Heiße Tage, heiße Nächte. Ananke
meinte Kristina.
Steffi hopste auf und ab, während sie in die Hände klatschte. »Wie lustig. Ich kann’s kaum abwarten.«
Als Peter ihnen den Rücken zukehrte und voran schritt, offenbarte er den Freundinnen gleichzeitig einen Blick auf seinen wohlgeformten Hintern. Er trug einen String-Badeanzug, so dass seine Pobacken in aufreizender Weise offen lagen. Steffi kicherte albern. Kristina allerdings hatte Schwierigkeiten sich zu konzentrieren. Wie es sich wohl anfühlte, dieses wunderbare Hinterteil? War es hart und fest und die Haut samtig? In dem gebräunten Ton sah es jedenfalls so geschmeidig und ebenmäßig aus, dass Kristina am liebsten eine Hand ausgestreckt und hinein gekniffen hätte.
In ihrem Inneren pulsierte ein leidenschaftliches Verlangen, das nur von dem Zusammentreffen mit zwei weiteren Animateuren unterbrochen wurde. Sally und Lenny, ein Pärchen aus England. Die beiden jobbten nach eigener Aussage schon seit Jahren in diversen Ferienanlagen. Einer richtigen Arbeit nachzugehen, kam ihnen schlichtweg zu öde vor. Zum zweiten Mal bildeten sie in dieser Anlage ein Team mit Peter und sollten Kristina und Steffi quasi an die Hand nehmen. Sie trugen ebenfalls diese dämlichen Overalls. Sicher müffelten sie auch genauso nach Moder, sagte sich Kristina, und fand durch diesen Gedanken wenigstens ein klein wenig Ablenkung von Peters Knackpo.
Gemeinsam marschierten die Animateure in die hoteleigene Bar. Hier hielt sich Abend für Abend ein Großteil der Gäste auf, um sich unterhalten zu lassen oder sich einfach nur zu betrinken. Auf jeden Fall wollten sie Spaß haben und ihre Alltagssorgen vergessen, egal wie.
Peter machte Kristina und Steffi deutlich, dass sie zur Belustigung hier waren. Sie sollten einfach irgendwelchen Quatsch machen, die Leute zum Lachen bringen. Natürlich war Steffi sofort Feuer und Flamme. Sie hopste davon wie ein wild gewordenes Karnickel und landete beim erstbesten Herrn älteren Semesters direkt auf dem Schoß. Der gluckste fröhlich mit puterrotem Kopf. Die Dame neben ihm, offenbar seine Frau, schien hingegen weniger begeistert, verhielt sich jedoch ruhig.
Kristina betrachtete die Szene desinteressiert. Peter stand immer noch neben ihr, so dicht, dass ihre Haut am ganzen Körper kribbelte. Als er seinen Kopf neigte, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern, spürte sie seinen Atem auf ihrer Wange. Sie schloss die Augen für den Bruchteil einer Sekunde und stellte sich vor, dass er an ihrem Ohrläppchen knabberte. Ein wohliger Schauer lief über ihren Rücken.
»Na los, ich möchte sehen, wie du den Leuten so richtig einheizt«, wisperte er. Einen Moment hielt er inne und atmete weiterhin heiß und sinnlich gegen ihre Wange. Dann leckte er einmal über ihre Ohrmuschel. Es war wie ein Anreiz, ein Versprechen auf mehr. Kristinas Unterleib flammte auf. Sie wandte sich ihm zu und wollte seine Liebkosung erwidern, doch da war er längst in den Fängen einer anderen Frau. Einem Gast natürlich. Sie schlang einen Arm um Peters Hals, zog ihn an sich und knipste mit der freien Hand ein Selfie.
»Das kommt gleich auf Facebook«, hörte Kristina die Frau noch hysterisch kreischen, bevor sie sich selbst unter die Leute mischte.
Steffi hockte weiterhin auf dem Schoß des älteren Herrn und hatte offenkundig sehr viel Spaß dabei. Sie trank einen Schluck von seinem Bier, bevor sie es ihm an die Lippen setzte und ihn dazu animierte, es auf ex zu trinken. Steffi wippte auf und ab. Alle anderen am Tisch feuerten den Mann an, abgesehen von seiner Ehefrau. Die fasste sich mit einer Hand an die Brust und sah aus, als würde sie jeden Moment Schnappatmung bekommen.
Der Barraum wirkte plötzlich unnatürlich heiß. Kristina fächelte sich mit einer Hand Luft zu. Das Kostüm kratzte. Überhaupt fühlte sie sich unwohl und wusste nichts mit sich anzustellen.
»Den Leuten einheizen. Haha. ..«, nuschelte sie vor sich hin und schlenderte dabei ziellos durch den Raum. Eigentlich hatte sie sich eine engere Zusammenarbeit mit Peter erhofft. Sie wollte nicht bei anderen, wildfremden Männern auf dem Schoß hocken, so wie Steffi es tat.
War sie für den Job der Animateurin überhaupt geeignet?
