Mehr Lust auf Lustpunkte. Luzi Fer

Mehr Lust auf Lustpunkte - Luzi Fer


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gar nicht nachgedacht. Mir ging es bei meiner Geschäftsidee nicht darum, Geld zu verdienen.«

      »Wieso nicht?«, fragte Tom, ganz Managementberater. »Wenn man ins Risiko geht, sollte man sich das auch entlohnen lassen.«

      Luzi warf ihm einen ungeduldigen Blick zu. »Hast du mir nicht zugehört? Mir geht es darum, Frauen ihre geheimsten sexuellen Wünsche zu erfüllen. Das ist mir ein Grundbedürfnis. Geld spielt dabei für mich keine Rolle. Meine potentiellen Kundinnen könnte es jedoch davon abhalten, sich ihren Traum zu erfüllen.«

      »Ja, aber so funktioniert das Geschäftsleben nicht, Luzi.«

      »Wieso nicht? Es ist ein Tausch. Fantasie gegen Fantasieerfüllung, auf beiden Seiten. Ich will dafür kein Geld. Ich möchte einfach nur die Welt ein Stückchen besser machen, verstehst du?«

      »Dein Altruismus in Ehren, aber um ein Business zu führen, reicht er nicht. Ganz ohne Geld geht es nicht. Man sagt nicht umsonst ›Was nichts kostet, ist nichts wert‹.«

      »So, du meinst also, weil eine Frau nicht wohlhabend ist, verdient sie es nicht, guten Sex zu haben?« Luzi funkelte ihn aus ihren dunklen Augen kampfbereit an. »Das ist diskriminierend.«

      »So habe ich es doch nicht gemeint«, ruderte Tom zurück.

      Doch Luzi kam gerade erst in Fahrt. »Was ist beispielsweise mit Studentinnen? Hausfrauen ohne eigenes Einkommen? Selbständige Singles, die jeden Penny in den Aufbau ihrer Firma stecken?«

      »Dann mach es wenigstens auf Spendenbasis.«

      Sie sah ihn an und klatschte dann in die Hände. »Das ist eine tolle Idee! Ich habe sogar schon einen Namen: LUZIFERS. Der Teufel, der dich in Versuchung führt, und gleichzeitig die Abkürzung von Lucia Fernandez. Also, von Luzi. Das bin ich. Bitte, bitte sag, dass du mein erster männlicher Rekrut wirst.«

      »Nein«, antwortete Tom bestimmt. »Luzi, du bist einfach hoffnungslos darin, Männer zu rekrutieren. Ich bin Managementberater, ich weiß, wovon ich rede. Du kannst die Idee einfach nicht gut verkaufen. Vergiss es.«

      Ihre Lippen zitterten, als sei sie enttäuscht. »Als du reinkamst, war ich mir so sicher, dass du ›Ja‹ sagen würdest.«

      Sie hatte ihn bereits beobachtet, als er hereingekommen war? Zu dem Zeitpunkt hatte er sie noch gar nicht wahrgenommen. Vielleicht steckte in der Frau doch mehr Potential, als er vermutete.

      Tom traf nie unüberlegte Geschäftsentscheidungen.

      Aber einmal musste ja das erste Mal sein.

      »Du hast recht, du brauchst mich«, stellte er klar, »aber nicht so, wie du denkst. Du brauchst einen Geschäftspartner.«

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      »Das ist es.« Luzi lehnte sich gegen die Wand und gab Tom damit den Blick in das ausgebaute Dachgeschoss frei. »Was meinst du?«

      Das Einfamilienhaus aus den siebziger Jahren hatte ein Spitzdach mit diversen Giebeln und Holzvertäfelung. Schon von außen hatte Tom das Gefühl gehabt, dass hier eine Renovierung notwendig werden könnte, und sein Gefühl hatte ihn nicht getrogen. »Es ist schrecklich. Altbacken. Hier kannst du keine Kunden empfangen. Du brauchst jung, frech und modern, mit einem Hauch geschmackvoller Erotik.«

      »Ich will hier doch keine Kunden empfangen!« Luzi sah ehrlich schockiert aus. »Mein Mann würde das nie gutheißen.«

      »Er weiß nicht, dass du vorhast, eine Erotik-Agentur zu betreiben?« Tom glaubte, sich verhört zu haben.

      Luzi schüttelte energisch den Kopf. »Nein, ich habe es ihm nicht gesagt, weil ich ihn damit nicht belasten möchte. Es ist nicht so, dass er etwas dagegen hätte; er ist einfach nur sehr beschäftigt. Die Zeit, die er bei uns ist, möchte ich nicht mit geschäftlichen Diskussionen verbringen, sondern mit Lachen, Essen, Freunde treffen, Vögeln.«

      Hätte sie das letzte Wort nicht erwähnt, Tom hätte ihren Mann für einen totalen Spießer gehalten. »So etwas vor seinem Ehepartner zu verheimlichen, ist aber nicht loyal.«

      »Es genügt, wenn mein Geschäftspartner eingeweiht ist.«

      Jetzt kamen sie zum Kern der Sache. »Noch habe ich nicht endgültig zugesagt«, entgegnete Tom. Er hatte sich erst einmal Luzis Büro ansehen wollen, das sie ihm als ›groß und hell‹ beschrieben hatte.

