Der neue Sonnenwinkel Box 9 – Familienroman. Michaela Dornberg
das Haus ist leer.«
»Angela, das ist ja großartig.«
Angela nickte.
»Ja, jetzt muss es nur noch renoviert werden, und dann können wir einziehen. Ach, Mama, ich kann es immer noch nicht fassen, dass Berthold und ich ganz in deiner Nähe leben werden. Und eigentlich ist es überhaupt ein Wunder, dass wir uns begegnet sind. Dieses warme, zärtliche Gefühl, das ich an seiner Seite habe oder wenn ich an ihn denke, das hatte ich noch nie zuvor in meinem Leben. Noch nicht einmal annähernd nach der Hochzeit mit Wim. Zwischen Berthold und mir stimmt einfach alles.«
Sophia strich ihrer Tochter über die schmale Hand, die auf dem Briefumschlag lag, als habe sie Angst, jemand könne ihr die Schlüssel wegnehmen.
»Angela, wenn jemand dieses Glück verdient hat, dann doch du. Ich danke dem lieben Gott jeden Tag dafür, dass er meine Gebete erhört hat.«
Angela blickte ihre Mutter ganz gerührt an. Sie wusste, welche Sorgen sie sich um sie gemacht hatte.
»Mama, jetzt ist alles gut, nun musst du dir keine Sorgen mehr machen. Aber was meinst du? Sollen wir zum Haus laufen und es uns ansehen? Das Wetter ist herrlich, und ein kleiner Spaziergang würde uns nicht schaden.«
»Und deine Übersetzung?«, erinnerte Sophia sie.
»Mama, keine Sorge, die kann warten. Dann arbeite ich halt heute Abend ein wenig länger, Berthold will sich eh bei mir noch melden, und das kann spät werden. Er ist augenblicklich dabei, seine internationalen Firmenanteile abzustoßen, weil er auf jeden Fall mit mir zusammen ein geruhsameres Leben führen möchte, was ich nur begrüße. Aber darüber zerbreche ich mir jetzt nicht den Kopf, es kommt sowieso, wie es kommen soll.« Sie hatte eine Idee. »Mama, wenn du magst, rufe ich Teresa an und frage sie, ob sie Lust hat mitzukommen. Das würde dich doch freuen, nicht wahr? Ihr seid ein Herz und eine Seele, aber es ist schön, wie gut ihr euch versteht.«
Natürlich war Sophia sofort damit einverstanden. Es freute sie sehr, dass Angela Teresa immer mit einbezog, und das sagte sie ihrer Tochter auch.
Angela lachte.
»Mama, dazu bin ich doch geradezu verpflichtet. Glaubst du vielleicht, ich habe nicht mitbekommen, wie du und Teresa daran drehen wolltet, aus Berthold und mir unbedingt ein Paar machen zu wollen? Zum Glück ist es ganz anders gekommen, und Berthold und ich lernten uns zufällig, ohne euer Zutun, am See kennen. Und das war auch sehr gut so, denn ich weiß, ehrlich gesagt, nicht, wie ich reagiert hätte, wenn ich dahintergekommen wäre, dass ihr da etwas arrangieren wolltet.«
Wie peinlich war das denn jetzt! Sophia fiel aus allen Wolken, dabei hatten Teresa und sie sich doch so sehr bemüht, so diskret wie nur möglich zu sein. Sie hatten aufgehört zu sprechen, wenn Angela das Zimmer betreten hatte, sie hatten das Thema sofort gewechselt, und nun diese Eröffnung.
»Angela, ich … Teresa hat …«
Sophia wusste nicht, was sie sagen sollte.
Angela umarmte ihre Mutter.
»Mama, lass es gut sein, das ist Schnee von gestern. Wir müssen wirklich nicht mehr darüber reden, und wenn ich gewusst hätte, wie verlegen dich das macht, dann hätte ich überhaupt nicht davon angefangen. Es ist alles gut wie es ist, und es hatte alles so kommen müssen, davon sind Berthold und ich ganz fest überzeugt. So, und nun rufe ich deine Freundin an, und wenn die nicht mitkommen will, dann gehen wir allein zum Haus.
Es fühlt sich unglaublich an, den Schlüssel zum eigenen Heim in der Hand zu halten. Schade, dass Berthold nicht dabei sein kann. Ihm lag es daran, dass wenigstens ich ins Haus kann, natürlich mit dir im Schlepptau, das muss ich jetzt wohl nicht erwähnen, oder? Berthold liebt dich über alles. So, und nun rede ich nicht mehr, sondern rufe endlich Teresa an, ich bin mal gespannt.«
Sophia atmete insgeheim erleichtert auf, dass Angela über alles, was sie und Teresa anzetteln wollten, so großzügig hinweggegangen war.
