School of the elect. Janine Heimburg
der Schule angekommen, hörten wir Schritte hinter uns. „Jessica, warte!“, schrie eine Stimme hinter mir. Wir drehten uns um. Es war Jan. Jan Dagwin war mein bester Freund, außerdem war er in der normalen Welt mein Nachbar und ging in meine Klasse, und zwar in beide, in die sterbliche und die Elect-Klasse. Ich schaute auf meine Uhr. Die zweite Stunde hatte bereits angefangen und wir hatten Sport. Zum Glück war ich die ersten drei Stunden freigestellt. „Was ist?“, fragte ich.
„Kommt mit, das müsst ihr euch anhören!“ Er nahm unsere Hände und zog uns zum Aufzug. Wir fuhren in den 16. Stock, wo die Lehrerabteilungen lagen. Jan gab uns ein Zeichen, dass wir leise sein sollten. Zu dritt gingen wir den langen Flur entlang und bogen um die Ecke, wo sich das Beratungszimmer befand. Die Tür war angelehnt und von drinnen kamen die Stimmen von Walesa und ein paar Lehrern.
„Wir müssen das beenden, sie auslöschen! Was, wenn sie einen unserer Schüler angreifen?“ Ich erkannte die Stimme meiner Mentorin Alsuna.
„Wer sind diese Elects, die Menschen ermorden?“, fragte Brian Ering, mein Kampflehrer.
„Erwachsene, Kinder, sie haben sich mit anderen Wesen verbündet, die black whisper genannt werden“, erklärte Walesa.
„Wir müssen sie töten, wenn sie unsere Schule angreifen ... Aber wir können nicht angreifen, wenn die kleinsten Elects dabei sind!“, sagte Brian.
„Wer würde denn von der Schule hier alles kämpfen müssen?“, fragte Alsuna.
„Die Krieger, die Lehrer, ältere Schüler und unsere acht Sonderfälle“, zählte Walesa auf.
„Du willst unsere acht Kinder kämpfen lassen?“ Alsuna war geschockt.
„Damals, bei dem Kampf gegen die Geisterker, haben auch Kinder mitgekämpft, weil sie besondere Fähigkeiten hatten! Und drei der acht sind 16 und 17 Jahre alt, sie werden auf jeden Fall kämpfen!“, schrie Walesa.
„Ja, und damals sind zwei Siebenjährige ums Leben gekommen!“ Brian schrie ebenfalls.
Ich blinzelte Tränen weg. Eine der beiden Mädchen, die damals mit in den Krieg mussten, war in meiner Klasse gewesen, sie war meine Freundin gewesen. Ich musste damals noch nicht mit, weil ich meine Fähigkeiten erst bekam, als mein Bruder ebenfalls ein Elect wurde. Mein Bruder ... er gehörte wie Jan, Oswin und ich zu den acht Sonderfällen! Ich schaute Oswin und Jan an.
„Wann werden wir ihnen sagen, dass sie kämpfen müssen, um die Gefahr abzuwehren?“, fragte Brian leise.
„Erst kurz vorher, nur sorg dafür, dass sie sich im Fach Kämpfen Mühe geben, und gib ihnen vielleicht ein paar Extrastunden!“, meinte Walesa zu Brian. Wir drehten uns um und rannten leise zurück zum Fahrstuhl. Jan und ich starrten Oswin an.
„Was ist?“, fragte er.
„Hallo? Hast du eben nicht zugehört? Wir sollen in den Krieg!“, rief ich entsetzt.
„Ja und? Ich meine, wir sind ja nicht die Einzigen“, sagte er gelassen. Ich rollte mit den Augen. Typisch Oswin!
Es gongte. Die dritte Stunde war vorbei. „Wir haben jetzt Mittagspause und du musst zurück in deine Klasse. Ihr habt Deutsch 2, oder?“, fragte ich Oswin, als wir im Fahrstuhl waren. Er nickte. Wir ließen ihn im fünften Stock raus und fuhren in den dritten, wo die Cafeteria lag. In unserer Schule hatten wir immer versetzt Unterricht.
„Ich werde Edwin nicht kämpfen lassen, er ist erst acht!“, gab ich Jan zu verstehen.
„Deine Macht wäre mit ihm aber stärker, außerdem kämpft Oswin auch“, versuchte er mich zu überzeugen. „Und du weißt, eine der wichtigsten Regeln ist, dass jeder für sich selbst entscheidet. Edwin würde selbstverständlich für seine Schule kämpfen.“
„Nicht, wenn er es erst gar nicht erfährt“, fauchte ich Jan an. Er lachte. „Jan! Das ist nicht witzig!“
„Sorry, aber dein Bruder kann Gedanken lesen wie wir auch. Wie willst du es dann vor ihm geheim halten?“, fragte er lachend.
