G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner 1 – Western - G.F. Barner


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hatten wir Regen. Narrows wollte seine Reusen herausholen. Er war dabei, als sie kamen. Sie sahen ihn nicht, redeten miteinander, und er hörte, was sie tun wollten. Er war so dicht bei ihnen, daß es ihm nur noch gelang, zwischen die Büsche zu kriechen und sich still zu verhalten. Aber er sah, als die beiden zurückgebliebenen Kerle rauchten, ihre unmaskierten Gesichter. Well, zwei Tage darauf kam er zu mir. Ich hatte ihm eingeschärft, nichts über seine Beobachtungen zu sagen und nur die Augen aufzuhalten. Diese beiden Gauner saßen drüben in Oregon und fraßen für zehn Mann. Old Narrows hatte sie dort erkannt.«

      »He, Sheriff! Wasser – bring uns – Wasser, wir verdursten!« brüllte jemand heulend los. »Bedienung – wo bleibt die Bedienung in diesem verdammten Rattenloch? Unschuldig einlochen und sie, dann noch verdursten lassen, was?«

      O’Connor stieß die schwere Bohlentür zum Zellengang auf. Die Tür flog herum und donnerte an die Wand.

      »Wenn ihr unschuldig seid, ihr häßlichen schwarzen Krähen«, schnappte O’Connor finster, »will ich nicht mehr Sheriff sein. Du wieder, Greer, du Großmaul? Ich leite den Bach um und lasse ihn durch das Loch fließen, vielleicht ersauft ihr dann und habt endlich den Hals voll, he? Das war eure Ration für den ganzen Tag, verstanden?«

      »Du Sklavenhalter, du irischer!« brüllte Greer, ein bulliger Mann. »Wir sind unschuldig, Mann. Bring endlich den Richter her, damit wir eine Verhandlung bekommen.«

      »Der kommt noch früh genug

      für euch Galgenvögel«, versprach

      O’Connor. »Du bist ganz und…«

      Er verstummte, denn jemand raste mit seinem Pferd auf das Office zu und warf sich aus dem Sattel. Der Mann stürmte zur Tür herein. Er war vollständig mit Staub bedeckt und lehnte sich keuchend gegen die Wand.

      »Sheriff«, stöhnte er dann. »Ben Claydon schickt mich. Er kam zur Station am Tencent. Ich bin zwölf Stunden unterwegs und habe vier Pferde fast zu Tode geritten… Verdammt, das war ein Ritt! Sheriff, ein Mann hat Old Ben das beste Pferd aus dem Corral gestohlen. Jetzt sucht Ben überall. Ich soll dir sagen, daß der Bursche wahrscheinlich am Rand der Alvord Desert seinen eigenen Gaul verlor. Das war ein schwarzbrauner Wallach mit heller Stirn und hellen Hacken. Irgendwie, sagt Old Ben, müßte der verdammte Schurke mitten durch die Wüste marschiert sein. Old Ben sah Spuren neben dem toten Schwarzbraunen, aber dann waren sie auf einmal wie weggeblasen. Dasselbe ist auf Old Bens Ranch passiert.«

      O’Connor fuhr herum, als er Brad Harris stöhnen hörte. Harris hatte sich gesetzt gehabt. Jetzt aber sprang er auf und schien ersticken zu wollen, denn er hatte beide Hände am Hals.

      »Was – was sagst du da, Mann?« gurgelte Harris dann. »Ein Schwarzbrauner mit hellen Hacken und heller Blesse… Wo? Alvord Desert? Und eine Spur, die sich in Luft auflöste? Wer ist Old Ben – wer ist Old Ben – wo wohnt er, he?«

      »Marshal – Mann, du meinst doch nicht…«, stotterte O’Connor verstört. »Old Ben ist Ben Claydon. Ihm gehört die Claydon Ranch. Er ist der beste Freund und Partner von Andrews. Marshal…«

      Harris schien sich zu fangen. Der stiere Ausdruck seiner Augen verschwand.

      »Ruhig, Sheriff!« stieß Harris hervor. »Mister, der Reihe nach! Ben Claydon fand ein totes Pferd, den Schwarzbraunen. Wo?«

      »Am südwestlichen Rand der Alvord-Wüste, Marshal«, erwiderte der Stationshelp schnaufend. »Das war am Nachmittag. Old Ben fuhr dann mit Miß Anne und Miß Andrews nach Hause. Später kam Benjamin Claydon mit Dave, dem Zureiter auch nach Hause. Das war eine Stunde vor Mitternacht. Sie gingen alle schlafen. Dave mußte mal. Als er herauskam, sah er Old Bens Hengst vor dem Corral stehen. Viel mehr sah er nicht. Ein baumlanger Kerl erwischte Dave. Er schlug ihn mit der bloßen Faust nieder. Danach band er ihn wie ein Paket und brachte ihn an den einen Baum über der Ranch auf dem Hügel. Als der Morgen graute, sahen sie, daß Dave nicht im Bunkhaus war. Sie fanden ihn unter dem Baum.«

      Der Stationshelp der Tencent-Station am Rand der Steens-Berge schnappte nach Luft.

