Kammweg-Führer von der Jeschkenkoppe bei Reichenberg bis zum Rosenberg bei Tetschen. Franz Hantschel

Kammweg-Führer von der Jeschkenkoppe bei Reichenberg bis zum Rosenberg bei Tetschen - Franz Hantschel


Скачать книгу
die, seit 1866 in ihrer heutigen Gestalt bestehende, waldumschlossene Jeschkenstraße, und zwar auf deren höchsten Punkt (772 m) im Auerhahnsattel, der Sattelhöhe zwischen Jeschkenkoppe und Schwarzeberg (816 m), zugleich der Hauptwasserscheide zwischen Elbe (Jeschkenbach) und Oder (Berzdorfer Bach), von wo sie sich in vielen Windungen östlich über Hanichen nach Reichenberg, westlich über Kriesdorf nach Wartenberg und nach B. Aicha senkt. Der Auerhahnsattel ist die höchste Übergangslinie über das Jeschkengebirge und führt vornehmlich den Namen »Ausgespann«, weil vor dem Baue der jetzigen Straße die Vorspänne bis hieher verkehrten und in einer einfachen Schankhütte Unterstand fanden. Auf den fünf Seitenflächen einer granitischen Säule daselbst sind die Örtlichkeiten verzeichnet, welche man von hier auf bezeichneten Wegen erreichen kann: Jeschkenkoppe, Reichenberg, Machendorf, Christofsgrund, Kriesdorf, Hammerteich, Oschitz und B. Aicha.

      Wir folgen der Jeschkenstraße wenige Schritte nach l. und lenken sofort r. auf einen breiten Fahrweg ab, der auf eine weite Waldblöße hinausführt, aber schon nach 1 Min. sich wieder gabelt. Hier ist eine Markentafel aufgerichtet, welche l. (blauer Punkt in weißem Felde) in 1–1½ Std. nach Kriesdorf, r. aber auf unseren Kammweg, bzw. nach Neuland-Christofsgrund (1½ Std.) verweist.

      Bevor wir auf letzterem weiter wandern, machen wir auf dem Kriesdorfer Wege einen Abstecher zu dem nur ein paar Schritte entfernten, mächtigen, dürren Baumstumpfe, der nur noch einen einzigen längeren Ast aufweist und ein kleines, blechumrahmtes Bild, die schmerzhafte Muttergottes darstellend, trägt. Die auffällige Baumruine, deren knorrige Rinde dicht mit Flechten und Moosen überwuchert ist, so daß sich nicht mit Sicherheit erkennen läßt, welcher Baum-Art sie angehört haben mag, verdient es, daß man nicht achtlos an ihr vorübergeht, zumal sie vom Stifte des Künstlers in Professor Paudler's Kammwegbuche verewigt wurde; ihren Fortbestand sichert übrigens das Heiligenbild.

