Der kleine Fürst Staffel 5 – Adelsroman. Viola Maybach

Der kleine Fürst Staffel 5 – Adelsroman - Viola Maybach


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kann nur gut beobachten. Also, sind Sie’s?«

      »Erstaunlich und hartnäckig«, murmelte er. »Ja, es könnte sein, dass ich mich in sie verliebt habe.«

      Anna nickte. »Dann sagen Sie es ihr, ich glaube nämlich, sie ist auch in Sie verliebt.«

      »Ach was«, murmelte er.

      »Was Anna sagt, stimmt«, sagte eine Stimme hinter ihnen.

      Leonid fuhr herum. Es war der kleine Fürst, der unbemerkt nähergekommen war. »Noch jemand, der gut beobachten kann?«, fragte Leonid. Er hätte gern spöttisch und überlegen geklungen, doch das misslang ihm.

      Anna und Christian wechselten einen Blick, der ihm nicht entging. »Was guckt ihr euch so an? Wisst ihr mehr als ich?«

      »Wir wissen meistens mehr als die anderen«, erklärte Anna.

      Sie wurden von Baron Friedrich unterbrochen, der darauf bestand, dass Leonid noch blieb. »Ich habe Ihnen noch so viel zu zeigen, Sie können einfach noch nicht abreisen, mein Lieber!«

      Leonid folgte ihm nur zu gern. Er fühlte sich den beiden Jugendlichen an diesem Tag nicht gewachsen.

      *

      »Und was wollen Sie jetzt tun?«, fragte Johannes, als Irina ihre Geschichte beendet hatte.

      »Ich weiß es noch nicht. Mir war immer klar, dass ich mit Entdeckung rechnen musste, aber in den letzten Jahren habe ich viel weniger an diese Möglichkeit gedacht als zu Beginn. Ich habe mich sicher gefühlt.«

      »Und Sie haben nie wieder etwas von Ihrer Familie gehört?«, fragte Johannes weiter.

      Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Nein«, flüsterte sie, »aber ich hoffe, sie sind glücklich miteinander.«

      »Wie haben Sie das nur durchgehalten?«, fragte er erschüttert.

      »Es war gar nicht so schwer, ich wusste ja, warum ich gegangen bin. Ich hätte uns alle ins Unglück gestürzt, Herr von Thalbach, glauben Sie mir. Und wenn die Liebe groß genug ist, dann kann man jedes Opfer bringen.«

      »Und Sie denken nicht, dass Leonid jetzt die Wahrheit erfahren sollte? Er ist ja nun keine siebzehn mehr.«

      »Ich weiß nicht, ob es gut wäre. Es würde einige seiner Illusionen zerstören.«

      Johannes dachte nach. »Ich glaube mittlerweile, dass er Ihretwegen hierhergekommen ist«, sagte er.

      »Möglich wäre es«, gab sie zu. »Wir hatten ein sehr enges Verhältnis zueinander.«

      »Er hat sicherlich versucht herauszufinden, warum Sie plötzlich verschwunden sind – und ich glaube nicht, dass er sich mit den Erklärungen abgefunden hat, die seine Eltern ihm angeboten haben.«

      »Ich würde so gern wissen, wie es ihnen geht«, flüsterte sie.

      Johannes beugte sich vor. »Reden Sie mit Leonid«, bat er mit ernster Stimme. »Wenn er tatsächlich Ihretwegen hier ist, dann bedeutet das, er muss Sie vorher gesucht haben – und es kann nicht einfach gewesen sein, Ihre Spur bis nach Deutschland zu verfolgen.«

      »Aber dann wird alles wieder aufgewühlt«, sagte sie, während sie aufstand und zum Fenster ging. »Wissen Sie, ich bin jetzt seit über zehn Jahren hier, ich möchte die Vergangenheit ruhen lassen.«

      »Lieben Sie den Mann denn immer noch?«, fragte Johannes. Allein der Gedanke bereitete ihm Qualen. Diese ungemein gebildete, attraktive Frau hatte ihn vom ersten Moment an gefesselt – und die Vorstellung, sie vielleicht kennenlernen, ihr näherkommen zu dürfen, elektrisierte ihn. Aber wenn sie noch immer in einer alten Liebe gefangen war – einer Liebe, die einen großen Teil ihres bisherigen Lebens überschattet hatte, dann durfte er sich wohl keine Hoffnungen machen, die Bekanntschaft mit ihr vertiefen zu können.

