Seewölfe Paket 33. Fred McMason

Seewölfe Paket 33 - Fred McMason


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      „Wer sollte da wohl nicht nachtragend sein, wenn man ihm einen derart üblen Streich spielt“, sagte Ribault lachend. „Ich wäre auch sehr nachtragend und würde versuchen, mein Mütchen zu kühlen. Er wird es sicherlich heute nacht versuchen.“

      „Glaube ich auch“, sagte von Hutten. „Bei Nacht und sieht-mich-keiner. Wie, glaubst du, werden sie das anstellen?“

      Der Franzose brauchte nicht lange zu überlegen.

      „Mit zwei Booten oder Jollen, besetzt mit Soldaten. Eine von See her, die andere von Land, damit sie uns in der Zange haben. Vielleicht auch nur mit einer Jolle von See und Landangriff von der anderen Seite. Aber uns soll das egal sein, wir werden unser Schiff verlassen.“

      Der Profos zwinkerte mit den Augen und stierte den Franzosen an, als sei der soeben vom Himmel gefallen.

      „Ah, einfach so, spazierengehen an Land, was, wie?“ fragte er völlig verdutzt.

      „Nur scheinbar“, erwiderte Jean Ribault. „Wir werden ein bißchen nachhelfen, damit die Dons noch früher in Erscheinung treten. Wir verlassen scheinbar das Schiff und erwecken weiterhin den Eindruck, als sei mit dem Ruder was nicht in Ordnung. Ein bißchen Windmacherei gehört natürlich dazu. Wir kehren aber so zurück, daß die Dons uns nicht bemerken.“

      „Und du glaubst, sie werden anbeißen?“ fragte der Profos.

      Ribault zeigte sein sorgloses Lächeln.

      „Warum nicht? Ein paar Männer können ja an Land bleiben und so tun, als würden sie verschwinden.“

      „Und die anderen lauern hinter dem Schanzkleid?“

      „Im Geheimgang. Dieses Schiffchen hat doch einen wunderschönen Geheimgang direkt über dem Kielschwein, oder hast du das schon wieder vergessen, Mister Carberry? Wir haben einen versteckten Zutritt zu diesem Gang in Hasards Kammer und einen weiteren in der Kammer, die sonst Ferris bewohnte. Dieser Gang …“

      „Ich weiß“, sagte Carberry, „er zieht sich durch die Gesamtlänge des Schiffes und kann auch von vorn betreten oder verlassen werden. Er ist besonders stark abgedichtet und kann auch gelenzt werden, falls das erforderlich wird. Eine gute Idee, und was glaubst du, werden die lieben Dons dann tun?“

      „Ich nehme an, sie werden die Gelegenheit nutzen und der ‚Isabella‘ einen Besuch abstatten. Außerdem werden sie sich sehr wundern, das Schiff verlassen vorzufinden, während wir im Geheimgang hocken und sie dann hochnehmen.“

      „Weiter“, sagte Matt Davies gespannt. „Das ist ein feiner Trick. Wir haben ihn ja schon einmal ähnlich erprobt, und es hat geklappt. Angenommen, wir haben die Dons vereinnahmt. Was dann?“

      Ribaults Grinsen wurde impertinent.

      „Dann geben wir uns für Dons aus, wie wir das schon oft getan haben und immer noch tun und statten der Galeone unsererseits einen Besuch in der Dämmerung ab. Die Dons werden keinen großen Unterschied bemerken.“

      „Und dann nehmen wir gleichzeitig noch ein Geschenk für sie mit“, sagte der Profos und grinste breit. „Vielleicht ein paar Fäßchen Schießpulver?“

      „Genau das ist meine Überlegung, Ed. Ein paar Fäßchen Schießpulver. Die servieren wir ihnen unter dem Achterschiff, wenn alles so klappt, wie ich mir das vorstelle. Mit den besten Empfehlungen setzen wir uns dann ab. Dann erst dürfte die Freude für Don Julio vollkommen sein.“

      „Eine wahre Freude“, meinte der Profos. „Hoffentlich klappt das auch alles so. Der Kutscher sagte einmal: ‚Grau, mein Freund, ist alle Theorie‘, wenn ich mich recht entsinne.“

      „Natürlich bleibt ein Unsicherheitsfaktor“, entgegnete der Franzose. „Aber uns bleibt immerhin die Probe aufs Exempel. Und aus welchem Grund sollen wir es nicht versuchen, wenn es sich so schön anhört?“

      Von der List des Franzosen waren die Kerle restlos begeistert. Auf diese Art und Weise würden die Dons noch einen weiteren Denkzettel verpaßt kriegen, einen Brocken, an dem sie hart schlucken würden – wenn er in die Tat umgesetzt wurde und klappte.

