Wyatt Earp Staffel 7 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Staffel 7 – Western - William Mark D.


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Auch der Rancher, der vielerlei Fragen nach Vater, Mutter, dem Haus und dem Garten, der kleinen Stadt und den Menschen in der alten Heimat auf dem Herzen gehabt hatte, schwieg. Der Anblick des Bruders hatte all diese Fragen in ihm erstickt.

      Welch eine unwürdige Ankunft!

      Welch ein Auftreten! Wie ein Schürzenjäger, wie eine lächerliche Figur war Greg Saunders in Harperswille angekommen. Er hatte sich zum Gespött der Leute gemacht!

      Als schließlich am Horizont auf einem Hügel die Bauten der Ranch auftauchten, wies John Saunders mit der ausgestreckten Rechten nach vorn.

      »Da vorn liegt die Ranch, Greg!«

      Der Ire Gregory Alfred Saunders sah mit zusammengekniffenen Augen zu den Häusern hinüber, die nun seine neue Heimat sein sollten.

      »Die drei Buden?« fragte er zum Entsetzen seines Neffen und zum Unwillen des Bruders.

      »Drei Buden? Es sind sieben Bauten. Ein großes Wohnhaus mit neun Räumen, ein Cowboyhaus mit drei großen Sälen, ein langes Stallhaus und zwei Scheunen, von denen die eine größer ist als die City Hall mancher Stadt. Dann ist da noch ein Geräteschuppen und eine Schmiede. Der Pferdecorral ist größer als alles Land, was unserem Vater daheim gehört, und das Wagendach, das sich daran anschließt, könnte die Wagen von ganz Greenwest beherbergen.«

      »Greenwest!« stieß Greg gallig hervor. »Ich wäre dir wirklich dankbar, John, wenn du diesen Namen in meiner Gegenwart nicht mehr erwähnen würdest. Ich kann ihn nicht mehr hören.«

      »Es ist der Name meiner Heimatstadt, Greg. Aber wenn du willst, kann ich das ja für mich behalten. Daß du auch dort geboren bist, spielt ja vielleicht keine Rolle. Außerdem« – der Rancher sog die frische Luft, die von den Gräsern aufstieg, in seinen mächtigen Brustkasten – »hast du vielleicht recht, Bruder. Da oben liegt meine Heimat und jetzt auch deine.«

      Greg nahm den Kopf herum und fuhr sich unbehaglich durch den Kragen.

      »Ich weiß noch nicht, ob ich bleiben werde, John«, druckste er hervor.

      »Was denn? Wo willst du denn hin? Und was willst du tun? Du bist drüben in einer Branche tätig gewesen, die es hier überhaupt nicht gibt. Ich finde, es wäre das beste, wenn du dich gleich an den Gedanken gewöhnst, daß du hier daheim bist. Bei uns. Wir sind deine Verwandten. Du bist nicht allein, hast dich nicht durch den verdammten Holzkuchen durchzubeißen, durch den ich mich beißen mußte, kannst dich an den gedeckten Tisch setzen und froh sein, daß dein älterer Bruder bereits ein Vierteljahrhundert hier hinter sich hat.«

      Aber der Ankömmling schien von diesen Gedanken nicht eben begeistert zu sein.

      »Ich werde es mir überlegen, John.«

      »Tu das. Ich bin sicher, daß es dir hier gefallen wird!«

      »Aber das alles hier ringsum ist doch Prärie!«

      »Die Prärie?« Der Rancher sah ihn verblüfft an. Dann machte er eine weitausholende Handbewegung.

      »Das… das habe ich mir ganz anders vorgestellt.«

      »Wie denn?«

      »Wilder. Romantischer. Voller Bären mit zottigem grauen Fell, voller Pumas, und vor allem voll schleichender und buntbemalter Rothäute. Banditen müßten zu sehen sein, mit rauchenden Revolvern und schnellen Pferden.«

      Das Gesicht des Viehzüchters verdichtete sich.

      »Sei froh, daß du dies alles nicht siehst. Denn es ist da! Ohne daß du es siehst. Das ist das Schlimme daran.«

      »Verstehe ich nicht.«

      »Nicht nötig, das kommt von selbst. Wenn dich unterwegs mal ein Indianer angefallen hat, wenn du nachts einmal von Banditenkugeln aus dem Bett gejagt wirst, wenn ein paar Strolche dir das Dach über dem Kopf angezündet haben, oder wenn du auf einem einsamen Ritt auf einer Waldlichtung oben in den Bergen plötzlich einem Grisly gegenüberstehst. Sei nur nicht ungeduldig.«

      Die beiden Braunen hatten den Wagen zum Ranchtor gebracht.

