Mehr Lust auf Lustpunkte. Luzi Fer

Mehr Lust auf Lustpunkte - Luzi Fer


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      Doch anstatt ihm zu danken, stemmte Luzi die Hände in die Hüften. »Kubanische Frauen haben ihren Stolz! Ich will deine Almosen nicht, und ich will auch nichts Schickes. Ich will es gemütlich. Und wenn ich eins im Überfluss habe, dann Freunde, die sich mit handwerklichen Tätigkeiten auskennen.«

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      Luzi hatte tatsächlich nicht zu viel versprochen. Zwei Wochen später hingen luftig-helle Vorhänge vor den frisch geputzten Fenstern, die Holzdielen waren geweißt, und den Boden zierte ein heller Laminatboden in Holzoptik. Ein weißes Regal, zwei weiße Rattansessel mit blauen Kissen samt passendem Rattantischchen sowie mehrere individuell aussehende Lampen waren dekorativ aber dennoch strategisch günstig über den Raum verteilt. Luzias alter Holztisch war aufbereitet worden, genauso wie eine Holzkommode. Die beiden ergonomisch geformten Arbeitsstühle hatte Tom während einer Büroauflösung günstig erworben.

      »Zwei?«, hatte Luzi mit hochgezogener Braue gefragt.

      Sie sah das Ganze weiterhin als Ein-Frau-Unternehmen, als ihr Baby. Das wollte Tom ihr auch nicht wegnehmen, schließlich hatte er seine eigene Firma, sondern nur ergänzen. »Als dein Geschäftspartner werde ich voraussichtlich auch ab und zu vorbeikommen, und wer weiß, vielleicht brauchst du ja bald eine Aushilfe, weil es dir alleine zu viel Arbeit ist?«

      Doch anstatt sich zu freuen, auch über die technische Ausstattung, die er ihr überlassen hatte, hatte Luzi gefragt: »Und wo sind unsere Kunden?«

      Er hatte ihr erklärt, dass es besser sei, erst einmal die Website ans Laufen zu bringen, damit sie bei der potentiellen Kundenakquise etwas hatten, auf das sie zurückgreifen konnten. Persönliche Treffen würden entweder in seinem Büro oder in Cafés oder an anderen neutralen Orten stattfinden müssen. Wenn er es geschickt anstellte, konnte er die ihm dadurch entstehenden Kosten sogar als Spesen im Rahmen seiner eigenen Tätigkeit absetzen.

      Luzi kannte natürlich auch jemanden, der ihr die Website umsonst einrichtete und sich dabei als Fußfetischist outete. Er wurde zu ihrem ersten Rekruten, den sie ganz stolz unter Toms Anleitung in ihre Datenbank eingab.

      »So, jetzt kannst du loslegen mit der Kundenakquise!«, sagte Luzi. »Da kannst du zeigen, ob deinen großen Worten auch Taten folgen!«

      Das wollte Tom natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Durch seine diversen sexuellen Ausschweifungen kannte er einige verschwiegene Clubs und diverse Gentlemen, die sich überraschend schnell überzeugen ließen, sich in LUZIFERS Kundenkartei aufnehmen zu lassen.

      »Wieso auch nicht? Kostet nichts, und durch die persönliche Beratung vermitteln sie mich an exakt die Frauen, die meine sexuellen Fantasien teilen. Einfacher komme ich nicht auf meine Kosten«, antwortete einer davon auf Toms explizite Nachfrage.

      »Ja, aber bei LUZIFERS stehen die Wünsche der Frauen im Vordergrund«, bremste Tom seinen Enthusiasmus.

      »Hab ich schon verstanden. Dass ich die Frau glücklich mache, ist doch ein schöner Bonus. Gut für beide und für mein Ego noch obendrein. Wer weiß, vielleicht lerne ich dadurch ja auch noch was Neues?«

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      Als Tom das nächste Mal Luzis Dachboden betrat, traute er seinen Augen kaum. In einem Erker stand eine Staffelei samt einem Tischchen mit Aquarellfarben, ein weiteres Regal quoll vor bunter Wolle über, auf einem der Rattansessel lag Strickzeug, und in einer Ecke hatte Luzi Nähsachen ausgebreitet. Auf ihrem Arbeitstisch stand jetzt eine Nähmaschine. Zwei Bücherregale und eine Musikanlage waren ebenfalls hinzugekommen.

      »Was ist denn hier los?«, fragte Tom entgeistert. Hatte Luzi ihre Idee etwa schon aufgegeben, jetzt, wo die Kundenakquise – sie hatten tatsächlich die ersten drei Interessentinnen gefunden – erste Früchte trug?

