Die Häuser an der Dzamija. Robert Michel
eine dieser Stellen stoße, geht mein Verlangen keinem anderen Bilde nach als dem, das du hier rings um dich siehst. Fürwahr, hier der obere Teil des Dorfes an der Džamija auf diesem ebenen Boden, den offenbar der Bach einmal angeschwemmt hat, ist wie ein Ausschnitt aus dem künftigen Paradies. Wir haben einen Bach, dessen Wasser das köstlichste Getränk ist, und Bäume haben wir und Gärten; wenn sie auch klein sind, unsere Gärten – dafür ist der Ausblick auf das Tal und auf die Berge schöner, als Worte sagen können.“
Adem war so angeregt von dem, was er sprach, daß er sich lebhaft zum Sitzen aufrichtete. Er zog die Beine unter sich und blickte wie im Nachgenuß seiner Worte rings um sich. Dann schlürfte er an dem duftenden Trank in der Schale, und seine Augen blickten dabei an den schlanken Pappeln empor. Auch nachdem er die Schale abgesetzt hatte, blickte er noch immer zu den Wipfeln der Bäume, nachdenkend, wie er das Gespräch zum Ziele führen sollte: „Siehst du, Muharrem, jedes Jahr hab ich dich auf diese Pappeln hinaufgeschickt, daß du die Äste bis hoch hinauf abschneidest. Wir sagten, daß wir das Holz gut brauchen können und daß die Pappeln um so besser in die Höhe gehen werden. In der Tat stehen sie jetzt da wie langgestielte Blumen. Jene Gründe aber waren nur ein Vorwand – in Wirklichkeit war es der Wunsch meines Herzens, dich in Höhen zu sehen; hauptsächlich deshalb förderte ich auch deine Kaminarbeiten. Aber erst heute ist es meinem Verstande klar geworden, woher mir dieses Verlangen kam, deine Arbeit in die Höhen zu lenken. Erst heute, als ich Nurija sagte, daß er mit seiner Stimme eigentlich Muezzin werden müßte, erst da erkannte ich, daß ich, ohne dessen bewußt zu sein, auch dich zu diesem Amte erzog. In diesen Höhen muß dir ja manchmal von selbst die Lust gekommen sein, Gott zu preisen.“
Als Muharrem diese Worte hörte, wurde er bestürzt und traurig. Es schien ihm der Augenblick gekommen zu sein, da er das langgewahrte Geheimnis seiner christlichen Abkunft nicht weiter verbergen konnte. Oft hatte er schon daran gedacht, den Hodža zu bitten, daß er seinen Übertritt zum Islam bewirke, da er doch in den Bräuchen dieser Religion aufgewachsen und dem Glauben seiner Eltern völlig entfremdet war. Aber noch nie war ihm die Entscheidung so dringend erschienen. Jetzt mußte er endlich vor Adem das Geständnis ablegen und seinen Rat erbitten. Tränen traten ihm in die Augen, als er zu sprechen begann. Adem, der seine Bewegung sah, wehrte ab: „Du sollst dich nicht gleich entschließen. Prüfe dich erst einige Tage selbst, ob es wirklich mit deinen Wünschen übereinstimmt, daß du dieses Amt im Dienste Allahs annimmst.“ Da schwieg Muharrem, und sein Geheimnis blieb in ihm, drückender als jemals früher.
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