      Sie antwortete ihm erst nach längerem Zögern. »Nein«, sagte sie. »Eine Liebe, die keinerlei Nahrung findet, ist zum Sterben verurteilt – außerdem habe ich Jahre später endlich verstanden, dass diese Liebe wohl auch nur Illusion war, sie hätte dem Alltag sicherlich nicht standhalten können. Aber damals habe ich so empfunden, und deshalb musste ich gehen.«

      »Sprechen Sie mit Leonid«, wiederholte Johannes. »Etwas quält ihn, und ich glaube nun, dass es dieser ungeklärte Teil seiner Vergangenheit ist.«

      Sie nickte. »Ich denke darüber nach, mehr kann ich Ihnen im Augenblick nicht versprechen. Würden Sie mich jetzt bitte allein lassen? Unser Gespräch hat mich angestrengt.«

      Er beugte sich tief über die Hand, die sie ihm reichte. »Ich danke Ihnen dafür, dass Sie mir Ihr Vertrauen geschenkt haben.«

      »Sie werden doch mit niemandem darüber reden?« Forschend ruhte ihr Blick auf ihm.

      »Natürlich nicht, das wissen Sie. Darf ich mich wieder bei Ihnen melden?«

      »Nein, bitte nicht. Ich werde Sie anrufen.«

      »Bestimmt?«

      »Ich verspreche es Ihnen.«

      Er verließ das Haus mit gesenktem Kopf. Ihm war kalt, trotz des warmen Tages – das musste an ihrer Geschichte liegen. Er drehte sich nicht noch einmal um, obwohl er es gern getan hätte, um zu sehen, ob Irina am Fenster stand und ihm nachsah, aber er bezähmte sich.

      Hoffentlich entschied sie sich, mit Leonid zu sprechen, denn sonst, das ahnte er jetzt, würden sie beide keinen Frieden finden, weder sie noch der junge russische Graf.

      *

      »Ein seltsames Wochenende war das«, bemerkte der Baron, als alle Gäste das Schloss wieder verlassen hatten. »Und Clara hat sich wirklich zickig benommen, finde ich – so nachtragend kenne ich sie gar nicht.«

      Anna und Christian wechselten einen Blick, sagten jedoch nichts.

      Die Baronin erwiderte nachdenklich: »Sah es nicht zwischendurch so aus, als hätten sie das Kriegsbeil endlich begraben? Ich hatte zumindest diesen Eindruck, aber dann sind sie gleich wieder aufeinander losgegangen … Also, ich muss schon sagen, ganz klug bin ich aus dem Verhalten der beiden nicht geworden. Und er hat eindeutig zu viel mit Sabrina geflirtet. Wenn Sabrinas Eltern das mitbekommen hätten, dürfte sie sicherlich nie wieder herkommen.«

      »Das fehlte noch«, murmelte Anna.

      »Ja, eben. Er ist doch ein erwachsener Mensch – wieso verhält er sich dann so? Zum Glück schien Sabrina nicht sonderlich an ihm interessiert zu sein, und das hat er ja irgendwann auch gemerkt. Abgesehen davon fand ich ihn außerordentlich nett und charmant – ich kann mir jetzt noch weniger erklären, warum so viel über ihn geredet wird. Klug ist er außerdem, man kann sich gut mit ihm unterhalten. Schade eigentlich, dass Clara und er einander nicht ausstehen können, sie wären das ideale Paar.«

      Nun konnten Anna und der kleine Fürst doch nicht länger an sich halten. »Aber Mama!«, rief Anna. »Sie sind doch ineinander verliebt – alles andere war nur gespielt! Das konnte doch ein Blinder sehen! Nicht, Chris?«

      Sofia wartete die Antwort ihres Neffen nicht ab. Sie zog die Augenbrauen bis zum Haaransatz hoch. »Ich bin nicht blind, aber gesehen habe ich trotzdem nichts«, erklärte sie.

      Konrad schlug sich auf die Seite seiner Mutter. »Ich auch nicht – und ich glaube, ihr wollt euch bloß wieder wichtig machen. Ihr wittert doch überall Liebespaare, auch wenn überhaupt keine in der Nähe sind.«

      Früher hätte Anna sich vielleicht provozieren lassen, doch diese Zeiten waren schon lange vorbei. Alles, was sie sagte, war: »Ihr werdet ja sehen.«

      »Und du, Chris? Denkst du das auch?«, erkundigte sich der Baron jetzt.

      Der kleine Fürst nickte, was Konrad zu einer weiteren spitzen Bemerkung veranlasste: »Natürlich, ihr seid euch doch sowieso immer einig.«

      »Hör auf, Konny«, wies die Baronin ihn zurecht. »Denk lieber daran, wie oft die beiden in der Vergangenheit schon Recht hatten mit ihren Vermutungen.«

      Doch das wollte


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