Historisches Lernen mit schriftlichen Quellen. Wolfgang Buchberger
Abschluss bildet ein Ausblick.
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6 Borries 2008, 166.
7 Vgl. Sauer 2015, 125.
8 Vgl. Mebus/Schreiber 2005.
9 Vgl. Schreiber 2013b, 11 f.
10 Vgl. Körber et al. 2007.
11 Das Kompetenzmodell von FUER Geschichtsbewusstsein ist nicht nur wegen seines profund begründeten theoretischen Konstruktes für diese Untersuchung maßgebend (wie auch in vielen anderen empirischen Untersuchungen), sondern ebenso, weil es für die österreichischen Lehrpläne seit 2008 bzw. 2011 grundlegend ist.
12 Vgl. Abb. 1. Vgl. auch Kapitel V.1.
13 Vgl. BGBl. II Nr. 113/2016, online unter: https://www.ris.bka.gv.at/eli/bgbl/II/2016/113 (aufgerufen am 14.6.2017).
14 „Semestriert“ bedeutet, dass zu behandelnde historische Themenbereiche und anzubahnende Teilkompetenzen historischen Denkens semesterweise angeführt werden.
15 Vgl. BGBl. II Nr. 219/2016, online unter: https://www.ris.bka.gv.at/eli/bgbl/II/2016/219 (aufgerufen am 14.6.2017)
16 Vgl. Kapitel III „Dimensionen historischen Lernens“.
17 „Schriftliche Quellen“ werden in der vorliegenden Arbeit synonym mit „Textquellen“ verwendet.
18 Grosch 20146, 74. Siehe auch Sauer 2015, 180.
19 Vgl. dazu auch Günther-Arndt 1988, 195.
20 Schöner/Schreiber 2006, 27.
II. Forschungsstand und Forschungsfragen
II.1 Untersuchungsleitende Forschungsfragen
Trotz eines Aufschwungs der Schulbuchforschung in jüngerer Zeit vor allem in den Bereichen der historischen, geschichtswissenschaftlichen, kulturwissenschaftlichen und international-vergleichenden Schulbuchforschung ist die geschichtsdidaktische Schulbuchforschung noch immer relativ schwach ausgeprägt.21 Dieses Promotionsprojekt steht daher im Zeichen einer fachdidaktischen Schulbuchforschung. Auch wenn es in diesem Feld bereits Arbeiten zur kompetenzorientierten Herangehensweise in der Erforschung von Schulgeschichtsbüchern gibt,22 so besteht nach wie vor ein unzweifelhaftes Desiderat an empirischer Forschung in der fachdidaktischen Schulbuchforschung,23 vor allem für den österreichischen Raum.24 Dies mag erstaunen, da das Geschichtsschulbuch nach wie vor das unumstrittene Leitmedium des Geschichtsunterrichts ist und folglich entscheidenden Einfluss auf die Planung und Gestaltung von Unterricht bzw. insbesondere auf historische Bildung im Klassenzimmer hat. Trotz der Konkurrenz durch neue, digitale Medien – darunter auch Geschichtsschulbücher – finden sich in Österreich 15 unterschiedliche Schulbuchreihen in der Sekundarstufe I, die im Zuge der kostenlosen Bestellung über die sogenannte „Schulbuchaktion“25 intensiv genutzt werden.26 Dabei rückt im Rahmen der vorliegenden Untersuchung mit Blick auf die weite Verbreitung und häufige Nutzung von Geschichtsschulbüchern im Unterricht ihre Relevanz für historische Lehr-Lern-Prozesse in den Mittelpunkt. Dies erscheint auch vor dem Hintergrund geboten, dass den Schulbüchern oft mehr Aufmerksamkeit zuteil wird als geschichtsdidaktischen Empfehlungen und Forderungen bzw. den für ihre Approbation als staatliche Lehrmittel zugrundeliegenden normativen Vorgaben in Form der Lehrpläne und weiterer ministerieller Richtlinien.27 Einerseits ist das Schulbuch in der schulischen Unterrichtspraxis ein Lehrbuch für Lehrer*innen und somit das „Drehbuch“ für Unterricht mit Anleitungen für konkrete Unterrichtsumsetzungen, andererseits jedoch auch Lernbuch für Schüler*innen, das durch bestimmte Handlungsaufforderungen Aktivitäten von Lernenden verlangt, die im besten Fall historische Denk- und Lernprozesse initiieren können.28 Lohnend ist es daher zum einen, die Inhalte und Materialien von Geschichtsschulbüchern zu untersuchen, aber auch die Aufgabenstellungen, in denen spezifische Lernmöglichkeiten grundgelegt sind.29
Das Besondere an der geplanten Untersuchung ist, dass es sich nicht um eine exemplarische Analyse einzelner Geschichtsbücher handelt, sondern dass systematisch alle mit dem Schuljahr 2014/15 in Österreich approbierten Schulbücher für die Fächer „Sachunterricht“ (Primarstufe) und „Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung“ (sowohl Sekundarstufe I als auch Sekundarstufe II) hinsichtlich ihres Einsatzes von schriftlichen Quellen analysiert werden. Zudem wird abseits der allgemeinen fachdidaktischen Anforderungen an Schulgeschichtsbücher – Untersuchungen dazu liegen zumindest für Deutschland mehrfach vor – auch die Berücksichtigung eines fortschreitenden Lernprozesses im Umgang mit Textquellen untersucht. Derartige umfangreiche Untersuchungen, die sich dem Verlauf innerhalb eines Schulsystems in einer auf fachspezifischen Lernlogiken ausgerichteten Herangehensweise widmen (Querschnittsstudie zur fachspezifischen Progression oder Elementarisierung), liegen derzeit im deutschsprachigen Raum nicht vor. Das Forschungsprojekt nahm sich daher im Rahmen einer quantitativen und qualitativen Analyse folgender Fragen an:
1. Inwiefern hat die curricular verankerte fachspezifische Kompetenzorientierung bzw. der aktuelle Stand geschichtsdidaktischer Forschung in Bezug auf den Umgang mit schriftlichen Quellen Eingang in aktuelle österreichische Schulbücher gefunden?
2. Inwiefern findet sich eine für die Entwicklung historischen Denkens förderliche fachspezifische Lernprogression in der Gestaltung von bzw. im Umgang mit schriftlichen Quellen?
Es ist unzweifelhaft, dass die Praxis des Geschichtsunterrichts maßgeblich auch durch die Schulbücher bestimmt wird, und dies nicht nur in den Neuen Mittelschulen, wo teilweise auch ungeprüfte Lehrer*innen unterrichten.30 Dies bedarf letztlich einer empirischen Kontrolle, will die Geschichtsdidaktik nicht im Dunkeln tappen. Empirische Forschung ist somit „konstitutiv für die fachdidaktische Konstruktion schulischer Bildungsprozesse, für ihren konzeptuellen Rahmen wie für ihre adäquate Implementation