Ich drehte mich um und stapfte, ohne auf Jan zu warten, zur Cafeteria. Die meisten Klassen hatten jetzt Mittagspause. Ich nahm mir einen Teller und stellte mich an der Theke an. Es gab Nudeln mit Tomatensoße, Salate und Suppe. Die Pausen dauerten immer genau eine ganze Schulstunde. Ich setzte mich zu meiner Freundin Elly an den Tisch, die mich erstaunt ansah. Elly hieß eigentlich Elisabeth, aber keiner nannte sie so – außer Walesa. „Wo ist Jan?“, fragte sie.
„Kommt gleich“, murmelte ich.
„Ok, sag mal, wo wart ihr eben eigentlich? Falls ihr es nicht gemerkt habt, wir hatten Unterricht“, sagte sie lachend.
„Hahaha, sehr witzig ...“ Ich rollte mit den Augen. „Ich war bei den neuen Erstklässlern, du weißt doch, ich muss da immer hin“, erinnerte ich sie.
„Ach so, stimmt ... Gedankenwissen 2. Oh Mann, wenn die erste Stunde schon so schwer ist, wie sollen dann die anderen erst werden?“ Sie seufzte.
Seit diesem Tag war ich offiziell in der zwölften Klasse der School of the Elect. Zwölfte! Nur noch zwei ganze Jahre ...
Jan kam zu uns und setzte sich an den Tisch. „Sorry, Jessy, das mit vorhin tut mir leid“, entschuldigte er sich.
Ich rollte mit den Augen. „Schon ok“, meinte ich knapp. Er wusste, dass ich noch sauer war, sagte aber nichts. Wir aßen, redeten aber so gut wie kein Wort. Als es klingelte, mussten wir uns beeilen, um rechtzeitig zu Kämpfen 5 zu kommen. Teleportieren war in der Schule nur auf Anweisung erlaubt, da es sonst sicherlich ein ziemliches Durcheinander geben würde, außerdem durften die Kleinen noch nicht alleine teleportieren.
Brian Ering musterte uns kritisch, als wir in seinem Unterricht saßen, sagte aber nichts. Wir stellten uns partnerweise auf. Wie immer wählte ich Jan. Wir stellten uns gegenüber und warteten auf Anweisungen von Brian. „So, guten Morgen, heute werden wir nur mit unseren natürlichen Kräften kämpfen. Das heißt, Jan und Jessica, dass ihr nur mit normalen Elect-Fähigkeiten kämpfen dürft!“, erinnerte Brian uns.
Ich seufzte. Das würde langweilig werden.
Normale Elects hatten Fähigkeiten wie Unsichtbarkeit, Telepathie, schnelles und leises Bewegen, Gedankenbeeinflussung und gute Ausdauer. Sie konnten aber keine Gedanken lesen wie Jan und ich. Wir konnten sogar gedanklich miteinander kommunizieren. Außerdem konnte ich die Vergangenheit der Menschen sehen oder das fühlen, was sie gerade fühlten. Das Beste, was ich jedoch konnte, war, meinen Bruder herbeizuwünschen, egal wo er sich gerade befand. Das war ziemlich praktisch, vor allem, wenn er mal wieder keine Lust hatte, mit nach Hause zu kommen. Ich sah zu Jan. Er sah ebenfalls nicht glücklich aus, und wie immer brachen wir die Regeln und nutzten alle Fähigkeiten.
„Jessica?“, fragte er in meine Gedanken hinein.
„Ja?“
„Jessica, was verheimlicht ihr mir?“
Das war Edwins Gedankenstimme! Ich sah Jan warnend an, jetzt bloß nicht daran zu denken!
„Nichts, Edwin“, dachte Jan.
„Jessica, Jan, nicht in Gedanken unterhalten, sondern kämpfen!“, ermahnte Brian uns.
„Wir können jetzt nicht, Edwin, wir sehen uns nach Schulschluss!“ Wir klickten die Unterhaltung aus. Ich konnte mich jedoch nicht aufs Kämpfen konzentrieren und landete immer wieder auf dem Boden.
„Was ist denn heute mit dir los, Jessica?“, fragte Brian. „Streng dich mal an. Ich weiß, dass du mehr kannst!“
Ich versuchte, mich mehr zu konzentrieren, es klappte nicht, aber Jan war nun ebenfalls nicht mehr bei der Sache. Brian gab auf und beendete den Kampf: „Jan, Jessica ihr kämpft jetzt mit all euren Fähigkeiten, ok? Los!“
Jan lächelte und ich erwiderte die Geste. So machte mir das Spaß. Mein Freund schoss einen Blitz auf mich ab, den ich mit einem Wasserschild abwerte. Es gab einen lauten Knall.