Über uns die Sterne, zwischen uns die Liebe. N.R. Walker
ab. »Nur so aus Neugier: Wie alt ist gar nicht so alt?«
»Ich bin einundvierzig.«
Er nickte nachdenklich. »Ich habe mich gewundert, das ist alles. Das Grau in deinem Bart macht es schwer zu schätzen.«
Instinktiv legte ich meine Hand an meinen Bart. »Du willst sagen, er macht mich alt?«
Er lachte. »Distinguiert.«
Ich verdrehte die Augen. »Ja, genau. Und wie nicht alt bist du?«
»Siebenundzwanzig.«
Vierzehn Jahre. Ich hatte so etwas vermutet. Wir machten uns auf den Rückweg zum Haus. Vierzehn Jahre. Das war nicht so übel, oder? Ich seufzte. Es gefiel mir nicht, wohin meine Gedanken abgeglitten waren. Warum dachte ich auch nur darüber nach? Ich musste wieder in die Spur kommen. »Nur um dich ins Bild zu setzen: Der Bart ist hilfreich. Er hält mir im Wind das Gesicht warm. Ich verbringe die meisten Tage im Freien.«
»Sollte keine Kritik sein«, sagte er rasch und mit einem Schritt zur Seite brachte er einen weiteren Meter zwischen uns. Gott, er war wirklich wie ein verängstigtes Kaninchen oder ein Welpe, den man getreten hatte. Er schob die Hände in die Taschen. »Eigentlich gefällt er mir. Ich habe es ernst gemeint, als ich sagte, dass er dich distinguiert wirken lässt.«
Ich lächelte ihm zu, um ihm zu zeigen, dass ich nicht verärgert oder wütend auf ihn war. »Ich kann mit distinguiert leben. Ein Kompliment ist ein Kompliment, richtig?«
Er schien sich etwas zu entspannen und warf mir ein kleines Lächeln zu. Dann, als wir mein Haus erreichten, wurde er erneut von der Größe des Leuchtturms überwältigt. »Er ist einfach herrlich«, sagte er, während er hinaufsah.
»Ist er.« Dann kam mir ein Gedanke. »Möchtest du nach oben auf die Galerie gehen, um dein Teleskop zu benutzen? Ich wette, der Blick auf die Sterne ist von dort oben sogar noch besser.«
Er lächelte, als er dächte er darüber nach. »Klar. Aber in einer anderen Nacht. Ich habe schon genug von deiner Zeit eingenommen.«
»Du bist keine Unannehmlichkeit, Aubrey«, sagte ich und sah ihm direkt in die Augen. »Aber wir können es in einer anderen Nacht nachholen. Mir egal.« Dann fiel mir wieder ein, dass ich ihn hergefahren hatte und ihn auch nach Hause bringen sollte, aber ich war noch nicht ganz bereit, mich zu verabschieden. »Hast du etwas gegessen? Ich habe eine Menge Pasta gemacht. Nur ein bisschen zusammengewürfeltes Gemüse mit Tomaten. Nichts Großartiges, aber es wird dich aufwärmen.«
Er öffnete den Mund, als wüsste er nicht, was er sagen sollte; als ob er wollte, aber sich nicht aufdrängen mochte. Oder als wäre er wirklich hungrig, aber nicht sicher, ob er mit mir hineingehen sollte.
»Oder ich könnte dir etwas in eine Schüssel füllen und du kannst es mit nach Hause nehmen«, bot ich an. »Ich habe wirklich zu viel gemacht.«
»Oh, ich… ehm…« Er sah zu meiner Haustür und stieß langsam die Luft aus.
»Oder ich kann dich einfach nach Hause fahren. Wie immer du willst. Ich bin ganz für nebensächliche Fragen und dafür, dass du dich nicht unbehaglich fühlst, weißt du noch?«
Er lächelte mir schief zu. »Ich erinnere mich. Und ich schätze, ich könnte etwas essen.«
Ich versteckte mein Lächeln, als ich die Tür aufschloss und hineinging. Normalerweise würde ich sie aufhalten, aber ich wollte ihn nicht unter Druck setzen. Ich trat einfach ein und sagte: »Zieh hinter dir zu«, sodass er hereinkommen konnte, wenn er bereit war.
Ich zog meinen Mantel aus und hängte ihn auf, dann streifte ich meine Handschuhe und Mütze ab. Drinnen war es angenehm warm, aber das Feuer war fast heruntergebrannt, sodass ich die Kamintür öffnete und ein kleines Scheit nachwarf. Tabby warf mir einen missmutigen Blick zu, weil ich es gewagt hatte, sie zu wecken, also kraulte ich sie entschuldigend hinter dem Ohr. Sie schlief gleich wieder ein und ich nahm an, dass ich entlassen war. Ich winkte abwehrend. »Nein, bitte, steh nur nicht auf.«
Aubrey stand nun in der Tür und lächelte mir zu. »Redest du öfter mit deiner Katze?«
»Ständig.«
Er schloss die Tür und zog Mantel und Handschuhe aus, gefolgt von seiner Mütze. Seine Haare standen ihm zu Berge und ich vermutete, dass für meine dasselbe galt. Ich fuhr mir mit einer Hand über den Kopf und ging Richtung Küche.
»Ehm, danke für die Mütze«, sagte er. »Und die Handschuhe. Und für das Mittagessen gestern und dafür, dass du mir Pinguine gezeigt hast. Und fürs Abendessen jetzt, schätze ich.«
Ich lächelte ihm zu. »Kein Problem.« Ich öffnete den Kühlschrank. »Ich habe Mineralwasser, Bier, Tee, Kaffee…?«
»Oh, hm, Wasser reicht. Leitungswasser ist okay.«
Ich nahm zwei Flaschen Wasser und hielt ihm eine hin. Er brauchte nur drei lange Schritte, um sie zu nehmen, aber es war, als müsste er sich zwingen, sich mir zu nähern. Er nahm die Flasche und trat schnell einen Schritt zurück. »Danke.«
Gott, er hatte wirklich Angst, und ich konnte mir nicht einmal vorstellen, was es ihn gekostet hatte, Ja zu sagen und mit mir reinzukommen.
»Gern geschehen.« Ich trank von meinem Wasser, während ich ein paar Teller holte und das Abendessen vorbereitete, dann sagte ich: »Setz dich einfach irgendwohin.«
Er überraschte mich damit, dass er sich an den Tisch setzte. Ich hatte erwartet, dass sein Bedürfnis nach Abstand dafür sorgen würde, dass er das Sofa wählte, aber vielleicht lag es daran, dass er essen würde? Ich wusste es nicht. Er war ein Rätsel, so viel war sicher.
»Also, falls du dich fragst, warum ich dir helfe…«
»So was mache ich nicht«, unterbrach er rasch und mit gerunzelter Stirn. Er sprang von seinem Stuhl auf. »Ich meine, ja, ich bin schwul. Aber ich treibe es nicht gegen Gefallen oder Geld. Ich bin kein Stricher.«
Ich blinzelte mit einem Teller Pasta in der Hand, war wie betäubt. Ein Stricher? Glaubte er etwa, dass ich ihn für einen Stricher hielt? Der Gedanke war mir nicht einmal gekommen. »Was?«
Er erstarrte, dann trat er einen weiteren Schritt zurück. Ich war mir nicht sicher, wer von uns erschrockener war. »Ich sollte gehen.«
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