G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner 1 – Western - G.F. Barner


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fröstelnd Tabe und Luke, die wie viele Männer an Spuk, Geister und andere unerklärliche Dinge glaubten. Auch Fatterman war überzeugt, daß Flints Partner wirklich tot war und Flint die ganze Geschichte nicht erfunden hatte. Abergläubisch waren sie alle.

      Flint wirkte so düster, daß Caroll Andrews plötzlich ein bedrückendes, beängstigendes Gefühl überkam.

      »Sie – Sie können ihn behalten, Flint«, stammelte sie verwirrt. »Er – er ist ein Geschenk, aber kein erzwungenes wie die Uhr. Flint, warum sind Sie ein Bandit geworden, warum, Mister?«

      »Warum?« murmelte er und sah sie an. »Ich mußte. Ich hatte keine andere Wahl. Eines Tages werden Sie es vielleicht wissen. Eines Tages, Miss Caroll. Es fing an, als ich Sie sah. Damit fing alles an… Ich mußte die Kutsche überfallen, weil ich Sie sehen wollte… Vielleicht war es ein Fehler, vielleicht bin ich verrückt. Ich weiß es nicht, Caroll Andrews. Vielleicht ist es nur, weil Sie rothaarig sind, Miss… Miss Anne, kann ich die Tasche haben?«

      »No – no!« keuchte Anne entsetzt und umklammerte ihre Tasche. »Meine Tasche geht Sie nichts an, Flint.«

      »Warum nicht?« fragte Flint düster. »Was ist in der Tasche, Miss Anne? Geben Sie her!«

      »Nein, nein, niemals. Wenn Sie Gewalt anwenden wollen, dann tun Sie es doch, Sie – Sie Bandit, Sie Pferdedieb. Niemand bekommt meine Tasche!«

      »Tochter«, knurrte Claydon. »Gib sie ihm, er findet doch nichts. Gib sie diesem verrückten Kerl.«

      »No, Dad!«

      »Sie will nicht?« murmelte Flint finster. »Nun gut, Sie sind eine Lady – nun gut! Sie gehen jetzt hier rechts am Rand der Lichtung vorbei und zum Weg hoch. Gehen Sie – alle! Gehen Sie, sage ich!«

      Er trat zurück, in einer Hand den Revolver, in der anderen das Gewehr.

      Als sie sich nicht rührten, hob er den Colt an.

      »Geht!« knirschte er finster. »Los, geht schon!«

      Claydon wandte sich um und ging fluchend los. Fatterman lief ihm auf seinen kurzen, dicken Beinen hinterher. Die beiden Fahrer schlossen sich an. Schließlich folgte auch Anne den Männern. Nur Caroll Andrews blieb noch stehen.

      »Gehen Sie, Miss«, murmelte Flint. »Nun gehen Sie endlich!«

      »Flint«, gab sie leise zurück. »Warum ändern Sie Ihr Leben nicht, Flint? Es ist nie zu spät, glaube ich.«

      Dann drehte sie sich um und lief davon. Flint sah ihr nach, er senkte den Kopf, ging zur Kutsche, schlug den Schlag zu und sprang auf den Bock. Das letzte, was sie von ihm sahen, waren seine breiten Schultern, die über dem Bock aufragten. Josef Brian Flint jagte die Kutsche wenig später bis in die Senke hinunter. Dort sprang er ab, schirrte die Pferde aus und ritt mit ihnen davon.

      Joe Brian Flint dachte an die Zigeunerin im Bahncamp von Socorro, an den Mann, mit dem er über den Jahrmarkt für die Bahnarbeiter geschlendert war. An diesem Abend hatten sie getrunken, gelacht, bis sie am Karren der Zigeunerin gelandet waren. Flint hatte niemals etwas vom Handlinienlesen gehalten oder an sonst welchen Unsinn geblaubt. Sie hatten sogar darauf getrunken, daß der andere nur noch vier Jahre leben sollte.

      Dann war er gestorben – mit sechs Unzen Blei im Rücken – getroffen von mehr als einem halben Dutzend Kugeln. Damals hatte es begonnen – und Flint glaubte jetzt daran.

      Er hatte seine rothaarige Frau getroffen.

      Sein Schicksal war nicht mehr zu ändern.

      *

      Die Dämmerung fiel, als Flint sein Pferd verließ und sich hinter den einen Schuppen drückte. Von hier aus sah Juntura noch kümmerlicher aus, als es auf den ersten Blick von der Berghöhe herab auf Flint gewirkt hatte. Eine Straße, sieben Häuser. Ein Saloon, neben dem der einzige Store gleich im selben Gebäude untergebracht war. Das mittlere Haus auf der rechten Straßenseite zum Malheur River hin war die Stage-Station. Dort brannte Licht. In zwei anderen Häusern linker Hand steckte man gerade die Lampen an.

