Mainfranken Reiseführer Michael Müller Verlag. Hans-Peter Siebenhaar
grandiosen Blick über das Maintal zum Steigerwald genießen. Ein herrlicher Kreuzweg mit Sandsteinfiguren von 1880 führt von der Stadt durch den Wald hinauf (Ausgangspunkt/Einstieg: am Ortsende von Zeil Richtung Bischofsheim auf der rechten Seite), Einkehrmöglichkeit im Berghospiz (Tel. 09524/1009).
Stadtpfarrkirche St. Michael: Bis heute beherrscht das auf einer Anhöhe gelegene Gotteshaus den Marktplatz. Der von einer teilweise erhaltenen Wehrmauer umgebene Bau wurde Anfang des 18. Jh. auf den Fundamenten einer mittelalterlichen Kirche errichtet. Das imposante Rahmenwerk des Hochaltars schuf der Bamberger Martin Walter, der auch später die Seitenaltäre fertigte. Beachtenswert ist die vermutlich aus dem 14. Jh. stammende Turmhalle, die als Taufkapelle diente. Sie beherbergt über 600 Jahre alte Fresken. An der Westwand sind die Bistumsgründer Heinrich II. und Kunigunde dargestellt, in den Händen der Bamberger Dom. An der schmucklosen Fassade der Kirche befindet sich eine Ölberg-Darstellung. Sie zeigt drei vom Schlaf überwältigte Jünger, während Jesus vor der Felswand zusammengesunken seinem Tod entgegensieht und ein Engel ihm den Kelch des Leidens reicht.
Die Kapelle St. Anna gegenüber der Pfarrkirche zählt zu den ältesten Bauwerken der Stadt (Weihe 1412). Einst war sie eine Totenkapelle mit Beinhaus. Sie wurde mit historischen Bautechniken renoviert. Im Inneren ein schlichter Rokokoaltar und Renaissancemalereien.
Marktplatz: Das dreigeschossige Rathaus am Marktplatz mit dem streng gegliederten Fachwerkobergeschoss ist ein Werk mehrerer Epochen. Das gotische Hauptportal lässt sich ins 14. Jh. datieren. Der Abschlussstein des Fachwerkgeschosses nennt 1540. Ein Kuriosum am Rathauseck: Neben der Bamberger Elle, die 67 cm maß, hat sich ein Relikt des mittelalterlichen Strafrechts erhalten, der Pranger. Gegenüber vom Rathaus das ehemalige Rosenbergische Zehnthaus, das dem Bamberger Barockbaumeister Küchel zugeschrieben wird.
Das nur wenige Meter unterhalb des Rathauses gelegene Jörg-Hofmann-Haus in der Hauptstraße 3 zählt zu den kunstvollsten Fachwerkhäusern in Franken. Der Zeiler Zimmermann Hofmann schuf innerhalb des Fachwerks stark plastische Formen, die man zu seiner Zeit nur aus Stein kannte. Die Holzarbeiten hatten damals auch einen praktischen Sinn: So sollten Schreckensmasken beispielsweise die bösen Geister vertreiben. Das 1689 erbaute Haus gab der wohlhabende Schwager Hofmanns in Auftrag.
Der Hexenturm
Die Stadt Zeil am Main stellt sich ihrer Geschichte: Das Fachwerkidyll, umgeben von Weinbergen, erlitt zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs traurige Berühmtheit als Hochburg der Hexenverfolgung im Bistum Bamberg. Mehrere hundert Frauen, Männer und sogar Kinder fielen dem Wahn zum Opfer. Deren Hintergrund war zum einen die Kleine Eiszeit im 17. Jh., die zu Missernten führte. Der zweite Grund für die Verfolgung, die in Franken ganze Städte entvölkerte, war pure Habgier. Die kirchlichen Hexenjäger bereicherten sich am Vermögen ihrer Opfer, die nach Kerkerhaft und Folter allesamt auf dem Scheiterhaufen endeten. Eine Dokumentation über diese dunkle Zeit hat die Stadt Zeil im Stadtturm, einem Originalschauplatz jener Zeit, und einem Haus an der Stadtmauer eingerichtet: dem Hexenturm. Unbedingt sehenswert (www.zeiler-hexenturm.de).
Fürstbischöfliches Schloss (heute Finanzamt): erbaut unter dem Bamberger Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn (1693-1729).
Synagoge: Seit dem 14. Jh. gab es in Zeil eine jüdische Gemeinde. In der Judengasse 18 steht die ehemalige Synagoge (heute Privatbesitz). Bereits 1920 löste sich die jüdische Gemeinde aus Mangel an Mitgliedern auf und schloss sich den Glaubensbrüdern in Haßfurt an. Die beiden Thorarollen aus dem 18. Jh. wurden ebenfalls dorthin gebracht, wo sie beim Judenpogrom der Nazis 1938 vernichtet wurden.