»Du musst nicht gespannt sein, mein Kind, ich prophezeie dir, dass Teresa sofort darauf anspringen wird, so was lässt die sich niemals entgehen«, rief Sophia, die ihre Freundin schließlich kannte.
»Dein Wort in Gottes Ohr«, lachte Angela, die in allerbester Stimmung war. Sie hätte die ganze Welt umarmen können. Dann rief sie Teresa an.
»Eigentlich wollte ich gerade mit Magnus zu einem Spaziergang um den See aufbrechen. Aber da muss er jetzt mit den Hunden allein losziehen, so was lass ich mir doch nicht entgehen. Wie aufregend, und danke, Angela, dass ich mitkommen darf.«
»Das ist doch selbstverständlich, Teresa, du bist schließlich ein Teil unserer Familie.«
Das zu hören freute Teresa natürlich sehr. Sie verabredeten sich, und weil Teresa näher am neuen Haus wohnte, wollte sie den beiden Damen entgegenkommen.
»Alles geklärt, Mama, du hattest recht, Teresa kommt mit, und dafür lässt sie einen Spaziergang mit Magnus sausen. Dann machen wir uns fertig, ja? So wie ich Teresa kenne, wird sie hier sein, ehe wir unsere Schuhe angezogen haben.«
Sophia wusste, dass das durchaus zutreffen konnte, kommentierte es nicht, sondern lachte.
Was für ein schöner Tag.
Angela hatte die Schlüssel in der Hand, nun konnte nichts mehr schiefgehen, und all ihre Sorgen, die sie sich heimlich gemacht hatte, zerstoben wie Blätter im Wind.
Der Sonnenwinkel war vorher schon schön gewesen, und es war ihre beste Entscheidung, herzuziehen, nun wurde er immer schöner, Rosmarie Rückert und ihr Mann hatten sich niedergelassen, und Rosmarie hatte sie sogar schon besucht und angekündigt, dass sie natürlich ihr Projekt zur Rettung des Tierheims weiterführen würden und dass sie fest auf die Beteiligung des harten Kerns rechnen würde. Was für eine Frage, natürlich würden sie und Teresa wieder dabei sein.
Und nun, obwohl eine Steigerung kaum noch möglich war, würde ihre Angela bald nur um die Ecke wohnen …, besser ging es nicht.
Die Damen von Bergen hatten gerade das Haus verlassen, als Teresa um die Ecke geschossen kam, ja, geschossen. Diese Frau hatte wirklich eine unglaubliche Energie.
Teresa hakte sich bei Mutter und Tochter ein und erkundigte sich: »So, und nun möchte ich alles hören. Wieso hast du bereits den Schlüssel, Angela?«
»Weil Berthold das Haus für uns gekauft hat, und weil jetzt endlich alles von den ehemaligen Besitzern ausgeräumt ist. Die Erben haben sich damit sehr viel Zeit gelassen. Um an das Geld für den Verkauf des Hauses zu kommen, da hatten sie es sehr viel eiliger, da konnten sie es kaum erwarten, es auf ihrem Konto zu haben. Aber was soll es, es lohnt sich nicht, noch darüber zu reden. Es ist vorbei«, sie klopfte auf ihre Jackentasche, in der der Schlüssel sich befand. »Und jetzt können wir uns nur noch freuen. Ein Traum ist in Erfüllung gegangen mit dem Erwerb eines Hauses, eines besonders schönen Hauses, an diesem wunderschönen Ort. Eigentlich hätten wir Champagner mitnehmen sollen, um darauf miteinander anzustoßen, schade, dass ich nicht daran gedacht habe.«
Teresa lachte, klopfte auf eine schwarze Tasche, die vorher niemandem aufgefallen war.
»Was glaubt ihr wohl, was sich in dieser Tasche befindet, meine Damen?«
»Champagner«, mutmaßte Sophia, und Teresa nickte bestätigend. Und Angela rief begeistert: »Teresa, du bist einfach ganz unglaublich.«
Teresa lächelte, bestätigte es, indem sie sagte: »Aber das weiß ich doch.«
Über diese trockene Bemerkung mussten sie alle lachen und gingen wohlgemut zu dem Haus, in dem sie schon sehr bald das gemeinsame Leben von Angela und Berthold abspielen würde.
Es war in jeder Hinsicht ein ganz wunderschöner Tag. Die Sonne schien vom blauen Himmel, auf dem nur hier und da ein Schäfchenwölkchen tanzte, die Frauen waren bestens gelaunt.
Wenn das keine guten Vorzeichen waren …
*
Zwischen Roberta und der jungen Pia hatte sich nach dem kleinen Zwischenfall in Robertas Schlafzimmer etwas