G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner 1 – Western - G.F. Barner


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denke, er wird gleich in die Berge geritten sein«, gab Buddy zurück. »Er meinte, wenn sich Flint irgendwo verkrochen hätte, dann nur in den Bergen.«

      »Flint…, wer ist denn nun wieder Flint?« knurrte Old Ben.

      »Das ist der Kerl, der den Hengst gestohlen hat«, berichtete Benny. »Mister Claydon, das muß ja ein Kerl sein! Der Marshal ist schon Monate hinter diesem Burschen her…«

      Old Ben sperrte die Augen auf. Er vergaß seinen Kaffee, ließ sich von Buddy alles erzählen, was der wußte, und ächzte schließlich: »Alle Teufel, Hölle, Pest und Ungewitter! Hat der Marshal wirklich gesagt, ich würde meinen Hengst zurückbekommen?«

      »Yeah, hat er!« bestätigte Buddy. »Harris sagte, wenn Flint etwas verspräche, dann könnte man sicher sein, daß er es auch hielte.«

      »Ein Bandit…, der hält doch nie sein Wort!« knirschte Claydon grimmig. »Nach dem, was du mir erzählt hast, Buddy, muß das ein widerlicher Schurke sein. Und so ein widerlicher Strolch reitet jetzt meinen besten Hengst. Ich werde noch verrückt bei dem Gedanken. Er ist bestimmt über sechs Fuß groß und trägt immer diese verdammten Stutzerwesten?«

      »Der Marshal sagt es – und ich habe den Steckbrief gelesen!« versicherte Buddy. »Der Kerl soll einem mit dem freundlichsten Gesicht die Uhr, das Geld und sogar Fingerringe abnehmen. Und hinterher, sagte der Marshal, bedankt er sich auch noch, ehe er spurlos verschwindet.«

      Caroll und Anne brachten Old Ben eine Tasse Kaffee heraus. Sie hatten gehört, was Buddy erzählt hatte. Und auch Georgie Fatterman war in der Tür stehengeblieben, um zuzuhören. »Den sollte ich treffen!« meldete sich Georgie Fatterman gewichtig. »Ehe ich dem Kerl meine Uhr geben würde, würde ich ihm zwei saubere Löcher in das Fell blasen… So!«

      Er trug eine dicke goldene Uhrkette vor der Weste. Scheinbar nach der Kette greifend, fuhr seine Hand unter die Weste. Als sie hochzuckte, hielt Georgie einen doppelläufigen Derringer in der Faust und ließ die Mündung genau auf Buddys Kopf deuten.

      »Alle Teufel, nehmen Sie das Ding weg, Mr. Fatterman!« kreischte Buddy entsetzt. »Es könnte aus Versehen losgehen!«

      »Pah, das geht nur los, wenn ich will!« kicherte Fatty spöttisch. »Und genau das würde dieser Joe Flint sehen, wenn er mir jemals über den Weg laufen sollte.«

      Vierzig Schritte weiter wippte der Zweig eines Busches unmerklich.

      Der Mann unter dem Busch verzog das Gesicht. In seinen graugrünen Augen schienen tausend Teufel mit hell lodernden Fackeln zu tanzen.

      »Soso«, murmelte Josef Brian Flint zwischen den Zähnen. »Du dikker Ochsenfrosch, dir werde ich helfen, verlaß dich darauf! Ah, mein Gott, ist dieses Girl sauber, dieses Haar, diese Augen! Flint, du alter Narr, jemand hat dir mal aus der Hand gelesen und gesagt, eine Frau mit roten Haaren würde dein Schicksal werden. Flint, vergiß die verdammte Warnung nicht.«

      Aber er konnte nicht anders – er hatte nur noch Augen für Caroll Andrews!

      *

      Joe Brian Flint sah auf die Hüte der drei Männer. Er hatte den einen Ast hochgebogen, sah sie nun und ließ sich jäh los. Joe Flint fiel wie ein Stein zweieinhalb Schritte tief. Im Fallen spreizte er die Beine. In seinen Ohren war das Rauschen der Blätter. Dann streifte irgend etwas seinen Leinenkittel vorn. Das knackende Brechen des kleineren Astes folgte. Flint stürzte hart an den letzten dicken Ast vorbei dem mit dem üblichen kleinen Geländer umgebenden Dach der Kutsche entgegen.

      Als Flint durch das Blattgewirr sauste, knickte er leicht ein. Er zog die Beine jetzt ein, hatte in der nächsten Sekunde die Sicht frei und wußte es: Sie hatten das Rauschen durch das Mahlen der Räder, das Knarren von Holz und das Prusten der Pferde gehört!

      Claydon nahm jäh den Kopf herum, als das Rauschen kam. Einen Moment nur war Claydon verwirrt, aber dann sah er die Beine direkt hinter sich.

