Kammweg-Führer von der Jeschkenkoppe bei Reichenberg bis zum Rosenberg bei Tetschen. Franz Hantschel

Kammweg-Führer von der Jeschkenkoppe bei Reichenberg bis zum Rosenberg bei Tetschen - Franz Hantschel


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Stelle einer seit 1847 dagestandenen Holzhütte, aus Holz erbautes, seit 1883 auch im Winter bewohntes, zu Oberpassek nummeriertes Gasthaus (telephonisch mit Reichenberg verbunden, mit Nachtherberge für 20 Personen, von 1 K 60 h aufwärts und 1855 angelegtem Fremdenbuche), an welches 1885 südwestlich vom D. Geb.-V. für das Jeschken- und Isergebirge eine Glasveranda mit einem Fassungsraum für 200 Personen angebaut ist. Ein daselbst angebrachter Briefkasten wird vom 1. Mai an täglich um 4 Uhr Nachm. durch Postboten entleert. Nebst dem Gasthause befindet sich noch auf der Koppe ein mit Eisen beschlagenes Häuschen mit guten Fernröhren, ein riesiges, steinernes Kreuz, an dessen Stelle 1791 schon ein anderes errichtet war, weiters als astronomisch-geodätischer Hauptpunkt zweiter Ordnung ein Doppelwürfel mit der Aufschrift: »Operatio astr. trigon. imperante Francisco Josepho I.«, endlich ein Denkstein an einen Besuch des Fürsten Rohan, zu dessen Besitze die Südseite des Berges gehört, während die Nordseite gräflich Clam-Gallas'scher Besitz ist. Ein 1889 vom Gebirgsvereine an Stelle eines 1876 errichtet gewesen Aussichtsgerüstes aufgestellter, 8 m hoher, hölzerner Aussichtsturm mit Orientierungskarten mußte Ende November 1904 abgetragen werden. Es ist lebhaft zu bedauern, daß die Jeschkenkoppe, obwohl sie jährlich von 15000 bis 20000 Personen besucht wird, immer noch nicht ein würdiges Unterkunftshaus mit Aussichtswarte erhalten hat. Die Pläne sind zwar da, doch kommt es zu keinem greifbaren Ergebnisse, da die gräfl. Clam-Gallas'sche Herrschaft sich noch immer nicht zu einem Neubaue entschließen kann. Und doch ist selbst im Winter der Besuch so stark, daß an Sonntagen die Baude öfters überfüllt ist, trotzdem nur Rodelfahrten, keine Hörnerschlittenfahrt vom Jeschken im Schwunge ist, wie z. B. im benachbarten Isergebirge; es kann eben letztere nur geübteren Touristen angeraten werden, da infolge der Steilheit die Schlitten in sausendem Tempo zu Tal fahren und bei den zahlreichen Biegungen und Furchen öfters ein Anfahren oder Umkippen kaum zu vermeiden ist. Die Stadtgemeinde Reichenberg plant eine mit elektrischer Kraft zu betreibende schmalspurige Kleinbahnlinie vom Bahnhofe Reichenberg der Süd-Norddeutschen Verbindungsbahn die Lastenstraße entlang nach Johannestal, Hanichen auf den Jeschken.

      Die freie, isolierte Lage der Koppe macht sie zu einem Aussichtspunkte vorzüglichster, geradezu idealer Art, der, was Großartigkeit, Umfang und Mannigfaltigkeit der landschaftlichen Bilder anbelangt, mit den Rundsichten der bedeutendsten Berggipfel des gesamten deutschen Mittelgebirges, ja selbst mancher Punkte der Alpen, verglichen werden kann. Man übersieht bis zu 113 km Entfernung einen großen Teil von Böhmen einerseits bis gegen Mähren und Baiern, andrerseits bis tief in das benachbarte sächsische und preußische Gebiet hinein; durch das Fernrohr wird die Grenze der Aussicht in der Luftlinie sogar bis zum Ödschloßberge bei Bergreichenstein im Böhmerwalde (145 km), bis zum Keilberge im Erzgebirge (149 km), selbst bis zur Wallfahrtskirche am Kremeschnik zwischen Pilgram und Iglau an der böhmisch-mährischen Grenze (152 km) hinausgerückt. Der Glanzpunkt des Panoramas liegt gegen West und Südwest auf das malerische Gewirr der vulkanischen Bergkegel des Mittelgebirges.

