten einer Backsteinmauer aus dem staubigen Gras schälte.
»Du hast mich ganz schön erschreckt, Kleiner.« Erics Herz raste noch immer, trotzdem kniete er sich hin und hielt dem Hund die Hand entgegen. Ein kurzes Schnuppern, dann setzte der Streuner seine Erkundungstour fort. Allein.
So allein, wie Eric es sein würde. »Als Team hätten wir größere Chancen«, murmelte er, wohl wissend, dass seine Chancen so oder so mehr als schlecht standen. Er war nun ein Ausgestoßener. Ohne ID konnte er nie wieder in die Stadt zurückkehren. Selbst dann nicht, wenn er die Nacht wie durch ein Wunder überleben sollte. Auf sich allein gestellt würde er keinen Unterschlupf finden, keinen Schutz vor den Gefahren der Nacht, keine Zuflucht vor den Jägern.
Eric schluckte und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, spürte die Stoppeln an seinen Wangen. Für einen kurzen Augenblick war er gefangen in der Stille der einbrechenden Nacht. Dann stand er auf und straffte die Schultern. Es gab einen Grund dafür, dass er nun allein hier draußen war. Einen Grund dafür, dass er keine ID mehr besaß. Und diesen Grund würde er nicht vergessen. Er war der Sache dicht auf den Fersen gewesen! So verdammt dicht! Doch dann waren sie ihm auf die Schliche gekommen und er hatte schnell handeln müssen. Nun zählte vor allem, dass er noch am Leben war und sich an die Spur heften würde wie eine Zecke. Er hatte schon so viel über die Herkunft dieser Monster herausgefunden, dass er jetzt auf keinen Fall aufgeben durfte. Eine Nacht an der Oberfläche durfte ihn nicht so ängstigen, wenn er Erfolg haben wollte! Er würde seine Mission beenden!
Ein kehliges Geräusch ganz in seiner Nähe zerschmetterte seinen Entschluss binnen eines Augenblicks. Keuchend stolperte Eric rückwärts, als er in der Dunkelheit direkt vor sich das stechend rote Glimmen zweier Augen erblickte.
Fliehen. Flucht war seine einzige Chance.
* Kapitel 1 *
»Hallo Schatz, hast du Post bekommen?«
Missmutig sah Elias von dem Topf auf, in dem er rührte. Die Wohnungstür fiel mit einem dumpfen Geräusch ins Schloss und kurz darauf legte seine Mutter erschöpft ihren Mantel über einen der Stühle am Esstisch. Elias seufzte. Ihre Frage nervte ihn, aber ebenso wie seine Mutter wartete auch er darauf, dass endlich eine Antwort vom Labor eintraf, die für Klarheit sorgen würde. Es dauerte schon viel zu lange und langsam glaubte er nicht mehr daran, dass er die Stelle bekommen würde, für die er sich beworben hatte. Der Optimist in ihm wollte die Hoffnung zwar noch nicht aufgeben, aber bisher hatte er keinerlei Rückmeldung bekommen. Weder per Mail noch als Anruf. Und schon morgen hatte er den Termin bei der ID-Stelle. Die Aussicht darauf machte ihn an manchen Tagen wahnsinnig vor Sorge um seine Zukunft. An diesem Tag hatte er jedoch bloß die Wohnung aufgeräumt und irgendwann spätnachmittags zu kochen begonnen. Das lenkte ab.
»Nein«, antwortete Elias kurz angebunden. Allmählich musste er der Wahrheit ins Auge blicken: Er würde irgendwo in den dunklen Tiefen als Müllsortierer enden. Oder Schlimmeres.
»Ach, Elias.« Sie kam auf ihn zu und wuschelte ihm aufmunternd durchs Haar, als wäre er noch immer ein kleines Kind. »Das wird schon klappen, du wirst sehen. Und wenn nicht, dann finden wir etwas anderes.« Elias unterdrückte ein Augenrollen. Die Aufmunterungsversuche seiner Mutter waren nett, aber sinnlos. Trotzdem war er auch gerührt, denn immerhin glaubte sie an ihn. Um das merkwürdige Gefühl in seiner Brust beiseitezuschieben, deutete er auf den Topf. Ablenkung war gut.
»Meinst du, das geht so? Irgendwie habe ich die Soße nicht wirklich dicker bekommen.«
Sie versuchte, in den Topf zu blicken. Dazu musste sie sich schon fast auf die Zehenspitzen stellen, denn sie war recht klein, reichte ihrem Sohn geradeso bis zur Brust.
»Ist doch nicht schlimm«, kommentierte sie schulterzuckend. »Dann haben wir eben etwas flüssigeres Essen. Solange du die Nudeln nicht zu Brei hast werden lassen, ist doch alles in Ordnung.« Hatte er nicht. So schlecht kochte er dann auch wieder nicht. »Na siehst du.« Sie lächelte ihn an, wobei sich die feinen Fältchen um ihre Mundwinkel herum etwas vertieften. Elias konnte nicht umhin, das Lächeln zu erwidern. Wenn sie lächelte, dann strahlten ihre dunklen Augen unter den langen Wimpern und man konnte gar nicht anders, als ebenfalls zu lächeln. Er drückte ihr den Rührlöffel in die Hand und machte sich daran, den kleinen Tisch in der Ecke zu decken. Er war