Seewölfe Paket 33. Fred McMason

Seewölfe Paket 33 - Fred McMason


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pullen Sie jetzt hinüber und entern Sie mit gebotener Vorsicht auf. Vollzugsmeldung in spätestens einer Stunde, noch vor Anbruch der Dämmerung.“

      Der Teniente salutierte. Die Jolle wurde zurückgepullt und legte etwas später an der „Isabella“ an.

      Zum ersten Male seit langer Zeit lag ein stilles Leuchten auf dem Gesicht des geprüften Kommandanten.

      Jetzt würde sich seiner Meinung nach endlich alles aufklären, und er sah im Geist auch schon die elf Schatzschiffe vor sich, die er nach Spanien bringen würde.

       9.

      Ein paar Männer befanden sich tatsächlich an Land, damit Don Julio keinen Verdacht schöpfte.

      Die anderen hatten den Geheimgang aufgesucht und sich versteckt, wo sie jetzt abwarten, was weiter geschah.

      „Einen größeren Gefallen hätten die Dons uns gar nicht tun können, als sie das Feuer eröffneten“, sagte Ribault erheitert.

      „Mann, was habe ich Angst gekriegt“, meinte der Profos. „Hundert Yards haben die Kerle vorbeigeballert. Ob der Alte das wirklich gefressen hat?“

      „Es sah jedenfalls sehr überzeugend aus“, versicherte von Hutten. „Außerdem braucht er jetzt ganz dringend ein Erfolgserlebnis nach allem, was er hinter sich hat. In einem derartigen Zustand wird man leichtsinnig und sieht alles mit anderen Augen. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, daß sie auch wirklich alle an Bord aufentern.“

      Roger Lutz hockte achtern in Hasards ehemaliger Kammer und peilte durch das Bleiglasfenster die Lage. Was er sah, gab er an Grand Couteau weiter, der in dem geöffneten Geheimgang hockte und Verbindung zu den anderen Männern hielt, die er seinerseits über die augenblickliche Lage informierte.

      Vorn am Mannschaftslogis saßen ebenfalls zwei Späher, die Kontakt zu den anderen im Geheimgang hielten, der sich über dem Kielschwein durch die gesamte Galeone zog. Von See her konnte man sie unmöglich sehen.

      „Sie legen gleich an“, raunte Roger Lutz zu Grand Couteau. „Ich werde bis zum letzten Augenblick beobachten. Dann müssen wir nach unten verschwinden, denn meist nehmen sie sich die Kammer des Kapitäns zuerst vor.“

      Tief unten im Schiff waren sie blind wie Maulwürfe und auf die Zeichen und das Flüstern angewiesen. Hier unten hörte sich auch alles anders als an Deck an. Die Geräusche verzerrten sich.

      „Insgesamt sieben Dons“, flüsterte Roger Lutz. „Alle mit Musketen und Pistolen bewaffnet – wie vorhin schon. Es sind dieselben Kerle.“

      Die Jolle legte ziemlich hart an. Roger Lutz verließ seinen Posten und spähte durch das angelehnte Schott nach draußen. Durch die Bleiglasfenster konnte er aus seinem Blickwinkel nichts mehr sehen.

      Ein dumpfes Wummern war zu hören.

      Als erster enterte ein Teniente auf, der auf der Kuhl stehenblieb und vorsichtig und mißtrauisch die Lage sondierte. Er hielt eine Muskete schußbereit in den Fäusten, hatte sich etwas vorgebeugt und lauschte auf irgendwelche Geräusche.

      Auf dem Schiff rührte sich nichts.

      Roger Lutz stand im Halbdunkel der Kammer und konnte nicht gesehen werden. Das Sonnenlicht fiel schräg auf die Decks und blendete den Spanier auf der Kuhl.

      „Meldet euch, ihr Bastarde!“ sagte der Spanier in die Totenstille hinein. „Wir zünden jetzt das Schiff an. Wer freiwillig an Deck erscheint, dem passiert nichts.“

      Solche miesen Tricks kamen bei den Mannen von Jean Ribault und den Arwenacks allerdings nicht an. Sie konnten sich nicht mal zu einem müden Lächeln durchringen.

      Der Teniente stieß ein Schott auf und sah hinein. Es war die Kombüse. Sie war leer und verlassen, als er den Lauf der Muskete hineinhielt.

      Er stieß auch noch ein weiteres Schott auf und wiederholte seine Drohung etwas lauter.