      »Weiter!« knirschte Harris voller Grimm. »Mach weiter, Mann!«

      »Yeah, Marshal, yeah. Sheriff, einen Schluck Wasser«, krächzte der Stationshelp. Er trank und hustete, als er sich verschluckte. »Marshal, Dave sagte, der Mann wäre über sechs Fuß groß gewesen. Und eine Stutzerweste mit Silberknöpfen…«

      »Flint!« schrie Harris. »Gerechter Gott! Flint, der dreimal verfluchte Hundesohn! Er war es. Mister – weiter, weiter! Schnell, Mister!«

      »Dave – Dave sagte, der Mann hätte ihn getragen wie ein Bund Heu. Und – und dann hätte er gesagt, er würde Old Ben den Gaul irgendwann und irgendwo hinstellen zum Abholen, sagte Dave, Marshal. Der Kerl muß unheimliche Kräfte haben, sagt Dave, Marshal. Und… Yeah, da ist noch was, Marshal. Der Bursche hat nicht die kleinste Spur hinterlassen. Sie haben keine gefunden. Nur ein paar Eindrücke hinter dem Haus an der Küche. Sie sagen, der Halunke wäre frech genug gewesen, in die Küche zu steigen und sich Kaffee zu holen. Er hat einen Becher draußen stehengelassen. Old Ben sagte, wenn er ihn erwischt, hängt er ihn auf, Marshal!«

      »Becher – Kaffee holen… Allmächtiger«, gurgelte Harris. Er fiel auf den nächsten Stuhl und schlug die Hände immer wieder an den Kopf. »O’Connor, das war Flint – das ist seine Art. Der Hundesohn ist eiskalt, der stiehlt jemand das Bettlaken unter dem Hintern weg, wenn er will. Also doch – die Wüste, die Wüste! Der Sand weht ständig, es gibt keine Spur! Wo ist er jetzt – wohin kann er sein? Die Karte her, Sheriff!«

      Flint war aufgetaucht und schon wieder weg.

      Der Teufel mochte wissen, wo Flint erneut erschien.

      *

      Ben Claydon hörte das Wiehern eines Kutschpferdes, und es gab ihm einen Stich mitten durch seine nach außen eisenharte und nach innen viel zu weiche Seele. Das Wiehern brachte die Erinnerung an seinen Hengst zurück, und es war Claydon, als spürte er körperlichen Schmerz bei dem Gedanken. Sein Hengst war verloren, das beste Tier, das er jemals besessen hatte.

      Wäre der Hengst gestorben, Ben Claydon hätte es verdaut und

      als Schicksalsschlag hingenommen. Aber gestohlen? Welch fürchterlicher, entsetzlicher Gedanke, daß sich irgendein verfluchter Kerl jetzt auf dem Rücken dieses Pferdes befand!

      Ich bringe ihn um, wenn ich ihn erwische, dachte Old Ben mit dem Grimm eines ehrlichen Mannes. Säuft meinen Kaffee, stiehlt mein Pferd, schlägt Dave nieder… Ich bringe den Hundesohn um!

      Claydon hatte die Suche aufgegeben. Er mußte nach Burns und mit Jack Andrews reden, das war jetzt wichtiger. Es hatte keinen Sinn, wie ein Narr durch die Berge zu reiten und nach einer Fährte des Diebes zu suchen.

      Ben Claydon zerrte an seinem Hemdkragen und sah zu seiner Tochter und zu Caroll Andrews hinüber. Sein Blick streifte den dicken Georgie Fatterman, den sie Fatty nannten. Fatty handelte mit Rindern, Schweinen, Ziegen, Schafen und fast allem, was sonst noch vier Beine hatte. Es kam Claydon vor, als blickten ihn die beiden Girls und Fatty geradezu mitleidig an.

      »Tencent Lake Station!« hörte Ben den alten Tabe vom Kutschenbock brüllen. »Tencent Lake, Leute! Alles heraus, was einen steifen Kaffee gebrauchen kann. Pferde von der Leine – vertretet euch die Beine, alles aus dem Kasten – zehn Minuten rasten…«

      Zum Kotzen, dachte Old Ben. Er könnte sich auch mal einen neuen Spruch einfallen lassen. Wenn man so was siebzehn Jahre lang gehört hat, dann hängt es einem so weit aus dem Hals, daß man drauftritt.

      »Nun, steigt aus«, brummte er den Girls zu. »Vertretet euch die Beine, es dauert noch lange genug!«

      Er sprang aus dem Kasten, und der erste Mann, den er sah, war Buddy Sharp, den er gestern nach Burns zum Sheriff geschickt hatte.

      »Ho, Buddy«, murmelte Old Ben. »Du hast O’Connor doch Bescheid gesagt, oder?«

      »Sicher, Mr. Clayton«, versicherte Buddy eilig. Er brachte frische Pferde vor die Kutsche und kratzte sich am Schädel. »Sie hatten ja gesagt, daß Sie heute vorbeikämen.


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