Wyatt Earp Staffel 7 – Western. William Mark D.
mal! Das Gelichter ist ja immer noch hier? Verschwindet, Boys. Ich könnte mir vorstellen, daß ihr nicht gerade scharf darauf seid, eurem Boß einen schönen Gruß von mir auszurichten.«
Da wandte Fred Gennan das Pferd.
Aber die heißen Minuten auf dem Saunders-Ranchhof waren noch nicht vorüber. Ganz rechts außen hatte der Muskelprotz Owen Thumb auf seinem Pferd gesessen. Mit steigendem Mißbehagen war er den Ereignissen gefolgt. Jetzt rutschte er aus dem Sattel und kam mit schweren stampfenden Schritten heran. Er blieb vor dem Rancher stehen und wies auf den Fremden.
»Ist das einer Ihrer Cowboys, Saunders – Oder ist das ein Schießer?«
»Er ist einer meiner Cowboys«, erwiderte der Rancher heiser.
Dann schnallte der Muskelprotz seinen Waffengurt ab und warf ihn hinter sich, krempelte seine Hemdsärmel hoch und spie in die Hände.
»Dann werde ich dem Jungen gleich mal die Schnauze polieren. Come on, Boy!«
Der Fremde blickte den Rancher an.
»Sie werden wahrscheinlich wichtigere Arbeiten für mich haben, Boß, aber die zwei Minuten werden sch nach Feierabend schon rausschinden lassen.«
»Zwei Minuten«, röhrte der untersetzte Bandit Thumb. »Mensch, so lange stehst du doch nicht auf den Beinen! Owen Thumb hat noch jeden Burschen, den er sich vorgenommen hat, zurechtgestutzt. Dich Großmaul aber werde ich in den Boden stampfen!«
Damit stürmte er auf den Fremden zu. Wild schwingend riß er einen rechten Haken nach vorn, der aber über Berrys etwas abgeduckten Kopf hinwegpfiff.
Der neue Saunders Cowboy wuchtete unter der hochgerissenen Rechten des Banditen eine steifangewinkelte Linke in die kurzen Rippen des Gegners. Sofort darauf ließ er eine krachende Rechte gegen den Schädel folgen.
Diese blitzschnelle Doublette verfehlte ihre Wirkung auf Thumb nicht. Schwer atmend stand er da und sah den Gegner verblüfft an.
»He, da hast du Glück gehabt, Brother. Aber jetzt fängt Owen Thumb erst richtig an. Hier, jetzt kommen die Sachen – das, und das!« Bei jedem Ruf schickte er einen wilden Schlag nach vorn, der aber entweder auf der Deckung des Fremden zerplatzte oder aber überhaupt danebenging. Der Fremde steppte zur Seite und rief dem Rancher zu: »Ich sehe, daß Sie die Sache langweilt, Boß. Zwar sind meine zwei Minuten noch nicht um, aber mich langweilt dieser Halunke auch.«
Und dann kam er, ein linker Uppercut, der wie der Prankenhieb einer Raubkatze genau auf die Kinnspitze krachte und Owen Thumb vom Boden hochzuheben schien.
Der Outlaw kippte über seine Absatzkanten nach hinten und stürzte der Länge nach in den trockenen Staub des Ranchhofes.
Cowboy Berry blickte Fred Gennan an.
»Tu mir den Gefallen, Fred, und nimm den Burschen mit, der liegt hier nur im Weg herum.«
Mit finsterem Gesicht stieg Gennan aus dem Sattel, packte den Körper des Zweizentnermannes, schleppte ihn zu seinem Pferd und rief dem schlitzäugigen Lewt Brown zu, Thumbs Waffengurt aufzuheben. Zu zweit schoben sie den schwerbetäubten Tramp in den Sattel.
Wie ziemlich begossene Pudel trotteten die Banditen aus dem Ranchhof hinaus.
Schweigend blickten drei Männer in der Hofmitte hinter ihnen her.
Der Vormann räusperte sich und blickte den Fremden an.
»Das mit dem Job, das war wohl nur ein Scherz?«
»Keineswegs. Wenn hier noch ein Job frei ist, nehme ich ihn gern.«
Norman Teck schnäuzte sich umständlich die Nase.
»Den Winter über können wir allerdings keine Leute mehr gebrauchen. Aber jetzt für ein paar Wochen ist uns jeder Mann lieb.«
»Genau das paßt mir«, entgegnete der Fremde.
