Mehr Lust auf Lustpunkte. Luzi Fer

Mehr Lust auf Lustpunkte - Luzi Fer


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An einem Freitag- oder Samstagabend undenkbar.

      Aus einem Impuls heraus nahm er den nächsten freien Parkplatz und stieg aus. Ein Hauch von Frühling, vermischt mit etwas Nieselregen, lag in der Luft.

      Er würde sich kurz die Füße vertreten und irgendwo in der Nähe einen Drink genehmigen, bevor er nach Hause fuhr. Morgen früh hatte er einen Termin, zu dem er nicht zu spät kommen wollte.

      Ein paar Häuser weiter lag eine kubanische Cocktail Bar & Lounge, in der er in vor ein paar Monaten schon einmal gewesen war. Wenn er sich recht erinnerte, wurde sie regelmäßig von diversen karibischen Schönheiten frequentiert, die einem Flirt nicht abgeneigt waren. Manchmal gab es dort auch Live Musik. Das sagte ihm mehr zu, als irgendwo alleine zu sitzen. Wozu die ganze Arbeit, wenn man abends nicht noch ein bisschen Spaß haben konnte?

      Doch an diesem Abend gab es weder eine Live-Band noch Gäste. Zumindest keine weiblichen. Nur ein paar Geschäftsleute saßen in einer Ecke und tranken mit stumpfen Blicken ihr Bier. Wahrscheinlich Tagungs- oder Messegäste, die nicht an der Hotelbar auf ihre Vorgesetzten treffen wollten.

      Wie sehr man sich doch heutzutage verstellte, überlegte Tom nicht zum ersten Mal. Lieber den Schein wahren als zu seinen Neigungen stehen.

      Er setzte sich an die Theke und bestellte beim Barkeeper einen Mojito. Eine gelangweilt aussehende Kellnerin mit kurzen, blondierten Haaren und langen, pinkfarbenen Fingernägeln stand daneben und rauchte ein Zigarillo, direkt unter dem Schild, dass das Rauchen in diesen Räumlichkeiten verboten sei.

      Irgendwie machte ihm das den Laden wieder sympathisch. Obwohl er normalerweise nicht rauchte, fragte Tom: »Habt ihr was zu rauchen da?«

      »Klar, jede Menge. Was willst du haben?«

      Verkauften sie hier etwa auch Drogen? »Vergiss es«, antwortete Tom schnell. Er hatte keine Lust auf Probleme. Selbst bei seinen speziellen sexuellen Neigungen stellte er sicher, sich immer im Rahmen der Legalität zu bewegen.

      »Wir haben ein paar gute kubanische Zigarren. Selbst geschmuggelt.« Der Barkeeper verschwand kurz, als ob er Toms Antwort nicht gehört hätte, und stellte kurz darauf eine etwa aktentaschengroße Holzkiste auf den Tresen. Darin lagen diverse Zigarillos und Zigarren, hübsch sortiert in kleinen Fächern.

      »Welche kannst du denn empfehlen?«

      Der Barkeeper nahm eine relativ dünne, mittellange Zigarre in die Hand und schnupperte daran, bevor er sie ihm reichte. »Für Anfänger ist diese hier ganz gut.«

      Tom wusste nicht, ob er irritiert oder verärgert sein sollte, weil der Barkeeper ihm angesehen hatte, dass er wenig Ahnung hatte. Er entschied, es als hilfreiche Geste zu interpretieren. »Dann nehme ich eine davon.«

      Die Kellnerin schnitt die Spitze ab und half ihm, die Zigarre zu entzünden. Dabei beugte sie sich so weit vor, dass er ihr in den ohnehin großzügigen Ausschnitt sehen konnte.

      Das hatte was, überlegte Tom. Zigarren, Rum, Musik, ein Hauch lasziver Erotik. Obwohl er sich mitten in einer deutschen Großstadt befand, kam tatsächlich so etwas wie Urlaubsfeeling auf. Eine kleine Oase im Alltag. Fehlten eigentlich nur noch der Strand und ein paar Frauen.

      Dann sah er sie. Eindeutig eine Latina, mit langen schwarzen Locken und einer Sanduhrfigur: volle Brüste, schlanke Taille, ausladende Hüften und Hintern. Sie trug ein figurbetontes knielanges Kleid in einem aufregenden Rot und wiegte sich selbstvergessen zum Rhythmus der Musik aus den Lautsprechern.

      »Eine Stammkundin?«, fragte Tom betont desinteressiert.

      »Könnte man so sagen.« Der Barkeeper grinste, ließ sich ansonsten aber kein weiteres Wort entlocken. Stattdessen lehnte er sich mit verschränkten Armen hinter dem Tresen zurück, als wolle er abwarten, was Tom als Nächstes zu tun gedenke.

      Der dachte gar nicht daran, den ersten Schritt zu tun, womöglich noch unter den neugierigen Blicken des Personals und der anderen Gäste. Er mochte Frauen, die wussten, was sie wollten.

