School of the elect. Janine Heimburg

School of the elect - Janine Heimburg


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war es jetzt Samstagmorgen, ich war den ganzen Tag in der Schule gewesen, aber es war in der realen Welt kein bisschen Zeit vergangen. Das war manchmal ziemlich nervig.

      „Kinder, seid ihr schon wach?“, rief meine Mom von unten. Sie hatte von unserem Ausflug natürlich nichts mitbekommen.

      „Ja, Mom“, rief Edwin.

      Unsere Mutter kam ins Zimmer. „Und wie immer seid ihr schon umgezogen. Wir essen jetzt, weckt eure Schwester, ja?“ Sie ging wieder runter.

      Meine Schwester, die 18 Jahre alt war, war kein Elect. Ich klopfte an ihre Zimmertür, aber sie brummelte nur etwas, was ich nicht verstand. Stefanie schloss immer ihre Zimmertür ab, damit keiner sie bei ihrem Schönheitsschlaf stören konnte. Sie war eine echte Zicke und zog sich an wie eine Schlampe. Sie ging auf Partys und kümmerte sich einen Dreck um uns.

      Edwin und ich gingen zum Frühstückstisch. Mom sagte wie immer nichts und Edwin und ich unterhielten uns in Gedanken über den Krieg.

      „Wer soll alles mitkämpfen und gegen wen kämpfen wir überhaupt?“, fragte Edwin.

      „Lehrer, wir acht und die Krieger“, antwortete ich.

      „Und gegen wen kämpfen wir?“, wiederholte er seine zweite Frage.

      „Gegen böse Elects – und vor allem starke“, erklärte ich besorgt.

      „Wird Oswin auch mitkämpfen?“

      „Natürlich“, sagte ich.

      „Du musst dir keine Sorgen um mich machen, ich bin gut im Kämpfen, ich würde mir eher Sorgen um Jan machen“, erklärte er mir.

      „Sehr witzig!“ Ich rollte mit den Augen. Mom war es gewohnt, dass wir zwei nie viel redeten, da Edwin und ich uns in Gedanken unterhielten und wir oft vergaßen, dass noch andere am Tisch saßen. Meine Schwester kam die Treppe runter. Ihr langes schwarzes Haar war gewellt, eigentlich wäre sie ganz hübsch anzusehen, wenn sie nicht immer diese knappen Klamotten tragen würde. Ihr dunkelblaues Top war bauchfrei, in ihrem Bauchnabel steckte ein Piercing und ihr Minirock ging gerade so über ihren Hintern. Sie schaute mich angewidert an. „Oh man, wann kaufst du dir endlich mal neue Klamotten und deine Haare, blond ... einfach nur schrecklich!“ Sie drehte sich um und verschwand aus dem Haus.

      „Ich finde dich hübsch“, meinte Edwin tröstend.

      „Danke, Kleiner.“

      Edwin hatte wie ich blonde Haare, nur dass seine kurz waren und meine lang. Meine Mutter schaute wie immer sehr traurig, wenn meine Schwester kam. Stefanie ging nicht mehr zur Schule, sondern nur noch auf Partys. Ich stand auf und räumte meinen Teller weg. Edwin folgte mir.

      *

      Kein normales Leben

      Mein Leben war selten normal, aber wenn ich mich mit meinen Freundinnen traf, wirkte es so. Ich war gerade auf dem Weg in die Eisdiele, in der ich mich immer mit meinen drei besten Freundinnen traf. Marie, Jelena und Moni saßen schon an unserem Lieblingstisch. „Hey!“ Ich umarmte die drei.

      Jelena hatte kurze blonde Haare, die ihr knapp bis zur Schulter gingen. Marie hatte lange braungelockte Haare und Moni hatte glatte blonde Haare. Die drei waren echt verrückt, mit ihnen konnte ich über alles lachen. Meine sterblichen Freunde kannten mein Geheimnis nicht, aber manchmal wäre ich echt froh, mit ihnen darüber reden zu können.

      „Erde an Jessica, hörst du uns eigentlich zu?“, fragte Moni und riss mich aus meinen Gedanken.

      „Ähm, was? Klar“, stammelte ich.

      Sie seufzte. „Manchmal kommst du mir so vor, als lebtest du in einer anderen Welt.“ Wie recht sie doch hatte ...

      „Ich bestelle einen Schokobecher“, meinte Marie, als die Bedienung auf uns zukam.

      „Und ich Melone und Schoko, das ist das beste Eis, das es gibt!“, schwärmte Jelena.