      Groß stimmte, mal davon abgesehen, dass er in der Hälfte des Raumes nicht stehen konnte, weil irgendeine Dachschräge im Weg war. Ein großes Fenster, das beinahe die gesamte Schmalseite einnahm, ließ tatsächlich viel Licht herein, das aber nicht in jeden Winkel des Raumes kam. Dazu schluckten die verdammten Erker und vor allem die unmoderne Holzvertäfelung viel zu viel Licht.

      »Dieser Raum ist nicht repräsentativ«, begann Tom in seinem Beratertonfall. Luzi mochte älter sein als er – er wusste inzwischen, dass die zwei Töchter im Teenageralter hatte, die sie sich aber geweigert hatte, ihm vorzustellen – aber was Geschäftliches anging, war sie quasi noch ein Baby. »Selbst, wenn du hier keine Kunden empfangen möchtest, sollte er hell und freundlich sein. Viel weiß, ein paar Bilder an den Wänden, Lampen und natürlich ein vernünftiger Arbeitsplatz mit der neuesten Technik.«

      »Und wo soll das Geld dafür herkommen?«

      Die Frage war berechtigt. Tom entnahm ihr, dass Luzi selbst kein Geld dafür hatte. Er fragte sich nicht zum ersten Mal, wie sie es überhaupt geschafft hatte, auf so eine Geschäftsidee zu kommen. Denn die zugrunde liegende Idee war tatsächlich gut. Nur an die Umsetzung ging Luzi mit bemerkenswerter Naivität heran. Einfach fremde Männer in Bars ansprechen, um sie zu rekrutieren? Außer einem Laptop nichts an Geschäftsausstattung? Keine Geschäftsadresse, kein Geld, kein Konto, nichts?

      Nachdem Tom seine Gedanken artikuliert hatte, zuckte Luzi nur mit den Schultern. »Ich habe geheiratet und zwei Töchter großgezogen, davon hatte ich auch keine Ahnung und es hat trotzdem irgendwie geklappt. So sind wir Kubaner. Wir sind gewohnt, aus Nichts etwas zu machen, das irgendwie funktioniert.«

      Ihre Naivität hatte etwas Berührendes. Außerdem hatte Tom inzwischen gemerkt, dass Luzi mit Leib und Seele hinter der Idee stand – wenn sie etwas wollte, brannte sie dafür. Er hatte nie gedacht, ein Helfersyndrom zu haben, dafür hatte Geld ihm immer zu viel bedeutet. Aber angesichts der Frau vor ihm wurde Tom weich.

      »Wenn du die Agentur offiziell als Gewerbe anmeldest, erfährt dein Mann früher oder später davon. Du wirst Steuern zahlen müssen, selbst, wenn du kein Geld verlangst. Du brauchst einen Steuerberater, eine professionelle Website, eine Datenbanksoftware, eine offizielle Geschäftsadresse und alles Mögliche andere«, zählte er auf.

      Luzi schmollte. »In Kuba haben wir einfach gemacht«, argumentierte sie.

      »Wir sind hier aber nicht in Kuba, sondern in Deutschland«, nutzte Tom das Totschlagargument.

      Luzi schmollte weiter. »Dann lass dir eine Lösung einfallen, dazu bist du schließlich Berater.«

      Wenn alles so einfach gestrickt wäre wie Luzis Weltbild, hätte er jetzt keine Probleme. Tom überlegte, welche legalen Möglichkeiten es für ihre Firmenidee gäbe. Wenn sie die Website als reine Informationsplattform tarnten, über die keine Geschäfte zustande kämen, hätten sie vielleicht eine Chance. Er besaß noch ein paar derzeit inaktive Scheinfirmen, von denen er eine für diesen Zweck nutzen konnte. Geld durfte natürlich keins fließen, aber wenn sie entgeltlos oder auf Spendenbasis – ausschließlich in Cash – tätig würden, könnte man auch dieses Problem umgehen.

      Geld brauchten sie trotzdem. Für die Renovierung des Dachbodens, für eine vernünftige Einrichtung, für technische Geräte. Ein Kredit kam natürlich aus Anonymitätsgründen nicht in Frage, Crowdfunding genauso wenig, und dass bei Luzi nichts zu holen war, konnte er sich denken.

      Ob Luzi ihn deshalb angesprochen hatte, weil sie vermutete, dass er Geld hatte? Aber da hatte sie ja noch nicht wissen können, dass er nicht als zu vermittelnder Mann, sondern als Geschäftspartner bei ihr einsteigen würde.

      »Okay,


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