Schloss Schmachtenberg: Außerhalb des Altstadtkerns im Stadtteil Schmachtenberg liegt in einer Talsenke versteckt das große Schloss, das im 16. Jh. erbaut und um 1700 für Jagdaufenthalte der Bamberger Bischöfe umgebaut wurde.
Wanderung 1: Auf den Spuren von Abt Degen rund um Zeil
Abwechslungsreiche Wanderung durch Weinberge, Wald und Schlucht.
Basis-Infos
Information Die Tourist-Information befindet sich in der ehemaligen Ratsdienerwohnung (Grohehäuschen) neben dem Rathaus, ist allerdings nur im Sommer an Wochenenden besetzt. Sonst Infos im Rathaus. Marktplatz 8, 97475 Zeil, Tel. 09524/9490 (Stadt Zeil) und Tel. 09524/94937 (Tourist-Info), www.zeil-am-main.de. April bis Okt. Fr 12-18, Sa 10-16, So 10-13 Uhr. Stadtführungen und Hexenführungen nach Absprache. Stadtturmbesteigung nach Vereinbarung bei Franz Hoffmann, Sander Str. 18, Tel. 09524/1441. Infos zum Weinfest unter www.zeiler-weinfest.de.
Verbindungen Bahn, Zeil besitzt einen Bahnhof und liegt an der Strecke Bamberg-Schweinfurt (Haltestelle der Regionalbahn).
Taxi, Gertrud Pfaff, Tel. 09524/1304; Taxi Will, Wildgarten, Tel. 09524/850905.
Übernachten/Essen & Trinken
Übernachten Hotel Kolb, Hotel mit Restaurant und schöner Weinstube mit handgefertigten Glasfenstern. Angenehme Terrasse, die abends stimmungsvoll beleuchtet wird. Funktionelle, komfortable Zimmer, schöne Themenzimmer, manche Zimmer sind etwas klein (oft einzeln stehende Betten). Übernachtung ab 50 € (EZ) bzw. 80 € (DZ). Krumer Str. 1, Tel. 09524/9011, www.hotel-kolb-zeil.de.
Altes Forsthaus, im schön gelegenen Ortsteil Bischofsheim liegt der traditionelle Gasthof mit fränkischer Küche. Von hier aus kann man zu schönen Wanderungen aufbrechen. Terrasse. DZ 50 €. Bischofsheim 18, Tel. 09524/1821.
Essen & Trinken Zur Alten Freyung, Brauerei zum Hirschen (Göller), eine fränkische Brauerei ohne Schnickschnack. Das preiswerte Wirtshaus im Zentrum von Zeil (unmittelbar an der Stadtmauer) ist im Sommer mit seinem riesigen Biergarten und der üppigen Speisekarte ein beliebtes Ziel für Einheimische und Touristen. Gutbürgerliche Küche, hervorragendes Bier; zu empfehlen: Steinhauerweizen (www.brauerei-goeller.de), Hausbrände. 9.30-1 Uhr, Di Ruhetag (in den Sommermonaten ohne Ruhetag). Speiersgasse 21, Tel. 09524/9554.
Bio/Regional Zur Sonne, das Weinhaus im Ortsteil Ziegelanger ist seit 1912 im Familienbesitz. In dem freundlichen und gemütlichen Gasthaus von Wolfgang Zimmermann werden fränkische Küche und Weine aus kontrolliert ökologischem Anbau angeboten. Besondere Spezialitäten sind gerupfter Käse, Brotzeiten (eigene Schlachtung), selbst gebrannter Schnaps und in der Saison Spargel. Übrigens werden auch Führungen durch die eigenen Weinberge angeboten. Ab 15 Uhr, Sa/So ab 10 Uhr, Mi/Do Ruhetag. Ziegelanger 19, Tel. 09524/5460, www.weinhaus-zimmermann.de.
Winzerhof Schick, im Stadtteil Ziegelanger gelegene Gaststätte mit hausgemachten Brotzeiten und gutem Essen, Eigenbauweine. Bergstr. 22, Tel. 09524/7892, www.schick-winzerhof.de.
Zeiler Esszimmer, überzeugt mit guten Speisen und schönem Biergarten. Kastanienbäume spenden hier Schatten. In der Nähe des Bahnhofs. Tel. 09524/2459195, www.schick-winzerhof.de.
Wein
In Zeil und dem Stadtteil Ziegelanger und vor allem jenseits des Mains (der hier auch eine Sprachgrenze ist: „Mee“ und „Maa“) in Sand gibt es zahlreiche Winzer- und Heckenwirtschaften.
Wir empfehlen neben den Weinen von Anton Nüßlein das Weingut Dr. Heigel, das für seine hochwertigen