      Ich lächelte bei dem Gedanken, dass es auch noch etwas anderes außer meinem Elect-Leben gab, Oswin tat mir irgendwie leid. Er war eigentlich gar kein Mensch, sondern ein Elect. Aber diese waren halb Wesen und halb Mensch. Und Oswin? Mist, ich dachte wirklich nur noch an meine Schule ...

      Ich versuchte, meinen Freundinnen zuzuhören. Sie unterhielten sich über Busse und Züge ... So was brauchte ich nicht ... Echt langweilig. Eigentlich las ich nicht einfach in ihren Gedanken, aber ich wollte wissen, was sie dachten. Ich bemerkte, dass sich Moni ebenfalls nicht an dem Gespräch beteiligte. Ihre Gedanken kreisten um andere Dinge wie die Mathearbeit am Montag oder gute Noten in der Schule. Moni war zwar eine echt liebe Person, aber wenn es um Schule ging, war sie ein echter Streber. Sie lernte ziemlich oft, da ihre Eltern sie schon bei einer Zwei bestraften.

      „Sorry, Leute, ich kann heute nicht so lange bleiben, ich muss zum Schwimmtraining. Bis bald in der Schule.“ Jelena schnappte sich ihre Tasche und schoss davon. Ich hatte mir geschworen, es nicht zu tun, aber dennoch las ich ihre Gedanken. Und die drehten sich kein bisschen ums Schwimmtraining, sie waren eher der Art: „Mist, ich kann nicht lügen, sag was und schnell weg.“

      Nun hörte ich meinen Freundinnen beim Reden zu, sagte aber nichts. „Ich muss dann auch gehen. Kommst du mit, Jessica?“, fragte Moni plötzlich.

      „Ja klar!“ Ich sprang auf. Moni wohnte nur fünf Minuten von mir entfernt und ich las in ihren Gedanken, dass sie mir dringend etwas sagen wollte. Wir verabschiedeten uns von Marie und gingen Richtung zu Hause.

      „Etwas stimmt nicht mit dir, das weiß ich. Du bist nicht normal ... Ich spüre irgendwie, dass du mehr bist, als du zugibst“, sagte sie und überraschte mich damit.

      In meinen Kopf entstand Panik. Was sollte ich nur sagen? Immerhin war sie meine beste Freundin. Ich fasste einen Entschluss: Ich würde ihr alles erzählen, allein schon aus dem Grund, um mit jemand anderem außer Oswin, Jan, meinem Bruder oder irgendwelchen anderen Elects darüber zu reden.

      „Du würdest mir eh nicht glauben ...“, fing ich an.

      Sie blieb plötzlich stehen und schaute mich böse an. „Ich vertraue auf das, was du sagst, und ich werde dir immer glauben, egal wie unglaubwürdig es auch sein wird!“, flüsterte sie. „Ich weiß, dass es mehr in dieser Welt gibt als viele glauben.“

      Das klang geheimnisvoll, dennoch zögerte ich kurz. „Du hast recht, ich bin nicht normal“, stimmte ich ihr zu. „Ich bin anders, nichts Besonderes, aber anders.“ Ich holte tief Luft. „Ich bin ein Elect!“, brachte ich mühsam heraus.

      Sie starrte mich nur fragend an.

      „Ein Elect ist sozusagen ein Wesen wie eine Fee oder ein Vampir. Elects haben besondere Kräfte ... zum Beispiel Telepathie oder Unsichtbarkeit und solche Sachen. Ich kann beispielsweise Gedanken lesen oder in die Vergangenheit der Menschen schauen. Mein Bruder ist auch ein Elect, deshalb geht er wie ich auf eine Hochbegabtenschule, weil er sich alles, was er sieht, merken kann. Das ist seine Gabe“, erklärte ich.

      „Du kannst also meine Gedanken lesen?“, fragte Moni wenig aufgeregt.

      Ich nickte. „Gerade denkst du, wie du es glaubwürdig rüberbringst, dass du mir glaubst, obwohl du es nicht glauben kannst“, las ich ihre Gedanken.

      „Das hätte ich auch vorhersagen können. Überzeug mich, mach etwas, das niemand außer diesen Wesen kann.“

      Ich zögerte, nahm aber dann ihren Arm ...

      Wir schwebten in Unsichtbarkeit, bis ich mir sicher war, dass kein Mensch uns sehen würde. Wir waren irgendwo am Strand, die Sonne schien strahlend auf uns herab. Moni sah mich erschrocken an.

      „Beweis genug?“, fragte ich lächelnd. Meiner Freundin hatte es die Sprache verschlagen. „Eh, Moni, ich bin immer noch die Alte. Ich kann das schon, seit ich fünf bin“, erklärte ich ihr.

      Sie sah mich ängstlich an. „Ich wusste, dass du nicht normal bist,


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