      Nun, diese wusste es eindeutig. Tanzen.

      Er beobachtete sie. Ihre Bewegungen waren sinnlich, der Schwung ihres Beckens verheißungsvoll. Er war sich sicher, dass diese Frau eine Granate im Bett sein würde. In seinem Bett, und das hoffentlich, bevor der Abend vorbei war. Wobei er instinktiv spürte, dass sie sich nicht mit einer schnellen Nummer zufriedengeben würde. Aber eine rassige Klassefrau wie sie würde es wert sein, dafür morgen früh übermüdet beim Kunden zu erscheinen. Sein Schwanz zuckte voller Vorfreude.

      Nach zwanzig Minuten, wie ein Blick auf seine goldene Rolex zeigte, tanzte sie immer noch. Toms Geduld näherte sich langsam ihrem Ende, genauso wie sein Drink. Registrierte sie nicht, dass sie beobachtet wurde, oder wollte sie ihn bewusst reizen?

      Er nahm sein fast leeres Glas und ging zu ihr, trat hinter sie, bewegte sich mit ihr zum Rhythmus der Musik. Nicht ganz so geschmeidig wie sie, aber darum ging es nicht: Er wollte ihre Aufmerksamkeit.

      Es dauerte noch einige Minuten, bevor er sie bekam. Tom war kurz davor, aufzugeben, weil er sich allmählich nicht mehr sicher war, ob ihr Desinteresse tatsächlich nur vorgetäuscht war, als sie einen Arm um seinen Nacken legte und sich mit ihrer gesamten Rückseite an ihn presste, während sie sich weiter im Rhythmus der Musik bewegte. Ihr Hintern rieb mit jedem ihrer Hüftschwünge verheißungsvoll über seine Erektion.

      Sie wusste genau, was sie tat. Die perfekte Verführerin. Tom stöhnte unterdrückt und fragte sich gerade, wie er die Situation zu seinem Vorteil verändern könne, als sie sich umdrehte und ihn das erste Mal an diesem Abend ansah. Ihre Augen waren dunkel und verheißungsvoll, ihre dunkelrot geschminkten Lippen hatten einen sinnlichen Schwung.

      »Du kannst nicht tanzen.«

      Ihre Stimme klang rauchig und sexy. Ihre Worte jedoch ließen Tom zusammenzucken. Er wusste, dass er kein besonders guter Tänzer war, aber um auf Partys ein bisschen Spaß zu haben und Frauen anzubaggern, hatte es immer noch gereicht.

      Da er nicht wusste, was sie mit ihrer Aussage bezwecken wollte, entschied sich für ein »Dafür kann ich andere Sachen gut.«

      »Bestimmt.« Sie lächelte ihn verschmitzt an. Anhand der Lachfältchen um ihre Augen bekam Tom den Eindruck, dass sie einige Jahre älter sein musste als er.

      Auch gut. Er hatte nichts gegen reifere Frauen, die wussten meist eher, was sie wollten, als die jungen Häschen und waren im Bett weniger unsicher.

      »Darf ich dir einen Drink spendieren?«, griff Tom auf einen seiner Standard-Anmachsprüche zurück. Ein bisschen Gentleman, ein bisschen Großkotz, ein bisschen interessiert. Diese Mischung verfehlte selten ihre Wirkung, vor allem, wenn sie an einen verheißungsvollen Blick gekoppelt war.

      »Die Bar gehört meinem Halbbruder, ich genieße hier sowieso freie Drinks, so viele ich möchte.« Ihre Stimme klang ein kleines bisschen spöttisch.

      Etwa der Typ hinter der Bar? Tom warf einen schnellen Blick in Richtung Barkeeper, der hinter seinem Tresen feixte. Der hatte ihn schön auflaufen lassen.

      »Aber ich könnte dich auf einen Drink einladen«, bot sie überraschend an. »Geht aufs Haus.«

      Warum nicht. Nach seinem Faux Pas konnte der Abend eigentlich nur besser werden. Obwohl Tom die vertauschten Rollen nicht gefielen, nickte er. »Gerne.«

      Sie machte dem Barkeeper ein Zeichen, und er begann, ihre Getränke zuzubereiten.

      »Ich bin übrigens Luzi«, sagte die Frau, »und ich bin verheiratet.«

      Schade, dachte Tom instinktiv, aber immerhin waren die Fronten so klar, und er suchte sowieso nur eine Frau für ein paar Stunden. »Tom, Single«, stellte er sich vor.

      Inzwischen hatte sie ihn in eine ruhige Nische gelotst, in der zwei Sessel um ein niedriges Tischchen gruppiert waren. Kaum hatten sie Platz genommen, kam der Barkeeper und stellte ihnen ihre Getränke auf den Tisch: einen weiteren Mojito für Tom und einen Strawberry Daiquiri für Luzi.

      Tom trank einen Schluck und überlegte, wie er weiter vorgehen könnte, um sie in sein Bett zu bekommen.


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