Über uns die Sterne, zwischen uns die Liebe. N.R. Walker
sie ihn grillt. Ihrem Dad gehört eines der Fischerboote, die jeden Morgen raus in die Bucht fahren, und er bringt ihr jeden Tag frisch seinen Fang.«
»Ich habe noch nie so leckeren Fisch gegessen.«
Er nickte zu der Mahlzeit vor mir. »Iss weiter.« Dann ignorierte er mich, während ich aufaß, vermutlich, damit ich mich nicht schlecht fühlte, während ich die ganze Portion verschlang. Na ja, er ignorierte mich nicht richtig, aber er tat zweifelsohne so, als wäre ich nicht irgendein verhungernder Typ, dem er aus Mitleid etwas zu Essen besorgt hatte.
Als ich keinen einzigen Bissen mehr herunterbekam, spülte ich das Fett mit einem Mundvoll Cola herunter. »Also was genau macht man, wenn man sich um einen Leuchtturm kümmert?«
Patricks Miene erhellte sich und er schob sein halb aufgegessenes Mittagessen beiseite. »Nun, inzwischen ist alles elektronisch und die Lampe läuft automatisch, also geht es in erster Linie um die Instandhaltung. Das Salz und der Wind sorgen für eine Menge Arbeit.«
»Aber immer noch ziemlich cool. Nicht viele Leute können von sich behaupten, dass sie in einem Leuchtturm arbeiten.«
»Nein, es gibt im ganzen Land nur etwa dreihundertfünfzig von uns. Genau genommen bin ich bei der Australian Maritime Safety Authority angestellt oder auch AMSA. Es ist nur eine Teilzeitstelle. Daher funktioniert es für mich hier in Hadley, wo das Leben nicht so teuer ist.«
»Es scheint eine nette Stadt zu sein«, bemerkte ich. »Dieser Tauschhandel ist allerdings ein bisschen schrullig, das muss ich zugeben.«
Er lächelte. »Hast du schon die Pinguine und Seebären gesehen?«
»Nein, möchte ich aber.« Laut den Touristenbroschüren, die ich mir angeschaut hatte, sollte das ein unglaublicher Anblick sein. »Wo muss ich denn hin, um sie mir anzugucken? Kann man von hier aus hinlaufen?«
»Ich kann sie dir irgendwann zeigen, wenn du magst?« Er zuckte die Schultern, als ob das Angebot keine große Bedeutung hätte. »Ich bin eine Art Experte, was das angeht. Und ja, man kann zu Fuß hingehen. Alles in Hadley ist in Fußreichweite.«
»Warum? Ich meine, warum bist du ein Experte?«
»Die Stelle liegt vor meiner Haustür.«
»Oh. Das ergibt Sinn.« Ich trank einen Schluck meiner Cola und fasste mir ein Herz. »Warum bist du so nett zu mir?«
Patricks Augen zuckten und sein Lächeln verblasste zu etwas Traurigem. »Weil du ein bisschen verloren gewirkt hast. Du erinnerst mich an…« Er seufzte. »Du erinnerst mich an mich.«
Ich schluckte mühsam und mein voller Magen zog sich unangenehm zusammen. »Ich, eh…«
Als ich nichts weiter zu sagen hatte, fuhr er fort: »Ich weiß, wie es ist, jemanden in der Nähe zu brauchen, der keine Fragen stellt. Denn das Einzige, was schlimmer ist, als niemanden in Reichweite zu haben, ist es, es mit einer wohlmeinenden, aber neugierigen Person zu tun zu bekommen, die ständig die falschen Fragen stellt.«
Ich stieß langsam die Luft aus. Gott, er verstand es wirklich. Ich wusste nicht, was ihn dazu verleitet hatte, so etwas zu sagen, aber er verstand mich ganz offensichtlich. Aber vielleicht war er jemand, bei dem ich mich nicht in Acht nehmen musste. »Es ist ermüdend, die ganze Zeit in der Defensive zu sein.«
»Ist es.« Patrick schenkte mir ein freundliches Lächeln. »Deshalb wirst du von mir nie irgendwelche Fragen zu hören bekommen. Es sei denn, es geht um so alltägliche Sachen wie darum, ob du schon die Pinguine und Seebären gesehen oder ob du deinen Fisch lieber gegrillt oder frittiert magst.«
Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit lachte ich leise. »Mit solchen Fragen komme ich klar.«
»Gut. Also, was hast du morgen vor?«
»Schon wieder eine Frage.«
»Ja, aber wieder eine banale.«