      Der Baum, dachte Claydon erschrocken, er ist vom Baum gesprungen und…

      In derselben Sekunde landete Joe Flint auf dem Dach, ein riesengroßer Schatten, der Claydon so gewaltig vorkam, daß sich Claydon nach vorn warf. Es war Claydon, als stürzte sich ein Riese herunter. Mit diesem Eindruck schrie Claydon los.

      »Tabe!« brüllte Claydon. »Tabe, Vorsicht, auf dem Dach…«

      Tabe drehte sich mit einem heiseren, verstörten Ausruf um. Sein Ellbogen schoß dabei empor. Es war der Ellbogen, der Claydon genau auf die Zähne knallte. Hätte Claydon stillgesessen, wäre gar nichts passiert. So fuhr ihm der Ellbogen auf den Mund und erstickte seine Schreie. Schmerz schoß durch Bens Lippen – er prallte zurück, griff nach dem Colt. Dann sah er Luke, den Beifahrer, den Arm hochreißen.

      Neben Luke hatte die Schrotflinte gestanden. Luke griff in dem Moment nach ihr, als das schwere Poltern beim Aufprall Flints auf dem Kutschendach ertönte.

      In diesem Moment kniete Flint bereits. Er war schnell, unheimlich geschickt, flink wie eine Raubkatze trotz seiner Größe. Die ganze Gefährlichkeit Flints zeigte sich in diesen wenigen Sekunden. Neben Flint ein Koffer, zwischen seinen Beinen eine Hutschachtel, die er eingedrückt hatte. Aber in Flints Händen nun das Gewehr.

      Es war zu eng auf dem Bock mit drei Mann, jetzt zeigte es sich erst richtig. Der alte Tabe schob beim Herumwerfen Old Ben nach rechts. Der prallte auf Luke. Doch neben Luke war niemand mehr, dort stand die Flinte. Luke schwang sie herum, als der Hieb kam.

      »Laß fallen!«

      Flints Stimme klang scharf, kalt, befehlend laut. Gleichzeitig fuhr der Lauf seines Gewehres herum. Ein Hieb fegte gegen Lukes Oberarmmuskel. Es war Luke, als bräche ihm der Arm in zwanzig Stücke, als der Gewehrlauf ihn traf. Seine Flinte flog weg und polterte zurück in den Fußkasten.

      »Halten – halten!«

      Die Stimme Flints fauchte wilder, war direkt hinter Old Ben. Dann kam der Stoß in Ben Claydons Rücken – ein harter Aufprall der Gewehrmündung. Claydon kippte bei dem Stoß um ein Haar vom Bock herunter zwischen die Räder.

      »Tabe, anhalten!« klirrte Flint. »Bring sie zum Stehen, sonst…«

      In dieser Sekunde sah der alte Tabe, was mit Claydon passiert war. Tabe blickte auf das Gewehr, er hörte Luke stöhnen und sah ihn schief über den Eisenbügel des Bockes hängen.

      »Anhalten, Mister, schnell!«

      Ehe Tabe an den Zügeln zog, nahm er den Blick hoch. Er sah an dem Gewehrlauf vorbei auf das knallrote Halstuch des Mannes, den schmalen Streifen seines Gesichtes mit dem tief in die Stirn gezogenen Hut.

      Die Augen, dachte der Alte, diese Augen! Er erkannte die Kälte in den grüngrauen Augen und lehnte sich zurück.

      In diesem Moment rief Anne Claydon aus dem Kasten ängstlich: »Dad? Dad, ist etwas passiert? Dad!«

      »Claydon«, sagte Flint kalt, und der Druck der Gewehrmündung wurde stärker. »Sag ihr, daß sie alle im Kasten bleiben sollen. Alle! Ich drücke ab, wenn jemand etwas versucht. Sag ihr, was passiert ist, schnell!«

      Das Frieren kam plötzlich über Claydon. Er konnte nichts gegen das verfluchte Frieren tun, das von seinem Rücken ausging. Der schießt, dachte Claydon, Allmächtiger, wenn der abdrückt, wenn der…

      »Tochter, bleib ruhig«, keuchte er abgerissen. Sie standen jetzt, nur die Pferde prusteten noch. Claydons Stimme schwang gepreßt in die Stille hinein. »Niemand verläßt den Kasten. Hier – hier oben… Hinter mir ist ein Mann. Ich habe sein Gewehr im Rücken. Macht, was er sagt, sonst schießt er. Er braucht nur abzudrükken, dann…«

      »Dann ist er tot, Miss Claydon«, sagte Flint eisig. »Sie bleiben alle im Kasten. Niemand wirft etwas aus den Fenstern. Ich würde es sehen und denjenigen herausfinden. Fenster schließen, schnell, Miss!«

      Unter Flint ertönte ein leiser, entsetzter Schrei. Dann flüsterte jemand etwas, und die Fenster schlugen hoch.

      »Gut«, murmelte Flint finster. »Tabe, mein Freund, du fährst jetzt weiter. Sieh dich


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