      »Nicht gut«, murmelte Flint. »Licht ist immer schlecht. Ich muß noch warten.«

      Er lehnte sich an die Schuppenwand und dachte an sein Pferd. Das stand unten am Malheur River, weit genug entfernt.

      Aus dem Store kam der Mann, stieg auf sein Pferd und ritt wieder davon. Eine Viertelstunde darauf fuhr auch der junge Bursche ab. Sein Wagen verschwand in der stockdunklen Nacht.

      Flint ging los, bog um die Rückseite des Schuppens und kam am ersten Haus vorbei. Aus den Augenwinkeln sah er den Mann und die Frau von der Bank aufstehen und im Haus verschwinden.

      Langsam, dachte Flint, nur langsam gehen. Verdammt, jemand macht die Tür auf…

      Ein Mann trat aus dem Haus vor Flint und sah sich um. Flints Blick zuckte blitzschnell zu dem Schild über der Tür hoch. Er las die Schrift, sah den Mann an, der in der Tür stehenblieb.

      »Hallo, Mr. Lane!«

      »Hallo«, sagte Lane, der Sattler. »Nun, mein Freund?«

      Flint blieb stehen und lächelte. Er trug keine Cordjacke mehr, er hatte auch die Weste im Packen. Sein Hemd war kariert, die Jacke offen – eine graue Stoffjacke.

      »Aufgehört zu arbeiten, Mr. Lane?« lächelte Flint.

      »Einmal muß man Schluß machen, mein Freund. Muß zum Saloon, wir haben unseren Abend heute.«

      »Well«, antwortete Flint. »Einmal in der Woche muß ein Mann seine Freunde sehen, denke ich. Na, diesmal haben wir keinen Ärger mit unserem Schleppgeschirr, Mr. Lane.«

      Flint hatte sie gesehen. Sie schlugen vierzehn Meilen weiter westlich Koniferen ein. Es waren dreißig Mann, und er hatte keine drei Meilen weiter die Einschlagspuren eines etwa zwei Jahre alten Kahlschlages gesehen.

      »Ah«, machte Lane, kam an seine Seite und ging mit ihm weiter auf den Store zu. »Daher bist du also? Wußte doch die ganze Zeit, daß wir uns schon mal gesehen hatten, mein Freund. Was macht denn Floyd?«

      »Immer dasselbe mit ihm«, grinste Flint. »Er arbeitet sich auch noch mal tot, fürchte ich, Mr. Lane. Well, will in den Store. Na, viel Spaß noch, Mr. Lane.«

      »Auch so, mein Freund.«

      Lane ging fort. Flint trat in den Store.

      Er hob den Kopf und tippte an den Hut. Hinter dem Tresen stand eine Frau auf einer kleinen Trittleiter. Sie legte Hemden in das Regal oben.

      »Hallo, Madam«, sagte Flint freundlich. »Geben Sie die Hemden gleich wieder her, wenn Sie meine Größe haben. Das hier ist mein letztes. So ist das, wenn man Bäume fällt und dabei die Jacke auszieht. Soll man nicht machen, glaube ich. Ein abbrechender Ast zerreißt ein Hemd eher als eine Jacke, wie?«

      Es war eine jüngere Frau, kaum dreißig Jahre alt mit braunem Haar und lustigen Augen.

      »Oh, hallo, Mister«, meinte sie, nach einem Blick auf Flint. »Diese Hemden passen Ihnen bestimmt nicht, die hat der Junge gerade ausgesucht gehabt. Er wollte unbedingt ein rotes Hemd haben, ganz rot. Dabei haben sie zu Hause hundertdreißig wilde Stiere, aber er ließ nicht mit sich reden. Nun, ohne Hemd soll man keinen Mann lassen. – Der Stapel dort drüben hat Ihre Größe, Mister. Kommt ihr Männer am Wochenende wieder her?«

      »Hoffe ich doch«, gab Flint zurück. »Etwas Spaß muß ein armer Holzwurm auch mal haben, denke ich. Gerade traf ich Lane. Die Männer haben wohl heute ihren Tag, wie?«

      Die Frau lachte, stieg von der Leiter, schob sie ein Stück weiter und holte die Hemden herunter.

      »Was soll man machen«, lachte sie. »Sie teilen die Woche, sagen sie. Nun ja, außer der Arbeit müssen sie auch etwas haben. Wie wäre es mit diesem grünen Hemd, Mister?«

      »Grün habe ich den ganzen Tag – die Baumwipfel«, grinste Flint. »No, Lady, ich würde eher sagen… gemustert. Hier, grau und schwarz mit roten Streifen. Sieht bunt aus, fällt aber im Wald mehr auf.«

      Er


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