      Schon vom Vorraume der Koppenwirtschaft, wo das erst in neuerer Zeit eingewanderte strahlenblumenlose Mutterkraut (Matricaria discoidea DC.) üppig zu wuchern pflegt, bietet sich ein herrliches Bild, das man sich, einige Schritte weiter, auf der gegen Norden steil abfallenden Plattform, wo das große Kreuz steht, zum Rundbilde ergänzen kann.

      Ein willkommenes Andenken und ein erwünschtes verläßliches Orientierungsmittel ist das von Leopold Ullrich aufgenommene, von Karl Bertrand in Stahl gestochene, von A. Schöpfer in Reichenberg 1884 verlegte »Panorama vom Jeschken« auf vier großen Blättern. Darauf seien alle Jene verwiesen, die sich eingehender unterrichten wollen; im Nachstehenden können wir nur ein gedrängtes Bild des Sichtbaren geben.

      Nordost: Zu unseren Füßen Ober- und Niederhanichen, weiter Johannestal, l. davon Franzendorf vor der malerisch ausgedehnten Stadt Reichenberg, die sich von keiner Seite so günstig zeigt; l. von Franzendorf liegt Berzdorf hinter Karolinsfeld; r. von Reichenberg das reich besiedelte, industriereiche Neißetal mit Röchlitz, Maffersdorf, Proschwitz und Gablonz; dahinter das Isergebirge, u. zw. gerade hinter Reichenberg im Hintergrunde das Taubenhaus mit Vogelkoppen (l. daneben) und Mittagsberg, im Vordergrunde der hohe Berg, tiefer der Turm der Hohenhabsburg neben dem Schmidtsteine; l. von der Hohenhabsburg der Drachenberg vor der Langen Farbe, r. von jener der Friedrichswalder Kamm mit Königshöhe (Turm) und Seibthübel (Turm), weiter Schwarzeberg, dann Sieghübel; weiter rückwärts l. hinten die Tafelfichte (an ihrem r. Abhange, über dem Wittigberge, geht am längsten Tage die Sonne auf), dann der Hinterberg und der Hochstein. Ost: R. von Hanichen liegt Eichicht; hinten schließt sich das Riesengebirge ans Isergebirge, u. zw. Reifträger, hohes Rad mit Schneegrubenbaude (gerade über Gablonz), Schneekoppe mit ihren Baulichkeiten (hinter ihr geht die Sonne genau am 22. Sept. auf) und Brunnberg, während nach vorn zu der Spitzberg bei Tannwald, die Stefanshöhe (Turm), die Schwarzbrunnkoppe, die Häuser von Marschowitz und Schumburg, noch näher der Kaiserstein l. von Langenbruck zu sehen sind. Südost: Der kahle Jeschkenrücken, der mit dem Kopainberge (Turm) endet, dann folgt der Kosakow vor dem Switschinberge, der Ruine Kumburg und dem Taborberge, r. davon die Stadt Turnau und die Großskaler Felsen, die zweizinkige Ruine Trosky, die Kegel und Kuppen der Gitschiner Gegend (Prachower Felsen) und am äußersten Horizonte Heuscheuer, hohe Mense (etwas r. über Langenbruck) und Deschnaer Koppe. Süd: Die Stadt B. Aicha, davor der Hühnerberg, dahinter der Musky und Ruine Sweretitz bei Backofen, weiter Jungbunzlau und Schloß Neubenatek, r. davon im Vordergrunde die Hlawitzer Kirche, dahinter die Stadt Weißwasser, am Horizonte der Dablitzer Berg, das Sternschloß und der Laurenzibergturm bei Prag. Südwest: Die Teufelsmauer, dann die Stadt Oschitz, dahinter l. die beiden Bösige (Ruine) und Schloß Hauska, r. der ruinengekrönte Dewin hinter dem Krassaberge und vor den beiden Hirschbergen, daneben der spiegelnde Hammerteich mit dem Dorfe Hammer und der Stadt Wartenberg vor dem Roll, l. hinter diesem Ruine Altperstein, weiter die Nedoweska und im Hintergrunde der Georgsberg bei Raudnitz (Kapelle); überm Roll der gewölbte Wilsch, dann die doppeltürmige Hasenburg bei Libochowitz, weiter der Hoblik bei Laun, noch weiter das Duppau-Karlsbader Gebirge; r. vom Roll der spitze Ron (Ruine), die Koselspitze, der breite Geltsch, der Kreuzberg bei Leitmeritz, dahinter der Milleschauer (Höhenwarte) und r. hinter diesem der Keilberg im Erzgebirge (Turm), näher das Mückentürmchen bei Graupen. West: Zu Füßen Drausendorf, dann hinter einander der Audishorner Spitzberg, der Tolzberg und das Schwoikaer Gebirge, l. davon der Leipaer Spitzberg (Turm) und der Kamnitzberg (Turm), im Hintergrunde der Zinkenstein; r. von diesem der hohe Schneeberg (Turm); im Vordergrunde folgt auf Drausendorf der Silberstein und die Rabensteine mit den lang sich hinziehenden Kirchdörfern Seifersdorf und Kriesdorf dazwischen, dahinter die Stadt Deutschgabel, dann die Stadt Zwickau und der Röhrsdorfer Bahnhof am Fuße des Kleis; r. von diesem der Kaltenberg (Turm) und zwischen beiden hinten der Rosenberg und der gr. Zschirnstein; r. vom Kaltenberge der gr. Winterberg (Turm) bei Herrnskretschen. Nordwest: Hochwald (Turm) und Lausche (Gasthaus) hinter einander, l. davon Tannenberg (Turm), hinten Tanzplan (Turm) und Valtenberg (Turm), r. Wolfsbergspitze (Turm) und Botzen, im Vordergrunde der bewaldete Jeschkenrücken mit Moiselkoppe, Kalk- und Langeberge; zwischen letzteren beiden hindurch sieht man die Stadt Zittau, den Kottmar (Turm) und den Löbauer Berg, im Hintergrunde den Czornebog bei Bautzen (Turm) nebst einer Menge kleinerer Ortschaften. Nord: Machendorf am Zusammenschlusse des Christofsgrunder mit dem Neißetale, darüber Kratzau vor dem Gickelsberge und ganz draußen die Stadt Görlitz mit der Landeskrone.