Ich lächelte. »Ich werde mit der Arbeit an den sanitären Einrichtungen anfangen. Ich glaube nicht, dass Frank schon einmal etwas daran gemacht hat, seitdem er den Laden gekauft hat.«
Er schnaubte leise. »Bitte sag mir, dass es warmes Wasser gibt.«
»Kaum.« Ich lächelte ihm zu. Oder vielleicht lächelte ich immer noch. Ich war mir nicht sicher. »Aber es ist nicht so wild.«
»Darf ich noch eine Frage stellen?«
»Kommt darauf an.«
Er grinste. »Sie wird banal sein, Pfadfinderehrenwort.«
»Ich war früher ein Pfadfinder, weißt du.«
Er salutierte. »Dann werde ich pflichtbewusst mein Versprechen halten, nur einfache Fragen zu stellen.«
Ich lachte. »Dann bitte, frag nur.«
»Wenn du morgen Abend Zeit hast, kann ich dir dann zeigen, wie die Pinguine an Land gehen?«
Er wollte sich wieder mit mir treffen. Ich war mir nicht sicher, ob das eine gute Idee war, aber die Wärme in seinen Augen und sein freundliches Lächeln und die Sehnsucht, mich mit einem anderen Menschen zu beschäftigen – besonders mit jemandem, der versprochen hatte, keine Fragen zu stellen –, erlaubten mir nicht, abzulehnen. »Klingt gut. Wo ist der Haken?«
»Kein Haken. Es sei denn, du hältst es für einen Haken, nachts bei klirrender Kälte runter zum Strand zu gehen. Ich verspreche, dass es das wert ist.«
Kapitel Vier
Patrick
Es war kein Date.
Das sagte ich mir vermutlich ein Dutzend Mal. Aber meine Nervosität kämpfte mit meinen Schuldgefühlen und ich fuhr beinahe bei ihm vorbei, um abzusagen.
Ich war nicht so weit. Ich war nicht darauf vorbereitet, weiterzuziehen. Ich war nicht dazu in der Lage.
Erinnerungen an Scotts Berührungen, seine Hände, seinen Geruch, seinen Geschmack wirbelten um mich herum. Sein Foto auf dem Kaminsims ließ mein Herz vor Kummer schwer werden. An manchen Tagen war es erträglich, an anderen brannte es. Trauer war wie das große Südmeer, sie bewegte sich mit Ebbe und Flut, oft stürmisch und wild oder auch friedlich und ruhig. Selbst wenn ich mit der Zeit gelernt hatte, diese Gewässer zu navigieren, verschwanden die Gezeiten nie.
Vier Jahre waren eine lange Zeit. Ich hatte inzwischen länger um ihn getrauert, als ich ihn gekannt hatte. Und obwohl sich vier Jahre nach einem ganzen Leben anfühlten – und jeder meinte, dass er gewollt hätte, dass du weitermachst oder wollen würde, dass du glücklich bist –, kamen sie mir immer noch nicht lang genug vor.
Aber irgendetwas an Aubrey sprach mich an. Etwas an seinen Augen und seinen Lippen, wenn er lächelte. Er war aufmerksam, vorsichtig und ich wusste, dass er einiges zu erzählen hatte, aber ich wollte ihn nicht bedrängen. Geschichten erzählten sich sowieso besser mit der Zeit und wenn man ihnen erlaubte, sich zu entfalten; wenn sie bereit waren, aufgeschrieben zu werden.
Ich würde ihn nicht bedrängen und ich hatte ihm versprochen, dass ich keine Fragen stellen würde, so sehr ich auch wissen wollte, was ihn hergeführt hatte oder warum er so nervös und sprunghaft war. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass eine glückliche Geschichte dahintersteckte, und auch das sprach mich an.
Etwas an ihm sorgte dafür, dass ich ihn kennenlernen, ihn beschützen wollte. Und etwas in mir sehnte sich danach, ihn zu berühren, ihn in meinen Armen zu spüren und an mich zu ziehen. Das war absurd, da ich ihn gerade erst getroffen hatte und gar nicht bereit war, jemand Neuen kennenzulernen.
Aber es war kein Date.
Ich wusste nicht einmal, ob er überhaupt so tickte. Ich wäre gern davon ausgegangen, dass ich es erkennen konnte, aber die Wahrheit war, dass ich nicht wusste, ob er schwul oder bi oder irgendetwas dazwischen war. Und aller Wahrscheinlichkeit nach – angesichts der Tatsache, dass er hier in Hadley aufgetaucht war und sich wie ein verschrecktes Kaninchen umschaute – war er in keiner guten Verfassung. Auf emotionaler Ebene war er vermutlich