      Und nun weiter. In kaum 3 Min. überschreiten wir die Waldblöße. Rückwärts lassen wir dabei die in unmittelbarer Nähe mächtig aufragende Koppe, vor uns winkt die Moiselkoppe, zur L., in welcher Richtung ein hübsches Echo hervorgerufen werden kann, haben wir den Rollberg bei Niemes, den Limberg bei Wartenberg und den Tolzberg bei Gabel neben einander, davor den Spitzberg bei Audishorn. Hochstämmiger Nadelwald nimmt uns auf, in ihm 1½ Min. abwärts, dann l. ein Hau, über welchen hinaus nach rückwärts abermals die Jeschkenkoppe erscheint. Dann wieder durch 5 Min. etwas abwärts zu einer Art Schneiße, die wir queren und die wiederum rückwärts auf die Koppe und den ruinenartigen »roten Stein« (841 m) an seinem westlichen Abhange, l. auf das Gelände zwischen Oschitz und B. Aicha einen Ausblick gestattet. Nach weiteren 5 Min. auf anfangs etwas ansteigendem, dann ziemlich ebenem Waldwege, wo man sich allenfalls an Heidelbeeren laben kann, trifft man bei einem Wegweiser, der l. an einem Baume hängt und die Entfernung von da bis zur Jeschkenkoppe mit ¾ Stunden angibt, abermals auf eine lichtere Waldstelle, wo wir die Moiselkoppe vor uns, l. (durchblicksweise) Dewin mit Hammerspitz zwischen den Bösigen und dem Roll, rückwärts die Jeschkenkoppe, r. aber ganz nahe, auf der Höhe des Dänsteins eine grell vom Horizonte sich abhebende, abenteuerlich ausgezackte Quarzklippe erblicken. In 2 Min. sind wir in gerader Richtung etwas abwärts schreitend, wieder in dichterem Walde, steigen in demselben 1½ Min. lang hinab und stehen sodann – 20 Min. vom Ausgespann ab – auf dem Oberkriesdorfer Sattel, einer großen, an Arnica reichen Waldwiese, die von einem Wege gequert wird, der r. über den steilen und waldigen westlichen Abhang des Dänsteins (gelbrote Marken) aus Neuland, und zwar aus dessen oberstem, 524 m hoch gelegenen, 20 Min. entfernten Ortsteile Haudorf heraufkommt und l. nach Oberkriesdorf hinüberführt, dessen oberste, 593 m hoch am Jeschkenbache waldumsäumt gelegene Häuser südöstlich zum Vorschein kommen – ein ebenso malerischer, wie unerwarteter Ausblick. Dahinter sieht man an der zum Auerhahnsattel hinaufführenden Jeschkenstraße noch zwei, zu Kriesdorf gehörige Einschichten, nämlich das bekannte Gasthaus Prokop (Kleinsemmering) an der Gabelung der nach B. Aicha und Kriesdorf führenden Straßenstrecken und noch ein zweites Gasthaus, l. davon den gr. und den kl. Jeschken, der sich mächtig gegen Südwest hinlagert; r. vom Prokop den Hühnerberg bei Zwetlai, davor einige Häuser von Hodek an der nach B. Aicha führenden Straße. Zwei Markentafeln verweisen auf Neuland-Christofsgrund (1 Std.), Jeschken (1–1¼ Std.) und Moiselkoppe-Neuland (1 Std.).

      Letzterer Weg ist der unsere. Er führt auf dem Damme, der die Wiese l. begrenzt, an den Waldrand, längs welchem wir, die Wiese zur Rechten, 4 Min. lang aufwärts wandern, wobei wir nach r. rückwärts einen Blick gewinnen auf die Vogelkoppen und das Taubenhaus im Sattel zwischen der Sauplatsche (große Lichtung) und dem Dreiklafterberg. Dann sind wir wieder im beiderseitigen Walde, wo nach 3 Min. l. eine Wiese folgt, hinter welcher man stark bergab zu einer zweiten, reichlich mit Arnika, hohen Schlüsselblumen (Primula elatior Jacq.) und langsporniger Nackt-Orche (Gymnadenia conopea R. Br.) bestandenen Wiese rechterseits gelangt mit Ausblick auf den Langenberg. Nach 3 Min. versperrt uns wieder beiderseitiger Wald die Aussicht; erst eben, dann abwärts kommen wir nach einander an drei Quellen vorüber, Zuflüssen des Neuländer Grundbaches. Der Weg steigt dann wieder etwas bergan und geht später eben weiter; schöne Quarzbrocken mit eingefügtem Chloritschiefer, eine Zierde für jedes Terrarium, besäumen ihn; nach 7 Min. treten wir auf eine Waldlichtung heraus, wo wir zum ersten Male einen fesselnden Ausblick auf das Neuland-Christophsgrunder Tal gewinnen; l. ist der Langeberg, r. der Sommerhau bei Berzdorf mit der Waldstraße, im Hintergrunde in der Richtung des Tales der Gickelsberg sichtbar. Noch ein paar Schritte und wir sehen zur L. eine mächtige Schutthalde unmittelbar am Wege, den Abraum eines darüber gelegenen Steinbruches, in welchem, den Fundstücken nach zu schließen, gelegentlich des Bahnbaues Grünstein gebrochen wurde, der von bis fingerstarken Kalkspatschnüren und -platten durchzogen ist. Herr v. Zimmermann, Chemiker in Leipa, besitzt schöne Handstücke aus diesem Bruche.