      Auf der Jeschkenkoppe befindet sich neben dem Koppenhause eine vom deutschen Gebirgsvereine aufgestellte große Tafel, auf welcher die Abstiegswege mit den Marken und den Zeitangaben enthalten sind. Es sind folgende: 1. Auf dem Steilwege nördlich über den letzten Pfennig und Karolinsfeld oder über die schöne Aussicht und Johannestal oder auf dem Kamme südöstlich über Hanichen in je 1½–2 Stunden nach Reichenberg (Station der Südnorddeutschen Verbindungsbahn, der Außig-Teplitzer, der Zittau-Reichenberger und der Reichenberg-Grünwalder Eisenbahn); 2. Auf dem aussichtsreichen Kamme über die Kühnei entweder zur Station Heinersdorf in 1½ Stdn. oder zur Station Langenbruck in 2–2½ Stdn.; 3. Auf dem Kalkwege über Karlswald zur Station Machendorf in 1½–2 Stdn.; 4. Über den Dänstein nach Station Neuland 1¼ Std. oder weiter über Christofsgrund nach Station Machendorf in 2½ Std.; 5. Über die Moiselkoppe und den Kriesdorfer Sattel in 1½ Std. zur Station Kriesdorf. Die vorletzte Strecke deckt sich zum Teil, die letztere ganz mit unserer Kammtour.

      Unser


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