      Jonny sprang vom Kutschbock und öffnete das Tor.

      »He! Weshalb habt ihr hier überhaupt ein Tor?« meinte Greg. »Ich sehe ja nirgends einen Zaun. Wozu braucht man ein Tor, wenn kein Zaun da ist?«

      »Das ist so üblich in diesem Land«, erklärte der Rancher. »Einen Zaun braucht man nicht. Hauptsache, man weiß, daß man vor einer Ranch und auf fremder Weide ist. Durch solch ein Tor weiß man das genau.«

      Greg lachte auf.

      »Ein Tor und kein Zaun – das ist doch idiotisch.«

      »Wenn du so denkst, Greg, wirst du noch manches in diesem Land idiotisch finden.«

      Der Wagen rollte dem Ranchhof entgegen.

      Vorn rechts neben den beiden Holzbauten, die die Einfahrt bildeten, stand ein alter Mann und spaltete Holz.

      Als er den Wagen hörte, blickte er kurz auf und tippte an den Hutrand.

      »Was war denn das für eine verkrüppelte Figur?« meinte Greg.

      »Das ist der alte Sam Barney, Greg. Er ist mein ältester Cowboy. Sieben-undsiebzig. Aber er ist fleißiger als mancher Bursche von zwanzig oder dreißig.«

      »Cowboy?« schnarrte Greg und sah sich feixend um. »So eine Jammergestalt ist bei dir Cowboy?«

      Der Rancher mußte sich den Ärger gewaltsam von der Stirn wischen und mühte ein Lachen um seine Mundwinkel.

      »Du hast noch keinen rechten Blick für das Land und für die Leute hier, Greg. Barney ist ein recht braver Bursche. Aber ich würde ihn hierbehalten, selbst wenn er neunundneunzig wäre und nur noch drüben vor dem Bunkhaus im Schaukelstuhl in der Sonne sitzen könnte…«

      »Du hast doch aber kein Greisenasyl hier!« begehrte Greg auf.

      »Nein, ganz sicher nicht. Hier wird hart und schwer gearbeitet, Tag für Tag. Bei uns gibt es weder Sonn- noch Feiertag, Bruder. Aber das wird uns den Respekt vor einem Menschen, dem wir Dank schulden, nie nehmen können. Zweimal hat der Alte mich vor dem Tod bewahrt. Und einmal deinen Neffen hier…«

      Greg schüttelte den Kopf und blickte in den weiten Hof, der wenigstens einen Durchmesser von hundertzwanzig Yards hatte.

      »Das ist ja ein richtiger Marktplatz hier!« räsonierte der Ankömmling aus Irland. »Weshalb hast du die Buden nicht näher aneinandergestellt? Und das soll ein Bauerngut sein…«

      »Ein Bauerngut?« fragte John Saunders entrüstet. »Es ist eine Ranch, Greg. Eine Viehranch, wie es sie in dieser Art nur im Westen gibt. Ein Bauernhof hat vor allem Land und dann auch ein paar Kühe. Im besten Fall fünfzig, sechzig Tiere. Das hier aber ist eine Rinderfarm, wo es nur um die Aufzucht und Erhaltung von Rindern geht.«

      »Willst du damit sagen, daß du mehr als fünfzig oder gar sechzig Kühe hast?«

      John Saunders hatte den Wagen angehalten und stieg ab.

      »Yeah, Greg. Das will ich damit sagen. Und nun steig erst mal runter. Nointa wird uns einen guten Trunk zurechtgestellt haben.«

      Jonny nahm die Reisetasche des Onkels und brachte sie ins Haus. Die beiden Brüder blieben neben dem Brunnen stehen.

      Greg schaute zum Corral hinüber, wo sich drei Pferde an den Schatten des anliegenden Wagendaches drängten.

      »Und wo hast du die Kühe?«

      »Draußen an den Sommerhängen.

      »Hab’ keinen Kuhschwanz gesehen!«

      »Es sind Rinder, Greg, über drei-tausend Tiere.«

      Dem Ankömmling blieb der Mund offenstehen.

      »Waaas? Mann, das ist doch Aufschneiderei! Kein Mensch kann drei-tausend Kühe unterbringen. Einen so großen Stall gibt es ja nicht. Ich habe gehört, daß in Germany Bauern wohnen, die dreißig oder sogar vierzig Rinder in den


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