Mehr Lust auf Lustpunkte. Luzi Fer
Tom, was führt dich heute hierher?«
Sollte er die Wahrheit sagen, oder Flirten? »Schöne Frauen«, entschied er sich für den Mittelweg. Ihre Frage zurückzuspielen, erschien ihm unpassend, wenn die Bar ihrem Halbbruder gehörte.
»Du magst Frauen?«
»Welcher Mann nicht?«, spielte er ihren Ball zurück. Erst, nachdem er die Worte ausgesprochen hatte, fiel ihm auf, wie klischeehaft sie waren.
Sie warf ihm einen Blick unter dichten dunklen Wimpern zu, der Toms Herzschlag beschleunigte. »Du würdest dich wundern.«
Tom schwieg leicht irritiert und ließ seinen Blick suchend durch den Raum schweifen. Was genau er suchte, wusste er selber nicht.
»Ich wette, du magst Sex.« Die Frau sah ihn an und leckte sich dabei lasziv über die geschminkten Lippen.
Unwillkürlich stellte Tom sich vor, wie sie seinen harten Schwanz bis zum Anschlag in ihren Mund nahm und ihr dunkelroter Lippenstift dabei Spuren auf seiner Haut hinterließ, während sie ihn blies. Der Gedanke erregte ihn noch mehr. Er konnte nur nicken.
Sie nickte zufrieden, als hätte sie nichts anderes erwartet. »Ich liebe Sex«, sagte sie unverblümt. »Ich finde, jeder sollte genau den Sex haben, den er sich wünscht.«
Wer konnte so einem Argument widersprechen? Tom nickte erneut. Die Sache war so was von klar: Diese Frau baggerte ihn an. Sie wollte ihn. Sie wollte wilden, verruchten Sex mit ihm. Sollte er gleich auf ihr Angebot eingehen, oder sollte er ihr Spielchen noch ein bisschen länger mitspielen, wenn das für sie zum Vorspiel dazugehörte?
Er entschied sich für Letzteres. Mal sehen, was sie so draufhatte. Momentan spielte sie die Rolle der Verführerin perfekt.
»Deshalb suche ich Männer wie dich.« Sie sah ihm tief in die Augen.
Toms Hirn registrierte zwar den Plural, aber das war ihm in diesem Moment egal. Eine rassige Klassefrau, die heißen Sex mit ihm haben wollte und dies auch noch von sich aus so offen aussprach, fiel einem auch als gutaussehendem, erfolgreichen Mann nicht jeden Tag vor die Füße.
»Mein Mann ist Vertriebsleiter bei einem großen Pharmakonzern. Er ist viel unterwegs.«
Es gefiel ihm, dass eine Frau so offen zugab, sexuellen Notstand zu empfinden. Offensichtlich lud sie ihn gerade zu sich nach Hause ein. Das ersparte ihm, sie mitten in der Nacht aus seinem Bett zu werfen. Nicht wenige der jungen Frauen, die er zu sich nach Hause mitgenommen hatte, waren an diesem Punkt in Tränen ausgebrochen und hatten ihn dramatisch angefleht, bleiben zu dürfen. Wahrscheinlich nur, weil er ihnen gerade den besten Sex ihres Lebens beschert hatte und sie beim Anblick seiner Wohnung Dollarzeichen in den Augen bekamen. Aber nicht mit ihm. Er war jedes Mal hart geblieben und hatte ihnen ein Taxi gerufen. So waren seine Regeln. »Das heißt, wir könnten zu dir?«
»Ich könnte von Zuhause aus arbeiten.«
Irgendwo im Laufe der Konversation hatte Tom sie verloren. Vielleicht war er auch abgelenkt gewesen vom Anblick ihrer Brüste, die sich unter dem roten Stoff mit jedem Atemzug hoben und senkten. »Was meinst du damit?«
»Ich meine, wäre es nicht toll, wenn jede Frau genau den Sex haben könnte, den sie sich wünscht, in dem Vertrauen, dass der Mann sich genau dasselbe wünscht? Würde das die Welt nicht ein Stück weit besser machen, wenn alle glücklich und zufrieden wären?«
»Zweifellos«, stimmte Tom zu und schnupperte unauffällig an seinem Drink, ob dort noch irgendwelche anderen Zutaten drin sein könnten. Vielleicht Drogen oder K. O.-Tropfen? Für beides fühlte er sich noch zu fit. Falls Luzis Familie vorhatte, ihn auszurauben, gingen sie gerade nicht sehr geschickt vor – oder nach einer komplett neuen Methode, von der er noch nichts gehört hatte.
»Ich würde dich gerne als meinen ersten Mann rekrutieren.«
»Moment mal«, sagte Tom, dessen Blut langsam wieder von seinem Schwanz zu seinem Hirn floss. »Da habe ich auch noch ein Wörtchen mitzureden.«
»Louis wäre auch dabei.« Sie zeigte auf den Barkeeper.