Sie blieb vor einem vollbesetzten Tisch stehen und blickte sich um. Dass es sich bei der Gruppe, auf die sie direkt zugesteuert war, um eine Horde sturzbetrunkener junger Männer handelte, bemerkte sie zu spät. Schon hatte der erste von ihnen eine Hand auf ihrem Hintern.
»Ey, Puppe«, lallte er, »ich hätt’ dich auch so gern auf meinem Schoß. Komm kuscheln.« Breitbeinig und lässig zurück gelehnt hing er auf seinem Stuhl, mit der einen Hand zwickte er ihr in den Po, mit der anderen kraulte er sich die Eier.
Sein Verhalten widerte Kristina an und am liebsten hätte sie ihm eine gescheuert. Aber natürlich gab sie sich diese Blöße nicht. Schließlich war sie doch hier, um die Gäste zu belustigen. Oder besser gesagt: ihnen richtig einzuheizen.
»Also gut«, dachte sie sich, »soll Peter doch bekommen, was er will.«
Sie stieg mit den Knien voran auf die Oberschenkel des Typs, was ihm vermutlich Schmerzen bereitete, denn er verzog gequält das Gesicht. Seine Kumpels hingegen johlten lauthals, dass es jetzt losgehen würde.
Kristina grinste. Sie presste ihren Brustkorb gegen sein Gesicht und hielt dabei die Arme um ihn geschlungen. »Natürlich komme ich gerne zu dir kuscheln. Gefällt dir das?«
Er grunzte etwas Unverständliches in den Stoff ihres Overalls.
»Ja, genau, ich wusste doch, dass du voll darauf abfährst.« Kristina durchwühlte mit beiden Händen sein Haar. Ihr Gewicht verlagerte sie nach vorn, bis sie bemerkte, dass der Typ unter ihr zusammen krampfte. Nun gut, sagte sie sich, und ließ von ihm ab. Das sollte wohl genügen, um ihm klarzumachen, dass er sie nicht einfach begrabschen konnte, wie er wollte.
Zu ihrer Überraschung schien ihm das jedoch keineswegs etwas ausgemacht zu haben. Wie liebestrunken stierte er zu ihr auf. Sein Mund stand offen und die Zunge hing ihm ein wenig heraus. Hechelnd stieß er ein forderndes »Mehr!« hervor. Seine Kumpels klatschten Zugabe, was bei Kristina ein mulmiges Gefühl verursachte. Was hatte sie da gerade angestellt?
Sie verlagerte ihr Gewicht auf das rechte Bein und bemühte sich um eine selbstbewusste Haltung. Auf keinen Fall sollten die Gäste bemerken, dass sie in sich zusammen zu fallen drohte.
Ihr anhaltendes Nichtstun schien der Männergruppe jedoch auf die Nerven zu gehen. Immer lauter klatschten sie und schrien immer wieder die Worte »Mehr« und dann auch noch »Ausziehen«.
Kristina ließ den Blick durch den Barraum schweifen und wurde sich zu ihrem Leidwesen bewusst, dass sämtliche Aufmerksamkeit auf ihr ruhte. Endlich entdeckte sie Peter. Dieses Mal hatte er gleich zwei Frauen um den Hals baumeln, und die dritte nahte auch schon mit großen Schritten. Er nickte ihr auffordernd zu, ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen.
»Okay«, dachte sich Kristina, »wenn du es so haben willst.«
Sie wandte sich halb herum und war selbst ein wenig erstaunt, mit welcher Leichtigkeit sie es schaffte, auf den Tisch zu springen. Die Gläser auf der Platte klirrten und der Inhalt schwappte über. Das schien die Männer jedoch nicht zu stören. Einer von ihnen hatte einen Cowboyhut auf dem Kopf, den sich Kristina kurzerhand aneignete. Dann richtete sie sich auf, stemmte die Hände in die Hüften und sah hinab in die Runde.
Und jetzt? Sie fühlte sich hilflos und hatte alle Mühe, das Zittern in ihren Knien zu unterdrücken.
Die Männer feuerten sie an. Nun klatschten sie nicht mehr in die Hände, sondern trommelten wie wild auf die Tischkante ein. Der Großteil des Saals stimmte in die Jubelrufe ein. Kristina sucht wieder den Blickkontakt zu Peter und beobachtete, wie er sich lasziv über die Lippen leckte.
Die Musik wurde lauter. Den DJ hatte Kristina bislang gar nicht bemerkt. Nun streckte er die Arme hoch und zeigte ihr beide Daumen nach oben an. Im nächsten Moment erklangen die vertrauten Töne von »You can leave your hat on«. Von diesem Punkt an gab es kein Zurück mehr. Kristina musste Peter beweisen, was in ihr steckte. Sie wollte ihm zeigen, dass sie die Dinge nicht nur vortäuschte, sondern auch durchzog.
Im Rhythmus der Musik begann sie damit, ihre Hüfte zu bewegen. Nach links, nach rechts und einmal langsam im Kreis. Sie hielt inne, um die Reaktionen abzuwarten. Wie erhofft, rasteten die Gäste, vor allem