      Alles blieb totenstill. Nur weit entfernt an Land entdeckte er einen Kerl, und das gab ihm die Sicherheit zurück. Sie waren alle einfach abgehauen, diese Feiglinge!

      Er trat ans Schanzkleid und rief hinunter: „Alle aufentern!“

      Getrappel war zu hören. Einer nach dem anderen enterte auf, trat auf die Kuhl und sah sich unbehaglich um. Die Musketen hielten sie dabei schußbereit in den Fäusten. Zwei Dons waren lediglich mit doppelläufigen Pistolen bewaffnet.

      „Alle sieben Mann an Bord“, meldete Roger Lutz.

      Er trat vom Schott zurück, ließ es angelehnt und begab sich in den Geheimgang. Hinter der Wandvertäfelung schloß sich eine Klappe, unsichtbar für einen Fremden, der den Mechanismus nicht kannte.

      Getrappel jetzt an Deck, Befehle und Kommandos.

      „Zwei Mann mit nach achtern. Zuerst die Kapitänskammer durchsuchen!“ rief der Teniente. Er hatte jetzt offenbar Mut gefaßt.

      Harte Tritte wandten sich nach vorn, ein paar andere gingen nach achtern. Der Teniente führte sie großspurig an.

      Mit dem Kolben stieß er das Schott auf und blickte in den Raum. Auch er war verlassen.

      Er räusperte sich. In seinem Gesicht zuckte es, als er die Schapps, das Pult und die Kojenkiste sah.

      „Alles in Ordnung“, schnarrte er die beiden Kerle an. „Ihr könnt nach vorn gehen, ich sehe mich inzwischen hier mal um.“

      Er hatte vor, ein bißchen zu plündern, und als die Soldaten verschwunden waren öffnete er ein Schapp, fand eine Buddel Rum, nahm sie heraus und öffnete sie, wobei er sich nach allen Seiten umsah. Dann gluckerte er schnell einen weg.

      Dann stöberte er etwas herum, grinste und nahm wieder einen Schluck.

      Das Grinsen verging im allerdings, als wie aus dem Nichts unvermittelt ein riesiger, narbiger Kerl mit einem Rammkinn auftauchte. Der Kerl schien aus den Planken gewachsen zu sein.

      Der Teniente schrak so heftig zusammen, daß er sich nicht rührte und nur fassungslos diesen narbigen Kerl anstarrte.

      Der war ganz freundlich und fragte trocken: „Na, Rübenschwein, hat’s geschmeckt?“ Dabei deutete er auf die Buddel.

      Der Teniente schluckte hart, denn der Kerl griff blitzschnell nach seiner funkelnden Hurratüte. Er nahm sie in die linke Hand, grinste und holte dann mit der rechten Hand aus. Die war zur Faust geballt und nannte sich „Profoshammer“.

      Aber das wußte der Teniente noch nicht. Er hatte nur einen halben Lidschlag lang das Gefühl, als habe ihn ein Pferdehuf getroffen. Dann flog er in die Koje und blieb regungslos mit ausgebreiteten Armen darin liegen.

      „Der erste Seesack ist backgebraßt“, sagte Carberry zufrieden und hauchte über seinen Knöchel. Der Don hatte ein hartes Kinn. Aber das half ihm jetzt auch nicht mehr.

      Carberry wartete ab, und weil ihm das Warten zu lange dauerte, nahm er ebenfalls einen Zug aus der Buddel, bis er Schritte hörte.

      Aha, einer der Kerle kreuzte auf, um dem Teniente Meldung zu erstatten. Konnte er haben.

      Der ahnungslose Seesoldat hörte scheinbar seinen Vorgesetzten in der Kammer rumoren und betrat ebenso ahnungslos den Raum.

      „Oh – oh – Madre …“, sagte der Don verdutzt.

      „Nix Madre, ich bin der Padre“, sagte Carberry, „und da hab ich den Segen für dich drin.“

      Auf den Don flog eine Faust, die wie ein Hammerwerk zuhieb. Es zog ihm fast die Stiefel aus. Der Segen fiel so großzügig aus, daß der Don sofort erschlaffte.

      „Sich regen, bringt Segen“, kommentierte der Profos und warf den Kerl zu dem Teniente in die Koje.

      Na, einer wird schon noch antanzen, dachte er, und damit lag er richtig. Auch der nächste erschien und lernte den Profoshammer kennen. Die Verstörtheit wich aus seinem Gesicht. Es wurde still und friedlich,


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