Perfekt einrichten. Magnus Enxing
stellen, sein privates Umfeld – sein Zuhause – an den sich wandelnden eigenen Bedürfnissen und Vorstellungen auszurichten.
Räume brauchen Persönlichkeit
Durchgestylte Wohnungen und eine bis ins letzte durchdachte Gestaltung, wie wir sie in Wohnzeitschriften sehen, mögen auf den ersten Blick harmonisch und anziehend wirken. Nichts liegt herum, alles ist perfekt aufeinander abgestimmt und ausgesucht. Einrichtungshäuser bieten für solche Räume Gesamtkonzepte zur sofortigen Mitnahme an – von den Möbeln über die Bilder bis hin zur Tischdekoration.
Doch individuelles und authentisches Wohnen passt nicht in fertige Programme: Was den Raumkonzepten „von der Stange“ fehlt, ist die persönliche Atmosphäre. Und genau diese ist der wichtigste Grund dafür, dass wir uns in einem Raum wirklich wohlfühlen. Erst der eigene „Fingerabdruck“ der Bewohner macht spürbar, dass ein Raum tatsächlich bewohnt wird. Auch wenn es einfacher erscheint, vorbereiteten Konzepten zu folgen: Nur wenn man die Herausforderung annimmt, seine Persönlichkeit mit in den Raum, in die Wohnung einzubringen, wird man sich wirklich zu Hause fühlen. Mitunter muss dann die kitschige Froschsammlung doch ihren Weg ins Regal finden oder das Foto vom letzten Urlaub mit Maskingtape an der Wand kleben.
Anregungen und Inspirationen in Magazinen, Büchern und Möbelläden zu sammeln, sich über Materialien, Stile, Farben und Formen zu informieren, das alles ist natürlich völlig in Ordnung; das gesammelte Wissen sollte nur aktiv in den persönlichen Entscheidungsprozess einfließen. Dann können Möbelstücke, Farbkonzepte und Materialien bewusst gewählt werden, sodass das Ergebnis perfekt zum eigenen Charakter, Lebensstil und zur Persönlichkeit passt – wie eine gut sitzende Jeans, in der man sich wohlfühlt.
Gestaltung macht das Leben leichter
Selbstbestimmtes Gestalten und Einrichten ist deshalb so elementar, weil Sie damit auch Einfluss auf Ihr Verhalten nehmen: Was wir schätzen und mögen, achten wir auch mehr. Persönliche Dinge, an denen unser Herz hängt, sind für eine authentische Einrichtung ungemein wichtig. Leicht zu verstehen, wenn man an ein Hotelzimmer denkt, eine Wohnung auf Zeit. Es mag noch so schön und ausgesucht gestaltet sein – schlafen können Sie aber erst richtig gut, wenn Sie ausgepackt haben und Ihr Krimskrams sichtbar herumsteht. Denn dann haben Sie dem Raum ein klein wenig Ihr persönliches Gepräge verliehen und ihn damit für sich in Besitz genommen.
Gute Gestaltung berücksichtigt aber auch die praktischen Aspekte. Eine auf Ihre Bedürfnisse abgestimmte Raumaufteilung wird Ihnen den Alltag bedeutend erleichtern. Lassen Sie sich nicht von vorgegebenen Nutzungen gängeln! Zu einer bewusst persönlich konzipierten Einrichtung gehört auch, Materialien, Farben und Oberflächen so auszuwählen, dass sie zu Ihnen und Ihrem Leben passen. Dann sind auch die ermüdenden Streitereien über Ordnung mit dem Partner und die ständige Angst, dass die Kinder auf dem hellen Sofa Schokokekse essen könnten, rasch Vergangenheit. Die Kinder erhalten vielleicht eine Spielecke im Wohnzimmer – und das Spielzeug fliegt (hoffentlich!) nicht mehr im ganzen Raum herum. Für das helle Stoffsofa und die minimalistische Einrichtung ist später, wenn die Kinder größer sind, noch reichlich Gelegenheit.
