Gedichte. Gustav Schwab
rauscht's der Erd' entgegen,
Der Morgen kommt mit neuer Lust:
Blau ist die Luft, ein süßer Regen
Liegt an der Mutter Erde Brust.
Nachruf
Nur eine laß von deinen Gaben,
Verschwundne Liebe, mir zurück!
Nicht deine Freuden will ich haben,
Nicht dein beseligendes Glück.
O schenke nur den Schmerz mir wieder,
Der so gewaltig mich durchdrang,
Den tiefen Sturm der Klagelieder,
Der aus der wunden Brust sich schwang!
Ich will ja nicht ein fröhlich Zeichen,
Auch keinen Blick, kein freundlich Wort;
Nur nicht so stille laß mich schleichen,
Aus dieser Ruhe treib mich fort!
Laß deine Wehmut mich erfüllen,
Flieh weit, doch zieh mein Herz dir nach!
Gieb mir den Durst, der nie zu stillen,
Gieb mir dein Leiden, deine Schmach!
Dein Seufzen, deine Last, dein Sehnen,
Was andre nur an dir verschmähn –
O gieb mir Alles, bis mir Thränen
In den erstorbnen Augen stehn!
Liebe in der Fremde
Endlich rauscht des Stromes Welle,
Die so fremd mir klang, vertraut;
Berg und Thäler schauen helle,
Und der Geist der Flur wird laut.
Heimat ist's in meiner Seele,
Heimisch wird mir nun das Land;
Seit ich selbst mir nicht mehr fehle,
Find' ich Alles rings verwandt.
Ja das macht, ich trag' im Herzen
Wieder nun ein liebes Bild:
Was verhüllt lag unter Schmerzen,
Tritt mit ihm hervor so mild.
Von den Augen fällt die Blindheit,
Feld und Wald im alten Schein
Laden mich, wie in der Kindheit,
Mit den trauten Stimmen ein.
Hoffnung führt mich auf die Fluren,
Die ich sonst nur irr durchstreift;
O und nach geliebten Spuren
Ueberall mein Auge schweift!
Jeder Weg, der zu ihr gehet,
Ist mir wie schon längst bekannt;
Jeder Boden, drauf sie stehet,
Ist mein altes Vaterland.
Liebesmorgen
Gelagert sprachlos saßen wir im Kreise,
Ein Jeder sann den Morgenträumen nach;
Da öffnete die Pforte sich, und leise
Tratst du herein und standst in dem Gemach,
Und neigtest dich nach deiner holden Weise,
Verschämt und kaum vom ersten Schlummer wach,
Und blicktest schüchtern auf, uns mit den süßen
Schlaftrunknen Aenglein halb im Traum zu grüßen.
Ist das der Blick, der aus der Locken Kranze
So stolz hervorgeleuchtet und gesiegt?
Ist das die Brust, die sonst bei Fest und Tanze
In weicher Seide schwellend sich gewiegt?
O wie sie nun sich, frei von allem Glanze,
So fromm in die bescheidnen Tücher schmiegt!
Wie schmückt das Haar so schlicht der Stirne Bogen,
Wie hat der Blick sich scheu zurückgezogen!
O dürft' ich als die Meine dich begrüßen
In dieser keuschen, stillen Morgentracht,
Wo nur der Sonne Lichter dich umfließen,
Nicht eitler Lampenschein und falsche Pracht.
O dürft' ich diesen milden Reiz umschließen,
Nach jeder einsam durchgehofften Nacht
Dir liebend in dein Morgenantlitz blicken,
Ans Herz dich, den verhüllten Himmel, drücken!
Schlittenlied
Unter muntrer Glöcklein Schallen
Raschelt's wie ein Elfenzug,
Freudig drein die Peitschen knallen,
Alles schwindet hin im Flug:
Rosse, Reiter, in der Mitten
Mutig die besonnten Schlitten,
Die in Sammt und Pelz gehüllt
Niedlich Feenvolk erfüllt.
Kaum begonnen hat die Wonne;
Ist schon wieder alles aus?
Weg aus Duft und Schnee und Sonne
Sollen wir ins dumpfe Haus?
Doch es öffnen sich die Thüren
Unter lust'gem Musiciren;
Freundlich steht zu Tanz und Mahl
Aufgeschmückt der kleine Saal.
Eilig streift die Winterhülle
Jedes schöne Kind von sich,
Schmuck und hell, in süßer Fülle,
Leuchten alle sommerlich;
Wissen mit den stillen Blicken
Ach! so lieblich zu beglücken,
Holde Rede klingt darein –
Kann es wohl noch Winter sein?
Wie sich's tanzt so freudig heute,
Sich's noch besser schmaust und singt!
Wenn, die Freundlichen zur Seite,
Glas mit Glas zusammenklingt;
Wenn, was Keiner wagt zu sagen,
Jeder darf zu singen wagen;
Rauscht das Lied, und glüht der Wein –
Kann es wohl noch Winter sein?
Draußen spielet licht und leise
Mit dem Schnee der Mondenschein;
Fromm beschickt