Heiße Tage, heiße Nächte. Ananke
und dorthin, um den Flügel herum, sogar so nah an Marius vorbei, dass sie ihn streifte. Ein »Entschuldigung« formulierte sich in ihrem Kopf, doch heraus kam es nicht. In der nächsten Sekunde war sie schon wieder weiter, schaute ihn an, jedoch waren seine Augen konzentriert auf die Tasten gerichtet. Nahm er überhaupt wahr, wie sie dem Rhythmus folgte und wie gefangen sie von dieser Musik war?
Es durchfuhr sie wie ein Blitz von oben nach unten, vom Kopf bis in ihre Füße, als er auf einmal aufsah. Sein Gesichtsausdruck war jetzt anders, unbeschreiblich anders. Er lächelte nicht, aber er schaute auch nicht grimmig. Ilona kam es vor, als dringe er mit seinen Augen in sie ein, führte sie, manipulierte sie wie eine Marionette am Faden. Es war ihr nicht unangenehm, nur fremdartig fühlte es sich an, heiß, pulsierend.
Wozu nur tanzen? In der nächsten Sekunde hatte sie sich auf den Flügel hochgestemmt, rutschte bäuchlings näher zu ihm, und wurde im selben Moment gewahr, dass sie stöhnte und schnurrte wie eine Großkatze. Du meine Güte, so habe ich mich ja noch nie aufgeführt! Aber schuld ist ja nur er daran, warum hat er auch den Flügel zugeklappt! Fast musste sie über sich selbst lachen, wäre es nicht so erregend gewesen. Es fühlte sich richtig an, und es fühlte sich vor allem deshalb richtig an, weil sein Blick ihr dies sagte und sie geradezu aufforderte, weiter zu machen und ihren Empfindungen freien Lauf zu lassen.
Ilona stöhnte lauter. Ihre Lippen öffneten sich mehr, sehnten sich nach seinen, nach einem leidenschaftlichen Kuss. In ihrem Unterleib kribbelte und pulsierte die Begierde so sehr, dass sie ihn am liebsten angefleht hätte: »Nimm mich!«
Die glänzende Oberfläche des Flügels fühlte sich angenehm an und sie räkelte sich darauf hin und her wie eine rollige Katze. Ab und an streckte sie die Arme nach ihm aus, und wenn er sich vorbeugte, als wolle er ihre Hände küssen – was rein physikalisch gar nicht machbar war, denn so lange Arme hatte kein Mensch – dann zog sie sich zurück.
Seine Lippen hauchten »Biest« und sie fauchte zurück. Was für ein herrliches Spiel.
Der Flügel unter ihr bebte und machte sie noch wilder. Den Saiten und Tasten wurde das Äußerste abverlangt. Lebte er nur für die Musik?
Ilona wollte sich das nicht vorstellen und sie war bereit ihn mit allen Mitteln zu verführen. Während sie sich auf den Rücken umdrehte, versuchte sie das Kreuz durchzudrücken, nach hinten seinen Blick zu erhaschen und strich sich mit den Fingern genüsslich über die Brustspitzen. Von seiner Warte aus müsste er in den V-förmigen Ausschnitt ihres Kleides schauen können. Macht ihn das nicht an?
Wie in Zeitlupe, als wäre dies ein Traum oder ein Film, fern jeglicher Realität, so nahm sie wahr, dass er nun doch aufstand, neben den Flügel trat und seine Hände über ihren Körper streichelten.
Roar!
Wann und wie er ihren Slip abgestreifte, hätte sie später nicht beantworten können. Aber dass sie ihm dabei zugesehen hatte, wie er sich vor ihr auszog und wie schön sein Körper war. Davon erinnerte sie jede Sekunde. Schlank und drahtig wirkte er, die Haut leicht bronziert.
Dann stemmte er sich hoch und kam zu ihr auf den Flügel. Als er zwischen ihren Beinen kniete und sich über sie beugte, um sie zu küssen, überrollte sie ihr erster Orgasmus. Sie hatte nicht wahrgenommen, wann genau er in sie eingedrungen war. Nur das heftiger werdende Pulsieren, das köstliche Gefühl endlich ausgefüllt zu sein, und vor allem dieses Ganzkörper-Wohlgefühl, dass sie fast zu Tränen überwältigte und ihr nun einen Schrei höchsten Genusses entlockte, den er auf der Spitze ihres Höhepunktes mit einem wilden Kuss erstickte.
DER ANIMATEUR
VON EMILIA JONES
Mit beiden Händen hielt Kristina den rosa-weiß-geblümten Overall in die Höhe und schnitt ihm eine frustrierte Grimasse.
»Oh Mann, habe ich mir das wirklich richtig überlegt?«, fragte sie sich. Aber nun war es wohl zu spät, um einen Rückzieher zu machen. Sie stand in einer winzigen Kammer, die als Umkleideraum für fünf bis sechs Personen ausreichen sollte. Hier gab es weder einen ordentlichen Schrank noch eine Kommode oder sonst etwas. Lediglich ein paar Haken ragten schief und unkontrolliert verteilt aus den Wänden heraus. An ihnen hing kreuz und quer eine Vielzahl an Kostümen. Vermutlich wurde keines von ihnen jemals gewaschen oder gebügelt. Zumindest sahen sie so aus.