      Dann konnten sich die Dons auf einen längeren Aufenthalt in Mauretanien einrichten.

      „Dann wollen wir nichts anbrennen lassen“, sagte der Profos eifrig und rieb sich in der Vorfreude die Hände. „Wir besprechen noch ein paar Einzelheiten und gehen unverzüglich an die Arbeit.“

      Das taten sie umgehend.

      Auf der „Casco de la Cruz“, wunderten sich die Dons – und ganz besonders der Kommandant.

      Die „Bastarde“ schienen Schwierigkeiten zu haben, wie deutlich zu sehen war. Sie reparierten das Ruder, das anscheinend doch einen Treffer erhalten hatte. So genau ließ sich das aber nicht erkennen, weil die Sicht auf das Ruder ständig durch Kerle verdeckt war, die eifrig und aufgeregt hantierten.

      „Sie haben ein Problem“, stellte Don Julio fest. „Kein Wunder, daß sie nicht weitergesegelt sind. Ruderschaden. Sie können gar nicht oder nur sehr langsam segeln. Das wird ihnen zum Verhängnis.“

      „Was befehlen Sie, Don Julio?“ fragte der Erste.

      „Hm, wir werden dafür sorgen, daß sie nervös werden“, entschied der Kommandant. „Lassen Sie eine Jolle mit bewaffneten Männern hinüberschicken. Sie sollen sich aber außerhalb der Reichweite ihrer Stücke aufhalten und nur beobachten. Das wird die Kerle verunsichern, wenn bewaffnete Soldaten in ihrer Nähe auftauchen. Geben Sie dem Jollenführer strenge Anweisungen. Vorerst nicht schießen und auf Distanz bleiben.“

      „Verstanden, Don Julio.“

      Während der Kommandant weiter beobachtete, ließ Pergoza eine Jolle mit sieben Seesoldaten bemannen. Ein Teniente führte sie, dem er alles das eintrichterte, was der Alte befohlen hatte.

      Die Jolle legte ab und nahm Kurs auf die „Isabella“, hielt dabei aber sehr großen Abstand.

      Anfangs schienen die Kerle das nicht zu bemerken, doch dann wurde einer aufmerksam und deutete erregt zu der Jolle. Er rief etwas, das Don Julio nicht verstand.

      Daraufhin hasteten zwei Kerle an Deck und hantierten an einer der Drehbassen.

      De Vilches sah das mit hämischem Vergnügen.

      „So einfach geht das, um ein paar Kerle in Panik zu versetzen“, sagte er. „Sie sind verunsichert und warten ab, wissen aber nicht, was wir vorhaben.“

      Pergoza staunte selbst, daß die Kerle wahrhaftig immer unsicherer wurden, seit die Jolle mit den Seesoldaten aufgekreuzt war. Sie unterbrachen ihre Arbeit, nur einer hämmerte noch am Ruderblatt herum, warf aber dabei immer wieder nervöse Blicke zu der Jolle.

      „Tatsächlich“, sagte er erstaunt. „Dabei haben wir ihnen noch gar nicht die Zähne gezeigt.“

      „Das ist vorerst auch nicht nötig“, sagte de Vilches hochnäsig. „Mitunter genügt die bloße Anwesenheit. Möglicherweise sind sie sich erst jetzt darüber im klaren, was sie angerichtet haben, wenn sie das gestrandete Schiff sehen. Sie haben sich wohl doch überschätzt. Angst vor der eigenen Courage nennt man das, mein Lieber.“

      Die Drehbasse wurde herumgeschwenkt und auf die Jolle gerichtet.

      Don Julio verzog höhnisch die Mundwinkel. Die Entfernung war viel zu groß. Sie konnten nichts ausrichten. Aber das bewies ihm wieder, daß sie doch sehr nervös waren.

      Er betrachtete noch einmal die Männer auf dem Schiff. Dann kratzte er sich nachdenklich das Kinn.

      Irgend etwas stimmte dort drüben nicht. Er hatte das Gefühl, als seien nicht mehr so viele Leute an Bord. Vielleicht täuschte er sich auch nur, weil sich unter dem Heck eine Menge aufhielten.

      Na ja, das war jetzt nicht weiter wichtig. Wichtig war, daß die Kerle sich immer unbehaglicher zu fühlen begannen. Besonders nervös war der Mann an der Drehbasse, der sie wie ein Wilder schwenkte und mit dem Rohr jeder Bewegung der Jolle folgte.

      Dann


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