Teck sah den Rancher an.
»Was sagen Sie, Boß?«
John Saunders musterte den Fremden forschend und erklärte dann: »Was gibt’s da noch zu sagen? Er hat uns aus der Klemme gerissen, und wir sind ihm zu Dank verpflichtet. Wenn er nur ein halb so guter Cowboy ist, wie er schießen kann, kann er meinethalben fünf Winter hindurch bei uns bleiben.«
»All right, Boß«, meinte Berry. »Dann werde ich mich gleich mal an die Arbeit machen. Hoffentlich haben Sie auch noch andere Dinge zu besorgen als solche, die mit dem Revolver erledigt werden müßten.«
Der Rancher blickte ihn ziemlich ernst an.
»Ganz sicher, Mister Berry. Aber im Augenblick ist es leider so, daß ein Mann, der so gut mit dem Revolver umzugehen versteht, auf der Ranch wichtiger ist als alles andere.«
Normen Teck teilte den Neuen zu einer Arbeit am Corral ein. Dann ging er zusammen mit dem Rancher zum Stall hinüber, wo eine Fuchsstute ein Fohlen erwartete.
Ein alter Cowboy kniete neben dem Tier in der Box und sah dem Boß entgegen.
»Hell and devils. Ich habe den Mann schon gesehen!«
»Wen?« fragte der Vormann rasch.
»Den mit dem Revolver.«
Der Rancher beugte sich zu dem Alten nieder.
»Du kennst ihn, Jeff?«
»Yeah.«
»Wer ist es?«
»Ich weiß es nicht – kann mich auch nicht mehr daran erinnern, wo ich ihn gesehen habe. Aber ich habe ihn gesehen. Darauf kann ich einen Eid schwören. Und auch da spielte der Colt eine Rolle. Ich wußte es sofort, als ich seine Hände hier durch die Ritze der Wand sah. So etwas von Schnelligkeit habe ich nicht wieder erlebt.«
»Das muß ich auch sagen«, knurrte der Vormann.
Der Rancher hatte eine steile Falte zwischen den Brauen stehen, als der Vormann sagte:
»Vielleicht ist er wirklich ein bekannter Schießer.«
»Und wenn!« stieß John Saunders rostig hervor. »Wir brauchen ihn jetzt! Nur das zählt. Er kam buchstäblich wie gerufen – im allerletzten Augenblick. Wir wollen uns nichts vormachen, Teck. Was hätten wir gegen Greg und seine Kerls ausrichten wollen? Es waren regelrechte Banditen. Und vielleicht war es keine Lüge, daß sie zu Curly Bill gehörten. Leider muß ich meinen lieben Bruder jede Schweinerei zutrauen.«
»Was mir auffiel war, daß Berry einige von der Bande zu kennen schien. Cherry Pika zum Beispiel, von dem ich auch schon gehört habe, den ich aber niemals zuvor sah.«
»Well, er kannte sie, aber sie kannten ihn nicht.«
Schnell kam die Nacht.
Greg Saunders ließ diesmal keine Nacht verstreichen.
Kurz vor zwölf schlugen die beiden Hunde an.
Als der Rancher aus seinem Zimmer mit dem Windlicht zum Vorbau lief, stürmte auch der Vormann schon drüben aus dem Bunkhouse.
Mehrere Reiter sprengten in den Hof. Greg Saunders war bei ihnen. Der Rancher sah ihn sofort.
Und dann trat ein anderer Mann, den er noch nicht auf dem Hof gesehen hatte, in den zuckenden Schein des Windlichtes. Es war ein großer, stämmiger Mensch mit wildem Schnauzbart, kurzer eingeschlagener Nase und weit vorspringendem Kinn. Sein struppiges rotes Haar umwucherte ein nach unten seltsam unförmig sich verbreiterndes Gesicht.
Weit stand das schreiendrote Hemd über der haarigen Brust offen. Die beiden Revolver hingen so tief auf den Oberschenkeln, daß man davon überzeugt sein konnte, einen wirklichen »Zweihandmann« vor sich zu haben. Mit nach innen gesetzten Stiefeln stampfte er an Greg vorbei auf den Vorbau.
»He, du bist John Saunders? Mensch, was hat mir mein neuer Mann hier berichtet? Du hast dir einen Coltman angelacht? Raus mit dem Burschen. Ich habe eine Schwäche für diese Stümper, die sich hier im Land herumtreiben! – Mein Name ist William Brocius, aber ich bin