Todesmutig schnupperte Kristina an dem Overallstoff. Er roch ein wenig vermodert, aber zum Glück nicht ganz so schlimm, wie sie befürchtet hatte. Der Gedanke, sogleich in dieses Kostüm hinein schlüpfen zu müssen, gefiel ihr überhaupt nicht. Dennoch würde sie keine andere Möglichkeit haben.
»Was habe ich mir nur dabei gedacht?«
»Hey, Krissi, bist du bald mal fertig? Die anderen wollen sich auch noch umziehen.« Steffi, ihre beste Freundin seit Kindertagen, quetschte sich durch die Tür in die Kammer hinein. Nun stand sie vor ihr, schlaksig und hochgewachsen überragte sie Kristina fast um eine Kopfeslänge, so dass der Eindruck entstand, sie blickte auf ihre Freundin herab.
»Sorry. ..«, stotterte Kristina, »… ich hab nur. .. ich wollte. .. hm.« Da sie nicht die richtigen Worte fand, hielt sie Steffi als Erklärung den Overall entgegen.
Die antwortete mit einem Seufzen. »Ja, ich weiß, die Kostüme sind nicht das Gelbe vom Ei. Aber der Job macht echt Laune. Wirst schon sehen.«
Der Job. Das war eine befristete Anstellung als Animateurin in einer Ferienanlage auf Ibiza. Hier sollten die beiden Freundinnen mindestens die nächsten drei Monate verbringen und bei den Gästen für gute Laune sorgen. Und warum? Weil Kristina keine Ahnung gehabt hatte, was sie nach ihrem erfolgreich bestandenen Abitur mit sich anstellen sollte. Steffi war dann auf die Schnapsidee gekommen, bei den Schnuppertagen für Animateure vorbei zu schauen. Die waren zufälligerweise gerade von einem großen Reiseveranstalter in ihrer Stadt angeboten worden.
Warum ausgerechnet ihnen beiden sofort eine Anstellung auf Ibiza zugesagt worden war, verstand Kristina immer noch nicht. Vom Tag ihres Bewerbungstrainings bis zu dem Moment in der Umkleidekammer waren gerade einmal zwei Wochen vergangen. Vielleicht, überlegte Kristina, hatte der knackige Chef-Animateur doch seine Finger im Spiel gehabt. Er hieß Peter und pflegte mit blondem Kurzhaarschnitt und hübsch gebräunter Haut den perfekten Look eines Sonnyboys. Wenn er nicht ins Ferienparadies auf einer Insel passte, wer sonst?
Kristina bildete sich vom ersten Moment an ein, er hätte ein besonderes Auge auf sie geworfen. Allerdings konnte sie sich dessen nicht vollkommen sicher sein. Es war mehr eine Art Katz-und-Maus-Spiel, was er da mit ihr trieb. Zuerst näherte er sich ihr an, flüsterte ihr anzügliche Dinge ins Ohr, nur um sich gleich wieder zu entfernen und so zu tun, als wäre nichts gewesen.
Trotzdem hatte allein die Aussicht, mit ihm zusammen zu arbeiten, ausgereicht, um in Steffis Jubelschreie über die Job-Zusage einzustimmen.
Nun stand sie da, in dem rosa-weiß-geblümten Overall, und wusste noch gar nicht so recht, was sie eigentlich als nächstes zu tun hatte. Steffi, neben ihr, trug einen grün-weiß-gestreiften Overall, der mindestens genauso moderig roch wie ihr eigener. Gemeinsam traten sie aus der Kammer heraus und wurden vor der Tür von Peter empfangen.
Der Chef-Animateur steckte in einem hautengen rosa Badeanzug. Natürlich wirkte das ein wenig albern, aber dennoch sexy genug, um Kristina gehörig ins Schwitzen zu bringen. Sie konnte sich nicht davon abbringen, auf die beeindruckende Ausbeulung in seiner Hose zu starren. Sämtliche Säfte in ihrem Schoß zogen sich erst kurz zusammen, wie vor Schreck, um sich dann aus ihrer Spalte heraus zu schleichen und ihre Libido heftig zum Pochen zu bringen.
Kristina schluckte. Abermals fragte sie sich, ob sie sich das alles eigentlich richtig überlegt hatte. Wie sollte sie nur an der Seite dieses Prachtexemplars eine Show abliefern und nebenbei ihre aufwallenden Lustgefühle unterdrücken?
»Was genau sollen wir eigentlich tun?«, hörte Kristina sich fragen. Ihre Stimme klang dumpf, als hätte sie Watte in den Ohren.
»Ein bisschen die Pausenclowns spielen halt.« Peter zuckte mit den Schultern und grinste sie frech an. »Wir machen heute nur etwas zum Auflockern, um euch