Eines sollten Sie bei der Planung Ihrer Einrichtung auf jeden Fall im Kopf behalten:
GUT ZU WISSEN
Sammeln, Sammeln, Sammeln
Nehmen Sie die Fragebögen, sämtliche Zeichnungen, Materialien, Inspirationen und sonstigen Ideen, die Sie im Zuge der Lektüre dieses Buches ansprechen, und sammeln Sie diese in einem Skizzenbuch, in einer Box, einem Ordner oder sonst wo. Legen Sie sich Ihren eigenen Kreativ-Pool an!
WIE WOHNE ICH? WAS STÖRT MICH?
Ob der Schuhberg im Flur, die immer überfüllte Garderobe oder der unübersichtlich vollgestopfte Vorratsschrank – irgendwo hakt es wahrscheinlich bei jedem. Finden Sie heraus, was Sie unbedingt ändern möchten – und vielleicht sogar schnell können.
Welcher Raum oder Bereich hat eine Neugestaltung am nötigsten?
Gefällt mir trotzdem etwas an diesem Raum oder Bereich besonders gut?
Wie nutze ich ihn bislang? Wo liegen seine Schwächen?
Welche Gewohnheiten und Bedürfnisse verbinden sich mit diesem Raum oder Bereich?
Wie will ich ihn künftig nutzen? Was will ich in ihm tun?
Ist der Raum oder Bereich nur für mich oder für mich und meine Lieben? Betreten ihn gar Fremde?
Eignet er sich für meine Nutzung? Erfüllt ein anderes Zimmer diesen Zweck besser?
Wie kann der Raum meiner jetzigen Lebenssituation gerechter werden?
Nutzen Sie Ihre Antworten, um sich nicht nur klarzumachen, womit Sie eigentlich in Ihrem Raum unzufrieden sind, sondern auch, um sich Ihrer persönlichen Wünsche bewusst zu werden.
WIE WERDEN RÄUME GENUTZT?
In einer Wohnung erfüllen unterschiedliche Räume unterschiedliche Funktionen. „Ist doch klar!“, werden Sie sagen. Dabei kann es ein fruchtbares Unterfangen sein, zu prüfen, wie man diese Funktionen eigentlich empfindet.
Eingangsbereich, Flur und Wohnzimmer werden in den meisten Haushalten neben der Familie auch von Freunden und Besuchern betreten. Hier zeigen Sie viel von Ihrer Persönlichkeit, Ihrem Anspruch und davon, was Ihnen wichtig ist. Schon in der Küche ist das nicht mehr ganz so eindeutig. Während sich in einer separaten Küche vor allem die Bewohner zum Kochen aufhalten, werden in einer Wohnküche mit Esstisch auch Gäste bewirtet. In einem offenen Wohnkonzept mit fließenden Übergängen von Koch-, Ess- und Wohnbereich ist die Küche ein zentraler Treffpunkt.
Zum Schlafzimmer erhalten Besucher meist keinen Zutritt, was leider manchmal dazu verführt, diesen Raum zu vernachlässigen: „Sieht ja keiner.“ Dabei ist dies doch ein Zimmer ganz für Sie persönlich! Hier können Sie auch einmal etwas Gewagtes ausprobieren, etwa eine auffällige Wandfarbe oder Mustertapete.
Rückzug oder Repräsentation?
Ob Sie einen Raum eher privat oder öffentlich definieren, hängt sehr von Ihrem Charakter und von Ihren Lebensgewohnheiten ab. Und selbst kommunikative Menschen benötigen in ihrem Zuhause einen Rückzugsort: Das kann eine Leseecke oder ein ganzes Bastelzimmer sein.
Was tun Sie wo am liebsten?
Wie viel Platz bietet Ihre Wohnung? Je kleiner die Fläche, desto wichtiger ist es, die Räume nicht nur an ästhetischen, sondern ebenso an praktischen Ansprüchen zu messen. Aber auch, wenn reichlich Platz zur Verfügung steht, sollte man bei der Möblierung nicht nur an die optische Wirkung denken. Bedenken Sie immer auch den Zweck des Raums: Einen gestylten, aber unpraktischen Raum wird man kaum nutzen.
Dieser offene Wohnbereich erzählt Besuchern viel über