Ein flotter Dreier mit ihm und ihrem Halbbruder? Das wäre Inzest. Er hatte nichts gegen Dreier, Vierer oder auch Gruppensex, solange alles legal war. Inzest hingegen war eine Grenze, die er – wenn auch nur als Mitwisser – nicht überschreiten würde. »Kein Interesse.«
»Du hast doch noch gar nicht alles gehört.« Sie sah ihn fast flehentlich an. »Du könntest so viel Sex haben, wie du willst. Solange du dich nach den Wünschen der Frauen richtest.«
»Ich habe mehr als genug Frauen, die mich sexuell in jeglicher Hinsicht befriedigen.« Das war zwar, zumindest was Qualität anstatt Quantität anging, eher Wunschdenken als Realität, aber in seinen Phantasien lebte Tom genau diesen Traum aus. Mit jeder Frau vögeln können, die ihm gefiel. Das Paradies für jeden Mann.
»Zumindest ab und zu?«
Diese Frau, so attraktiv sie auch war, hatte irgendeine Schraube locker. Tom trank den Rest seines Drinks in einem Schluck aus. Dann gab es heute Nacht eben keinen Sex, sondern Handarbeit. Vielleicht könnte er Luzi als Wichsvorlage verwenden. Schade, dass sie ihm zu verrückt war. Sex mit durchgeknallten Frauen konnte sehr intensiv sein, aber auf die Konsequenzen konnte er verzichten. Nicht wenige seiner One-Night-Stands hatten versucht, ihn zu stalken, um wieder in sein Leben gelassen zu werden. Auf solches Drama konnte er gut verzichten.
»Nein, warte.« Lange, schlanke Finger mit dunkelrot lackierten Nägeln legten sich überraschend fest um seinen Arm und zwangen ihn, sitzenzubleiben, wollte er kein Aufsehen erregen. »Ich habe mich ungeschickt ausgedrückt. Bitte lass mich noch einmal von vorne anfangen.«
Tom zögerte, gab dann aber doch nach. »Mach’s kurz, ich muss morgen früh arbeiten.« Das sollte ihr deutlich zeigen, dass er kein sexuelles Interesse an ihr hatte. Selbst, wenn sein verräterischer Schwanz dies ganz anders sah.
»Also, ich habe folgende Idee: Warum gründe ich nicht eine Agentur, die Frauen mit speziellen sexuellen Fantasien an Männer vermittelt, deren Wunsch es ist, einer Frau genau diese Fantasie zu erfüllen?«
»Das gibt es bereits«, antwortete Tom, ohne zu zögern. »Nennt sich Begleitagentur.«
Doch die Frau schüttelte den Kopf. »Nein, das ist etwas anderes. Da geht es um eine Dienstleistung gegen Geld. Die Angestellten machen es nicht, weil es ihnen Befriedigung verschafft, sondern für die ist es ein Job. Ich meine eine andere Ebene. Es geht um die Befriedigung spezifischer sexueller Bedürfnisse auf beiden Seiten.«
»Auch das gibt es bereits. Schau dir die ganzen Dating-Portale im Internet an.«
»Nein, auch das ist etwas anderes. Portale im Internet sind anonym. Klar, du kannst nach Matches schauen, aber es gibt niemanden, der dich persönlich berät. Der sagt, wenn deine Fantasie X ist, dann ist Y genau der richtige Mann für dich, vielleicht auch Z. Aber nicht A bis W. Die Zeit, deren Profile anzusehen, kannst du dir sparen, entscheide dich zwischen den beiden, wer dir besser gefällt, beide sind mir persönlich bekannt und ich kann sie uneingeschränkt empfehlen. Für Frauen ist ein persönlicher Ansprechpartner bei solchen Entscheidungen immens wichtig. Trotzdem soll alles absolut diskret ablaufen.«
Allmählich verstand Tom, in welche Richtung Luzis Gedanken gingen. »Du willst eine Art persönliche Begleitagentur einrichten, die die Wünsche der Frauen in den Mittelpunkt stellt?«
»Ganz besondere Wünsche. Sexuelle Fantasien, die sie sonst nie wagen würden, auszuleben.«
»Und du willst mich als einen der Männer in deiner Kartei?«, schlussfolgerte Tom.
»Du bist jung, siehst gut aus und stehst auf Sex. Ich müsste natürlich alles über deine besonderen sexuellen Vorlieben wissen, und du müsstest einen Gesundheitstest machen, aber … Ja.«
Tom lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, so dass die Frau ihn loslassen musste. »Was wäre für mich drin?«
Luzi sah ihn mit großen Augen an. »Ich verstehe nicht? Sex, natürlich.«
»Sex