      Der Steinbruch befindet sich an der Moiselskoppe (750 m), um deren nördl. Lehne der Kammweg herumführt; sie hat ihren Namen nach einem früheren Grundeigentümer, einem Kriesdorfer Insassen. Um auf dieselbe zu gelangen, braucht man bloß den grasigen Fußpfad einzuschlagen, der hinter der Schutthalde l. aufwärts führt. In etwa hundert Schritten ist man auf dem abgeholzten, westlichen Abfallsrücken der Koppe, von wo aus sich ein hübscher Ausblick in westlicher Richtung auftut.

      Zunächst haftet er an dem lang am Jeschkenbache sich ausdehnenden Pfarrdorf Kriesdorf zu Füßen, an das sich, am Jeschkenbache abwärts, das teilweise hinter den klippigen Rabensteinen (r. von der Kriesdorfer Kirche) versteckte Kirchdorf Seifersdorf anschließt. An dieses wiederum schließt sich Kirchdorf Hennersdorf, das sich, teilweise hinter dem Silberstein versteckt, gegen die Stadt Wartenberg l. hinzieht, welch letztere vom Audishorner Spitzberg verdeckt wird, hinter welchem der Wartenberger Limberg sichtbar ist. Zwischen Silberstein und Spitzberg hindurch hat man den Kamnitzberg bei Reichstadt; hinter dem Silberstein rückwärts zieht der Koselrücken; r. vom Silberstein wölbt sich der Tolzberg, r. von diesem der Laufberg vor dem Schwoikaer Gebirge, im Hintergrunde der Zinkensteinrücken. R. vom Laufberge bemerkt man den Ortelsberg vor dem Sonnebergrücken. R. von Kriesdorf liegt einschichtig der Kriesdorfer Bahnhof, die Straße dahin, sowie Bahn und Straße nach Schönbach, dieser Marktflecken selbst, weiter der Mergtaler Limberg, hinter diesem in gleicher Entfernung l. Kleis, r. Tannenberg (Turm). R. vom Kriesdorfer Bahnhofe zieht der bewaldete Jeschkenrücken mit den hinter einander aufgesetzten Kuppen der Scheuflerkoppe – an der l. vorüber Hochwald (Turm) und Lausche hinter einander zu suchen sind – des Schönwalder Spitzberges, des Kalk- und Langeberges. Den Blick wiederum gegen die Kriesdorfer Kirche zurückwendend, sehen wir l. vom Audishorner Spitzberge den hochragenden Roll, l. davon den doppelgipfligen Dewin, zwischen beiden den Hammerteich vor dem Kummergebirge, im Hintergrunde das Daubaer Gebirge mit der Nedoweska; l. vor dem Dewin der Krassaberg hinter dem einschichtigen Drausendorfer Meierhofe, rückwärts die beiden Buchberge bei Hühnerwasser und l. hinter diesen der Burgberg Bösig. L. vom Drausendorfer Meierhofe sieht man einen Teil von Drausendorf, die Straße von da am Friedhofe vorüber nach Johannestal und dieses zum Teil selbst, dahinter den Jelinkaberg und die Teufelsmauer zwischen Oschitz und B. Aicha. – Einen Einblick östlich ins Neuländer Tal gewinnt man vom Rande des Steinbruches, weiter oben südlich.

      Auf den Kammweg zurückgekehrt, biegen wir sogleich nach einem überraschenden Rückblicke auf den Gipfel der Jeschkenkoppe


Скачать книгу