      »Mein Mann wunderte sich, was ich den ganzen Tag hier oben mache«, antwortete Luzi fast entschuldigend, »also habe ich meine Mal- und Handarbeitssachen rauf gebracht. Hier ist doch so viel Platz, hier stören sie niemanden. Und wenn ich mal Leerlauf habe, kann ich einfach eine Weile stricken.«

      Tom wollte schon aufbegehren, dass man in dieser Umgebung kein professionelles Unternehmen führen könne, als ihm auffiel, dass ein Hobbyraum die perfekte Tarnung für eine Sex-Agentur war. Wer würde hier schon ein Unternehmen vermuten?

      »Na, dann«, sagte er resigniert. »Aber eins musst du mir versprechen: das erste von LUZIFERS vermittelte Date ist meins. Ich muss schließlich testen, ob unser Konzept überhaupt funktioniert.«

      2.Ana: Auf der Suche nach Mr. Grey

      Vorspiel

      »Ich habe gerade eine neue Kundenanfrage hereinbekommen. Sie sagt, ihr Name sei Anastasia S. und sie sei Studentin.«

      Grinsend nahm Tom das Blatt entgegen, das Luzi ihm hinhielt. Die rassige Kubanerin lebte schon seit vielen Jahren in Deutschland und war selbst glücklich verheiratet. Dies hielt sie jedoch nicht davon ab, andere Leute sexuell verkuppeln zu wollen.

      Diesmal also eine Anastasia S. »Lass mich raten, Luzi, sie sucht ihren Mister Grey? Den Job übernehme ich doch gerne.«

      Luzi entriss ihm das Blatt wieder. »Das könnte dir so passen! Wozu haben wir eine Datenbank voll williger Männer, die es gar nicht abwarten können, von uns ausgewählt zu werden?«

      Tom streckte die Hand aus, um das Blatt zurückzufordern. »Wozu bin ich dein Geschäftspartner, wenn ich nicht auch ab und zu in den Genuss komme, mitzumachen?«

      Luzi wusste genau, dass Tom eine dominante Ader hatte. Sein Job als Managementberater ließ ihm viel Freiraum, den er gerne für diverse Eroberungen nutzte. LUZIFERS kam ihm dabei sehr gelegen, obwohl er seine Teilhaberschaft an der Agentur, die offiziell gar nicht existierte, immer als Hobby abtat.

      Entsprechend war ihr von vorneherein klar gewesen, dass er sich diesen speziellen Auftrag nicht ohne Weiteres entgehen lassen würde. »Hier ist ihr Foto und die Kontaktdaten. Vermassel es nicht.«

      »Als ob ich schon jemals einen Auftrag vermasselt hätte«, entgegnete er, ehrlich getroffen.

      »Irgendwann ist immer ein erstes Mal.« Luzi konnte selbst nicht erklären, woher ihr plötzlicher Anfall von mütterlichem Beschützerinstinkt für diese Anastasia S. kam. Die Frauen, die sich bei LUZIFERS meldeten, wussten, worauf sie sich einließen. Obwohl die Agentur kein Geld für ihre Dienste nahm, legten sie sehr viel Wert darauf, ihre Kunden in jeglicher Weise zufriedenzustellen. Dies beinhaltete auch, dass man seine geheimen Vorlieben sehr genau und ehrlich angab, damit der perfekte sexuelle Partner gefunden werden konnte, der genau diese Wünsche erfüllte.

      »Luzi, mach dir keine Sorgen. Ich Christian, sie Anastasia, wir geilen Sex.«

      Doch Luzi war keinesfalls überzeugt. »Lies das Buch lieber vorher noch mal!«, empfahl sie Tom. »Ich kümmere mich derweil um einen Termin.«

      Höhepunkt

      Ana atmete tief durch, bevor sie den Aufzug betrat und auf den Knopf zum genannten Stockwerk drückte. Ein Hochhaus, in dem stunden- oder tageweise Büros angemietet werden konnten.

      Sie hieß tatsächlich Anastasia, dank eines Faibles ihrer Mutter für russische Geschichten. Seit sie denken konnte, hatte man sie aber immer nur Ana genannt. Insofern war es erschreckend gewesen, dass die Hauptperson in einem Bestseller den gleichen Namen trug wie sie selbst. Ein Bestseller, den sie wieder und wieder gelesen hatte, weil die Geschichte der Literaturstudentin, die dem reichen Geschäftsmann verfiel, sie so fasziniert hatte.

      Der Wunsch, so etwas selbst zu erleben, war über Monate hinweg gewachsen. Ihr Studienfach Betriebswirtschaft hatte sie bewusst gewählt in der Hoffnung, dadurch junge, gutaussehende, erfolgreiche Männer kennenzulernen. Doch obwohl sie mehrere Praktika absolvierte, hatte sie bisher überwiegend ältere, verheiratete, uninteressante Männer getroffen.


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